Zukunftsaussichten ohne gemeinsame Interessen?

Hallo zusammen,

Der Betreff sagt schon alles, ich wüsste gern Eure Meinung dazu, wie Ihr die Aussichten auf eine glückliche (!) Partnerschaft seht, wenn man keinerlei gemeinsame Interessen hat?

Mein Partner und ich sind seit 6 Jahren zusammen und haben einen einjährigen Sohn. Dieser stellt unsere komplette Gemeinsamkeit dar. Ansonsten sind wir unterschiedlich wie Tag und Nacht. Als ich ihn kennenlernte, war er am Boden, nahezu Alk. und Dro., sehr zweifelhaftes soziales Umfeld. Ich hab ihn da rausgeholt und dafür ist er mir bis heute sehr dankbar. Aber meine Verlässlichkeit und Vernunft, die ihn damals quasi gerettet hat, langweilt ihn heute, kommt es mir vor.

Er ist sehr kreativ, sieht sich als Künstler, ich sehe es als Zeitverschwendung und Spielerei, durch die er sich vor den wichtigen Dingen des Lebens drückt. Vor allem weil er alles und nichts macht und seine Kunst brotlos ist, was er gern ändern würde, aber im Alltag neben Beruf und Familie (uns!) sich beklagt, keine Zeit zu haben, seine Kunst auszuleben. Ich seh es aber nicht ein, dass der Herr, wo er eh nur abends und an den Wochenenden da ist, dann auch immer noch zwischendurch verschwindet, um in seiner Band zu spielen (alberne 3-Mann-Kombo, für die er die Songs schreibt und mit denen er noch keinen Cent verdient hat) oder Bilder zu malen (ebenfalls ohne je eins zu verkaufen) oder oder oder. Er fängt alles an und bringt aber nie was zu ende.

Wenn ich drauf bestehe, die Zeit gemeinsam zu verbringen, besteht das darin, dass er neben mir auf der Couch einschläft, weil ihn nicht interessiert, was ich im TV gucke und ich nicht gucken will, was ihn interessiert. Gehe ich dann ins Bett um 21-22 Uhr, wird er wieder munter und bleibt oft bis 1-2 Uhr auf, um PC-Spiele zu spielen oder seine Onlinekontakte zu Kunstfreunden und -fans zu pflegen. Ja, er hat tatsächlich Fans, die ihm einreden, dass das, was er macht, toll ist und er unbedingt weitermachen soll.

Nun stehen bei uns typische Themen an. Hauskauf, 2. Kind, evtl. Heirat (davor drückt er sich seit Jahren, obwohl er weiß, dass ich aus einer religiösen Familie komme und es meinen Eltern ein Dorn im Auge ist, dass wir trotz Kind noch in wilder Ehe leben) und ich frage mich immer mehr, ob das alles denn überhaupt so richtig sich anfühlt. Ich liebe ihn, aber er hibt mir oft das Gefühl, dass ich ihm nicht geben kann, was er braucht, das sucht er sich dann bei Anderen, Bewunderung, Anerkennung. Ich kann ihm die nicht geben, weil ich es albern finde und er sich mit dem Kunstkram vor den Dingen flüchtet, die ICH anerkenne (Hilfe im Haushalt etc.). Er ist ein guter Vater und wenn ich auf den Tisch haue, macht er immer, was ich will, aber es dauert nur 1-2 Wochen, dann geht es wieder von vorn los. Kreativität sei ein Drang, dem er nachgeben muss, sagt er, und wirft mir vor, dass ich seine Werke nicht gut finde und nicht mal anschauen oder anhören will und er sich die Anerkennung bei Anderen holen muss. Manchmal denk ich, er ist nur noch aus Pflichtgefühl bei mir und wegen dem Kleinen, und Dankbarkeit, weil meine Vernunft, die ihn jetzt langweilt, damals den Ar. gerettet hat.

Würdet Ihrmit ihm ein Haus kaufen und noch mehr Kinder kriegen. Letzteres kommt noch hinzu, ich wünsche mir mehr Kinder, aber unser Kleiner ist sehr wild und meinem Partner ist er schon oft zu anstrengend, jetzt will er plötzlich noch warten mit weiteren Kindern, da er das sonst nicht packt. Er ist froh, dass der Kleine endlich durchschläft und will nicht schon wieder durchwachte Nächte und alles. Er hat ein sehr hohes Ruhebedürfnis.

Was denkt Ihr darüber? Sorry, dass es so lang geworden ist.

LG und schönen Feiertag!

Zitat von kittyka:

zwischendurch verschwindet, um in seiner Band zu spielen (alberne 3-Mann-Kombo, für die er die Songs schreibt und mit denen er noch keinen Cent verdient hat) oder Bilder zu malen (ebenfalls ohne je eins zu verkaufen) oder oder oder.

Wow, deine Wertung ist ja der Knaller. Er ist ein MENSCH mit eigenen Bedürfnissen und Interessen - er ist nicht nur dein Versorger und deine Beschäftigungstherapie. Ich finde es einfach schamlos, wie du über ihn redest, was nicht deinen Vorstellungen entspricht. Weil er nicht funktioniert wie du es willst, stellst du alles in Frage? Vielleicht solltest du dich mal hinterfragen.
Mach weiter so und er geht bald von selbst - Brief und Siegel drauf!

Zitat von kittyka:

Heirat (davor drückt er sich seit Jahren, obwohl er weiß, dass ich aus einer religiösen Familie komme und es meinen Eltern ein Dorn im Auge ist, dass wir trotz Kind noch in wilder Ehe leben)

Und deine Eltern sind hier massgeblich? Nicht seine und nicht deine Vorstellungen? Was deine Eltern wollen ist sowas von egal. Wenn er nicht heiraten möchte, dann hast du das zu akzeptieren. Haben deine Eltern so einen Einfluss auf dich? Ist es dein Wunsch oder der deiner Eltern?

Zitat von kittyka:

Ich kann ihm die nicht geben, weil ich es albern finde und er sich mit dem Kunstkram vor den Dingen flüchtet

Nur weil du es nicht nachvollziehen kannst, hast du nicht das Recht es so zu bewerten. Für dich selbst? Klar! Aber du lässt es hier verlauten und wahrscheinlich auch ihm gegenüber. Weisst du wie verletzend das ist? Es ist ein Teil von ihm, den du ablehnst und es ihn auch noch so spüren lässt. Wenn du das nicht willst, kannst du ihn verlassen, aber so abfällig über ihn zu reden?

Zitat von kittyka:

wenn ich auf den Tisch haue, macht er immer, was ich will

Bis hierher denke ich nur: Traumfrau! NICHT! Sorry, alles was du hier schreibst ist: Ich will meine Forderungen und Ansprüche durchdrücken und er zieht nicht mit. Wenn du bei mir auf den Tisch hauen würdest, würde ich an seiner Stelle lächelnd in mein Arbeitszimmer gehen und weitere Songs schreiben.

Zitat von kittyka:

Kreativität sei ein Drang, dem er nachgeben muss, sagt er, und wirft mir vor, dass ich seine Werke nicht gut finde und nicht mal anschauen oder anhören will

Ja, du lehnst eben einen Teil seiner Persönlichkeit ab und das lässt du ihn spüren. Mach weiter so und er findet früher oder später eine Frau, die ihn akzeptiert, wie er ist. Denn das ist das Grundproblem - du akzeptierst ihn nicht, dein ganzer Text schreit danach. Denk mal drüber nach, was Liebe und Akzeptanz bedeutet. Von beidem sehe ich nicht viel bei dir. Ist dein gutes Recht - aber dann mach auch Nägel mit Köpfen und trenne dich. So habt ihr beide die Möglichkeit jemanden zu finden, der den anderen liebt wie er/sie ist.

OMG... Kein Haus, kein zweites Kind, selbstverständlich nicht!?!

Du musst dich von ihm trennen! Tust du es nicht, kommt sowieso irgendwann der Punkt, an dem er sich neu orientiert. Dann allerdings wirst du ihm hinterherweinen. Nimm dein Leben in die Hand! Eure LEBENSEINSTELLUNGEN passen NULL zusammen!

Zitat:

um in seiner Band zu spielen (alberne 3-Mann-Kombo, für die er die Songs schreibt und mit denen er noch keinen Cent verdient hat) oder Bilder zu malen (ebenfalls ohne je eins zu verkaufen)

Hm, netter Versuch. Ist leider ein bisschen dick aufgetragen - dermaßen abwertend und offen geldfixiert würde sich wohl auch eine TV guckende Frau aus einer religiösen Familie nicht ausdrücken.

Liebe TE!

Ohne Dich persönlich anzugreifen (manche Deiner Statements sind schon etwas krass, sorry), sage ich nur kurz und knapp:

Trennt Euch bloß baldmöglichst.

Ich lese kaum Gemeinsamkeiten heraus, aber so viele Kritikpunkte deinerseits an ihm, dass ich da keine vernünftige Basis sehe. Und dann noch von Hauskauf, Heirat und Kindern sprechen - realitätsfremder geht kaum noch.

Forget it! Thumb down!

L.G. und einen schönen 1.Mai noch

Udi

Ja, bitte verlass den Mann, denn er hat wahrlich etwas Besseres verdient, als eine derart herabwertende Dominatrix, die ihm vorschreiben will, was denn vermeintlich wichtig ist und was nicht. Wozu dann natürlich auch die Fernsehsendungen gehören, die Madame mit ihm schauen will. Ohne Menschen wie ihn gäbe es kein Fernsehen. Ohne Menschen wie ihn gäbe es auch keine Musik, keine Literatur, keine bildgebende Kunst. All dieses Zeug, das du (ja, DU) als selbstverständlich konsumierst, ob du das wahr haben willst, oder nicht. Nun kannst du dich aufplustern und sagen, dass seine Kunst nichts wert ist, aber glücklicherweise verhält es sich mit dir als Konsument nicht anders als mit jedem anderen Konsumenten jeglicher Art von Kunst: Dem Einen sagt sie zu, dem Anderen eben nicht. Allgemeingültiger Maßstab ist deine Meinung definitiv nicht.

Desweiteren würde ich dir raten, mal in dich zu gehen und dir eine Situation vorzustellen, wo jemand, den du liebst, grundsätzlich alles schlecht macht und entwertet, wofür du brennst. Und dann bade doch bitte einige Minuten in diesem Wertlosigkeitsgefühl und dieser Verletzung. Vielleicht hast du dann eine Vorstellung davon, was du dem Mann antust.

Such dir am besten jemanden, der deine vermeintlich wichtigen Werte teilt. Dann hat dein Mann nämlich auch die Chance, jemanden zu finden, der seine Werte teilt und ihm vielleicht sogar mit Empathie und ähnlichen Interessen den entscheidenden Schubs gibt, seine Kunst zu seinem Erwerb zu machen. Mit einem Bremsklotz am Bein, wie du ihn jetzt für ihn darstellst, wird das nämlich nie was.

Auch wenn es Gargoyle drastisch formuliert - im Kern liegt er nicht falsch.

Warum bist Du noch bei ihm? Weil er dann doch arbeiten geht, neben all seinen anderen Beschäftigungen, und die Familie (mit-) versorgt?

Ich habe nicht mit einem Wort gelesen, dass Du irgendetwas daran, wie er jetzt ist, schätzt.

Beziehungen leben nicht von ewiger Dankbarkeit sondern davon, gemeinsam in die gleiche Richtung zu schauen - zumindest in dem, was verbindende und zukunftsträchtige Elemente sind.

Hast Du neben dem Kind und den Vorstellungen davon, wie Haushalt, Leben, Partner sein sollen, etwas, das Dich ausfüllt und so begeistert, wie seine Kunst ihn? Ich denke, in der Wahrheit liegt die MItte und beide sollten Raum für ihre Interessen haben und gemeinsam für Kind, Einkommen und Haushalt sorgen.

Im Leben würde ich nicht auf die Idee kommen, mit einem Menschen zusammen zu sein, über den ich so abwertend denke wie Du über Deinen Partner. Meine Güte, da halte ich ja mehr von meinem Ex, der mich für eine andere Frau verlassen hat, als Du von dem Mann, mit dem Du zusammenlebst. Bitte hinterfrage das Ganze mal sehr deutlich. Ich denke, die Antwort bezüglich einer gemeinsamen Zukunft liegt auf der Hand.

Zitat von KBR:

Hast Du neben dem Kind und den Vorstellungen davon, wie Haushalt, Leben, Partner sein sollen, etwas, das Dich ausfüllt und so begeistert, wie seine Kunst ihn?

Vielleicht spielt da auch Neid rein. Weil sie eben sowas wie Selbstverwirklichung nicht kennt/hat.

Das hinterfragen ist eine Sache. Eine andere das auch aus einem anderen Blickwinkel zu tun. Hinterfragt sie mit ihrem jetzigen, in meinen Augen verklärten Blickwinkel, ist die Antwort sehr offensichtlich.

Liebe @kittyka
also von weiteren Kindern, Heirat und Hauskauf würde ich jetzt auch erstmal dringend abraten, aber ich möchte dir jetzt nicht gleich radikal zur Trennung raten.
Vielleicht solltest du lieber mal hinterfragen, warum du dich in diesen Mann verliebt hast? War es nicht vielleicht sein unkonventioneller Lebensstil, der dich als vernunftsbezogene und spießige (sorry, nicht bös gemeint) Person fasziniert hat? Warum sprichst du so abwertend über ihn und seine Leidenschaften? Liegt es vielleicht nur daran, dass du dich selbst und dein Tun für eure kleine Familie nicht genug geschätzt fühlst?
Früher oder später wird er sich aus eurer Verbindung lösen, denn Dankbarkeit ist keine Grundlage für eine Beziehung.
Geh doch mal in dich und finde heraus, ob du ihn noch liebst und was der Grund ist, dass du alles an ihm so verurteilst.
Und wenn du ihn noch liebst, dann nimm ihn so, wie er ist. Mach dich locker, geh mit ihm auf Konzerte, schau dir seine Bilder an. Geh auf ihn zu. Geld ist nicht alles im Leben.
Und wenn er dich noch liebt, wird er das zu schätzen wissen und wiederum auf dich zugehen. Dann trefft ihr euch irgendwann in der Mitte.
Ihr seid zwei Individuen, jeder mit eigenen Bedürfnissen, die ihr gegenseitig nicht unterdrücken dürft.
Macht doch was Schönes gemeinsam, nicht vorm Fernseher sitzen! Ihr habt ein Kind, das ist doch kein großer Stress oder Mordsbelastung und der Haushalt wird überbewertet.
Leben ist das, was zählt! Spaß haben, gemeinsame Erlebnisse, Lachen, das geht doch sicher super mit einem Künstler, oder?
Doof zu Hause rum sitzen und um 21 Uhr ins Bett gehen kannst du auch, wenn du alt bist.
Versuche doch, aus deinen starren Normen auszubrechen und alles lockerer zu sehen. Man lebt nur einmal. Du musst ja nicht jegliche Vernunft über Bord werfen, aber ein gutes Mittelmaß wäre gesund für euch beide.
Falls das für dich aber undenkbar ist, dann trenn dich. Dann macht es keinen Sinn.
Ich wünsch dir alles Gute und vor allem eine Erkenntnis (um nicht zu sagen Erleuchtung, das klingt für deine Ohren sicher zu esoterisch )