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Trennung als Chance sehen

Zardoz68
Ich hatte heute einen seltsamen Gedanken, möglicherweise hat den jemand von Euch auch schon gehabt. Vielleicht hat es einen Sinn, dass man sich nach einer Periode von 3 bis 5 Jahren trennt. Jede Trennung hat mich vorwärts gebracht und mir neue Perspektive gegeben (zweimal wurde ich verlassen, einmal verliess ich). Ich stelle fest, wie die Zeit, nachdem ich nun nach 5,5 Jahren von einer Frau verlassen wurde, nun wieder langsamer vergeht als in einer Beziehung.

Die Routinen fallen weg. Es macht nicht Zack Weihnachten Zack Skiferien Zack Sommerferien Zack das Jahr ist um!. Plötzlich waren wir fast 6 Jahre zusammen, dabei hatte das doch erst gerade begonnen. Und mit meiner Ex-Frau warens 20 Jahr. Und ich kann mich nicht mehr an wahnsinnig viel erinnern, an wichtige Details schon, aber ansonsten? Die Routineweekends dazwischen? Eigentlich traurig. Aber ich erinnere mich detailliert an die jeweiligen Beginne und Enden der Beziehungen. Und die Zeit zwischen den Beziehungen. Wo alles neu und aufgeraut, wild und turbulent war. Routine macht träge und fett. In Beziehungen werden wir alle dicker und langsamer. Deshalb vergeht für uns die Zeit auch schneller in Beziehungen. Durch Veränderungen spüren wir wieder etwas, gucken uns verwundert um, werden uns und unserer Situation gewahr.

Wir wachen auf.

01.06.2017 13:34 • x 11 #1


Ricky
Das liegt daran, dass Du in Routine nicht so viel Neues lernst. Deshalb vergeht die Zeit schneller. Daher kommt einem als Kind auch alles so ewig lang vor, weil Du in der Zeit am meisten Neues lernst. Dadurch ist Dein Gehirn anders beansprucht. Aber in Beziehungen geht es ja nicht nur darum, da geht es auch um Emotionen usw., you know?

Ich finde das im Übrigen ziemlich traurig, dass Dir immer nur die Extremsituationen Anfang und Ende in Erinnerung bleiben, alles dazwischen offenbar zu wenig bietet, dass es Dir nicht im Gedächtnis bleibt. An Deiner Stelle würde ich da eher mal Dein Rezept für Beziehung hinterfragen, als den Kick alle 5 Jahre mit jemand Neuem zu suchen.

Ich meine, hey, whatever makes your clock ticking... und Du kannst das natürlich selbst entscheiden. Aber den Schluss, den Du daraus ziehst, halte ich nicht für allgemeingültig. Evtl. bist Du auch einfach beziehungsunfähig. Das wäre ja auch durchaus möglich. Nicht insofern, dass Du gar keine Bindung eingehen kannst, aber das Langzeitbeziehungen, Dich offenbar seelisch zu sehr einschränken.

01.06.2017 14:15 • x 1 #2


A


Trennung als Chance sehen

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Zardoz68
Ähm, Moment mal. Ich habe die Langzeitbeziehungen nicht beendet, sie wurden immer von meinen Partnerinnen beendet. Wobei das natürlich schon sein kann, dass ich in einer Beziehung zu träge werde. Und sich das dann auf meine Partnerinnen derart beelendend auswirkt, dass die Leine ziehen. Gut möglich. Deshalb werde ich nun auch mal ne gewisse Zeit alleine bleiben, weil ich das eigentlich nicht kenne.

Wir sind ja wohl alle nicht unbedingt hier, weil wir uns so wahnsinnig gerne getrennt haben oder das FÜR uns erledigt wurde. Ich versuche nur, in allem was passiert, etwas Gutes zu sehen. Im Sinne von Cormac McCarthy:

'Man weiss nie, vor welchem grösseren Unglück einen das Pech bewahrt hat.'

01.06.2017 14:37 • x 2 #3


Y
Zitat von Zardoz68:
Routine macht träge und fett. In Beziehungen werden wir alle dicker und langsamer. Deshalb vergeht für uns die Zeit auch schneller in Beziehungen. Durch Veränderungen spüren wir wieder etwas, gucken uns verwundert um, werden uns und unserer Situation gewahr.

Wir wachen auf.


Zardoz, ich kann dir da folgen. Ich empfinde es ähnlich. Aber warum? Das sind doch nur Symptome?

Als Single lebe ich nun auch viel bewusster, horche in mich hinein, kümmere mich um mich (und meine Kinder selbstverständlich). Ich fühle mich näher bei mir. Warum kann ich das in Beziehungen nicht halten?

Eine Beziehung kostet Energie, ein Partner ebenfalls. Was läuft da falsch, dass ich mich nach einer gewissen Zeit so ausgebrannt fühle? Burnout in Beziehungen? Fragen über Fragen.

Mir kommt es fast vor, als hätte ich eine Identität als Single und eine als Beziehungsidentität, die beide nicht konform laufen. Als Single fühle ich mich echt, als Teil eines Paares nicht. WIESO gebe ich da WAS auf?

Ich habe auch schon gedacht, dass ich für Partnerschaft nicht tauge. Das ist ja nicht gleich Beziehungsunfähig, sondern eher die Unfähigkeit die eigene Identität zu halten bzw. bei sich zu bleiben.

01.06.2017 15:20 • x 1 #4


Zardoz68
Ja Yonda. Mir haben Beziehungen oft viel gegeben am Anfang und ich habe auch viel gegeben. Aber mit der Zeit wurde es immer schwieriger für mich, das in der Ballance zu halten. Man hat das Gefühl man investiert und organisiert und die Partnerin wird immer träger und schlaffer, was dann die eigene Motivation auch anfängt zu hemmen oder man investiert noch mehr und wird noch müder und und und.... Jo. Vielleicht bin ich auch nicht beziehungsfähig im Sinne von ertragbar. Wer weiss...

01.06.2017 15:24 • #5


Y
Zitat von Zardoz68:
Ja Yonda. Mir haben Beziehungen oft viel gegeben am Anfang und ich habe auch viel gegeben. Aber mit der Zeit wurde es immer schwieriger für mich, das in der Ballance zu halten. Man hat das Gefühl man investiert und organisiert und die Partnerin wird immer träger und schlaffer, was dann die eigene Motivation auch anfängt zu hemmen oder man investiert noch mehr und wird noch müder und und und.... Jo. Vielleicht bin ich auch nicht beziehungsfähig im Sinne von ertragbar. Wer weiss...


Willkommen im Club

Müde ist ein gutes Stichwort. Ich war auch physisch müde, abgrundtief. Wird nun besser.

Einen Anteil hat aber auch der/die PartnerIn: Beide sorgen für die Balance.

Vielleicht kommt dieser Aktionismus auch daher, dass wir geglaubt haben, anders wäre eine Beziehung nicht zu halten?
Ok, nächstes Mal verteile ich meinen Anteil in homöopathischen Dosen .

In der Therapie habe ich ja einiges aus meiner Kindheit ausgegraben, was Beziehungsmuster usw. angeht. Und es ist einfach so, dass ich viel zu geben habe und es gern tat, aber nicht immer zu meinem Besten. Irgendwann sind dann die Akkus leer. Nein, das würde ich nicht beziehungsunfähig nennen, das ist schlechte Haushaltung der Energie. Wenn sich jeder selbst gut um sich kümmert, sind alle gut versorgt. So die Theorie. Ich bräuchte nun praktische Erfahrung mit einem Partner, der sich ebenfalls dessen bewusst ist. Erst dann kann eine gesunde Balance entstehen. Und diese Erkenntnis darf in der jetzigen Singlezeit reifen.

01.06.2017 15:38 • #6


Sabine
Ich habe es einmal zu dir entführt

Zitat von Zardoz68:
Ja gell? Find ich auch. Wir, die Verstossenen bilden hier eine Gruppe, die Kraft in sich findet und sich gegenseitig aufhilft. Ich finde das faszinierend. Wir sind alle so eine Art Anti-Hollywood, diejenigen, die kein Happy-End fanden, aber die sich auf das Sequel freuen, weil sie viel stärker aus all dem hervorgehen, als dass man je gedacht hätte.... Das mit der Furcht vor gewissen Konfrontationen kenn ich auch. Der Platz da, wo man dies und jenes gesagt, gemacht hat. Man muss da durch. Man muss diese kleinen Nadelstiche überstehen und verarbeiten, um sich wieder sein Territorium zu erkämpfen. Dann kommen dann noch die grösseren Hürden. Irgendwann werden wir sie wieder auf der Strasse antreffen. Allein oder in Begleitung. DAS werden dann auch noch interessante Hürden. Aber wir werden sie überspringen, vielleicht etwas zurückgeworfen werden, aber aufstehen und weitergehen. Immer weiter und weiter und weiter....



Weil:

Wir sind nicht nur verflossene Ich bin zum Beispiel immer noch verheiratet. Und auch mancher trennt sich und liebt dennoch. Manchmal ist es eine Entscheidung aus dem gesunden Menschenverstand heraus.

Ich habe deinen ersten Beitrag gelesen.

Das die Zeit so schnell vergeht, ist das wir eben den Gewohnheiten hinterher hängen. Wir leben nicht, wir lassen das Leben an uns vobei rauschen. Immer wenn Kinder unseren Weg begleiten, bremst es die Zeit aus. Ich meine damit, dass dann die Zeit einen anderen gefühlten Takt hat.

Je älter man wird, je mehr nimmt man wahr, dass Zeit eine andere Bedeutung haben kann, wenn man sie bewußt lebt.

Jede Trennung eine Chance? Ja/Nein

Es ist, wie man das Leben verstehen will oder mag. Ob man sich mit dem Alltag zufrieden gibt oder aber das Leben herausfodert. Das geht eben auch in einer Beziehung.

Alles hat seinen Sinn. Vielleicht solltest du es genau so aufnehmen. Vielleicht will dir das Leben zeigen, was Leben ist

LG Lilly

02.06.2017 10:30 • x 1 #7


C
Ich denke, dass man in einer Beziehung durchaus Gefahr laufen kann, den Kontakt zu sich selbst zu verlieren. Zu Anfang in der Verliebtheitsphase, dann in der Selbstverständlichkeit der Beziehung ( wir sind zusammen). Deutlich wird das dann in der Trennung.

02.06.2017 14:29 • x 3 #8


Sabine
Genau das ist richtig und von der Natur so gewollt. Was wäre die Alternative, es in einer Beziehung so nicht zu tun. Das Maß zu halten, dass verstehen viele eben nicht.

Wir gehen in eine Beziehung, ohne Wissen darüber, wie Beziehung funktioniert. Wir merken erst, wenn überhaupt, was geschah und ergründern nur schwer das Warum?

03.06.2017 00:35 • #9


Y
Hm, wir kommen doch alle als Beziehungswesen auf die Welt. Ein Neugeborenes stirbt ohne Beziehung (zur Mutter).

So habe ich mich zeitweise auch gefühlt, als ob ich sterben müsste ohne meinen Partner. Vermutlich laufen in unseren Partnerprogrammen unterschwellig diese leidigen Überlebensprogramme aus Urzeiten ab und lassen uns Kulturmenschen, die wir ja auch sind, an die Wand fahren.

Bei mir konstatiere ich immer wieder eine ziemliche Ahnungslosigkeit, was meine wirklichen Befürfnisse angeht. Häufig genug negiere ich diese, bin nicht ehrlich zu mir selbst und verdränge diese.

03.06.2017 07:37 • x 1 #10


FeeJC
Zitat von Celeste2:
Ich denke, dass man in einer Beziehung durchaus Gefahr laufen kann, den Kontakt zu sich selbst zu verlieren. Zu Anfang in der Verliebtheitsphase, dann in der Selbstverständlichkeit der Beziehung ( wir sind zusammen). Deutlich wird das dann in der Trennung.


Genau das ging mir in letzter Zeit auch durch den Kopf. Ich habe mich verloren... Hatte selber jede Menge Mist an der Backe kleben, aber nur an den anderen gedacht und nicht an mich. Das wird sich jetzt auf jedenfall ändern!

03.06.2017 09:11 • x 3 #11


Sabine
Zitat von Yonda:
Bei mir konstatiere ich immer wieder eine ziemliche Ahnungslosigkeit, was meine wirklichen Befürfnisse angeht. Häufig genug negiere ich diese, bin nicht ehrlich zu mir selbst und verdränge diese.


Der Beziehungskiller schlecht hin. Übergeht man sich selbst ständig, oder der Partner, was passiert? Einer wird und muss ausbrechen denn es fehlt an Authentizität. Man ist nicht mehr selbst. Eine Beziehung muss dann enden. Wir denken sicherlich ehrlich, sagen auch alles voller Ehrlichkeit. Doch der Körper und die Seele sprechen eine andere Sprache. Sie allein kennen die Wahrheit, die wir verloren haben.

Es hört sich schon fast nach Esoterik an. Nun, worauf bezieht sich aber der Glaube im Allgemeinen? Wie kam es zu so vielen Glaubensarten?

Woher kommen solche Sprüche, wie:

Komme zu dir! Bist du bei dir? Der Weg zu sich selbst ist der schwerste Weg und ähnliches?

Um hier nicht ein OT draus zu machen, jede Veränderung ist eine Chance. Nicht nur ein Beziehungsende. Zu was uns der Mut und die Kraft oft fehlt, ist die Chance auf Veränderung in einer Beziehung zu finden. Wir geben auf, der Partner gibt auf. Einfach und bequem, davon zu laufen.

Im heutigen Zeitalter der Medien, sind wir einfach ungeduldig, bequem und intollerant geworden. Der schwere Weg zum Glück, für viele eben nicht gehbar.

Ich frage mich, warum? Warum sieht man erst, so der TE, eine Chance im Ende einer Beziehung. Warum, sieht man keine Chance in der Beziehung? Warum gehen wir oder lassen wir gehen, und leiden dann vor uns hin. Warum leiden viele. Warum fällt vielen der Umgang mit dem Verlust so unsagbar schwer? Man fällt in Depression, man fällt in Wut. Warum?

Die Antworten sind so einfach, doch man kann sie eben nicht lehren. Man muss selbst erfahren dürfen und wollen.

MIr persönlich geht es jetzt gut. Ich habe 30 Jahre Ehe nicht mit der Klospülung beseitigt. Es reicht, wenn einer erkennt und lernt und dem anderen den Weg bereitet. Beziehung = Ergänzung = Augenhöhe

Nicht einfach, aber machbar.

03.06.2017 11:16 • #12


K
Ich denke auch nicht, dass jede Trennung eine Chance ist. Es gibt ja Beziehungsmuster und oft durchleben die Menschen immer wieder die gleichen Probleme, nur mit einem anderen Partner.

03.06.2017 11:35 • x 1 #13


Sabine
Zitat von Kuk:
immer wieder die gleichen Probleme, nur mit einem anderen Partner.


Woran liegt es ?

03.06.2017 14:06 • #14


Zardoz68
Ich möchte nochmals beifügen, dass ich rund 1,5 Jahre um die Beziehung gekämpft habe. Gespräche, gemeinsame gute Momente organisiert, versucht, auf sie zuzugehen bis zur Selbstverleugnung. Aber irgendwann mal muss man die Realität akzeptieren. Wenn ein Partner nicht mehr will, ist alle Liebesmüh umsonst. Man kann dann depressiv sein, wütend oder was immer. Oder man kann es als Chance sehen, als Chance, auch selbst voranzukommen, eigene Muster zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Hat nichts mit Hinschmeissen zu tun.

03.06.2017 18:02 • #15


A


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