Hallo zusammen,
vielleicht finde ich hier den ein oder anderen Trost bzw. Denkanstoß. Im April diesen Jahres habe ich über einen Chat einen älteren, verheirateten Mann kennen gelernt, der auch um die 350 km entfernt lebt. Zu dem Zeitpunkt befand ich mich in meiner Trennungsphase von meinem damaligen Verlobten - ich war noch unschlüssig, weil ich Angst hatte einen so schwerwiegenden Schritt zu gehen. Der ältere Mann hat mich sehr unterstützt, wir fingen an uns E-Mails zu schreiben, täglich. Nach kurzer Zeit kam das Telefonieren dazu. Er lebt unter der Woche alleine und pendelt nur am Wochenende nach Hause zu seiner Frau. Dadurch hatten wir viel Zeit uns kennenzulernen, es entstand eine gewisse Nähe, Bindung - dazu kam der ero. Aspekt. Die Aufregung.
Ich trennte mich endgültig von meinem Verlobten, startete mein neues Leben - mit dem älteren Mann sozusagen virtuell an meiner Seite. Meine Gefühle wurden stärker, er gestand mir auch verliebt zu sein. Mir war von Anfang an klar, dass es nicht mehr sein wird als das. Ich wollte keine Ehe zerstören und er hat von Anfang an klar gemacht, dass er seine Frau liebt. Ich wollte einfach die Erfahrung leben - egal wie hart das klingt. Ich habe die gemeinsame Zeit genossen.
Nur meine wachsenden Gefühle haben es verkompliziert. Wir wollten uns treffen und quasi aus dem gemeinsamen Traum erwachen. Wir kannten uns nur von Fotos. Wir haben einen Termin vereinbart für Ende November. Letztendlich bin ich innerlich durchgedreht und brauchte sofort den Realitätscheck - ich konnte meine Gefühle nicht kontrollieren. Unsere gemeinsamen Fantasien, Gespräche - ich wollte Klarheit. Aus diesem Grund haben wir uns letzten Montag kurzfristig getroffen.
Ich habe ihn damit überfordert, für ihn stand fest, wir treffen uns nur als Freunde. Ich hatte auch keine konkreten Vorstellungen, wollte nur meine Verliebtheit beenden. Letztendlich begegneten wir uns als Freunde, redeten, mochten uns und kamen uns auch näher. Er hat mich geküsst, wir haben uns berührt - zu mehr kam es nicht. Wir haben dennoch die ganze Nacht miteinander verbracht, ganz nah und innig. Es war schön.
Ihr müsst wissen, er chattet bereits seit vielen, vielen Jahren. Seine jetzige Frau war eine Affäre anfangs. Seitdem hat er sich auch mit keiner Frau mehr getroffen. Nach dem Treffen teilte er mir mit, dass es ein Fehler war. Es war schön mich zu treffen, aber dass wir uns körperlich so nahe gekommen sind - das sah er als falsch an. Er möchte jetzt nur noch mit mir befreundet sein. Er wird aufhören zu chatten, er kann das alles nicht mit sich vereinbaren. Er ist wohl immer nur ein Träumer gewesen.
Anstatt meines Realitätschecks habe ich die Anziehung auch tatsächlich gespürt. Die ganzen Nächte, Nachrichten, Telefonate und nach dem Treffen war das vorbei. Nur Freundschaft. Er kann mir nicht mehr geben, will es nicht, darf es nicht. Ich leide darunter - eben weil es nicht nur die s.uelle Anziehung war, sondern auch diese Vertrautheit. Ich habe ihm gesagt, dass eine Freundschaft nicht klappt. Wie auch? Wie kann er das? Wie kann er mir sagen wie schön das doch war und dann dicht machen? Warum hat er mich die ganzen Monate so gezogen, so an sich gebunden? Er hat mich zum Träumen gebracht...er ist aufgewacht, ich noch nicht.
Gestern haben wir das letzte Mal telefoniert - ein langes Telefonat nach dem Treffen. Jetzt muss ich es durchstehen, es akzeptieren. Habt ihr solche Erfahrungen auch gemacht? Einen Mann kennengelernt, der in seiner Fantasie viel tut, aber in der Realität doch nicht? Wahrscheinlich ist es besser so... jetzt los lassen und nicht erst nach vielen Treffen... nur wie sehr wünsche ich mir genau das. Ich wollte mehr mit ihm erleben, aber er kann doch nicht. Er kann den Konflikt nicht leben, will aber Freundschaft? Verdrehte Welt.
10.10.2016 12:17 •
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