Zwei, die es so sehr wollten

A
Vor 6 Jahren lernte ich Max kennen. Da waren wir beide noch in der Schule und anfangs so verliebt. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen: Max und ich knutschend an die Steinmauer gelehnt und entnervte Schüler, die sich an uns vorbei quetschten. Alles haben wir beide zum ersten Mal miteinander gemacht. Dabei meine ich nicht nur Körperliches, nein. Wir waren zum ersten Mal gemeinsam mit Partner im Urlaub, haben große Projekte gestartet, uns unseren Eltern vorgestellt und wollten am liebsten der ganzen Welt sagen, dass wir zueinander gehören. Max und Alice. Das war für jeden so klar wie Joko und Klaas oder sonst was. Nach dem Abi folgte das Studium. Max überlegte erstmals ohne mich woanders hinzuziehen. Da hätte mir schon einiges klar werden müssen. Trotzdem hab ich nichts gesagt und ihn machen lassen. Schlussendlich ist er ja doch nicht weg gegangen, hab ich mir immer gesagt. Aber er hat es in Erwägung gezogen... . Weitere zwei Jahre vergingen und Max und ich waren nicht mehr ganz so glücklich. Das anfängliche Verliebtsein schwand und wir hatten mit unseren sehr unterschiedlichen Chraktären sehr zu kämpfen. Für Max war immer alles wichtiger: Studium, Job, Eltern, Freunde... und ganz hinten in der Kette, irgendwo da stand ich. Für mich war Max immer wichtiger als alles andere. Da fing es schon an. Ich fühlte mich nicht als die Frau an seiner Seite und hatte immer mehr das Gefühl, er könne mir nicht gerecht werden. Also schaltete ich einen Gang runter. Und hey, aufeinmal lief alles prima. Ließ man Max den nötigen Freiraum, dann ging er spielen und kam abends von ganz allein wieder nach Hause. Aber ich wollte keinen Hund an meiner Seite, sondern einen verlässlichen Partner. Weitere zwei Jahre später gab es eine große Krise. Ich ließ mich erneut breitschlagen, denn Max ist ein guter Redner. Er sagte es zwar nicht, aber ich wusste, ... ich wusste es doch oder? klar, schließlich merkte ich es..., er liebte mich. So lebten wir eine ganze beschissene Zeit lang nebeneinander her. In mir wuchs der Wunsch nach gemeinsamen Plänen. Einfach mal darüber sprechen. Sich vielleicht Wohnungen anschauen. Über Namen möglicher Kinder zu philosophieren. Sich das Leben zu zweit auszumalen. Einfach nur zum Spaß. Doch zu dieser Art von Spaß war Max ganz und gar nicht aufgelegt. Ihm stand mehr der Sinn nach so dahin leben, nicht wissen was morgen kommt. Das verletzte mich. Nach 5 Jahren Beziehung hatte Max schließlich (traurigerweise sogar nach eigenen Angaben) kein einziges Mal darüber nachgedacht, ob er sich vorstellen könnte sein Leben mit mir zu verbringen. Jaa, nennt mich theatralisch - wir könnten auch sagen, Max hat nie an eine gemeinsame Zukunft gedacht. Sein Leben spielte im Hier und Jetzt - und da hatte er mich fest an seiner Seite, dachte er. Im Februar war ich dann plötzlich weg. Nachdem ich mich fast ein halbes Jahr damit abgemüht hab eine Entscheidung zu fällen und ihn in meine Überlegungen miteinbezogen hab, hab ich im Februar eine Beziehungspause gefordert. Wenn ich ehrlich bin eher mit dem Wunsch Max wach zu rütteln, als tatsächlich zu gehen. Nach 4 Wochen war Max wach. Und wie wach er war. Gemeinsame Zukunft mit Haus, Kindern, Hof und Garten? Ja, ja, ja! Er wollte. Er wollte alles. Und um mir das mal so richtig klar zu machen redete er mit seinen Eltern und teilte ihnen mit, dass er bald eine Wohnung mit mir suchen würde. Bald... ich versteifte mich so auf bald. Bald war aber nach Max Ansicht nicht in zwei Monaten, auch nicht in drei oder vier. Ich wurde nörgelig. Und die Pause hatte eine Mauer in mir aufgebaut, die Zeit brauchte um abgearbeitet zu werden. Endlich hatte er geschafft sie bis auf den letzten Stein wieder runter zu reißen. Ich war ihm wieder ganz verfallen. Meinem strohblonden Max, dessen Haare im Sommer fast weiß werden, mit den graublauen Augen und dem süßen Knackhintern. Die Zeit mit ihm jetzt war zwar viel schöner, intensiver und ausgefüllter als je zuvor, aber ich wollte mehr. Max sollte endlich seine Versprechen einlösen und aufhören mich an langer Leine zu halten. Mittlerweile wartete ich seit 6 Jahren auf einen Fortschritt. Eines Freitags fuhr ich für eine Woche arbeitsbedingt ins Ausland. Max brachte mich noch zum Bahnhof und wir wollten uns nicht recht voneinander lösen. In dieser Woche vermisste ich ihn schrecklich. Endlich war die Woche rum und ich schon ganz euphorisch ihn am Abend zu sehen. Zur Begrüßung bekam ich eine kühle Umarmung. Da ich müde und unaufmerksam war störte mich das nicht weiter. Max und ich begrüßten uns nicht immer mit einem Kuss. Wir gingen essen und ich erzählte von meiner anstrengenden Woche. Anschließend gingen wir zu mir nach Hause. Noch immer kam er mir etwas verhalten vor. Aber so war er eben manchmal. Glücklich ihn endlich wieder zu haben küsste ich ihn, wurde aber von seiner Eiseskälte gebremst. Wir müssen über uns reden sagte er. Diese Worte haben sich in mein Hirn gepflanzt und wollen da seitdem nicht mehr weg. Ich habe mir Gedanken gemacht in der Woche, in der du weg warst. Es ist nicht so dass ich dich nicht mehr liebe. Ich liebe dich sogar sehr. Doch so kann es nicht weiter gehen. Wir haben unterschiedliche Pläne vom Leben. Und ich bin nicht bereit für dich Kompromisse einzugehen und... Stop, stop, stop... das war zu viel für mich. Ich war doch nur 8 Tage weg und jetzt das? Meine Tränen störten ihn nicht. Er redete unbeirrt weiter. Es tut mir sehr leid. Ich möchte dich nicht weiter verletzen. Ich habe das Gefühl, dass wir uns beide zu sehr verbiegen müssen um uns glücklich zu machen. Du hast gesagt ich soll an die Zukunft denken. Das habe ich. Ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein. In mir breitete sich die pure Verzweiflung aus. Wir können uns in ein paar Tagen nochmal zusammen setzen und darüber reden. Es ist besser wenn ich jetzt gehe, sagte er und verschwand. Die nächsten drei Tage befand ich mich in einer Art Trance. Ich kann mich an den Inhalt der Tage oder was ich sonst gemacht habe nicht erinnern. Dienstag traf ich Max auf einen Spaziergang. Ich hoffte inständig dass wir nochmal über alles reden könnten und ich ihn umstimmen könnte. Soll ich dir nochmal erklären warum ich mich so entschieden hab? und meine kleine Glaskugelwelt aus Hoffnung zersplitterte vor meinem inneren Auge auf dem Asphalt des beschissenen Weges. Ich hörte seine Worte für die nächste halbe Stunde, aber ich verstand sie nicht mehr. Max hatte mit mir Schluss gemacht. Er hatte mich verlassen. Er hatte mich allein gelassen. Max und Alice. Nie mehr. Ich wollte nicht verstehen. Ich weinte den ganzen Abend, die ganze Nacht, den ganzen Morgen, den ganzen Tag. Seitedem sind fast zwei Wochen vergangen. Anfangs hätte ich alles gemacht um ihn zu mir zurück zu holen. Langsam verstehe ich.

26.06.2013 01:31 • #1




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