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6 Jahre Beziehung verarbeiten

L
Hallo liebes Forum,

ich hab mich nun doch noch einmal entschieden hier einen Beitrag zu verfassen.
Ich war bis vor knapp zweieinhalb Monaten circa 6 Jahre mit meinem Ex zusammen. Währenddessen hat er sich viermal getrennt, sodass es nur die ersten zweieinhalb Jahre richtig sorgenfrei war. Danach hat er sich einmal pro Jahr getrennt, um mir dann nach ca. zwei Monaten wieder zu sagen, dass er mich ja doch noch lieben würde. Ich bin dann immer wieder darauf eingegangen, weil er der einzige Mann ist, der mich jemals geliebt hat und der einzige, den ich jemals geliebt habe. Es hat charakterlich einfach alles gestimmt und mehrere Menschen aus meinem näheren Umfeld haben mir gesagt, dass sie den Glauben an die Liebe verloren haben, als wir uns das erste Mal getrennt haben.
Ich war auch immer am Boden zerstört nach Trennungen aber habe immer eine eiskalte Kontaktsperre meinerseits eingehalten, ihn aus allen social media gelöscht und einfach keinen Kontakt aufgebaut. Insgeheim war das aber nur psychische Manipulation meinerseits, damit er mich schnell anfängt zu vermissen.
Vor ca. 3 Monaten hat er sich mal wieder getrennt und ich habe das erste Mal wirklich wütend und nicht traurig reagiert. Ich habe einfach nur gesagt, dass es dann jetzt das letzte Mal ist, dass wir uns sehen. Als er dann gesagt hat, dass es ihm leidtut habe ich nur gesagt, dass es irgendwann auch einfach mal reicht und bin aufgestanden, habe ciao gesagt und bin gegangen.
Ich denke, dass mein Verhalten ihn definitiv abgeschreckt haben könnte noch mal bei mir anzukommen. Ich bin auch zum ersten Mal an dem Punkt, dass ich wirklich nicht mehr mit ihm zusammenkommen möchte, weil ich weiß dass er einfach nicht auf Dauer beziehungsfähig ist und ich mir das nicht länger antun kann. Ich bin auch kalt geworden.
Trotzdem bin ich irgendwie davon überzeugt, dass ich niemals wieder glücklich werden kann. Ich habe bevor ich ihn kennengelernt habe auch immer fest geglaubt für immer alleine zu sein und niemals von jemandem romantisch geliebt werden zu können.
Ich habe in meinem Leben auch einige Traumata erlitten, die dafür gesorgt haben, dass ich mich absolut nicht für liebenswert halte. Hinzu kommt, dass ich relativ hohe Ansprüche an den Charakter und leider auch das Aussehen meines Partners stelle. Mein Ex hat diese Standarts als erster Mann, der mich auch wollte, erfüllen können, bis auf das Problem mit den Trennungen.
Ich war auch mein ganzes Leben niemals zufrieden, bis zu dem Zeitpunkt, als ich ihn kennengelernt habe.
All diese Fakten sprechen für mich dafür, dass ich mir vermutlich für immer mein Glück verbauen werde, weil ich ihn jetzt nicht mehr zurück nehmen würde.
Ich weiß auch, dass ich sehr emotional abhängig bin, ich habe auch schon eine einjährige Therapie hinter mir. Leider hat mir das anscheinend nicht wirklich etwas gebracht.
Ich verbringe meine Zeit auch mit sehr vielen spannenden Dingen, mache extrem viel mit Freunden und igle mich null zuhause ein oder so.
Trotzdem habe ich nicht das Gefühl jemals damit klarzukommen.

Keine Ahnung, ob ihr dazu etwas sagen könnt, aber ich würde mich freuen.

Liebe Grüße
Lindfrau

11.07.2022 21:44 • #1


B
Hey,

deine Gefühle und Gedanken kenne ich leider sehr gut.. teilweise habe ich immer noch damit zu kämpfen und vermute daher ungefähr zu wissen, wie es dir geht. Fühl dich an dieser Stelle mal virtuell umarmt.

Zunächst: du wirkst wie jemand, der durchaus reflektiert zu sein scheint und auch seine eigenen Anteile anerkennt. Das ist enorm wichtig für den eigenen Fortschritt. Du erwähnst Traumata, die du nicht näher ausführst - das musst du auch nicht, wenn du nicht magst oder dir das zu privat ist; sicherlich würde es aber auch den Forenmitgliedern hier helfen, vielleicht ein paar Details zu kennen, um deine Situation besser nachvollziehen zu können, zB ob es Probleme in der Kindheit gab oder ähnliches.

Eine einjährige Therapie ist auch nicht besonders viel bzw. lang. Hast du keine Verlängerung mehr gewollt, oder wurde keine bewilligt? So wie es sich anhört, wäre es sicherlich nicht schlecht, deine verinnerlichten Glaubenssätze, Traumata etc. dort weiterhin zu bearbeiten; du beschreibst ja sehr konkret, dass es an deinem fehlenden Selbstwert liegt. Sowas lässt sich nicht mit ein paar Sitzungen regeln. Ich selbst bin schon seit vielen Jahren in Behandlung und habe gerade mal die Oberfläche abgerarbeitet.

Ein anderer Gedanke: Warum glaubst du, dass dein Glück von einem Partner abhängt? Ich sage das nicht, weil ich selbst so zufrieden mit meinem Singleleben bin. Ich wünsche mir auch jemanden an meiner Seite, der mir gut tut, und dennoch; ich denke, hier liegt schon mal ein wesentlicher Teil des Problems: Dass du dem Partner zu viel Gewicht zuordnest. Erst heute diesen Essay gelesen - vielleicht gibt er dir ja kleine Denkanstöße: https://www.newstatesman.com/politics/2...-be-single

11.07.2022 21:57 • x 2 #2


D
Hallo Lindfrau,
etwas ähnliches habe ich gerade erlebt: ein Date mit dem ich mich jetzt 6 Wochen getroffen habe, hat die letzten 1,5 Jahre eine on/off Beziehung geführt. Seit Januar sind die beiden getrennt und nun stand er wieder bei ihr vor der Tür und sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Keine Reaktion auf nichts. Mir persönlich gehts gut damit (shice auf 6 Wochen).

Allerdings zeigt dieses Verhalten ganz viel über die eigentliche Beziehung aus. Und über den Charakter. Dein Ex hat ein krasses Nähe/Distanzproblem. Du hingegen bist ihm ein wenig ausgeliefert und glaubst daran, dass es diesmal GANZ BESTIMMT besser wird. Tut es aber nicht. Eure (seine!) Probleme bleiben und werden euch weiter verfolgen. Man kann sich vielleicht einmal trennen, einsehen dass es ein Fehler war und einen Neuanfang starten. EINMAL! Nicht zwei, drei oder viermal. Wenn es dann erneut scheitert, gibt es keine gesunde Basis. Ich kann dir nur den Tip geben ganz rigoros alles an Kontakt zu beenden, dich zu rehabilitieren und dann bereit für den Mann zu sein der dich glücklich macht. Alles andere ist nicht gesund, vor allem weil jedes mal wenn er sich trennt ein kleiner Teil von dir stirbt.

11.07.2022 22:02 • x 2 #3