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Betrogen und verlassen - Ich kann nicht mehr

A
Hallo ludmilla,

je es ist ein auf und ab, vor allem anfangs schwankt man zwischen erträglich und ich-kann-nicht-mehr. Das kenne ich auch nur zu gut. Aber es ist auch so, dass wir jeden Tag einen kleinen Schritt weiterkommen, auch wenn wir diese zunächst gar nicht wahrnehmen. Aber plötzlich lachst du über einen Witz, das war vor Tagen noch undenkbar. Du kannst den Tag wieder etwas genießen, auch wenn der Schmerz und die Trauer wiederkommen.

Veränderungen sind normal, ich denke in vier Jahren kann man sich schon mal anpassen. Und wenn du bereits festgestellt hast, dass es nichtmal für ihn war, umso besser. Vielleicht hat es sich so schleichend entwickelt, dass es dir damit im Job besser ging? Ich trage jetzt auch viel eher Anzug oder wenigstens Sacko also vor vier Jahren, das ist auch meiner Arbeit als Projektleiter geschuldet. Meine Ex fand immer, dass es mir nicht steht und ich darin alt aussehe. Aber ich habe mich in der Freizeit immer umgezogen, von daher dürfte das ja wohl kein Grund gewesen sein.

Aufschreiben ist gut, das tat mir bei meiner ersten Trennung im Februar unheimlich gut. Diesmal habe ich irgendwie die Muße nicht gefunden, dieses Forum ist jetzt eine Art Tagebuch mit den wichtigsten Stationen. Ich weiß aber nicht, ob du diesen Brief jemals absenden solltest? Klar sind noch so viele Gedanken, die man dem anderen mitteilen möchte, so viele Fragen, die man gerne noch stellen würde. Aber wie du schon sagst, jetzt ist erst mal Funkstille zwischen euch. Und willst du ihn in Wochen oder Monaten noch mit diesem Thema kommen, wenn alles bereits abgeschlossen ist? Behalte es für dich, für deine Erinnerung an diese Zeit. Vielleicht hilft es dir mal weiter, wenn du in ein paar Jahren auf diese Phase zurückblickst, um dich wieder zu erinnern?

Ganz liebe Grüße,
Alex

17.10.2013 11:27 • #16


L
Lieber Alex,

ich weiß nicht, ob ich ihm den Brief irgendwann schicken werde. Das Schreiben des Briefes hebe ich mir für's Wochenende auf...das sind die Tage, an denen es mir im Moment am Schlimmsten geht, weil er dann Freizeit hat. Da ist meine Angst am Größten...da tut es am Meisten weh.

Es ist schon seltsam. Ich bin 42. Mein Kopf hat mir an meinem 40. Geburtstag gesagt: So, jetzt werde mal erwachsen... und daran habe ich mich gehalten...unbewusst. Jetzt frage ich mich, warum das eigentlich so war. Ich habe mich wohler in meiner Haut gefühlt, als ich noch nicht erwachsen war. Mein Selbstbewusstsein war damals auch größer. Warum auch immer...ich hatte MICH vergessen. Ich vergesse mich jetzt auch oft, weil der Schmerz noch zu groß ist, aber das ist doch normal, oder?

Irgendwie wünsche ich mir sehr, dass er meine Wandlung registriert. Dass er mitbekommt, wie ich nach und nach wieder die Alte werde. Ich frage mich minütlich, ob er an mich denkt, mich vermisst, den Wunsch hat, mir von seinen Erlebnissen zu erzählen. Wie gerne würde ich in seinen Kopf schauen. Und dann auch wieder nicht...!

Ich frage mich noch immer, was mit ihm passiert ist, dass er plötzlich so materiell denkt. Das war ihm früher wurscht. Da wollte er einfach nur glücklich sein...egal wie. Jetzt arbeitet er sich dafür kaputt, dass er sich irgendwann mal große Dinge leisten kann und unsere Liebe ist dabei völlig auf der Strecke geblieben.

17.10.2013 11:45 • #17


A
Hallo ludmilla,

ja, Briefe schreiben ist gut in der Zeit, wenn man am meisten nachdenken muss und den meisten Schmerz fühlt. Ich war anschließend immer erleichtert, alles mal erfasst zu haben. Den ersten Brief hatte ich meiner Ex im Febraur noch geschickt, damit sie weiß, wie ich mich fühle, was für Gedanken durch meinen Kopf schießen. Einen zweiten habe ich für mich behalten. Wollte ihn immer fortsetzen, aber nach der damaligen 2. Chance war plötzlich kein Bedarf mehr vorhanden. Und jetzt fand ich den Einstieg nicht, dafür sind die meisten Gedanken jetzt in diesem Forum.

Wie wird man denn bewusst erwachsen? Ich war lange Zeit froh, immer noch kindliche Züge an mir zu haben. Leider gingen diese im Laufe der Zeit doch nach und nach verloren. Das merke ich jetzt schmerzhaft bei meinen Nichten. Die sind noch so unschuldig und frei. Auf mir lasten bereits zu viele Erfahrungen, um manche Dinge nochmal so unvoreingenommen sehen zu können. Da bin ich ein wenig neidisch auf die Lütten.

Zitat:
Ich vergesse mich jetzt auch oft, weil der Schmerz noch zu groß ist, aber das ist doch normal, oder?


Ja, das ist es ganz sicher. Wenn der Schmerz nachlässt, wirst du dich auch wieder besser erkennen können. Und das ist jetzt das wichtigste! Denke nun erst einmal an dich und deinen Sohn. Nur wenn du wieder zur dir selber findest, erkennst du auch den Weg, den du gehen möchtest. Momentan dreht sich noch alles um ihn, es gibt manchmal keine Perspektive. Aber das wird sich ändern, glaube mir!

Fühl dich gedrückt!
Alex

17.10.2013 23:14 • #18




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