Ich bin es wieder. Die letzten Tage habe ich wiederum oft gezweifelt. Ihre Umständlichkeit, die auch mir das Leben schwer macht.
-- Ich habe ihr die Nummer eines Bekannten (5) besorgt. Ich (2), sie (3), der Freund (4), von dem ich die Nummer habe, da er gut mit ihm (5) bekannt ist. Ihre Mutter (1) und sie kennen ihn, da er (5) der ehemalige Verlobte einer Cousine (X) ist. Sie kennt ihn auch über mich. Alle kennen sich - wir alle kennen uns über verschiedene Konstellationen, schon lange, gute Bekannte eben.
-- Sie möchte ihm nicht schreiben, da sie als Kind gelernt hat, dass man keine fremden Nummern weitergibt oder diese nutzt. Deshalb soll ich schreiben, in ihrem Namen, im Auftrag wiederum ihrer Mutter. Warum soll die Kommunikation über mich laufen? Es wäre doch einfacher, dass sie ihm schreibt. Dann gäbe es keine Umwege über zwei Personen zu ihrer Mutter. Das möchte sie nicht, weil er ihr seine Nummer nicht persönlich gegeben hat. Sie wird ihm jetzt einen Brief (genau, einen herkömmlichen Brief) schreiben. Damit das alles doch seinen Lauf nimmt. Eine süße Idee, wenn man es genau betrachtet. Aber diese Umständlichkeit zieht sich durch ihr Verhalten.
-- Die Alternative wäre, das Handy in die Hand zu nehmen und anzurufen oder eine Nachricht zu schreiben. Dauer ca. 2 Minuten - Antwort innerhalb eines Tages (großzügig angenommen).
Das ist nur ein Beispiel von vielen, warum mich diese Umständlichkeit belastet. Es ist schön, wenn jemand keinen Führerschein hat und ihn auch nicht machen möchte. Aber im Zweifelsfall MUSS ich dann das Auto fahren, ich bin in jedem Fall der Fahrer. Es gibt keine Alternative. Auch, dass sie weder ihre Bankkarte benutzt, noch online bezahlt - immer Bargeld - ist eine nette Idee. Aber es belastet mich, wenn ich dann doch etwas für sie bezahlen oder kaufen soll. Das kommt eben vor.
Ich vermisse es auch, dass sie das Bedürfnis hat, einfach einmal wegzufahren. Ans Meer, in die Berge, für zwei-drei Tage, sonstwohin. Einfach die Idee in den Raum stellen. Aber dann scheitert es eben z.B. am Autofahren (ich wäre der Fahrer), vor allem aber am Nicht-Vorstellen-Können-und-nicht-wollen. Weil sie nicht wegmöchte, kann, sollte... komme nur ich auch solche nicht-ausführbaren Ideen.
Ich verbringe viel Zeit alleine. Aber wenn ich möchte, gehe ich gerne unter Menschen. Ein Ausflug oder Wochenende an einem anderen Ort würde oft als Zweierunternehmung ablaufen. Irgendwohin, wo man höchstwahrscheinlich kaum Menschen trifft. Ich finde es sehr schwierig, mich mit anderen Menschen zu unterhalten, wenn sie an meiner Seite ist. Ich achte dann gleichzeitig auf sie, auf meine Wortwahl, und kann mein normales Verhaltensrepertoire nicht ausleben. Ich schränke mich selbst ein. Kein Alk. (ich trinke auch kaum, sehr selten, aber eben doch wenn es der richtige Anlass ist), keine flapsigen Witze, keine spontanen Unternehmungen.
Ich sehe einfach keine Zukunft für uns.
Stichwort Zukunft, sie hat keine Pläne, die über die nächsten drei Monate hinausreichen. Auch keine utopischen Träumereien wie etwa kleine Stadtwohnung mit Balkon und ruhigem Hintergarten, meine Familie und diese drei Freunde kommen oft zu Besuch. Sie erklärt einfach, dass sie keine Zukunftspläne hat. Damit muss ich mich abfinden. Im Zweifelsfall ginge es wieder jemandem aus ihrer nahen Familie sehr schlecht, und sie kann nicht wegziegen oder muss sich um ihn kümmern.
Ich kann sie nicht verlassen, da sie Anfang Oktober einen enorm wichtigen Stichtag hat. Wenn ich sie zuvor verlasse, wird sie keine Kraft haben, ihre sowieso schon enorm schwierigen Anforderungen zu schaffen. Ich müsste sie auch unterstützen, aber mir fehlt inzwischen das Interesse. Unser Alltag wird sich so verhalten wie meistens, nur dass ich diesmal auf jeden Fall Rücksicht nehmen muss. Sie kann ja nicht anders (stimmt) und ich muss das akzeptieren. Ich habe nur keine Hoffnung auf eine Änderung danach.
Ich sehe keine Hoffnung mehr. Ich könnte auf Verbesserung in den nächsten Jahren warten, aber welche stumpfsinnige Selbst-Opferung ist das dann. Es sind einfach so viele kleine Dinge, die mich den Mut verlieren lassen.
Ich mach halt mein Ding, gehe Verpflichtungen nach, und ja, eigentlich geht es mir gut. Sie ist eben nicht dabei, wenn ich soviele andere Dinge erledige. Ich fühle mich wie manch anderes Paar nach 30 Jahren Ehe . Es ist halt so, das hat die Zeit mit sich gebracht. Ich lebe mein Leben, mit Anhang.
Mit ihr direkt habe ich nicht gesprochen, ich habe einfach das Gefühl, dass sie solche Herausforderungen nicht mit mir besprechen, umsetzen, lösen kann. Gleichzeitig würde sie wieder verstummen (ich hasse es, wenn jemand einfach verstummt als ob ich nicht mehr anwesend wäre und es trifft mich ENORM). Oder in Tränen und Weinkrämpfe/Selbstenttäuschung ausbrechen. Weil ich doch der einzige bin, mit dem sie jemals so lange Kontakt hatte und dem sie sich so sehr geöffnet hat.
Ich fühle mich schuldig, wenn ich sie verlasse.
Und dabei wäre ich doch jemand, dem sie sagen könnte du, mir gehts nicht gut, ich will was anderes machen, lass uns doch... oder... oder hast du eine Idee, was wir angehen können? Ich wäre sofort dabei, das sehe ich als meine Stärke, aber es ist inzwischen nur noch Stagnation.
Aber die Situation raubt mir meine Kräfte.
12.07.2016 03:03 •
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