4

Bin ich ihm Eheberatung "schuldig"?

M
Ich will mich nach 11 Jahren Ehe und 4 Kindern von meinem Mann trennen. Seit Jahren hadere ich mit mir und plage mich mit Schuldgefühlen, weil ich ihn nicht mehr liebe, er mich nicht mehr anzieht und Vieles passiert ist, das meine Liebe vollkommen zum Erliegen gebracht hat. Nachdem ich nun diesen Entschluss gefasst und es ihm gesagt habe, fühle ich mich wie befreit. Ich bin nach einem bösen Zwischenfall mit körperlichen Angriff ins Kinderzimmer gezogen und plane nun alles für meinen Umzug in mein leerstehendes Elternhaus.
Mein Mann weigert sich, meinen Entschluss auch nur zu glauben, vermutet psychische Probleme als Ursache meiner Entscheidung. Kurzum, er glaubt ich spinne nur ein bisschen herum. Plötzlich ist er wie verwandelt, kümmert sich um die Kinder , ist rücksichtsvoll und zuvorkommend. Da er jetzt so handelt, weil ich ihm meine Trennungsabsicht mitgeteilt habe, wird mich keines dieser Dinge umstimmen. Ich weiß sehr genau, dass ich ihn nicht mehr liebe, auch niemals mehr mit ihm schlafen werde.
Nun möchte er unbedingt zur Eheberatung Pro Familia gehen, obwohl ich ihm gesagt habe, sowas würde nur helfen,wenn beide Partner dazu bereit sind. Er sagt, ich sei es ihm und vor allem unseren Kindern Schuldig, ihm noch eine Chance zu geben. Er tut so, als hätte ich nichts gesagt und kommt mir täglich mit neuen Vorschlägen wie Wir könnten doch mal wieder an den Wolfgangsee... Ich habe ihm gesagt er soll damit aufhören, aber er entgegnet, er würde mich nicht aufgeben und die Hoffnung nicht aufgeben (dass ich wieder normal werde) Es widert mich förmlich an, wie lieb er jetzt auf einmal mit den Kindern umgeht, um die er sich vorher nicht im Geringsten gekümmert hat und wie er andauernd von der Zukunft spricht, obwohl ich es ihm schon 10 mal gesagt habe, dass ich nicht mehr mit ihm zusammen sein will.
Bin ich ihm tatsächlich was schuldig ? Alles in mir sträubt sich allein schon gegen die Autofahrt zur Beratung, geschweige denn davor, eine Beratung in Anspruch zu nehmen, die ich gar nicht will.

04.08.2016 22:09 • #1


L
Nachdem Dein Entschluss bereits soweit fortgeschritten ist, bringt eine Eheberatung meines Erachtens nichts mehr.

Du wärst ihm schuldig gewesen, mit ihm zu reden als Du bemerktest, dass Deine Liebe schwindet und die Anziehungskraft nachlässt. Diese Möglichkeit hast Du verpasst.

Für ihn natürlich nicht nachvollziehbar, da er erst jetzt damit konfrontiert ist. Vlt. erfüllst Du ihm den Wunsch, dabei wird für ihn im gemeinsamen Gespräch mit dem Therapeut klar werden, dass es für Dich zu spät ist. Unter Umständen keine schlechte Variante. Ansonsten hadert er ewig mit dem Gedanken, es hätte vermieden werden können, wenn ihr nur Hilfe in Anspruch genommen hättet.

04.08.2016 22:17 • x 1 #2


A


Bin ich ihm Eheberatung "schuldig"?

x 3


Z
Geh doch mit zur Beratung- für einen oder zwei Termine! Damit hast du deine Schuldigkeit getan und dein Partner kann auch abschließen- für dich steht der Entschluss schon lange, für ihn kommt es überraschend! Ich denke nach elf Jahren wärst du ihm eigentlich sogar eine längere Zeit der Therapie schuldig- nicht um die Beziehung zu kitten, sondern ihm das Verständnis, eine Verarbeitung und letztlich auch einen Abschluss mit eurer Partnerschaft zu ermöglichen.
Allerdings schreibst du, dass er dich geschlagen hat- damit hat er diese Art von Respekt für ihn und eure gemeinsame Zeit verwirkt! Das ist niemals entschuldbar. Sollte es allerdings ein einmaliger Ausrutscher gewesen sein und die Handgreiflichkeiten sich auf diesen Zwischenfall beschränken (und sofern wir hier von einer Ohrfeige und keinem grün und blau schlagen sprechen), hat er diese Art von Abgang nach elf Jahren auch nicht verdient.
Wie gesagt- du musst gar nicht den Willen haben, die Beziehung fortzusetzen. Es kann doch auch um die gemeinsame Verarbeitung und das voneinander Lösen gehen. Das ist man nach einer langjahrigen Ehe nicht nur schuldig, alles andere hat ein Mensch (und schon gar nicht jemand, dem man mal so nahe stand und irgendwann zumindest doch auch geliebt hat) nach dieser Zeit nicht verdient. Aber wie gesagt- es kommt darauf an, was hinter dieser kurzen Andeutung eines bösen Vorfalls mitschwingt. Es liest sich immerhin eher so, als sei dies keine Lappalie gewesen und nciht zum ersten Mal vorgefallen- wahrscheinlich sogar das genaue Gegenteil und es stellt hier sogar einen wesentlichen Faktor für das Liebesaus dar? Dann sieht das Ganze schon ganz anders aus...
Aufgrund der gemeinsamen Kinder (für die man spätestens schuldig wäre, dem anderen eine reelle Chance zu geben), wäre es aber immer noch sinnvoll- zwischen euch sollte es auf die lange Sicht ein ordentliches Verhältnis geben. Aber auch hier natürlich wieder abhängig von seinem allgemeinen (Aggressions-)Verhalten und der Vorgeschichte. Ich möchte hier auch nichts unterstellen...
Das wäre aber so meine Einschätzung dazu- deutlich davon gefärbt, dass ich nicht verstehen kann, wie kalt Menschen im Allgemeinen am Ende einer Beziehung werden können und somit im Nachhinein die gemeinsame Zeit mit Füßen getreten wird. Für deinen Fall bin ich mir aber wirklich unsicher, weil man vieles mitlesen kann, was dies aber durchaus rechtfertigen könnte...

05.08.2016 00:53 • x 1 #3


VictoriaSiempre
Eine Eheberatung mit dem Ziel, dass (für ihn) alles wieder gut wird, bist Du ihm auf gar keinen Fall schuldig. Du darfst Dich trennen, egal aus welchen Gründen.

Allerdings - so finde ich - seid Ihr als Eltern Euren Kindern etwas schuldig. Auf der Elternebene bleibt ihr ewig verbunden. Selbst dann, wenn die Kinder irgendwann erwachsen und selbstständig sind, seid Ihr weiter verbunden; irgendwas ist ja immer.

Deshalb rate ich Euch dringend zu einer Mediation (bitte googeln). Dort kann mit Hilfe eines Moderators geklärt werden, wie Euer Umgang künftig aussehen wird; im Idealfall wird auch ein Konsens zu Umgangs- und Unterhaltsrecht gefunden werden. Das ist allemal besser, gerade auch im Sinne Eurer Kinder, als im Rosenkrieg vor Gericht zu landen. Kostengünstiger allemal.

Auch ein klassiche Paarberatung startet übrigens im Sinne von Ende offen. Die Erkenntnis daraus kann eben auch durchaus sein, dass eine Trennung unumgänglich ist. Es geht nicht darum, mit Gewalt irgendetwas zu kitten, was nicht mehr zu retten ist.

Ja. Ich finde, Du bist ihm, Dir und Euren Kinder das schuldig.

P.S. Reine Neugierde: Wie können in 11 Jahren Ehe 4 Kinder entstehen, wenn es schon lange nicht mehr gut lief zwischen Euch?

P.S.P.S. Ich weiß natürlich, dass auch vor und außerhalb einer Ehe Kinder enstehen können!

05.08.2016 01:11 • x 1 #4


W
Hallo!

Also Du bist ihm sicher keine Eheberatung schuldig. Du hast Deinen Entschluß gefaßt, offenbar ja aus guten Gründen, Ihr seid beide erwachsene Menschen, könnt daher auch die Verantwortung für Eure Entscheidungen übernehmen und braucht dazu nicht von da und dort Berater und Einflüsterer.
Dein Mann scheint einfach die Hoffnung zu haben, daß Du durch eine Beratung soweit manipuliert wirst, daß Du Deinen Entschluß wieder rückgängig machst oder zumindest überdenkst. Solche Manipulaitionsversuche kommen bei Beratungsstellen zwar bisweilen vor (je nach ideologischem Hintergrund), sollten aber nicht vorkommen und wären bei Deiner Entschlossenheit höchstwahrscheinlich ohnedies wirkungslos.

Insgesamt greift halt eine solche Infantilisierung der Erwachsenenwelt immer mehr um sich, und nicht zuletzt werden damit auch gute Geschäfte gemacht.
Aber Du machst nicht den Eindruck, daß Du so unsicher wärst, daß Du selber nicht wüßtest, was Du tust, und Du dafür nicht die Verantwortung übernehmen wolltest.
Also kann ich nur nochmals sagen: Ich sehe es keineswegs so, daß Du Deinem Mann eine Beratung schuldig wärst. Ich finde es im Gegenteil sogar gut, daß Du erkannt hast, daß Du ihn nicht mehr liebst, Dir und ihm diese Tatsache auch eingestanden hast und dabei bist, die Konsequenzen zu ziehen. Alles andere wäre auch nur eine Farce, von der niemand etwas hätte, auch Dein Mann nicht.

Liebe Grüße

PS: @VictoriaSiempre
4 Kinder können unter Umständen auch in 4, 5 Jahren entstehen, bisweilen sogar in noch kürzerer Zeit, wenn es sich nicht um 4 einzelne Kinder handelt ...

05.08.2016 01:11 • x 1 #5


M
Hallo Ihr Lieben ! Vielen vielen Dank für eure Antworten, die wirklich voller Anteilnahme sind.
Zitat:
Reine Neugierde: Wie können in 11 Jahren Ehe 4 Kinder entstehen, wenn es schon lange nicht mehr gut lief zwischen Euch?

Zur Kinderfrage: Die Kinder sind 8,9,10 und 4 und nach der Geburt des 4. Kindes ging es wirklich steil bergab. Ich habe mir während der 11 Jahre immer wieder selbst Mut gemacht, es würde schon wieder besser und habe immer wieder versucht, Nähe herzustellen und verbindende Ereignisse zu organisieren. Doch ich fand bei meinem Mann weder Trost,wenn es mir schlecht ging, noch Verständnis für meine Bedürfnisse oder die der Kinder. Ich wurde meistens abgebügelt oder vertröstet...und stets als Selbstverständlichkeit betrachtet. Ich fühlte mich einsam in meiner Ehe und bei jeder Zurückweisung und Enttäuschung wurde meine Liebe weniger und mein Panzer dicker... So in etwa : Okay , hat wieder mal weh getan, das nächste Mal halt nicht mehr. Irgend wann hält man das nicht mehr aus.

05.08.2016 12:28 • #6




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag