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Will mich verlieben, aber kann nicht

L
Hallo zusammen

Wusste leider nicht in welche Kategorie ich mein Anliegen einordnen soll.

Aus Verzweiflung, wie vielleicht viele von euch, melde ich mich auch hier an euch.

Ich habe vor etwa 2 Jahren einen Mann kennengelernt, er ist heute 28 Jahre alt und damit 2 Jahre älter wie ich. Ein Mann, der mich und meine Welt auf den Kopf gestellt hat - im Positiven!
Beim Kennenlernen merkte ich bereits, dass es sich um einen besonderen Menschen handelt. Er ist intelligent, charmant, gutmütig, gebildet, sportlich und er sieht auch verdammt gut aus - praktisch ein 6er im Lotto - so fühlte es sich für mich an. Ich war hin und weg von ihm. Er kam frisch aus einer langjährigen Beziehung, hatte auch schon einige Beziehung. Ich hingegen war seit langem Single, hatte eine Beziehung, die ich im Nachhinein nicht einmal Beziehung nennen sollte und wünschte mir eigentlich nichts sehnlicher als eine Beziehung, aber es war nicht so, dass ich verzweifelt war.
Nun gut, wir küssten uns beim ersten Date. Er ging danach nach Hause und ich hätte ihn am liebsten bei mir behalten - ich war hin und weg. In den ersten Wochen sahen wir uns trotz der räumlichen Distanz einige Male, und wenn das nicht klappte, dann schrieben oder telefonierten wir stundenlang. Erst etwa nach dem fünften Treffen gab es den ersten S. .Danach wollte ich normalerweise von ihm wissen in welche Richtung das gehen soll mit uns. Er sagte mir, dass es etwas früh sei, aber dass es nach etwas Ernstem aussieht. Ich bestätigte ihn - und ab diesem Moment kroch unterbewusst die Panik in mich.
Ich informierte mich über ein Masterstudium im Ausland, suchte das kleinste Haar in der Suppe, sagte kurzfristig Treffen ab ohne einen Grund dafür zu haben. Die Angst trieb mich dazu. Am liebsten wäre ich davongelaufen, obwohl ich so einen Kerl kennenlernte?! Es kam zur Aussprache. Ich erzählte ihm von meinem Plan im Ausland zu studieren, sagte ihm, dass es kein guter Zeitpunkt zum verlieben sei und und und. Er blieb hartnäckig, was dazu führte, dass ich in Tränen aufgelöst ihm meine Gefühle und die Angst beichtete. Er verstand die Welt nicht mehr, kann ich aber auch gut verstehen, denn ich verstand es genauso wenig. Wir einigten uns darauf es weiterhin gemütlich und ohne Druck weiterlaufen zulassen.

Wenn wir uns jeweils sahen, war die Welt perfekt für einen Moment, jedoch war die Stimmung, wenn wir schrieben zunehmen schlechter - ich merkte, dass er die Geduld verlor - ich wollte ihn jedoch nicht verlieren, obwohl ich ihn oft von mir paradoxerweise weggestossen habe. Unterdessen wussten auch meine Freunde von ihm und freuten sich, dass ich endlich jemanden habe, aber ihre Fragen führten nur noch mehr dazu, dass ich mich unter Druck gesetzt fühlte. Der Kontakt wurde spärlicher, er zog sich allmählich zurück - bis seine Mutter an Krebs verstarb. Ich versuchte in dieser schweren Zeit für ihn da zu sein - wir hatten plötzlich wieder viel zusammen unternommen und kamen uns in den nächsten Wochen und Monaten emotional sehr nahe. Danach kam mein zweimonatiger Urlaub. Einerseits hätte ich ihn am liebsten mitgenommen oder den Urlaub gestrichen und mit ihm zusammen zu Hause geblieben, aber das war alles nicht möglich. In den ersten Wochen fühlte ich mich so emotional abhängig von ihm, wir hatten auch entsprechend viel telefonischen Kontakt, aber ich kam wieder in eine Gedankenspirale, aus der ich mich nicht befreien konnte. Es wurde mir zu viel und ich beschloss, dass ich ihm nach meinem Urlaub mitteilen sollte, dass wir es sein lassen und unsere Wege gehen solten. Trotz all dem freute ich mich wie ein kleines Kind ihn wieder zu sehen. Schliesslich kam es zu dem besagten Schlussstrich meinerseits.

Das Gespräch war schrecklich, er sagte nicht allzu viel, mir schien als würde es ihm den Boden unter den Füssen wegziehen. Ich weinte, heulte, teilte ihm meine Gefühle mit und sagte ihm, dass ich mich nicht velieben kann. Er fragte mich gehässig, ob ich denn je im Leben verliebt gewesen sei. War ich nicht - ich weiss nicht wie sich das anfühlt - oder vielleicht war ich es doch und wil es nicht wahrhaben. Am Schluss sagte er mir, dass er mir das Beste wünscht und meinte, ich soll doch eine Therapie in Anbetracht ziehen.

Die nächsten Wochen waren ein ständiger Kampf mit mir selber. Ich vermisste ihn, wie noch nie jemanden, kriegte ihn nicht aus meinem Kopf, aber er war seit dem Kennenlernen omnipräsent in meinen Gedanken. Täglich führte ich Diskussionen mit mir selbst, es kann doch nicht sein, dass ich so einen wunderbaren Menschen so verletze. Schliesslich fühlte ich mich noch nie bei einem Mann so wohl, er tat mir so gut, der beste S., denn ich je hatte, ich konnte ich selbst sein, wenn wir uns sahen, schien die Welt still zu stehen, ich vergass all meine Sorgen und Ängste, den Alltag, meine chaotische Familie, einfach alles. Seine Berührungen, seine Umarmungen setzten etwas frei, das ich no nie so verpürte und ich nicht einordnen konnte, aber danach fühlte es sich wie ein schwerer Stein im Magen an. Ich verstehe es bis heute nicht.
Danach schlich sich der Alltag ein, aber sein Geist verfolgte mich - auch wenn ich dagegen ankämpfte. Ich erwischte mich so oft selbst dabei, wie ich seine Bilder anschaute, seinen letzten Login bei WhatsApp kontrollierte - völlig gestört, ich weiss. Wenn er online war, hoffte ich so fest, dass er sich meldet. Meine Freunde hatten auch kein Verständnis für mich - schliesslich ermunterten sie mich oft genug, es mit ihm zu versuchen, wollten ihn kennenlernen, aber ich wehrte mich dagegen, hatte imme Ausreden bereit - wie bspw. das Studium im Ausland. Ich habe es nicht angetreten, weil ich ihn dadurch verloren hätte, aber das habe ich ihm nie so gesagt.

Ich merkte, dass es so nicht weiter ging und folgte seinem Rat und begann mit einer Therapie. Meine Eltern liessen sich scheiden, als ich noch sehr jung war - laut meiner Therapeutin ist das vermutlich der Ursprung meiner Ängste. Es wird ein langer Prozess sein dies alles aufzuarbeiten, aber ich will es unbedingt- auch seinetwegen.
Es vergingen Wochen, bis der erste Todestag seiner Mutter kam. Ich wusste, dass ich mich nicht melden sollte, meine Freunde sagten, dass ich ihm das nicht antun kann, aber ich wollte nicht, dass er mich hasst und sich denkt, dass er mir egal sei, also schrieb ich ihm leicht angetrunken an dem besagten Tag noch. Er bedankte sich einen Tag darauf - das wars.

3 Wochen später meldete er sich bei mir, fragte mich wieso ich mich bei ihm meldete, obwohl er mich darum bat es nicht zu tun. Ob es mir Spass machen würde, in seinen Wunden rumzufingern. Seine Worte brachten mich so in Rage, so dass ich ihm mitteilte, wie es mir in den vergangen 6 Monaten Kontaktsperre ohne ihn erging, wie oft ich ihn am liebsten umarmt hätte, seinen Körper gespürt hätte. Tagelang kam keine Reaktion von ihm, woraufhin ich ihn fragte, ob er keine Meinung dazu hätte. Er wüsste nicht, was er noch dazu sagen sollte - ich konnte es so verstehen - ich verstand es schliesslich selbst nicht. nach kurzem Geschreibsel einigten wir uns darauf uns zu treffen - nur ein klärendes Gespräch.

Einen Monat später haben wir uns in seiner Stadt getroffen. Das Stimmung seinerseits war eisig, ich versuchte zwar an ihn ranzukommen, berührte ihn bewusst /unbewusst immer wieder, aber er blockte ab. Wir redeten über vieles, aber so wirklich wichen wir beiden dem eigentlichen Thema aus. Schliesslich fuhr bald mein letzter Zug und ich sagte ihm, dass ich nun gehen sollte. Beim Abschied umarmte er mich fest und all die Gefühle ihm gegenüber schossen durch meine Adern. er flüsterte mir zu, dass er es so gerne verstehen würde. Ich verlor die Beherrschung und küsste ihn, er erwiderte den Kuss. Wir küssten uns eine gefühlte Ewigkeit, bis ich die Kontrolle über meine Emotionen verlor und heulte wie ein Schlosshund. Ich fragte ihn, ob ich bei ihm auf der Couch übernachten dürfte, da ich ich ohnehin den Zug verpasst habe. Er liess es zu. Bei ihm konnte ich mit dem weinen nicht aufhören, erzählte ihm was in mir vorging, dass ich ich den Konakt zu seinem Wohl abgebrochen habe, so dass wenigstens er irgendwann glücklich sein kann, ich konnte es ja nicht. Dass es die schwerste Entscheidung in meinem Leben war ihn gehen zu lassen. Dass ich mit der Therapie seinetwegen begann. Wie sehr er mir gut tut, wie sehr ich eigentlich eine Beziehung mit ihm möchte, aber dieser Klotz im Bauch es mir verunmöglicht. Seitdem bin ich wieder absolut verwirrt und er wird vermutlich nicht minder verwirrt sein.
Das Ganze ist nun eine Woche her und ich weiss absolut nicht, was ich tun soll.

27.02.2020 15:35 • x 1 #1


Heffalump
Therapie fortsetzen

27.02.2020 15:44 • x 1 #2


A


Will mich verlieben, aber kann nicht

x 3


Raida
Zitat von T4U:
Therapie fortsetzen


Ich schliesse mich an.

Es braucht viel Geduld.

Du wolltest ihn loslassen, damit er glücklich werden kann.

Warum gelingt es dir nicht?

27.02.2020 16:17 • #3


L
Mir ist klar, dass ich einen Knacks habe und die Therapie mich langfristig weiterbringen wird. Alles andere als eine Fortsetzung der Therapie steht nicht zur Debatte.

Weshalb ich nicht loslassen kann?

Ich verstehe es selbst nicht. Mein Leben war geprägt von Verlusten, daher bin ich es mir grundsätzlich gewohnt, aber bei ihm ist anders.

Kann es sein, dass ich mich selbst anlüge, was meine Gefühle ihm gegenüber betrifft?

27.02.2020 20:17 • #4


E
Zitat von lovetolove:
Weshalb ich nicht loslassen kann?

Weil Du ein abhängiger Mensch zu sein scheinst.
Damit wage ich mich mal einen Schritt Richtung Fenster und beuge mich sehr weit raus. Aber Du bist ja hier um Hilfe zu bekommen.
Zitat:
Ich verstehe es selbst nicht. Mein Leben war geprägt von Verlusten, daher bin ich es mir grundsätzlich gewohnt, aber bei ihm ist anders.

Nein, bei ihm ist es nicht anders. Eben weil dein Leben geprägt von Verlusten ist, scheinst Du dafür sorgen, dass Du auch in diesem Gefühl bleibst. Denn das Gefühl jemanden zu verlieren, das kennst Du gut. Scheint Dich dein lebenlang begleitet zu haben.
Liebe wird aus Mut gemacht. Der Spruch dürfte in deiner Situation sehr gut passen. Du scheinst keinen Mut sondern nur Angst zu haben. Du hast kein Vetrauen. Weder in Dich noch in ihn. Also tust Du das was Du kennst. Was Du scheinbar am besten kannst. Du fügst Dir Schmerz zu. Schmerz den Du dein ganzes Leben lang schon kennst. Denn der Schmerz wäre ja so oder so gekommen. Er hätte Dich ja so oder so verlassen. Nicht wahr?

Kontrolle darf man auch mal abgeben.

Mein Rat : mache ernsthaft eine Therapie. Auch wenn Du glaubst, dass es Dir gut geht , graben sich die Dämonen deiner Vergangenheit immer tiefer in sein Selbst. Da scheint mehr in dir im Argen als Dir vielleicht bewusst ist.
Wenn Du eine Erkenntnis hast, musst Du sie ihm nicht gleich mitteilen. Achte erstmal darauf, was diese Erkenntnis mit Dir macht. Du musst ihm nicht immer alles was in dir vorgeht erzählen. Nicht ständig weinend und klagend. Das verschreckt ihn. Er ist nicht dein Therapeut. Lass das jammern und ändere etwas. Aber verstell Dich auch nicht. Nur glaube nicht, dass dein Weinen, dein Erklären und dein Klagen ihn dazu bringen, Dich zu verstehen.

Gib ihm die Chance Dich kennenzulernen. So wie Du bist.
Du bist mehr als deine Angst. Finde Dich. Sorge um Dich und lerne Dich lieb zu haben. Du bist nämlich nicht klein und sch.. Das wird nichts von heute auf morgen. Das ist ein langer Prozess aber einer der sich lohnt. Das verspreche ich Dir.

28.02.2020 00:30 • x 1 #5


pepatty
Zitat von Mira_:

Weil Du ein abhängiger Mensch zu sein scheinst.
Damit wage ich mich mal einen Schritt Richtung Fenster und beuge mich sehr weit raus. Aber Du bist ja hier um Hilfe zu bekommen.
[quote]
Ach herrje, ich werf Dir mal ein Seil herunter, damit Du wieder durchs Fenster hoch klettern kannst.

@lovetolove
In erster Linie solltest Du die Therapie, sofern Du sie wirklich glaubst machen zu müssen für DICH machen und nicht für ihn.
Die Geschichte ist traurig, aber letztendlich kein exotischer Einzelfall. Manchmal ist Einer noch nicht bereit für eine Beziehung.

28.02.2020 01:16 • x 2 #6


S
Zitat von lovetolove:
Hallo zusammen Wusste leider nicht in welche Kategorie ich mein Anliegen einordnen soll. Aus Verzweiflung, wie vielleicht viele von euch, melde ich mich auch hier an euch. Ich habe vor etwa 2 Jahren einen Mann kennengelernt, er ist heute 28 Jahre alt und damit 2 Jahre älter wie ich. Ein Mann, der mich und meine Welt auf den Kopf gestellt hat - im Positiven! Beim Kennenlernen merkte ich bereits, dass es sich um einen besonderen Menschen handelt. Er ist intelligent, charmant, gutmütig, gebildet, sportlich und er sieht auch verdammt gut aus - praktisch ein 6er im Lotto - so fühlte ...


Der Titel ist etwas irreführend, Du bist doch schon verliebt ohne Ende.

Und genau davor hast Du Angst, denn nur jemand Besonderes kann uns sehr verletzen.

Sag ihm das so, bitte um Nachsicht, unterstreiche, dass Du eigentlich willst, und arbeite daran mit ihm zusammen.

28.02.2020 14:34 • x 1 #7




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