Abtreibung und Beziehungsende - Schmerz wird schlimmer

M
Hallo liebes Forum,

Ich habe einen Mann auf einem Festival kennengelernt, der sehr viel jünger ist und wir haben uns so heftig ineinander verliebt, dass wir kurze Zeit später trotz 400 km und großem Altersunterschied unglaublich glücklich liiert waren. Ich hatte zwar immer das Gefühl oder die Vernunft, dass ich die Sache abbremsen müsste, aber Verliebtheit in der Heftigkeit kannte ich bisher nicht und habe versucht das Glück zu genießen. Wir kamen immer wieder auf das Thema Zukunft zu sprechen, nicht ahnend, dass wir bereits am 16. August ein Kind gezeugt hatten.

Hierzu möchte ich sagen, dass ich bereits einen Sohn habe, immer mit NFP verhütet habe und zum schwanger werden lange brauchte. Ich habe deshalb nicht damit gerechnet, dass so etwas passiert (und dachte dennoch, wenn es passiert, dann ist er der richtige dafür). Ende August hielt ich den positiven Test in den Händen und habe ihn sofort angerufen. Er musste es erstmal verdauen, sagte aber wir schaffen das. Eine Woche später bekam er am Telefon kalte Füße und wollte sich trennen. Als er sagte er liebe mich, aber würde die Verantwortung nicht tragen können bat ich ihn zu mir zu kommen und es mir persönlich zu sagen. Er kam und nahm alles zurück, er wüsste dass er mich liebt, es tat ihm aufrichtig leid. Ich konnte seine Zweifel verstehen, mitten in der Lehre ein Kind, er wollte auf die Walz gehen, durch die Welt reisen. Klar zweifelt man da, aber als er sich sicher war, dass er an meine Seite gehört freute ich mich.

Trotzdem fühlte ich mich nicht wohl damit nach 1 Monat Beziehung schwanger zu sein.Ich schrieb eine Pro und Kontraliste, die Kontraliste wog schwerer. Ich wollte keine Abtreibung, aber ich wollte so früh auch kein Kind von ihm. Ich war verzweifelt, das einzige was mich tröstet war, dass er sagte: es ist deine Entscheidung, ich stehe hinter dir, aber ich möchte mein Leben mit dir verbringen, wir werden Kinder haben, so oder so. Vielleicht ist es jetzt wirklich ein bisschen früh, lass mich die Lehre erst fertig machen, dann bin ich für dich da, sonst hast du die 2 Kinder alleine und ich kann dich erstmal nicht unterstützen. Ich habe mich kurz danach für den Abbruch entschieden.

Die Entscheidung ist mir zwar schwer gefallen, aber sie nahm mir eine große Last und großen Druck und danach war alles wunderbar. Wir hatten feste Wochenendpläne, besuchten uns abwechselnd alle 2 Wochen. Er kannte meinen Sohn von Anfang an und die beiden waren ein Herz und eine Seele. Sein letzter Besuch war im Oktober, wir machten mit meinem Sohn Ausflüge, schauten uns ein Fachwerkhaus an und gingen an besonderen Orten essen.

Wir liebten uns sooft wir konnten und er schrieb seiner Mutter, zu der er viel und freundschaftlichen Kontakt hat wie wunderschön das Wochenende sei. Als er am Montag fuhr kamen noch ein paar sms, dass wir noch viel Zeit miteinander und für einander haben werden. Am Dienstag morgen sendete er mir Küsse bevor er zur Arbeit ging, ich rief Dienstag abend an, weil ich auf seinen Anruf wartete der normalerweise kommt.

Er sei ganz bei sich und fühle sich gerade sehr wohl zuhause. Er war freundlich und liebevoll wie immer, aber es kamen keine Liebesbekundungen. Mittwoch kam gar nichts. Ich rief ihn dann am Donnerstag in der Mittagspause an und fragte was ich ihm getan hätte. Er fiel erst aus allen Wolken, nach einer Weile sagte er, jetzt wo ich so direkt danach frage: Er merke wie gut es ihm in seiner Wohnung und an der Arbeit ginge, er fühle keine Sehnsucht nach mir. Als ich fragte ob er eine Beziehungspause möchte war die Antwort nein.

Daraufhin schlug ich vor alle Pläne auf null zu setzten, das fand er eine gute Idee. Wir verabredeten abends noch einmal zu telefonieren. Ich rief ihn an, da war er gerade auf dem Nachhauseweg, aber die Verbindung brach immer ab, um 20 Uhr rief er mich zurück. Wir redeten lange, er begann an unserem Urlaub zu Weihnachten zu zweifeln, darüber war ich traurig, ich merkte wie er sich immer mehr entfernte. Aber er zweifle nicht an der Beziehung und er wüsste, dass er mich liebt, auch das waren seine Worte. Am Freitag schrieb er nur ne kurze Nachricht, er könne erst abends anrufen, als ICH ihn dann um 22 Uhr anrief stand er immer noch im Waschsalong (keine Waschmaschine zuhause, Freitags nach der Arbeit Waschtag)er wirkte wie ein gehetztes Tier. Wir verschoben das Telefonat auf Samstag, er rief abends an und ich hörte sofort was los war. Seine Stimme war hart und kalt, er beendete die Beziehung. Ohne wenn und aber. Er bräuchte Zeit für sich, er will keine Beziehung, weil er in einer Beziehung Dinge von sich selbst erwartet, die er mir jetzt nicht geben kann, er fühle sich wohl so wie sein Leben jetzt ist, er empfindet gerade keine Sehnsucht nach mir, er höre sich selbst bei reden zu und seine Gedanken werden klarer. Er wollte nicht so viel Nähe, es sei ihm zu viel, er merke, wenn ich mich in den zwei Wochen nach ihm sehne, wie er gerne 3 oder mehr Wochen für sich hätte. Das sei keine Grundlage. Ob er mich liebe wisse er nicht, er komme an sein Gefühl gerade nicht ran.

Ich war am Boden zerstört, schaffte es aber mich über Wasser zu halten, für mich und mein Kind. Ich rauchte zwar als Nichtraucher ne Schachtel Zig. am Tag und trank Alk. B. dazu, weil ich mich schei. fühlte und mich manchmal einfach fallenlassen wollte. Aber es kamen keine Tränen, nur Dialoge zustande. Mein Kopf unterhielt sich mit ihm. Immer und immer wieder. Ich fing an mir Fragen zu stellen. Ich redete mit Freunden, meiner Schwester. Das half teilweise, aber nur er konnte mir Antworten geben. Ich fragte ihn letzte Woche per sms, ob wir nochmal telefonieren, ich hab Fragen und will weiterkommen. Wir telefonierten also diesen Montag fast eine Stunde, er war locker, gesprächig und freundlich, so wie ich ihn kannte. Und auch er hatte mit Freunden über die Beziehung geredet und nachgedacht, aber nichts bereut.

Er sei erleichtert gewesen, nachdem er es beendet hatte. Und wiederholte nochmal die Gründe, er sagt es läge hundertprozentig nicht an mir, und ich glaube ihm das, obwohl es der dümmste Klischeesatz der Menschheit ist. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass er Raum braucht und keine Beziehung will, mit niemandem, er will nur bei sich sein. Er wolle mich als Mensch nicht verlieren und auch keine Freundschaft anbieten, ich solle ihm noch etwas Zeit lassen, damit er mir erwachsen entgegentreten kann, jetzt würde er sich unsicher verhalten.

Nachdem Gespräch war ich erleichtert, es fühlte sich gut an, es machte mir Hoffnungen. Jetzt bin ich ganz unten und konnte das erste Mal gestern Abend richtig weinen, ich will mein Kind zurück. Ich begreife, dass ich höchstwahrscheinlich keine Kinder mehr mit ihm haben werde und dass ich mich mit der Hoffnung darauf über den Abbruch hinweggetröstet hatte. Alles ist weg. Abbruch und Trennung. Was hatte diese Liebe für einen Sinn? Ich hab nur noch Angst. Angst dass ich keine Kinder mehr bekommen werde, obwohl ich mir immer ganz viele gewünscht habe. Ich hasse mich für diesen Abbruch, obwohl er sich zu dieser Zeit richtig und vernünftig angefühlt hat. Mein Umfeld kann mich nicht verstehen, jeder sagt es ist besser so, schau nach vorne. Aber ich krieg hier fast die Krise und obwohl ich mich zusammenreise, schaffe ich es kaum noch. Es wird immer schlimmer.

05.11.2015 17:56 • #1


K
Hallo du,

ich habe deine Geschichte gelesen wie einen Thriller..sorry..aber das ging alles so schlag auf schlag und ich kann schwer nachvollziehen was da bei euch abgelaufen ist...wieso ihr erst so verliebt ward und nun alles von seiner Seite aus vorbei ist..

Ich kann mir sehr gut vorstellen wie dreckig es dir gehen muss..von 100 auf 0 :-\

Was die Abtreibung angeht...denkst du nicht das es besser so ist? Auch wenn das hart klingt.. aber wäre das Kind was du von ihm bekommen hättest nicht hauptsächlich ein trost weil du dann noch etwas von ihm hättest ?

Du müsstest es von geburt an ohne vater erziehen..finanziell würdest du wohl auch nichts erwarten können..

Versuche dich von tag zu tag zu kämpfen und realistisch die situation zu betrachten..

Auf dich wartet bestimmt ein Mann der kein so ein Luftikus ist..

05.11.2015 21:09 • #2


M
Danke für deine Worte. Ich denke leider nicht, dass es besser so ist. Ganz im Gegenteil.
So sehr, wie ich gezweifelt habe, hätte ich wissen müssen, dass ich es bereuen werde. Die Ärztin hat noch kurz vorher gesagt: es hat noch niemand bereut das Kind bekommen zu haben, aber viele bereuen es nicht bekommen zu haben.
Ich weiß nicht, ob ich je wieder eins haben werde, ich habe so Angst, dass mir mein Alter einen Strich durch die Rechnung macht. Mit der Trennung komme ich irgendwie klar, so etwas überwindet man nach ein paar Wochen oder Monaten. Aber eine Abtreibung, ich kann mir das nicht verzeihen.
Ich glaube auch er wäre geblieben, wenn ich es bekommen hätte. Vielleicht nicht aus freien Stücken, aber aus moralischen Gründen hätte er nicht sofort das Handtuch geworfen, nur weil sein Liebesgefühl mal plötzlich nicht abrufbar war. Liebe wächst und manchmal sind andere Sachen wichtiger, dann kommt die Liebe wieder, wird stärker.Beziehung ist immer Arbeit, auch an sich selbst. Selbst wenn er trotzdem gegangen wäre hätte ich mich über dieses Kind gefreut.
Er ist fein raus, hat alles was er will und sein ganzes Leben vor sich. Ich habe alles verloren und stehe unter enormen Zeitdruck je wieder ein Kind zu bekommen. Ich versuche es zu verdrängen. Wenn ich mich mit dem Gedanken beschäftige, merke ich, dass ich fast wahnsinnig werde vor Angst.

06.11.2015 09:35 • #3




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