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Beziehungsende nach 7 Jahren Bindungsangst?

M
Liebe Leser/innen ,

mein Freund und ich (beide 29) haben uns letzte Woche nach sieben Jahren Beziehung getrennt. Das Ende kam so abrupt, dass ich es nicht kommen sah. Erst saßen wir noch auf der Couch und haben Witze gemacht und auf einmal hatte er angefangen von wegen er hat jetzt schon Angst davor mit mir über unsere Zukunft zu reden. Natürlich habe ich diese Aussage sofort hinterfragt...dann meinte er, dass er weder jemals Heiraten will noch Kinder haben. Ich war wie vor den Kopf gestoßen, habe mir anschließend die ganze Nacht und den nächsten Tag Gedanken darüber gemacht. Dazu muss ich sagen, dass wir letztes Jahr schon wegen den gleichen Themen einen großen Streit hatten, er aber wieder zurück gerudert ist und gesagt hat nur momentan will er das alles nicht. Letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es wohl besser wäre wenn wir uns trennen, da ich Beides will, wobei ich aufs Heiraten von mir aus noch verzichten könnte. Am Sonntag ist mein Freund auch gleich aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen. Es ist echt schlimm in der leeren Wohnung zu sein wo einem alles an den Partner erinnert.

Auf jeden Fall sind wir jetzt seit gut einer Woche getrennt und mir geht es gelinde gesagt beschissen mit der Situation, ich vermisse Ihn so sehr. Wir lieben uns beide noch, kommen aber auf keinen gemeinsamen Nenner. Nun mit etwas Abstand habe ich mir unsere ganze Beziehung in den letzten Wochen/Monaten und Jahren noch einmal reflektiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass mein Ex-Partner sehr wahrscheinlich unter massiver Bindungsangst leidet. Habe mehrere Artikel darüber gelesen und habe gedacht mir spricht jemand aus der Seele. Will mir aber natürlich keine Hobbypsychologie anmaßen…es ist nur das mir sehr viel davon bekannt vorkommt. Die Anzeichen wie z. B. Häufige Rückzüge - insbesondere nach intensiv erlebter Nähe (z. B. Urlaube, immer Streit, infrage stellen der Beziehung danach), Verschlossenheit in Bezug auf Gefühlsäußerungen, es fällt schwer Gefühle zu zeigen oder darüber zu sprechen und meist sind die Aussagen sehr ambivalent (mal ist alles toll, mal ignoriert er mich und gibt mir das Gefühl immer genervt zu sein), ausgeprägtes finanzielles und materielles Sicherheitsbedürfnis -- oftmals in Verbindung mit einem schwankenden Selbstwertgefühl, Unzuverlässigkeit und Unverbindlichkeit sowohl bei als auch in der Planung von gemeinsamen Aktivitäten als auch der Planung zu einer gemeinsamen Zukunft, Streitereien ohne erkennbaren Grund vom Zaun brechen, Gefühlskälte. Unabhängigkeit und Selbständigkeit ist ausgesprochen wichtig und er hat große Angst vor dem Verlust „der persönlichen Freiheit. Mir wurde immer vorgehalten, dass er nie was dürfe...dabei hatte ich Ihm noch nie etwas verboten. Vielleicht rührt dies alles von seiner Kindheit er ist adoptiert, Eltern ließen sich mit 6 Jahren scheiden, Vater wollte sich vor ca. vier Wochen von seiner Stiefmutter trennen. Meine Vermutung ist, dass alles dadurch richtig ausgelöst wurde und er die Trennung durch sein Verhalten (vielleicht auch unbewusst) forciert hat.

Zu diesem Thema habe ich auch einen interessanten Artikel gefunden der meine Situation genau beschreibt: „Die unverstandene Ablehnung des Gegenübers (Partner/in) wird im Vorfeld angenommen, weil sie ja immer irgendwann kam. Mit einer Art der sich selbsterfüllenden Prophezeiung fordert der Betroffene durch unbewusste Verhaltensweisen (regelmäßig vom Partner unverstandene Rückzieher, schroffes und abweisendes Verhalten) die Ablehnung bereits im Vorfeld heraus. Auch extreme Trennungssituationen wie der Tod geliebter Menschen, die plötzliche Trennung von Familienmitgliedern (Scheidung, Familienstreit, etc.) und vergleichbare Erlebnisse in unverarbeiteter Emotionalität können diese Hilflosigkeit, aber auch die Gefühle von Unzulänglichkeit und einem herabgesetzten Selbstwertgefühl auslösen.“

Ich frage mich, warum mir das nicht alles schon in der Beziehung aufgefallen ist? Außerdem...was soll ich jetzt tun, bringt es noch was Ihn damit zu konfrontieren und einen Rettungsversuch der Beziehung in Form von Paar- oder Einzeltherapie zu starten oder hat alles keinen Sinn mehr? Auch weiß ich nicht wie er darauf reagieren würde ob er überhaupt offen für sowas ist.
Auf jeden Fall hat es mal gutgetan sich alles von der Seele zu schreiben.

Schon einmal viiiieeeelen Dank vorab für Eure Ratschläge und Euer Verständnis (sorry für den vielen Text !

05.03.2015 17:52 • #1


G
Hallo Muffin,

es tut mir sehr leid für dich Aber Kopf hoch - das wird wieder!

Ich sitze auch allein in dem Haus, in dem er mit mir vor ein paar Wochen noch zusammen gelacht hat. Mir hat es geholfen, Dinge die mich an ihn erinnern zu entfernen - um wenigstens etwas Abstand zu bekommen. Nur mal so als Tipp nebenbei...

Ich finde es ganz groß von dir, dass du dir die Mühe machst und ausführlich nach Gründen für sein Verhalten suchst. Aber ganz losgelöst von den Beweggründen, die ihn zu seinem Verhalten und zu seinen Aussagen getrieben haben:

Was möchtest DU?

Möchtest du ein Leben ohne Kinder?

Möchtest du womöglich ein Leben lang eine wilde Ehe führen?

Möchtest du weiterhin die kalte Schulter ertragen müssen, um auf die schönen Momente zu warten, die nach deiner Beschreibung nicht unbedingt überwiegen?

Möchtest du eine Beziehung, in der die Zukunft mehr oder weniger vom Partner und dessen Launen und Entscheidungen abhängt?

Ich habe ähnliches durch wie du. Ich wünsche mir sehr ein zweites Kind, habe den Traum von einer schönen Hochzeit und möchte gern das Gefühl haben, dass mein Partner gern Zeit mit mir verbringt. All das hätte mir mein Ex nicht geben wollen/können.

Und ganz ehrlich? Ich bin die letzten Wochen durch die Hölle gegangen emotional um jetzt festzustellen, dass all der Schmerz und das Leid mir aber die Chance geben mein Leben wieder nach MEINEN Vorstellungen zu gestalten und nach einem Partner Ausschau zu halten, dessen Zukunftsperspektiven eher zu meinen passen.

Im Nachhinein würde ich diesen harten und üblen Weg (das gebe ich offen zu) wieder gehen, denn dadurch konnte ich mich endlich aus diesen Fesseln lösen.

Vielleicht hilft dir meine Sicht der Dinge etwas oder du kannst dir das ein oder andere nützliche für dich rausziehen.

Alles Gute!

06.03.2015 20:55 • x 1 #2


M
Vielen Dank liebe Grinsekatze! Ich habe mich sehr über deine Antwort gefreut. Es ist schön die Situation von einer neutralen Personen einmal bewertet zu bekommen. Du hast wirklich recht mit deinen Tipps und dass ich nicht mehr von seinen Launen abhängig sein will. Das hat richtig gut getan Ich bin mir auch mittlerweile relativ sicher, dass ich ihn so wie es in letzter Zeit gelaufen ist garnicht mehr zurückhaben möchte. Es ist manchmal einfach besser für beide Seiten loszulassen.

Danke nochmal!

09.03.2015 10:14 • #3




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