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Verheiratet und gleichzeitig unglücklich verliebt ?

W
Zitat von Tabea2018:
Loslassen und dem HI vertrauen fühlt sich nicht immer richtig an, aber meiner Meinung nach der einzig richtige Weg, um bei sich zu bleiben und die eigenen Bedürfnisse (vom EI nach vorgegebenen Normen kontrolliert) zu erfüllen.


Ich denke das geht in eine ähnliche Richtung. ich weiß nicht, was das HI in diesem Modell genau repräsentiert. Im Freudschen Modell, auf das ich mich beziehe, repräsentiert das Über-Ich unter anderem die Instanz für Moral, Gewissen und ethische/soziale Normen/Regeln.


Zitat von Tabea2018:
Ich denke nicht, dass das HI (du nennst es Über-Ich) entsetzt ist, wenn wir etwas anderes fühlen, als das, was der Verstand (EI) absegnen kann. Ich verstehe es so, dass das HI unsere innere Führung ist, die es gut mit uns meint. Dabei stehen uns das NI und das EI oft im Weg und blockieren uns.

Als Instanz für Moral, Gewissen und ethische Normen vielleicht doch? Kommt auf die Betrachtungsweise an.

Zitat von Tabea2018:
Du sagst, dass deine Frau dir sehr wichtig ist, deswegen würde ich vermuten, dass es sich bei dir um unerfüllte Bedürfnisse handelt, die du personifiziert hast.

Das ist durchaus möglich. Dann ist natürlich die Frage welche sind das und sind diese überhaupt erfüllbar? Und wie gehe ich damit am besten um?

15.02.2019 15:10 • #256


T
Zitat:
Ich denke das geht in eine ähnliche Richtung. ich weiß nicht, was das HI in diesem Modell genau repräsentiert.


Ja, dieses Buch lehnt sich an die Prinzipien des 'Drei-Instanzen-Modells' von Sigmund Freud an.
Das HI steht eher für Intuition und Instinkte.
Moral (was man auch immer darunter versteht), Gewissen und mein soziales Empfinden sind bei mir hoch angelegt. Nur mit Normen und Regeln habe ich es nicht so. Letzten Endes muss ich den Spiegel schauen können und es kann für mich nicht entscheidend sein, ob es anderen gefällt, was man dort sieht.
Welche Bedürfnisse nach Befriedigung schreien und ob diese zu erfüllen sind, ja, daran beiß ich mir auch gerade die Zähne aus. Deshalb kann ich auch nachvollziehen, wie schwierig das ist.
Interessant finde ich es, sich mit dem Neugeborenen-Ich auseinander zu setzen. Ist man betroffen, hat man den Übergang zum inneren Kind nicht vollzogen, d.h. man lebt auch als Erwachsener mit den Bedürfnissen eines Neugeborenen.

15.02.2019 15:51 • x 1 #257


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Verheiratet und gleichzeitig unglücklich verliebt ?

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G
Zitat von WTRiker:
Das ist durchaus möglich. Dann ist natürlich die Frage welche sind das und sind diese überhaupt erfüllbar? Und wie gehe ich damit am besten um?


Einen ähnlichen Gedanken hatte ich gestern ebenfalls.

Es wäre ja wichtig herauszufinden, welche Bedürfnisse das sind und auch wann die nicht erfüllt wurden. Vielleicht mal in der Vergangenheit schauen bei den weiblichen Bezugspersonen, Familienkonstellation ua. ?

Zitat:
Ja, wie ich schon schrieb, war dieses Bild sehr verklärt und ein stück weit naiv. Aber ich hatte es wohl so verinnerlicht, dass ich es unbewußt immer wieder als verwendet und ganz offensichtlich auch auf bestimmte Personen projiziert habe.
Rational (also dem 'Ich' sozusagen) war eigentlich schon immer klar, dass das nur eine Illusion ist.
Aber anscheinend hat da in bestimmten Situationen das Unterbewusste die Führung übernommen, ohne das mir das klargeworden ist.


Der Begriff Leitbild, was beinhaltet der für Dich ?
Orientierung
Ausrichtung
Vorbild
zu Jemandem aufsehen
?

Was fällt Dir dazu noch ein ?

Zitat:
Ja. Ich habe offenbar nie richtig gelernt, mit meinen Emotionen offen umzugehen. Verbergen/unterdrücken war scheinbar immer einfacher. Ich denke mal, das geht bis in meine Kindheit zurück. Über die Zusammenhänge bin ich mir aber noch nicht vollständig im klaren. Aber ich habe da Vermutungen, denen ich gerade nachgehe.


Das ist sehr gut und ich vermute, daß Du da auch fündig werden wirst.

Zitat:
Ich habe aber auch bewusst versucht nichts zu unterdrücken, und damit sind anscheinend auch Gefühle und Wünsche mit an die Oberfläche gekommen, die ich noch nie bewusst bewertet, einsortiert oder gar verstanden habe. Die lagen immer schön weggesperrt unter meinem 'Schutzschild'.


Diesen Schutzschild hast Du ja aus irgendeinem Grund benötigt. Schaue nach, weshalb und wovor Du Dich schützen mußtest im Innen und im Außen.

15.02.2019 15:53 • x 1 #258


W
Zitat von Tabea2018:
Moral (was man auch immer darunter versteht), Gewissen und mein soziales Empfinden sind bei mir hoch angelegt. Nur mit Normen und Regeln habe ich es nicht so. Letzten Endes muss ich den Spiegel schauen können und es kann für mich nicht entscheidend sein, ob es anderen gefällt, was man dort sieht.


Danke, sehe ich ähnlich, mein Gewissen und soziales Empfinden sind für mich eigentlich die Eckpunkte, an denen ich mich zu orientieren versuche. Bei Moral wird es schon problematisch. Denn - welche Moral? Meine eigene? Dann definitiv ja, die ist eng verknüpft mit dem Gewissen.
Es gibt aber noch die Moral die von Gesellschaft, Religion und Politik vorgegeben wird. Diese ist wieder eng mit den Normen und Regeln verknüpft. Und diese ist/sind zu meinen eigenen nicht unbedingt deckungsgleich.
Ja, und am Ende des Tages muß ich vor allem mir selbst und denen dir mir sehr nahestehen in die Augen sehen können. Nicht der mehr oder weniger anonymen (Werte-) Gesellschaft.


Zitat von Tabea2018:
Welche Bedürfnisse nach Befriedigung schreien und ob diese zu erfüllen sind, ja, daran beiß ich mir auch gerade die Zähne aus. Deshalb kann ich auch nachvollziehen, wie schwierig das ist.

Das ist eben auch für mich im Moment wohl der schwierigste Teil. Zumal er rational kaum zu erfassen ist.

Zitat von Tabea2018:
Interessant finde ich es, sich mit dem Neugeborenen-Ich auseinander zu setzen. Ist man betroffen, hat man den Übergang zum inneren Kind nicht vollzogen, d.h. man lebt auch als Erwachsener mit den Bedürfnissen eines Neugeborenen.

Interessanter Aspekt. Da muss ich mich vielleicht mal näher damit befassen. Habe aber im Moment noch keine Idee wie...

15.02.2019 16:22 • #259


T
Falls es dich interessiert, kann ich dir dieses Buch empfehlen. 'Die Liebe empathischer Menschen (Luca Rohleder)'

15.02.2019 16:50 • x 1 #260


W
Zitat von GiuliettaV:
Es wäre ja wichtig herauszufinden, welche Bedürfnisse das sind und auch wann die nicht erfüllt wurden. Vielleicht mal in der Vergangenheit schauen bei den weiblichen Bezugspersonen, Familienkonstellation ua. ?


Ja, ich denke da liegt sicher einer der Schlüssel...
Zitat von GiuliettaV:
Der Begriff Leitbild, was beinhaltet der für Dich ?
Orientierung
Ausrichtung
Vorbild
zu Jemandem aufsehen
?

Was fällt Dir dazu noch ein ?

die wichtigsten hast du schon benannt...
- etwas anstreben
- ein Ziel haben


Zitat von GiuliettaV:
Diesen Schutzschild hast Du ja aus irgendeinem Grund benötigt. Schaue nach, weshalb und wovor Du Dich schützen mußtest im Innen und im Außen.

Da gibt es sicher mehrere Gründe:
- Vermeiden von seelischer Verletzbarkeit (ich war als kind eher introvertiert, schwächlich und hab mir alles sehr zu herzen genommen. Als Junge auf dem Dorf eher ungünstig. Das bemerken andere und nutzen das aus)
- Konflikt mit dem klassichen Rollenbild?
- Als Kind habe ich stark zu plötzlichen Gefühlsausbrüchen geneigt. (Die Ursache könnte in den ersten 3 oder 4 Lebensjahren liegen, ich habe da aber kaum verlässliche Informationen) Meine Eltern (Korrekterweise Vater und Stiefmutter) sind da nicht wirklich mit Verständnis darauf eingegangen (Lag vielleicht am damaligen Zeitgeist, verbunden mit den vorgegeben Rollenbildern und war vielelicht auch gut gemeint. Aber schlecht umgesetzt. Dazu kommt, das mein Vater emotional eher sehr eingeschränkt/kühl ist. Ich glaube da kämpft er schon sein Leben lang mit einem Kindheitstrauma. Meine Stiefmutter ist sehr ichbezogen und duldet keine abweichenden Meinungen). Jedenfalls hatte ich immer das Gefühl das das absolut unerwünscht ist und ich dann von ihnen abgelehnt werde. Also habe ich angefangen das einfach wegzusperren und den 'Schutzschild' darüberzulegen.
- Ich war vor eingen Jahren auch auch in mal länger in psychologischer Behandlung wegen Depression. Dabei hat die Psychologin mit mir herausgearbeitet, das ich sehr stark dazu erzogen wurde 'einfach zu funktionieren'. Vielleicht auch eine Ursache, denn dazu braucht man letztlich keine Gefühle bzw. sind diese vielleicht eher hinderlich. Die Folge war eine längere Depression, da ich nicht so funktioniert habe wie erwünscht. Wobei es wohl nicht darum ging was ich wünsche...

15.02.2019 16:58 • x 2 #261


G
Danke für Deine Offenheit und Dein Vertrauen.

Ja, das kann ich nachvollziehen und so etwas in der Art hatte ich da auch erahnt/vermutet.
Im Grunde hattest Du 2 Menschen, die Dir eigentlich ein Vorbild sein sollten, jedoch aufgrund eigener Probleme nicht konnten. Halt, Sicherheit, Geborgenheit, Nähe, Wärme ua. haben da denke ich dann auch gefehlt.

Auch wäre es für mich einleuchtend, daß ein Kind sich in sich zurück zieht, wenn es sich in irgendeiner Form nicht angenommen, gehört und verstanden fühlt. Die Gefühlsausbrüche ein Aufbegehren. der spätere Schutzschild war die rettende Überlebensstrategie.

Zum Thema Trauma und Auswirkungen sind im Netz ganz interessante Berichte aus der Forschung und Psychologie zu finden.

15.02.2019 17:51 • x 1 #262


T
Folgendes finde ich ganz interessant, ich zitiere mal:
'So funktionieren im Übrigen auch die unglücklichen Lieben vieler HSP. Kommen sie in die tragische Situation, dass das Objekt der Liebe zu wenig oder gar nicht auf sie emotional reagiert, dann werden Sie HSP erleben, die zum selbstzerstörerischen Angriff ausholen, um beim Gegenüber doch noch irgendwelche Liebesbezeugungen auslösen zu können. Mit ihrer ungeheuren Geisteskraft brennen sie diesen Überlebenskampf in ihr Gehirn förmlich ein. Mit ihrer enormen geistigen Intensität verknüpfen sie dann ihre neuronalen Synapsen in einer wuchtigen und unwiderruflichen Weise. Ein schwerwiegendes Trauma ist die Folge. Die große Liebe bleibt auf ewig fest im Kopf eingebrannt.
Hätte hingegen das Ziel der Begierde jeden Tag eine Liebeserklärung abgeliefert, wäre es niemals dazu gekommen. Ganz im Gegenteil, dem Hochsensiblen wäre es schnell langweilig geworden und es hätte niemals zu einem Liebesdrama kommen können. Obwohl es doch die gleiche Person gewesen wäre.
Schließlich finden viele HSP in ihrem Leben heraus, dass es bei ihren großen Liebesdramen niemals um den Partner ging, sondern eigentlich nur um den gescheiterten Versuch, über das Gegenüber bestimmte Emotionen konsumieren zu wollen. Im Prinzip nur um die Bewältigung eines Traumas, noch aus einer Zeit vor, während oder kurz nach ihrer Geburt.'

16.02.2019 09:25 • x 2 #263


W
@tabea2018

Danke, ich war gedanklich schon in eine ähnliche Richtung unterwegs. Wenn ich jetzt mal davon ausgehe, dass ich eine HSP bin (der Gedanke kam mir bisher einfach noch nie), passen plötzlich viele Dinge an meinem Verhalten und an meinem Empfindungen, die vorher nicht oder nur schwer erklären konnte.
Vielleicht ist es auch einer der Gründe, wegen denen ich mir diesen 'Schutzschild' und meine komplexe Fantasiewelt erschaffen habe.
Und es erklärt, warum ich mit meinen jetzt freigelassenen Emotionen zeitlweilig überfordert bin.

Zitat von Tabea2018:
Schließlich finden viele HSP in ihrem Leben heraus, dass es bei ihren großen Liebesdramen niemals um den Partner ging, sondern eigentlich nur um den gescheiterten Versuch, über das Gegenüber bestimmte Emotionen konsumieren zu wollen.


Zu diesem Schluß bin ich mittlerweile auch gekommen. Letztendlich glaube ich, dass die Gefühle für meine Schulfreundin anfangs schon echt und ernst gemeint waren, dann aber über die Jahre mehr und mehr zu einer Art Projektionsfläche für meine eigenen Wünsche und Träume wurden. Und ab diesem Punkt war sie eigentlich auch austauschbar. Nicht als Mensch, da ist sie für mich immer noch einzigartig, aber als Ziel für meine Liebesgefühle. Im Prinzip hätte die Projektion ab diesem Zeitpunkt auf jede Frau mit einem ähnlich Attributset gepasst.
Dieses Attributset passt übrigens im wesentlichen auch auf meine jetzige Frau. Die Unterschiede der für mich relevanten Eigenschaften sind offenbar nur maginal, wenn ich genau darüber nachdenke.

18.02.2019 14:55 • x 1 #264


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