Hallo, ich habe sehr lange überlegt ob ich meine Gedanken, Geschichte öffentlich schreiben soll, aber ich habe durch das lesen im Forum gesehen, wie liebevoll hier miteinander umgegnagen wird. Das, und eine weitere Schlaflose Nacht brachten mich nun dazu.
Zu meiner Person. Ich bin 51 Jahre alt. Ich war 7 Jahre verheiratet und habe aus der Ehe einen Sohn der inzwischen 19 Jahre alt ist. Mein Sohn lebt seit er 7 war bei mir.
Meine damalige Ehe haben wir beide zusammen aufgegeben. Dies war auch ein schmerzhafter Schritt. Ich habe aber lange nicht so darunter gelitten wie jetzt.
Ein Jahr nach dem Scheitern meiner Ehe, traf ich auf meine Lebenspartnerin. Sie hatte aus einer Beziehung auch einen Sohn der ein Jahr jünger ist als meiner. Im Grunde haben sich die Kinder damals im Hort kennengelernt und uns zusammengebracht.
Meine Partnerin ist 11 Jahre jünger als ich. Sie hatte eine sehr schmerzhafte Trennung hinter sich, und es hat sehr lange gedauert bis sie wieder Vertrauen fassen konnte.
Ein Jahr später sind wir zusammengezogen. Wir hatten herrliche Jahre zusammen. Bis die Pubertät anfing. Ab diesen Moment war alles anders und sehr schwer. Die Jungs hatten sich dauernd in den Haaren. Es gab sehr viel Streit zwischen den Kindern. Dabei ist schon aufgefallen das ich im Bezug auf Erziehung keinerlei rechte von meiner Freundin bekam. Wenn ich etwas zu ihrem Sohn sagte kam sie sofort dazwischen und sagte mir in Gegenwart ihres Sohnes das ich nicht so mit Ihm reden dürfte. Ich habe dies alles erduldet. Wir haben oft über die Situation geredet und immer gemeint Wir schaffen es und wir bleiben zusammen. Auch über eine räumliche Trennung haben wir oft nachgedacht. Dies kam aber für meine Freundin nicht in Frage. Es blieb über Jahre dieselbe Situation. Es wurde sogar schlimmer. Wir führten eigentlich zwei Haushalte nebeneinander her. Getrenntes essen jeder mit seinem Sohn etc. Es wurde wie eine WG. Das was aber blieb war die Liebe zwischen uns. Je größer die Kinder wurden je mehr "Auszeiten" nahmen wir uns. Wir haben sehr viele Touren mit unserem Wohnmobil alleine unternommen. Dabei verstanden wir uns hervorragend. Ich habe so viele Erinnerungen daran, es war Traumhaft. Sie war (und ist leider) meine Traumfrau. Wir passten so gut zusammen.
Aber da gab es immer wider das Problem mit den Kindern.
Je älter sie wurden je schlimmer wurde es.
So konnte der Zustand nicht weitergehen. Sehr schweren Herzens haben wir feststellen müssen es geht nicht mehr so weiter. Im Herbst letzten Jahres ist meine Freundin mit Ihrem Sohn in eine eigene Wohnung gezogen.
Die ersten Monate waren super. Es lief alles gut. Wir haben zusammen Ihre Wohnung eingerichtet. Und auch der Kontakt zwischen mir und Ihrem Sohn verbesserte sich merklich.
Meine Freundin und ich trafen uns jeden Tag. Die Beziehung wurde so viel besser. Wir haben oft darüber geredet, dass die räumliche Trennung nur kurz sein soll. Sobald die Kinder Studieren wollten wir wieder zusammenziehen. Es war eigentlich eine tolle zeit die wir durch die räumliche Trennung hatten.
Dies änderte sich leider ab Mitte Februar dieses Jahrs. Es fing harmlos an, meine Freundin sagte nun öfter einmal das wir uns einzelne Tage nicht sehen könnten etc. Der Kontakt wurde weniger. Sie unternahm immer mehr mit Ihren Freundinnen und hatte sich auch sonst ein neues soziales Umfeld geschaffen. Ich spielte in diesem Umfeld keine Rolle mehr. Ich wurde nicht mitgenommen oder vorgestellt. Dies machte mir schon zu schaffen, aber die Liebe zwischen uns war immer noch da. Ich nahm es also billigend in Kauf.
Vor vier Wochen kam dann der absolute Hamer. Sie kam wie geplant am Samstag zu mir. Leider nicht um das Wochenende mit mir zu verbringen wie sonst auch, sondern um mir zu sagen das es AUS sei. Dieser ganze Besuch hat grade einmal 15 Minuten gedauert. 15 Minuten nach 11 Jahren wechselhafter, mit sehr vielen Problemen behafteter Beziehung.
Sie erklärte mir das sie jetzt ein neues Leben führen wolle. Sie hätte so viele neu Pläne und Ideen und mit mir würde es nicht gehen. Sie gab mir die wohl üblichen schlauen Sprüche und Komplimente (Du findest eine neue LiebeDu hast so ein großes HerzDu bist ein wundervoller Mannwir können ja beste Freunde bleiben etc.) daraufhin verschwand sie aus meinen Leben.
Sie schrieb mir aber weiterhin jeden Tag über WhatsApp. So als wäre nichts gewesen. Na wie war dein Tag, wie geht es Dir, Gute Nacht schlaf gut etc. Ziemlich belangloses zeug. Ich konnte die erste Woche damit umgehen. Ich konnte es wohl noch nicht so richtig glauben. Auch durch die Mitteilungen nahm ich wohl an das sich alles wieder zum guten wenden würde. Ich versuchte Ihr zu zeigen wie toll ich mich doch zurechtfinden würde. Ich versuchte Ihr damit zu imponieren. Ich habe mich zu einem Marathon im Oktober angemeldet. Das hat uns auch immer verbunden wir sind beide aktive Läufer und ich habe schon an sieben Marathons teilgenommen. Ich wollte auch für mich ein ziel haben an dem ich konsequent und hart arbeiten muss. Ich wollte mich nicht hängen lassen. Ich brauchte auch für mich eine Motivation. Ich bin dann gleich,sehr motiviert, in das Training gestartet. Bei meinem ersten Lauf alleine, merkte ich schon beim Laufen, das ich innerlich zusammenbreche. Ich konnte körperlich, aber mein Kopf machte zu.
Ich rief sie gleich danach an. Ich hatte während des Laufs nur diesen Gedanken, mich bei Ihr zu melden. Das alles wieder gut werden würde.
Leider wurde nichts gut. Ich war völlig deprimiert und musste am Telefon hören wie gut es Ihr doch ginge. Ich konnte förmlich Ihr strahlen vor mir sehen. Sie war nicht bösartig oder dergleichen. Sie beglückwünschte mich zur Entscheidung mein Leben alleine hinzubekommen und das ich mich nicht unterkriegen lassen wolle und mir ein Zeil gesetzt hätte. Sie sagte aber ganz klar das es mit uns nicht mehr gehen würde. Ich legte auf und fiel in ein tiefes dunkles Loch.
Ich glaube erst da habe ich realisiert das es ernst ist.
Seitdem habe ich einen Zustand den ich mal als ferngesteuert bezeichnen würde. Ich lebe als würde ich nicht in meinen Körper sein. Ich habe keinerlei Motivation mehr. Ich schleppe mich nur noch so durch. Ich kann nicht mehr schlafen. Ich habe von meiner Ärztin Schlaftabletten verschrieben bekommen, mit denen kann ich ziemlich exakt 2 Stunden schlafen. Dann bin ich hellwach und hänge in meinen Gedanken bis zum ende der Nacht. Ich muss um 4 Uhr morgens aufstehen. Mit nur so wenig Schlaf, schaffe ich es nicht den Tag durchzustehen. An das laufen oder anderen Aktivitäten ist gar nicht zu denken. Ich schaffe es, durch langjährige Routine meinen Arbeitstag zu bewältigen, mehr aber auch nicht. Im Haushalt mache ich nur noch das allernötigste. Mein Sohn ist zum Selbstversorger geworden. Ich esse seitdem fast nichts mehr und hänge nur noch durch.
Meine Ex schrieb weiterhin jeden Tag, als wäre nichts passiert. Mich brachten diese schreiben immer weiter runter. Es war so belanglos. Sie schrieb wie es mir ginge, ich antwortete ehrlich, dass ich nicht mehr kann. Daraufhin kamen aufmunternde Sprüche (ach das schaffst Du schondas geht auch vorbei etc.), wenn ich etwas von Ihr wissen wollte, kamen nur Dinge wie das es Ihr gut ginge und alles so wäre wie immer. Ich habe sie mehrmals direkt gefragt ob sie einen neuen hätte. Das wurde nie vernünftig beantwortet, Sie sagte jedes Mal, das würde ja nichts ändern und ob es so wichtig für mich wäre.
Ich habe sehr viele Trennungsratgeber gelesen, aber die brachten mich nicht wirklich weiter.
Vor 3 Tagen habe ich Ihr geschrieben, dass ich immer weiter absinke, wenn ich Ihre Nachrichten bekomme. Ich schrieb Ihr das ich so nicht weitermachen kann und habe daraufhin den Kontakt zu Ihr blockiert.
Das macht es jetzt aber alles nur noch schlimmer. Nicht einmal durch das Schlafmittel kann ich einschlafen. Ich hänge nur noch durch. Ich habe zu Rauchen angefangen (11 Jahre nichtraucher) und fühle mich nicht mehr in der Lage den Tag aktiv zu gestalteten. Ich hätte so viele Dinge (auch wichtige) zu erledigen und Schaffs nicht einmal damit anzufangen. Körperlich bin ich am Endpunkt angelangt. Ich bin nur noch müde und platt.
Ich vermisse es so sehr von Ihr zu hören. Ich würde sie so gerne anrufen, etwas von Ihr hören. Ich weiß ich sollte es nicht tun, aber andersrum glaube ich das sie es schaffen würde mich aufzubauen.
So wie es grade ist kann es nicht weitergehen. Ich muss wieder Leben, aber wie soll ich es schaffen. Ich nehme über die Krankenkasse an einem Online Depressionskurs teil, aber auch das hilft mir nicht wirklich weiter.
Ich möchte mich erst einmal bei denen bedanken die sich die Mühe nehmen den doch sehr langen Text zu lesen. Er war noch viel länger, aber ich habe ihn versucht auf die wichtigsten Dinge zu reduzieren.
Ich erhoffe mir davon zum einen das mich das erzählen meiner Geschichte selbst schon etwas weiterbringt und zum anderen Hoffe ich das ich aus euren Erfahrungen etwas für mich herausziehen kann und ich vielleicht schneller aus diesem Zustand herauskomme.
Ich habe mich immer für seelisch Stark empfunden. Nun aber merke ich das es nicht so ist.
09.05.2021 11:42 •
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