Ich lese mich schon seit einiger Zeit durch diverse Foren, um Antworten und Ideen zu finden, wie ich am besten mit meinem aktuellen Gefühlschaos umgehen kann. Ich bin mir nicht mal ganz sicher ob das hier das richtige Forum ist, denke aber es kommt dem wohl am nächsten.
Worum geht es? Es ist irgendwie eine sehr lange und vielleicht auch etwas ungewöhnliche Geschichte.
Die Geschichte fängt noch im meiner Schulzeit an als ich mich in Mitschülerin verliebt habe. Wir hatten zwar relativ wenig gemeinsame Kontakte, haben uns dann aber immer gut verstanden. ich war damals zu sehr gehemt, um ihr meine Gefühle zu offenbaren, und so habe ich sie am Ende der Schulzeit zunächst aus den Augen verloren. Eigentlich hätte damit alles abgeschlossen sein können, allerdings ist sie mir nie wirklich aus dem Kopf gegangen und insgeheim habe ich immer nach Wegen gesucht mit Ihr in Kontakt zu kommen. Das Ganze ist nun schon 35 Jahre her. Zwischenzeitlich ist natürlich vieles passiert, ich habe einen Sohn aus eine gescheiterten Beziehung, bin seit fast 17 Jahren in einer neuen Beziehung und seit fast 13 Jahren glücklich verheiratet, aber diese Mitschülerin war die ganze Zeit in meinem Gedanken trotzdem immer sehr präsent.
Sicher hätte ich diesen Traum schon lange loslassen sollen, und habe dies auch immer wieder versucht, aber bisher immer erfolglos. Die Gedanken an sie kamen und kommen immer wieder. Selbst während meiner Ehe, die ich selbst auch als glücklich und harmonisch empfinde. Selbstverständlich gibt es da auch Höhen und Tiefen, aber eigentlich nie irgendwelche größeren Probleme oder Streitigkeiten. Ich liebe meine Frau von Herzen und wir haben alle Herausforderungen bisher gemeinsam und ohne große Diskrepanzen gemeistert.
Aber trotzdem waren und sind immer noch die Gedanken an diese Schulfreundin sehr präsent und sind auch nach so vielen Jahren nicht verblasst. Allerdings haben wir uns dann doch hin und wieder auf den regelmäßigen Klassentreffen gesehen. Diese Begegnungen waren immer sehr angenehm, irgendwie verstanden wir uns immer auf Anhieb. Dabei habe ich auch erfahren, dass Sie verheiratet ist, 2 Kinder hat und offenbar ein glückliches Leben führt. Also habe ich es weiterhin vermieden, ihr von meinen Gefühlen für sie zu erzählen, auch wenn ich nach jedem der Klassentreffen in einem totalen Gefühlschaos gelandet bin, das auch zwischenzeitlich immer wieder hochkam. Von daher war mir irgendwie kar, dass es auch keine Zweck hätte, nicht zum Klassentreffen zu gehen und den Kontakt zu vermeiden um diese Gefühle loszuwerden.
Vor ein paar Monaten haben wir uns wieder auf einem Klassentreffen gesehen und uns wieder über viele Dinge gut unterhalten. Dabei hate ich wieder das Gefühl, dass wir uns super verstehen und (zumindest gefühlt) so etwas wie eine Seelenverwandtschaft besteht. Deswegen habe ich danach auch Kontakt zu Ihr aufgenommen und ihr (auch) von meinen Gefühlen für Sie erzählt.
Im Prinzip war das ein Art Flucht nach vorn, nicht um mit ihr eine Beziehung anzufangen (mir ist klar, das das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht möglich ist), sondern um das Ganze für mich abzuschließen und eine ganz normale Freunschaft mit ihr aufzubauen. Klingt vielleicht etwas gewagt und schwierig, aber die Alternative wäre wohl nur für den Rest meines Lebens diesem Traum nachzuhängen und noch mehr Schmerzen zu erfahren.
Ihre Reaktion war durchaus positiv und einfühlsam. Sie hat durchaus freundschaftliche Gefühle für mich, ich bin Ihr sympathisch, aber eben auch nicht mehr. Eigentlich wie erwartet. Damit sollte eigentlich alles geklärt sein.
Aber. leider nicht, da machen mir im Moment meine Gefühle einen dicken Strich durch die Rechnung. Im Prinzip war das Ziel für mich klar. Es sind 35 Jahre vergangen, sie ist nicht mehr das süße Mädchen und ich nicht mehr der schüchterne Tolpatsch von damals. Einfach sehen wie wir uns im Laufe der Jahre verändert und weiterentwickelt haben. Damit sollte der Traum von damals ein für alle Mal zuende sein und etwas neuem Platz machen. Aber es hat nicht wirklich so funktioniert wie erhofft.
Je mehr ich von Ihr erfahre, auch wenn es immer noch sehr bruchstückhaft ist, umso mehr habe ich das Gefühl, das sie genau die Frau ist, die ich mein Leben lang gesucht habe. Vielleicht sehe ich das immer noch durch eine rosarote Brille, die ich seit über 35 Jahren auf der Nase habe, das ist durchaus möglich. Aber vielleicht steckt auch mehr dahinter. ich weiß es nicht. Vielleicht geht es auch gar nicht um sie persönlich, sondern nur um bestimmte Eigenschaften von ihr, sozusagen als Verkörperung dessen, was ich mein Leben lang bei einer Frau gesucht und bisher so noch nicht gefunden haben.
Das Ganze führt jetzt leider dazu, dass ich aktuell sehr vieles in einem Leben infrage stelle und dabei anscheinend ziemlich weit aus der Bahn geraten geraten bin. Ich schlafe zur Zeit schlecht, hänge oft in Gedankenschleifen fest, denke über 'was wäre wenn. ' nach, und, und, und.
Es fühlt sich an wie eine Kombination aus Liebeskummer (mir wird klar, dass ich die Frau, die ich immer haben wollte, wohl nie bekommen kann) und tiefer Traurigkeit (weil die trotzdem immer noch sehr Gefühlsbrücke zu der Frau mit der ich seit fast 13 Jahren glücklich verheiratet bin, Risse bekommen hat). Es fühlt sich im Moment einfach alles unwirklich und verwirrend an, und ich weiß nicht recht, wohin das führt.
Ich versuche also gerade für mich herauszufinden was ich wirklich will, was ich vom Leben erwarte, wohin ich meine weiteren Schritte lenken will und welche Risiken ich dabei eingehen kann und will. Was ist für mich das Richtige, wie werde ich glücklich ohne anderen weh zu tun? Geht das in letzter Instanz auch ohne anderen wehzutun? Wenn ich anderen weh tun müsste um mein Glück zu finden, würde ich das tun oder eher zurückstecken um den anderen nicht zu schaden? Und da stecke ich gerade in einem Labyrinth aus widersprüchlichen Gefühlen und rationalen Überlegungen fest und sehe irgendwie das Ziel nicht mehr.
Und um das klar zu sagen:
Den Kontakt wieder abzubrechen, halte ich für kein gute Idee, das bringt mich nur wieder in die alte Traumwelt zurück ohne dass ich das für mich abschließen kann. ES wäre eher noch schlimmer, da ich jetzt mehr von ihr weis, oder zumindest zu wissen glaube.
Ich habe auch weder Intentionen sie und Ihren Mann auseinander zu bringen (was ich aber wahrscheinlich auch gar nicht schaffen würde, selbst wenn ich es wollte) um sie für mich zu gewinnen und ich möchte auch meine Frau weder verlieren/verlassen oder in irgendeiner Form verletzen.
Denn dann würde ich es einfach ohne Rücksicht auf Verluste und Konsequenzen versuchen, hätte kein Gefühlschaos und keine Gewissensbisse und bräuchte das hier auch wohl nicht zu schreiben. Das wäre sicher viel einfacher, aber das wäre zum einen nicht meine Art und ich könnte das auch mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.