Hallo,
ich weiß gar nicht, wie ich hier alles schreiben soll, ohne, dass der Text zu lang wird. Ich beschränke mich einfach auf das Wichtigste und kann eventuell später ergänzen.
Wir haben uns im Dezember/Januar kennengelernt und sind dann im Februar bzw. Anfang direkt eine Fernbeziehung eingegangen. Obwohl er vorher mehrfach betonte, dass er nicht daran glaube, dass Fernbeziehungen halten können (Er hatte vorher keine, ich schon zwei.), hat er es sich dann doch anders überlegt, weil er mich nicht gehen lassen konnte bzw. das dumm sei. Er war der Erste, der von Verliebtheit gesprochen hat, er hat mich gefragt, ob wir eine feste Partnerschaft eingehen wollen. Das letzte halbe Jahr war das schönste meines Lebens . wir haben auf jeder Ebene harmoniert. Wir haben denselben Humor, dieselben Werte- und Moralvorstellungen, teilen unsere politische Einstellung - whatever. Wir waren uns vom ersten Augenblick an sehr nah, auch, wenn das kitschig klingt. Es ist die Wahrheit. Selbst in den allerersten Wochen hatten wir oft Situationen, in denen wir simultan dasselbe gesagt und gedacht haben. Ich wüsste nicht, wie man mehr auf einer Wellenlänge sein sollte als wir. Wir waren zusammen im Urlaub, haben versucht, uns jede Woche für mindestens drei Tage zu sehen und beide haben wir uns wirklich bemüht.
Vor anderthalb Wochen haben wir das Wochenende mit seinen Eltern verbracht, es war wunderschön, und am Sonntagabend haben wir dann begonnen, einen vierwöchigen Urlaub im Ausland zu besprechen. In dem Gespräch habe ich ihn dann gefragt, ob er in mir eigentlich so viel Zukunft sieht wie ich in ihm. Nachdem er kurz nachgedacht hat, meinte er, dass er denkt, dass wir in grundlegenden Dingen verschieden denken - als ich ihn gefragt habe, was er damit meint, hat er als Argumente meinen großen Kinderwunsch genannt (dass ich mehr Kinder als er will) und dass er in einer Großstadt leben will, ich jedoch nicht. Wir haben lange darüber geredet und beide geweint - haben uns ausgesprochen und festgestellt, dass ich nur kein Einzelkind will, zwei Kinder aber völlig in Ordnung finde, dass ich von mir aus nicht zwingend in eine Großstadt ziehen würde (Früher war es tatsächlich mein Lebenstraum, in Hamburg oder Amsterdam zu leben. ), aber auf jeden Fall bereit wäre, mit ihm zu gehen bzw. dass es mir wichtiger ist, da zu sein, wo mein Herz ist, anstatt das nur am jeweiligen Wohnort festzumachen. Er hat sehr geweint, und als ich gefragt habe, ob er weint, weil er traurig ist, meinte er, dass er vor Erleichterung weint, weil ihm das sehr viel Druck nimmt. Er habe generell in unserer Beziehung sehr viel Druck aufgebaut, weil es für ihn sehr neu gewesen sei, über Kinder und Zukunft zu sprechen und nach dem Gespräch mit mir könne er das ablegen und versuchen, sich mehr auf mich einzulassen, weil er ab einem gewissen Punkt keine weiteren Gefühle mehr zugelassen habe, weil er zu viel Druck aufgebaut hatte.
Montagmorgen habe ich ihn dann zum Bahnhof gebracht, es war alles gut, er war bis Mittwoch mit seiner Clique saufwandern - am Donnerstag hat er mir dann geschrieben, dass er in seiner neuen Stadt, in der ich nicht wohne, mit seiner Exaffäre in eine WG ziehen wird. Er hat das sehr lieb formuliert und meinte auch, dass er mir Zeit gibt, um das zu akzeptieren - aber sie und ich liegen nicht lange auseinander, das letzte Mal hatte er mit ihr im Januar was, im Prinzip geht das mit ihr und mir beinahe nahtlos über ineinander. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich das nicht kann, er hat trotzdem versucht, die Wogen zu glätten, aber als ich ihn Freitagmorgen am Telefon noch mal damit konfrontiert habe, dass er ihre Gefühle über meine stellt (Was soll ich ihr denn sagen, wieso ich nicht mit ihr zusammenziehen kann, am Ende fühlt sie sich schlecht), hat er mehr oder weniger im Streit am Telefon mit mir Schluss gemacht. Wir sind dann zum Treffen in eine Stadt gefahren, die relativ mittig liegt und haben dort über sechs Stunden geredet.
In dem Gespräch hat er mir gesagt, dass er erst zum zweiten Mal in seinem Leben verliebt ist - in mich - und dass er für mich tiefe Gefühle hat, aber denkt, dass wir nicht für ein Leben miteinander gemacht sind, weil ihm klargeworden ist, dass er sich noch niemals auf eine Frau jemals hundertprozentig eingelassen hat, und dass ich jemanden verdiene, der das kann. Außerdem müsse ich mich verbiegen, wenn ich zulassen würde, dass er mit seiner Exaffäre zusammenzieht - würde er es nicht tun, müsse aber er sich verbiegen und das wolle er nicht. Ich habe ihm dann gesagt, was genau meine Sorge hinsichtlich der Wohnsituation ist, wir haben auch darüber lange gesprochen und er hat mir meine Sorge genommen. Daraufhin habe ich gesagt, dass es unter diesen Umständen natürlich klar für mich wäre, dass er gerne mit ihr zusammenziehen kann - da war es für ihn schon zu spät. Nach dem langen Gespräch, in dem es vor allem um seine Bindungsangst ging, die er selbst erst in der Woche an sich entdeckt hat, weil sie ihm vorher nie aufgefallen bzw. unbemerkt geblieben ist, meine er, er wollte sich Gedanken machen. Wir haben uns für Freitag (heute) verabredet, aber er hat mich schon am Montagabend angerufen und mir gesagt, dass seine Gefühle sich einfach nicht mehr weiterentwickelt haben. Dass es sein könne, dass er einfach blockiert hat, dass er das Gespräch am Sonntag positiv empfand, aber es vielleicht einfach zu spät kam. Er sei schon sehr verliebt in mich, aber es habe sich wohl keine Liebe entwickeln können, weil er es nicht zugelassen habe - deshalb könne er mir nicht die Gefühle schenken, die ich ihm gebe.
Er hat dabei die ganze Zeit geweint, Dienstag haben wir noch geschrieben und dabei eine vierwöchige Kontaktsperre abgesprochen, nach deren Ablauf wir uns noch mal treffen wollen. Dabei strebt er laut eigenen Aussagen eine Freundschaft an, weil wir uns so unendlich nahegekommen sind, wie fast noch nie einem anderen Menschen in so kurzer Zeitspanne - aber freundschaftliche Gefühle für mich hat er nicht. Die Situation überfordert mich, die Trennung ergibt für mich keinen Sinn, ich komme seit einer Woche gar nicht mehr klar, und bin außerdem mitten in meiner Prüfungsphase. Ich liebe ihn wirklich sehr, weiß aber auch, dass ich ihn in den vergangenen Monaten ganz schön belastet habe - er hat es mir bloß nicht gesagt.
Hat jemand Erfahrungen mit einer solchen Situation?
15.07.2019 17:24 •
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