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Wir hätten das nie gedacht

P
Hallo zusammen,

Ich versuche mich hier möglichst kurz zu halten.

Ich führte bis zum 01.01.21 eine Beziehung, die 11 Jahre in der Zahl hielt.
Ich bin heute 29 und sie 26 Jahre jung. Für uns beide was es damals unsere erste echte richtige Beziehung gewesen. Die ersten Jahren führten wir eine Art fernbeziehung, aufgrund meiner Ausbildung. Als ich meine Ausbildung absolviert hatte, ging es auch wie kaum zu erwarten endlich zu ihr. in die Wohnung ihrer Mutter. Das ging auch erstmal sehr gut, bis ich mich dann da melden wollte. Es ging dann leider nur uns Geld. Um die Miete zb oder die Steuerklasse der Mutter, sodass ich am Ende mich wieder da abgemeldet habe und ich trotzdem Miete gezahlt habe + dieses steuerklassengeld was sie dann wieder bekam. Für die Mutter eine win win Situation.
Ich verdiente Geld, wollte mir was eigenes aufbauen mit meiner Freundin aber sie konnte nicht wegen ihrer Ausbildung zu der Zeit, weil sie schulisch war und sie nicht viel bekam. Das Ende vom Lied war , dass ich mich nicht mehr wohl in der Wohnung gefühlt habe, von keinem mehr halt hatte und ich darauf hals über Kopf alles hinter mich ließ und mir alleine eine Wohnung gesucht habe.
Ich trennte mich auch von meiner Freundin, was der größte Fehler war, wie ich schnell mitbekommen habe. Sie konnte eigentlich nicht so viel dafür, das war eigentlich mein problem. Wir waren ein Jahr getrennt gewesen und haben unsere Erfahrungen gemacht. Trotz dessen muss ich immer wieder betonen, dass ich immer Gefühle für sie hatte und es als mein größten Fehler zu der Zeit gesehen habe, mich von uhr getrennt zu haben.

Wie es das Schicksal aber wollte fanden wir wieder zueinander, näherten uns wieder an und kamen auch wieder zusammen. Ich war der glücklichste Mensch gewesen, auch wenn es nicht mehr so war wie damals aber es war ok es sollte ja auch ein Neuanfang werden.
Ich wechselte meine Arbeit in der zeit zog sie sogar auch zu mir. Wir verdienten beide gut Geld und waren in allem schon gut erfolgreich zusammen.
Leider wurde ich schwer krank. Bei mir wurde Ende 2017 zu meinem 26. Geburtstag die Diagnose morbus Waldenströhm gestellt (Leukämie)
Seitdem war es leider absolut garnicht mehr so wie es eigentlich hätte laufen sollen es riss ja auch nicht nur mir den Boden unter den Füßen weg. Wir machten erstmal das beste draus, erstmal Therapie wirken lassen und dann wird schon alles gut. Ich hatte eine sehr starke Frau mit ein riesen Herz am meiner Seite für den Kampf und ich denke es hat mir auch sehr viel geholfen diese Therapie gut zu überstehen. Leider ging diese Sache aber auch nicht spurlos an uns vorbei. Ich merke bei mir ständig Verhaltensweisen, die auf eine Depression hindeuten. Ich projiziere alles auf mich selbst, nehme alles viel zu persönlich. Leider habe ich erstmal keine Hilfe in Anspruch nehmen wollen weil ich dachte: ich warte die Reha ab, lass erstmal Normalität einkehren und dann kommt es von allein. Nur kam es da schon anders als gedacht. Vor meinem Reha antritt fing sie eine Woche vorher an, an einem Abend zu weinen, nachdem ich bemerkt hab, dass sie nicht ok ist und ich sie darauf ansprach. Sie wollte sich trennen, weil sie keine Gefühle mehr für mich hatte, war sich aber nicht wirklich sicher, ob das jetzt so richtig war. wir unternahmen trotzdem kleine gemeinsame sachen, redeten über unser derzeitiges problem und haben uns tatsächlich wieder gefangen. Seitdem ist mir aber auch erst bewusst geworden, dass sie irgendwie seit der Diagnose garkeine Nähe mehr zu mir gesucht hat.

Die letzten Monate dümpelten wir eigentlich nur noch so voreinander her. Wir gingen arbeiten, kamen nach Hause, redeten über unseren Tag also ganz normale Sachen. Seit corona kann man leider jetzt eh nicht mehr viel machen. Auch unseren Sommerurlaub mussten wir stornieren lassen. Aber wir verstanden uns weiterhin sehr gut.

So in der Zeit hat auch leider noch mein Vater die Diagnose Krebs bekommen, was uns ebenfalls sehr mitgenommen hat. In ihrer Familie kamen auch leider Krankheiten zum Vorschein. Ihre Mutter leidet an bournout seit über einem Jahr mittlerweile. Ihr Opa, schon DER wichtigste Mensch im ihrem Leben bekam letztem Sommer Alzheimer. Sie allein kümmert sich um ihren Opa, da sie die Vollmacht hat. Ich versuche so gut es geht sie zu unterstützen, habe immer ein Ohr versuche Lösungen zu finden mit ihr. Haushalt und Essen machen wir gemeinsam.

Vor 4 Wochen bemerkte ich wieder dass sie nicht okay ist, sprach sie wieder darauf an. Sie meinte sie überlege im Moment sich eine eigene Wohnung zu nehmen wo sie ein Rückzugsort hat, einfach dann mal die Tür zu und ruhe. Auch weil sie weiß, dass ich in den letzten Wochen, Monaten nur noch eingesteckt habe und trotzdem an uns bedingungslos festhielt. Ich verstand sie sogar aber sah das ausziehen als Trennung von mir. Sie versicherte mir dass sie weiter mit mir zusammenbleiben wolle und sich nicht trennen möchte. Wir kamen zum Ergebnis, dass sie wohl überfordert mit allem im moment ist und ich kann ihr einfach nicht wirklich dabei helfen leider

Das Gespräch ist 4 Wochen her. Leider wurde garnichts besser, sie zog sich sogar noch mehr zurück.

Nun am 01.01.21 sprach ich sie an was sie denn für Vorsätze fürs neue Jahr hatte. Sie meinte keine. Ich meinte darauf hin wie es denn mit einer Wohnung aussieht. Sie sagte es steht weiterhin im Raum, ja. Sie trennte sich an dem Tag von mir, weil sie wieder oder Immer noch? Keine gefühle mehr für mich hat. Ich meine ich habe es leider kommen sehen aber es ist trotzdem nie der richtige Zeitpunkt für sowas. ich kann leider nicht deuten wo der Punkt war wo wir getrennte wege gegangen sind. Ich weiß nur, dass es wohl schon im inneren von ihr länger so aussieht und ihre Zeichen schon länger auf das AUS sprachen. Das größte Problem was ich damit hab ist, dass ich einfach nur zugucken konnte wie es alles zerfiel ohne dass ich irgendwas tun konnte, so mein Denken im Moment.

Ich habe nichtmal direkt fragen dazu, sondern würde mich einfach freuen, wenn dieses Thema ausdiskutiert werden könnte. Um evtl. Diese Thematik zu verstehen um entweder angreifen oder loslassen zu können. Zurzeit würde ich dafür kämpfen wollen, weiß aber auch dass ich sie erstmal ziehen lassen muss. so erging es mir damals auch als ich weg wollte.

Mfg Picasso

04.01.2021 21:34 • #1


C
Hey Picasso und willkommen im Forum.
Auch wenn das sicher ein sehr trauriger Anlass ist, scheinst du sehr sortiert zu sein. Dein Beitrag ist sehr strukturiert und ohne die Gewisse Verzweiflung, die frisch getrennte oft überkommt. Wahrscheinlich, weil du es hast kommen sehen? Oder vielleicht weil du insgeheim ähnlich fühlst?

Nichtsdestotrotz, das Ende eine Beziehung ist immer schmerzhaft, traurig und muss verarbeitet werden. Hier bist du sicher gut aufgehoben.

05.01.2021 00:49 • x 1 #2


A


Wir hätten das nie gedacht

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P
Naja, ich würde schon sagen, dass ich verzweifelt bin. Wenn das so rüberkommt, dass es nicht der Fall ist bin ich ja schon etwas froh, wenn ich nach außen hin nicht so frustriert wirke.
Ist halt alles mist, wir waren seit ein halben Jahr dabei ein Kind zu bekommen und ich wünsche mir das immer noch mit ihr. Ich finde nach den ganzen Rückschlägen die wir einstecken mussten, hätten wir es verdient gehabt. Ich fühle leider noch immer sehr stark was und ich vermute fast das wird sich auch in Zukunft nicht legen...Zeit heilt immer alle Wunden sagt man. In meinem Fall verschwende ich aber eine gewisse Zeit, weil ich wieder bei 0 anfangen muss und ich habe durch meine Krankheit dieses Gefühl, dass ich keine Zeit mehr verlieren möchte. Genau das trifft derzeit aber ein.

Ansonsten denke ich immer stark an meine Beziehung und deren Probleme...erkenne sie, habe aber öfter keine richtige Lösung dafür.

Hier würdet dann ihr ins Spiel kommen

05.01.2021 03:08 • #3


BrokenHeart
Zitat von Picasso90210:
Zurzeit würde ich dafür kämpfen wollen, weiß aber auch dass ich sie erstmal ziehen lassen muss. so erging es mir damals auch als ich weg wollte.

Damit hast Du vermutlich absolut Recht. Ich denke aber nicht, dass es etwas mit Deiner Krankheit zu hat. Es wäre unter normalen Umständen wohl genauso passiert.
Ihr wart sehr jung, sie 15, Du 18 Jahre alt. Das sie jetzt überlegt, ob es noch mehr im Leben gibt, ist doch völlig normal. Du magst dieses Gefühl durch Deine Krankheit nicht gehabt haben.
Aber versetz Dich mal in ihre Lage .....
Ich war einmal in einer ähnlichen Lage ...... ich bin ausgebrochen, weil ich dachte, es kann nicht alles gewesen sein und meinte es nicht böse ....

05.01.2021 03:26 • x 1 #4


P
Doch dieses Gefühl hatte ich auch mal gehabt worauf ich mir auch eine Wohnung nahm und mich von ihr getrennt habe. Später gemerkt dass ich das hätte besser nicht tun sollen.

Ich bin denke ich auch sehr offen was Erlebnisse angeht vorallem auch mit dem Partner, sprich würde es um Reisen gehen wäre ich dabei. Gehts um S....da kommt mir dann kein Mann in Frage

05.01.2021 03:44 • #5


BrokenHeart
Ich bin auch damals sehr früh mit meinem Freund zusammengekommen. Nach sieben Jahren dachte ich, wenn das jetzt alles war, na dann .... wir lebten wie ein altes Ehepaar, obwohl wir noch viele verrückte Dinge (Konzerte, Wacken etc.,) zusammen unternommen haben. Aber mit Mitte 20? ? ?
Nee, das ging gar nicht. Ich bin gegangen .... und nach zwei Jahren wurden wir die besten Freunde ....
über 34 Jahre lang .... ich habe immer an seinem Leben teilgenommen und er an meinem
bis er vor ein paar Jahren starb ......

05.01.2021 03:56 • x 1 #6


K
Ich bin nach meiner Trennung vergangenes Jahr in eine Therapie gegangen. Ich habe dort sehr wertvolle Erkenntnisse erarbeitet und auch wertvolle Sätze erhalten.

Einer davon war, dass manche Reisen zu einem Ende kommen; jede Reise jedoch ihren Sinn hat.

Deine Geschichte lese ich auch so. Ihr wart in wichtigen Lebenszeiten füreinander da. Wahrscheinlich hätte es keinen besseren Menschen für die jeweilige Zeit für euch geben können.

Ihr habt aber auch besonderen Druck erfahren. Als der für dich unerträglich wurde bist du gegangen. Jetzt kann sie nicht mehr und braucht eine Ruhezone vor der Welt, in der sie wieder zu sich selber finden darf.

Lass eure Reise hier in Liebe erst einmal enden und sag ihr, dass du dich immer über Postkarten von ihr freust und sie auf dich zählen kann, wenn sie mal reden muss.

Durch eure oft existenziell bedrohlichen Lagen, haben wahrscheinlich die Seelen ein tiefes Bedürfnis nach Ausruhen und Stabilität. Lass sie ihre Balance wiederfinden.Und suche deine auch.

05.01.2021 04:12 • x 1 #7


BrokenHeart
Das ist ein sehr gutes Wort @Karili , dem stimme vorbehaltlos bei.
(Bei mir, Mitte der 80er Jahre war Therapie noch nicht so angesagt und auch kein Thema)

Mir ist es auch in späteren Jahren passiert. Man trifft Menschen, die tuen einem sehr gut in dem Moment und sind sehr hilfreich und umgekehrt genauso ...... und dann trennen sich die Wege wieder .....
.....

05.01.2021 04:20 • x 1 #8


tlell
Zitat:
Diese Thematik zu verstehen um entweder angreifen oder loslassen zu können.


Du wirst beides nicht so einfach können. Angreifen/kämpfen macht nur Sinn, wenn es da etwas gibt um das man kämpfen kann. Wenn dir dein Gegenüber sagt ich liebe dich nicht mehr, ist der Zug abgefahren. Ganz oft geht die Liebe und es bleibt die Liebe von der Idee, die man mit dem anderen hatte. Man liebt die Träume weiter die man zusammen wollte, aber nicht mehr den Anderen. Der Andere entspricht schon lange nicht mehr dem Ich, das man geliebt hat.
Ich verstehe deine Angst keine Zeit mehr zu haben total. Aber lass dir eins gesagt sein dem Leben trozt du gar nichts ab. Keine Liebe, kein Kind und kein Glück und keins von allem bedeutet dann letzlich glücklich sein und Erfüllung. Ich weiss es klingt hart, aber sei froh das jetzt kein Kind in dieses Chaos geboren wird. Was sein soll, wird sein. Selbst sehr oft erlebt. Du klingst stark und ich denke du bist hart im nehmen. Du schaffst auch das wie alles andere in deinem Leben. Glaub an dich und glaub an deine Träume. Manchmal verstehen wir den Sinn in Dingen erst viel später und begreifen es war richtig so.

Ich wünsche dir auf deinem Weg keine weiteren Steine aber viele Blumen und Sonne!

05.01.2021 05:11 • x 1 #9


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