Hallo,
ich bin neu hier. Ich muss einfach mal reden, es niederschreiben.
Vor 16 Jahren war ich fest in der Partyszene (Techno) verankert und dort mit jemandem 2 Jahre befreundet. Ich habe mittlerweile einen gänzlich anderen Beruf. Ich machte damals einen absoluten Cut mit Allem, aus Selbstschutz. Ich dachte, ich überlebe es sonst nicht. Falls Ihr versteht, was ich damit meine. Die Technoszene ist keine leichte, mit Allem, was dazu gehört. Seit einigen Jahren dachte ich verstärkt an diesen Freund. Hörte seine Lieder, wenn ich betrunken war, vermisste ihn. Das wurde ziemlich heftig, sehr sehnsüchtig. Ich weinte abends beim Einschlafen. Lange Geschichte. Ich habe überhaupt nicht verstanden, warum, wieso, weshalb ich ihn so vermisste. Hatte so Bilder im Kopf, wie wir eng aneinander gekuschelt einschliefen. Dachte, ok, klar, ihr habt oft mal bei dir oder ihm übernachtet, vielleicht auch mal im Arm des Anderen. In meiner Erinnerung waren wir Kumpels. Ich suchte ihn über ebay und einige alte Bekannte meldeten sich, konnten mir aber nicht weiterhelfen. Letztendlich ließ ich einen Brief an seinem altem Grundstück, woraufhin er sich tatsächlich meldete und sich freute! Einen Tag später trafen wir uns bei ihm. Ich blieb über Nacht bis zum nächsten Mittag. (Mein Mann fand das gar nicht toll. Seit 10 Jahren verheiratet, ein Kind. Zumal er meine ganzen Emotionen vorher mitbekommen hatte, als ich wie besessen auf der Suche war und auch, als er sich meldete. Ich schrie auf und rannte heulend auf den Balkon.)
Ich habe an die ganze Zeit damals sehr vage Erinnerungen, mein Hirn hat die ganze Zeit sehr verschleiert, vermutlich, weil ich damals Angst hatte, sie nicht zu überleben. Jedenfalls, so erzählte mein Freund mir, wir waren damals ein 3/4 zusammen, ein Paar, führten laut ihm eine wirklich gute Beziehung, hatten eine tolle S., er habe mich heiraten wollen. Ich hatte nuuuull Plan mehr davon, aber konnte seine Situationen, die er mir schilderte in der Nacht zu Ende erzählen. Ich fühlte mich wie eine PTBS'lerin, die einen Flashback nach dem anderem hatte. Endlich machte es Sinn, die ganzen starken Emotionen der letzten Jahre, diese Bilder im Kopf, die Sehnsucht. Ich habe ihn damals nach meiner letzten organisierten Party stehen lassen mit den Worten f*** you, ich muss ein neues Leben anfangen.Und bin dann für Monate in eine Klinik gefahren, habe alles abgeblockt danach (weiß ich nicht mehr). Wir haben uns sogar noch Briefe geschrieben aus/in der/die Klinik (kein Plan), danach blockte ich alles ab. Dabei bemerkt, er ist Künstler, Musiker, aber er hatte nichts Negatives zu meinem Selbstzerstörungsmodus damals beigetragen. Das war ich ganz allein. Ich schmiss ihn komplett aus meinem Kopf, da er zur 'damaligen Zeit' gehörte. Ich fragte die Bekannten, die sich bei ebay meldeten- wusstest ihr, dass wir damals ein Paar waren?! Die schickten nur Lachsmilys und sagten, na klar, das wusste jeder.
Wie auch immer, als ich bei ihm war, redeten wir die halbe Nacht, er war nicht vorwurfsvoll, konnte (heute) total nachvollziehen, wieso ich damals so einen harten Cut machte und er leider mit darunter fiel, da er einfach großer Bestandteil der Feierszene war. Aber ich hätte ihm ganz schön das Herz gebrochen. Seine Mum frage heute noch nach mir. Naja, und nach ein paar Stunden (und 5 B. für jeden von uns) fragte ich ihn, sag mal, können wir nicht kuscheln, zusammen einschlafen? (Er hatte ein extra Bett für mich vorbereitet.) Ich hatte ja den völligen emotionalen Vorlauf mit meinen letzten Jahren und der exzessiven Suche nach ihm und der Sehnsucht. Er nur kurz so, äh, ich bin grade etwas überfordert, aber ja, klar. Es war die leidenschaftlichste, innigste, vertrauensvollste, liebevollste Nacht, die ich seit meinem Ex (vor meinem Mann) hatte! Wir wollten immer schlafen, aber es ging nicht, da niemand mit dem Streicheln (und den Folgen ) aufhören konnte. 2 Wochen bevor das alles war, hatte ich Gespräche mit meinem Mann über unsere S. (ich würde gerne Neues ausprobieren) und auch, dass ich gerne mal wieder feiern würde. Er reagierte (erstmals) in unserer Ehe sehr abwehrend. Ich bin halt prüde, ich genüge dir nicht. Wir waren doch grade erst feiern! (Ich so, ja, 2016.) Es war ziemlich enttäuschend. Mein Mann und ich haben S. nach Schema F. Immer blümchenmäßig. Und ich würde gerne so viel probieren! Bin gerne auch mal wilder. Bzw. einfach offen für Neues und verspielt.
Ich konnte mich kaum trennen von meinem Freund nach der Nacht. Es war so unkompliziert, frei, schön. Zwei Tage danach auf der Arbeit ging es mir so furchtbar, dass ich heulen musste (konnte mich Gott sei Dank einer lieben Kollegin anvertrauen). Ich hatte so schreckliche Verlustangst irgendwie, also meinem Freund gegenüber. Die hat er mir mittlerweile genommen. Er hat keine Beziehung (seit Jahren nicht) und ich glaube, ich bin auch bei ihm wie 'ne Bombe eingeschlagen. Letztendlich wollen wir über 'die Zukunft' noch reden, aber es ist jetzt schon klar, dass wir eine Affaire haben werden und er sagt, er müsse nicht alles sofort geklärt haben, es sei eben so, wie es grade ist. Ok. Wir beide haben festgestellt, dass es überhaupt nichts nur S. ist, sondern von Jetzt auf Gleich wieder Gefühle mit im Spiel waren (was es nicht leichter macht).
Was mach ich'n nu?!
Mein Mann ist ein sehr liebevoller Mensch, immer um mich und und unser Kind besorgt, wir sind auch ein Spitzenteam! Aber S. und Spaß gegenüber ist er nicht grade sehr offen, das Gespräch über S. war ihm so dermaßen unangenehm. Und ich habe nach einem schlimmen Todesfall in der Familie vor 2,5 Jahren dauernd im Kopf- man lebt nur einmal, LEB! (Was ich in meinem beruflichen Alltag übrigens oft gehört habe- bedauert werden die Dinge, die nicht gemacht wurden. )
Einerseits komme ich mir wie ein komplettes A. vor, andererseits bin ich für die nächsten Jahrzehnte und dieses Leben, das wir führen -Arbeit, Arbeit, Kind, Ehe, Frau am Herd (so krass ist das nicht gemeint, ich muss natürlich nicht an den Herd) - noch nicht bereit. Das kann es doch nicht gewesen sein?!
Mir ist dabei auch völlig klar, dass mein Freund für eine verantwortungslose, jugendliche Vergangenheit steht, die ich trotz der Schwierigkeiten damals sicher glorifiziere. Aber ich bin und bleibe ein Sensation Seeker und denke schon lange, ich kann mit so einem 08/15 Leben auf Dauer wenig anfangen (und halte schon 10 Jahre durch).
Nebenbei bemerkt, mein Mann und ich streiten eigentlich nie und die Beziehung zu unserer Tochter ist liebevoll und nah.
Mein bester Freund meinte zu mir- so, X. entweder Y wird leiden oder Z oder Y und Z, aber auf jeden Fall DU. Hat er vermutlich recht.
So, und jetzt nehmt mich gerne auseinander! Ich bin aber auch seeeehr offen für konstruktive (moralische und unmoralische) Ideen.
Was würdet Ihr an meiner Stelle tun?
Vielen lieben Dank vorab auf jeden Fall für's Lesen und Antworten!
LG, Mrs Noname
11.10.2020 23:44 •
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