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Beziehung eigenartig loslassen oder bleiben?

M
Hi ihr lieben, vielleicht habt ihr ja den einen oder anderen Tipp für mich. Unsere Beziehung ist nun im 10 Jahr, Am Anfang hatten wir Arge Probleme. Was sich hinterher legte. Nun lief alles eigentlich bis zu dem Punkt als sie mir sage, Schatz ich muss dir was sagen, ganz harmonisch ab. Dachte natürlich direkt sie hat einen anderen, doch es kam raus das sie spielsüchtig war, hat es aber vor einem Monat mit einer dicken 5 stelligen schuldensumme lassen müssen. Da sie keinen weiteren Kredit etc bekommen hatte. Mir ist natürlich nichts aufgefallen (online Spiele) hatten von Anfang an getrennte Konten. Einfach um Streß aus dem Weg zu gehen. Nun brach für mich erstmal eine Welt zusammen. Hinterher dachte ich mir dann, besser so als ein anderer.


Nun habe ich aber immer das Gefühl, da sie es über 2 Jahre geheim halten könnte, da passiert wieder was hinter meinem Rücken.
Der Gedanke Frist mich auf. Unterstütze sie bei der suchtbewältigung so gut ich kann. Sie hat auch noch nicht wieder was derartiges gemacht.
Weiter kommt hin zu das wir nie heiraten wollten auch Kinder war nie ein Thema.

Haben zwar einen Hund, aber irgendwie möchte ich halt mehr. Das kam irgendwie so schleichend. Hätte gerne eine Familie. Nun haben wir oft schon drüber gesprochen. Sie möchte halt das alles quasi so bleibt wie es ist. Weiß nicht mehr weiter. Einerseits liebe ich sie über alles, mag unser zusammen leben und andererseits hab ich ständig das Gefühl was zu verpassen.

Und die Ungewissheit was noch hinter meinem Rücken läuft. Denke man kann es ja nie wissen egal ob vorher was war oder nicht, nur so ist das für mich alles irgendwie eine bedrückende Situation.

Ich weiß so eine Frau werde ich nie wieder finden, es passt sonst fast alles, wir sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich und verstehen uns auch gut. Nur ich hab einfach Angst das ich in ein paar Jahren, wenn ich zu alt bin um Kinder groß zu ziehen, mir denke was ich alles verpasst habe. Bin 33 und sie 28.

Habe einen älteren bekannten der genau das Problem hatte, im ist die Zeit davon gelaufen. Er ist sehr traurig das er keine Kinder hat.

Weiß einfach nicht ob ich die Beziehung nun Beenden soll, oder weiter versuchen zu hoffen das sie über die Zeit auch vielleicht diesen Wunsch bekommt?

Vielleicht habt ihr ja ähnliches erlebt, oder habt einfach ein paar Anregungen oder Tipps. Wäre sehr dankbar.

Vielen Dank LG Michael

03.10.2017 00:33 • #1


monchichi_82
Hinter einer Spielsucht verbergen sich genauso wie hinter anderen Süchten unbewältigte Probleme und inadäquate Bewältigungsstrategien. Du schreibst nicht wie diese Hilfestellung von dir konkret aussieht und ob sie eine Suchttherapie macht?!
Ich denke deine Wünsche nach Familiengründung könnten zum jetzigen Zeitpunkt unpassender nicht kommen und das deine Partnerin erst lernen muss mit sich selbst zurechtzukommen und eine gesunde Form der Stressbewältigung erlernen. Eine Schwangerschaft ist kein Spaß, Frauen bekommen auch nicht lachend ihre Kinder und auch hinterher die Umstellung ist nicht zu unterschätzen. Wie soll das jemand hinbekommen der jetzt schon auf wackeligen Beinen steht?
Du wirst mit 33 Jahren sicher noch nichts verpassen und hast noch einige Jahre Zeit um Kinder zu erziehen und auch deine Freundin hat noch einige Jahre um Kinder zu bekommen. Familiengründung war bei euch 10 Jahre kein Thema und jetzt muss das standepede über die Bühne laufen mit einer Suchterkrankung und einer 5-stelligen Schuldensumme im Gepäck?! Das halte ich für ziemlich unüberlegt und würde erst mal einen Schritt vor den nächsten setzen.
Schlussendlich kannst du nur selbst entscheiden ob du die Beziehung weiter aufrecht erhalten möchtest aber auch eine Trennung garantiert dir nicht sofort eine neue Partnerin die für Kinder und Heirat offen ist.

03.10.2017 01:42 • #2


A


Beziehung eigenartig loslassen oder bleiben?

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Gwenwhyfar
Hallo Michael,
ich war kürzlich beruflich bedingt auf einer Schulung zum Thema Spielsucht. Da Du hierzu nicht so viel berichtest, möchte ich Dir einen Teil meiner Erkenntnisse mitteilen.

Spielsucht ist eine Verhaltensstörung, da keine körperliche Abhängigkeit von einem bestimmten Stoff besteht. Der Körper entwickelt aber dennoch ein Suchtgedächtnis, da er keine Alternativen kennt. Spielen ergibt dann entweder ein positives Gefühl oder das Nachlassen eines negativen Gefühls (Belohnung / Verdrängung).
Seit 2001 ist Spielsucht als Krankheit anerkannt. Das Verheimlichen und Lügen gehört genauso wie Schulden und Kredite in das Krankheitsbild. Bedeutet für Dich, dass es nicht zwangsläufig heißen muss, dass sie in X anderen Punkten auch lügt. Immerhin hat sie es Dir gesagt. Sie dürfte Scham empfinden und sich auch schuldig fühlen. Möglicherweise hättest Du ein geändertes Verhalten an ihr bemerken können. Symptome könnten beispielsweise Ruhelosigkeit, Gereiztheit, Rückzug oder gestörter Schlaf sein.

Falls ihr das nicht schon getan habt, solltet ihr mit einer Suchtberatungsstelle Kontakt aufnehmen. Das wäre auch für Dich wichtig, falls Du Dich entscheidest, das mit ihr durch zu stehen oder vielleicht auch, um eine Entscheidung zu treffen. Auch für diese Krankheit gibt es natürlich stationäre und ambulante Therapien, sowie Selbsthilfegruppen.

Die Rückfallquote liegt bei ca. 50 %, wobei es einmalige Vorfälle gibt und richtige Rückfälle in alte Muster.

Einige suchen mit dem Partner zusammen die vorher besuchten Spielotheken auf und lassen sich sperren / Hausverbot erteilen. Durchsetzbar ist das aufgrund wechselnden Personals sowieso schwierig. Die Rückfälle fahren dann zur Not auch in die nächste Stadt.

Sie braucht auf jeden Fall Verständnis und Zuspruch, um eine neue Zuversicht zu gewinnen.

Ich hoffe, ich habe Dich nun nicht mit Dingen zugeschwallt, die Du alle schon wusstest. Dann profitiert hoffentlich noch ein anderer Leser davon.

Entscheiden musst Du allein.

Viel Kraft für Deinen Weg!

03.10.2017 05:17 • x 1 #3


S
Zitat von Gwenwhyfar:

Einige suchen mit dem Partner zusammen die vorher besuchten Spielotheken auf und lassen sich sperren / Hausverbot erteilen. Durchsetzbar ist das aufgrund wechselnden Personals sowieso schwierig. Die Rückfälle fahren dann zur Not auch in die nächste Stadt.

!

Er schreibt online, ein neuer Account ist noch viel schneller erstellt.

03.10.2017 05:35 • #4


S
Guten Morgen!
Ersteinmal möchte ich loswerden, dass du noch lange keine Sorge haben musst,zu alt für Kinder zu sein.
Deine Freundin muss dringend eine Therapie machen und dir kann ich raten, in eine Angehörigen Gruppe zu gehen. Du musst dich austauschen und auch lernen, wann und wie du dich abgrenzen musst.Auch bei einer Spielsucht kann man als Angehöriger in die Co Abhängigkeit geraten! DU musst gut auf dich achten!
Ob du bei ihr bleiben sollst oder nicht, kann dir niemand beantworten. Ich kann nur für mich sprechen, dass ich mit einer Sucht des Partners schwer umgehen könnte, da ich schon beruflich sehr viel mit dem Thema zu habe und das Bedürfnis hätte,mich aus Selbstschutz ganz stark abzugrenzen.
Wünsche dir alles Gute und bitte such auch du dir Hilfe und Unterstützung

03.10.2017 06:00 • #5


K
Hi! Ich verstehe deine Sorgen, aber du bist erst 33. Du kannst auch in 20 Jahren noch Kinder bekommen (notfalls ).
Jeder macht einmal Fehler! Wenn die Beziehung sonst passt, beende sie nicht beim ersten Problem. Wenn es ihr irgendwann in Monaten besser geht, rede mit ihr über deinen Kinderwunsch. Dauerhaft solltest du darauf nicht verzichten.

03.10.2017 07:17 • #6


M
Vielen Dank für die schnellen Antworten.

Das mit dem Kinderwunsch ist bei mir schon vor einiger Zeit entstanden. Das ich noch Zeit habe ist klar. Nur irgendwann wird man halt für den Opa gehalten .

Weiß die Sache jetzt ca 1 Jahr. Sie ist nicht rückfällig geworden, suchtberatung etc alles schon gemacht.

Das Problem ist das sie viele kleine Kredite hat und dadurch natürlich kein Geld mehr für nichts hat. Es bleiben keine hundert Euro. Nun bleibt alles finanzielle an mir hängen, mit dem hunderter kann man nichts werden.

Bin jetzt kein Pfennig fuchser oder Geizhals, das ist halt nur für sie nicht einfach, sie muss halt für alles bei mir fragen. Für mich ist es das kleinere übel. Mir machen die anderen Dinge mehr zu schaffen.

Klar hätte ich was bemerken müssen... Aber der Prozess ging ja Schleichend. Vielleicht bin ich auch zu gutgläubig oder blind. Im Nachhinein denk ich mir selber, warum hast nichts gemerkt.

Das nach einer Trennung sofort jemand neues meinen Wunsch erfüllt ist klar. Aber da wäre ich auch erstmal nicht zu in der Lage. Einfach austauschen kann ich nicht. Kann sie auch so nicht einfach sitzen lassen. Das wäre meiner Meinung unmenschlich.

Bin sehr dankbar eure Meinungen dazu bekommen zu haben. Das Problem ist das der Rest einfach passt, sonst wäre es alles viel einfacher.

Materielle Dinge und das Geld sind mir nicht wichtig, mein Problem ist das ich immer den Hintergedanken habe was kommt als nächstes. Weiß nicht ob sich das wieder legen wird, oder ob ich damit leben kann. Klar kann mir das niemand abnehmen. Mir hilft es aber drüber zu sprechen.
Bin immer offen für Tipps und Ideen. Sehe halt im Moment den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Vielen Dank an euch alle. Liebe Grüße Michael

04.10.2017 23:12 • #7


monchichi_82
Zitat:
Das Problem ist das der Rest einfach passt

Und was ist der Rest? Spielsucht bleibt ein Leben lang, die Schulden wird sie noch lange haben, daran knabberst auch du, du kommst für die Zahlungen auf, wie soll da ein Kind reinpassen? Kinder kosten Geld und das nicht wenig. Ein Kind braucht ein stabiles Umfeld und nach Möglichkeit stabile Eltern. Siehst du deine Partnerin (die ja offenbar gar kein Kind möchte) theoretisch als so stabil, dass sie mehr oder weniger alleine ein Kind versorgen kann während du den ganzen Tag arbeiten gehst? Wovon lebt das Kind? Von ein bisschen Kindergeld und den hundert Euro die ihr über bleiben? Ich möchte euch das nicht mies reden aber wenn es darum geht Verantwortung für einen Säugling zu übernehmen sollte man mit wachen Augen so ein Projekt angehen und realistisch bleiben vorallem wenn es um die Finanzen geht und die Versorgung allgemein.

Es bleibt auch fraglich ob solche Gedanken wie was kommst als Nächstes eine gute Ausgangssituation sind. Ein Kind wird eure Beziehung nicht festigen, im Gegenteil, das ist eine große Umstellung. Wenn jetzt aber die Basis schon auf wackeligen Beinen steht wie hast du dir das dann weiterhin vorgestellt?

04.10.2017 23:33 • x 1 #8


Memyself
Hmm

Ihr seid 10 Jahre zusammen? Letztendlich zahlst du jetzt indirekt ihre Schulden ab? Wieso, sie hat die doch auch ohne dich gemacht? Sie möchte, dass alles so bleibt wie es ist? Was leistet sie, damit eure Beziehung funktioniert?

Es ist nicht einfach für sie dich um Geld zu bitten? Nö wieso sollte das auch einfach sein, du hast die Schulden ja nicht gemacht, ist ihr Problem. Kranke nehmen ihre Medikamente, und Spielsüchtige bezahlen ihre Schulden.

Du hast nichts gemerkt weil du nichts merken solltest. Und natürlich darfst du misstrauisch sein. Was soll man dir raten?

Es ist so, dass Menschen sich auch verändern, dein Wunsch nach Kindern ist OK. Und ja, das Opas sich ihre Enkel heute selber machen ist ja schon normal.

Ich denke, du würdest hier nicht fragen, wenn dein Bauchgefühl dir nicht schon längst sagen würde, dass die Beziehung dem Ende entgegen steuert. Die Beziehung zu beenden ist unmenschlich? Wie kommst du denn auf das schmale Brett? Das ist unschön, manchmal schmerzhaft aber vor allem unbequem. I

Trennungen gehören zum Leben dazu.

Als erstes würde ich sie bei dem nächsten Geldgespräch bitten sich einen Nebenjob zu suchen und ihren Anteil am finanziellen zu tragen. Wäre interessant zu hören was sie dazu sagt.

Spielsucht wird auch nicht in der Suchtberatung behandelt, sondern in Therapie. Wie Monchi sagt, Süchtige sind Weltmeister im Verbergen ihrer Sucht, Lügen gehört da leider zu.

04.10.2017 23:47 • x 1 #9


J
Zitat:
Weiß die Sache jetzt ca 1 Jahr. Sie ist nicht rückfällig geworden


Versteh ich nicht. Laut deinem ersten Beitrag hat sie erst vor einem Monat zwangsläufig mit dem spielen aufgehört, da der Geldhahn zugedreht wurde. Richtig? Und wenn du es schon seit 1 Jahr weist, dann hast du also 1 Jahr zugeschaut. Oder wie?



Zitat:
Nun bleibt alles finanzielle an mir hängen


Nett von dir. Und wie sieht ihr Beitrag zu mehr Geld beschaffen aus?

04.10.2017 23:48 • #10


Lila_wolke
Hallo.
Ich kann dir LEIDER zu deiner Frage in vielerlei Hinsicht Antworten geben, bzw. dir erzählen, wie es sich anfühlt, mit einem Mann zusammen zu leben, der spielsüchtig ist.
Wie es sich anfühlt, mit so einem Menschen, der das Vertrauen völlig schonungslos missbraucht, und eiskalt über deine Emotionen und Tränen hinweg sieht, zusammen zu leben, und sich eine Zukunft aufbauen zu wollen.

Bevor ich jetzt aber hier anfange, möchte ich dir noch folgendes mit auf den Weg geben.
Ich habe leider keine guten Worte für dich, bzw. Worte, die du vielleicht gerne hören würdest.
Denn ich kann dir nur aus meiner persönlichen Erfahrung sagen, dass es wirklich nicht funktioniert.
Du wirst einfach an deine Grenzen stoßen. Du wirst völlig ausgelaugt sein, du wirst dich schlecht fühlen, ja, du wirst ein anderer Mensch dadurch.
Denn diese Vertrauensbrüche werden immer wieder dazu beitragen, dass du dich fühlst als wenn dich jemand auf den Boden wirft.

Bei uns war es z.b. so, dass ich zu Anfang natürlich gar nichts davon wusste. Ich finde gerade die Spielsucht, ist eine sehr, sehr fiese Sucht, denn sie ist nicht fest auszumachen. Dass heißt, du kannst sie nicht riechen, wie bei einem Alk. z.b., der eine Fahne hat.
Du kannst sie nicht aufgrund eines Bewusstseinszustandes festmachen, wie bei Dro., da derjenige ja weder neben der Spur, noch aufgedreht wirkt.
Es ist also insgesamt immer wieder eine Frage, du dir eigentlich aufs Neue stellen musst.
Bin ich bereit, dieses noch mitzutragen, bin ich bereit, das mein Leben lang mitzumachen?
Bin ich bereit zu wissen, dass immer Geld fehlen wird, dass ich immer diese Lügen ertragen muss, dass es immer irgendeinen Weg geben wird, den der Süchtige sich ebnen wird, um ans Ziel zu gelangen.
Und noch schlimmer finde ich es eigentlich, wenn es dann auch noch in dieser Partnerschaft Kinder gibt.

Irgendwann habe ich dann festgestellt, dass sich immer gewisse Abläufe wiederholten, wenn es darum ging zum Letzten zur Bank zu gehen, um Geld abzuheben.
Wir haben immer getrennte Konten gehabt, und dieses hat er sich natürlich auch nie nehmen lassen. Wobei ich es auch selbst für mich persönlich besser fand, weil es mir ein Stück meiner Unabhängigkeit gewährte.
Es ging dann immer so los, dass er meistens schon sehr früh zur Bank ging, um das Geld abzuheben.
Das war dann meistens zwischen 6 Uhr und 7 Uhr morgens, denn so konnte er sich ja auch sicher sein, dass ihm niemand folgen würde, und er das ganze unbeobachtet durch ziehen konnte.

Das klappte natürlich nicht immer, wenn er z.b. in der Zeit arbeiten musste, oder aber das Geld erst zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Konto gebucht war. Aber auch dann, folgte unabhängig von der Uhrzeit, folgendes Verhaltensmuster:

In dieser Zeit wo er dann wahrscheinlich in der Spielothek war, war er nie zu erreichen. Er ging nie an sein Handy, egal ob ich ihm SMS, WhatsApp oder sonstige Nachrichten zukommen ließ. Auch Anrufe wurden einfach ignoriert. Am Ende kamen dann immer so Ausreden wie: er habe sein Handy auf lautlos gehabt und hätte es nicht gehört, oder er war in einer zu lauten Umgebung und hätte nichts mitbekommen. Im Prinzip war es immer das Gleiche am Monatsanfang.
Ich saß zu Hause wie eine Dumme, mit unserer kleinen Tochter, und habe gewartet, gewartet und gewartet, bis zu 2 Stunden und mehr.
Wenn es wirklich so lange dauerte, dass dann die Grenze von 3 Stunden überschritten wurde, rief ich manchmal sogar in den örtlichen Krankenhäusern an, und erkundigte mich ob jemand mit seinem Namen dort eingeliefert worden sei.
Ich war so am Ende, ich habe mir wirklich sehr große Sorgen um ihn gemacht, denn er sagte natürlich nie etwas von seinem Vorhaben. Wenn er ging, dann sagte er meistens nur, dass es ja nicht lange dauern würde, und dass er eventuell noch zum Friseur gehen möchte oder sonst was.
Als ich dann irgendwann alles wusste, war mir natürlich auch einiges klar.
Aber dennoch änderte sich nicht wesentlich viel an dem Ganzen.

Diese Tage im Monat an denen es Geld gab, waren ja eigentlich ein Grund zur Freude, aber gleichzeitig waren sie auch die traurigsten Tage für mich im Monat.


Was aber für mich das absolut Schlimmste war, wenn er mein Vertrauen in der Hinsicht missbrauchte.
Wenn er es dann mal wieder übertrieben hatte, was die Summe anging, die er dort vergeudet hatte, war er danach selbst oftmals fertig.
Er hatte es aber wahrscheinlich sowieso nur geschauspielert, da er ja auch wusste, wie ich reagieren würde. Und dann war er sehr bemüht, wollte, dass ich unbedingt seine Bankkarte an mich nehme.
Er sagte dann sehr oft, ich sei doch die einzige, die ihm in der Hinsicht helfen könnte. Aber wenn ich ihm dann Vorschläge machte, er solle sich professionelle Hilfe suchen, und so weiter, lehnte er es ab. Im Prinzip war es ja eigentlich so. Er wollte ja gar nicht damit aufhören.
Er hat nur dieses Schauspiel vor mir abgezogen, damit ich nicht selbst stinke-sauer würde, oder aber auch daran zerbrechen würde.

Der Witz aber daran war, dass er dann meistens, (und das war immer so) ein bis zwei Tage vorher seine Karte haben wollte.
Wenn ich ihn dann fragte, warum er die Karte zurück haben möchte, da wir doch eine feste Vereinbarung gehabt hätten, und es schließlich in meinen Augen auch ziemlich wichtig sei, dass wir zusammen zur Bank gehen würden, und das Geld abheben, antwortete er:
Ach Quatsch, ich habe keinen Drang in die Spielothek zu gehen.
Es fühlt sich einfach nicht mehr so an. Du brauchst Dir wirklich keine Gedanken machen, Schatz.
Alles ist gut, ich habe absolut kein Bedürfnis mehr danach. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das so ist, dieses Mal fühlt es sich wirklich anders an.

Wie du dir sicher denken kannst, war dieses Gefühl aber nicht anders.
Es war lediglich eine Ausrede, damit ich ihm die Karte zurückgeben würde. Ich finde es schon erstaunlich, mit welchem Druck und welcher Vehemenz dahinter er immer wieder diese Sache durchgezogen hat.
Und ich glaube schon, das es wirklich eine sehr schlimme Art von Sucht ist. Auch natürlich für den Betroffenen selbst.

Ich denke du hast ja jetzt genug gelesen, wie es sich eigentlich für mich anfühlt mit einem Menschen zusammenzuleben, der dieses Problem hat.
Ich weiß nicht, was Du daraus für dich ziehen kannst oder wirst.
Aber ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass du die Wahrheit erkennst. Dass du immer wieder merkst, dass es sich einfach nicht lohnt, mit solchen Menschen zusammen zu leben, solange sie nicht wirklich und ernsthaft die feste Einsicht haben, ihre Sucht aufzugeben und gegen etwas Besseres einzutauschen.
Als letztes möchte ich dir noch gerne einen Vorfall erzählen, und dieser Vorfall war für mich einfach so niederschmetternd, und hat mich auch zum ersten Mal zu 100% wach werden lassen, nämlich nicht nur was diese Sucht betrifft, sondern auch wie er mich ansonsten gesehen hat, was er von mir hielt, und wie viel ich eigentlich wert war für ihn.

Er ging zu der Zeit regelmäßig zur Blutspende.
Wir hatten uns an dem Tag dort am Spendezentrum verabredet, weil er einen Termin zur Spende hatte, und ich musste irgendwie noch mit der Kleinen zum Arzt, ich meine, wir hatten einen Termin zur Impfung. Jedenfalls war es dann so, dass ich ihn, als ich mit der Kleinen im Bus saß, zwei mal versuchte, über sein Handy zu erreichen.
Aber er ging nicht dran. Mir klingelten schon da alle Alarmglocken, aber da ich wirklich dieses Mal der festen Überzeugung war, dass er zu Blutspende ist, hatte ich mir erstmal nichts daraus gemacht.
Denn immerhin wäre das ja schier unmöglich gewesen, er kann ja nicht gleichzeitig zu Blutspende gehen und gleichzeitig in der Spielothek sein. Also war dieser Gedanke für mich kein Thema mehr.

Wir hatten eine ungefähre Uhrzeit von ca. 11 Uhr zum Treffen ausgemacht. Er konnte ja nie genau sagen, wie das ganze lief, und wann er wirklich fertig sei. deshalb rief er dann meistens noch vorher an, um mir rechtzeitig Bescheid zu geben,wann er fertig ist.
Ich war dieses Mal irgendwie etwas früher dran als geplant,alles ging insgesamt etwas schneller.
So bekam ich auch einen Bus früher mit. Und anstatt gegen 11 Uhr war ich schon gegen 10:40 Uhr vor dem Blutspendezentrum.
Da es an dem Tag wirklich kein schönes Wetter war, beschloss ich dann schon mal mit der Kleinen nach oben ins Zentrum zu gehen, was sollte ich denn da draußen mit ihr so lange in der Kälte auch warten. Als ich das Blutspendezentrum dann betrat, verschaffte ich mir erstmal einen groben Überblick, konnte aber meinen Ex-Freund nirgendswo sehen.
Ich ging zu einer der Mitarbeiterinnen, um mich nach ihm zu erkundigen.
Und dann wurde die traurige Gewissheit zu Wahrheit.

Mein Freund hatte mich schonungslos belogen. Er hatte an diesem Tag nie einen Termin für die Blutspende gehabt. Das Witzige war, kurz nachdem ich diese Info bekam, schickte er mir eine Nachricht über WhatsApp, dass er noch ca. 10 Minuten bräuchte, und dann fertig sei und nach unten käme.
Ich wusste gar nicht mehr, was ich denken sollte, ich hatte Tränen der Wut in den Augen, ich fühlte mich so widerlich klein, ich wusste nicht, warum er mir so etwas antat.
Er war immer so widerlich bei dem Ganzen, er war eiskalt, und es gab anscheinend nichts anderes für ihn, als seine Sucht weiter zu leben, und weiter auszuüben ohne Rücksicht auf Verluste.

Ich konnte mich aber Gott sei Dank in diesem Fall noch sehr gut unter Kontrolle halten, und reagierte erstmal ganz normal auf seine Nachricht. Ich sagte ihm, dass es okay sei, und dass ich dann auch unten warten würde, bzw. dorthin käme.
Natürlich war ich ja schon dort, und dann sah ich ihn schon von weitem, aus einer völlig anderen Richtung kommen.
Leider sah er mich dann viel zu spät, um seinen Plan zu vollenden.
Er guckte mich total entgeistert an, wie ich dort auf der gegenüberliegenden Seite stand, und dann kam das Unglaublichste, was ich jemals in meinem Leben erlebt habe.

Wir standen also dort. Ich stand wie ein kleines, trauriges Mädchen vor ihm, mit dem Kinderwagen vor mir und immer wieder in Gedanken bei unserer kleinen Tochter, ich konnte nämlich überhaupt nicht verstehen, warum er nicht in einer dieser Sekunden einfach mal nur an sie dachte.

Als ich ihn dann mit zitternder Stimme auf diese ganze Sache ansprach, tat er so, als wenn er nichts gewusst hätte.
Er hatte noch immer die Idee, diese Lüge aufrechtzuerhalten.
Aber ich glaube, dass er einfach viel zu überrumpelt von dem Ganzen war, und gar nicht gecheckt hatte um was es hier eigentlich ging.
Denn komischerweise, als dieser Moment dann endlich sein Gehirn erreicht hatte, kam eine echt miese Reaktion von ihm. ER fühlte sich angegriffen, er wirkte irgendwie leicht aggressiv, und war dann auch wirklich wütend auf mich.
Er meckerte mich tatsächlich mitten auf dieser vollen Einkaufsstraße an, was ich mir überhaupt denken würde. Immerhin kann er tun und lassen was er will, und er wüsste überhaupt nicht, was mich das eigentlich anzugehen hätte.
Es sei immerhin sein Geld, und auch damit könnte er tun und lassen was er wolle.
Und er machte mir klar, dass dieses Thema sofort beendet wird, denn ansonsten würde er nach Hause gehen und mich einfach stehen lassen.
Man muss sich vorstellen, dass er nicht einen Moment lang, während er all das zu mir sagte, an seine kleine Tochter dachte, die sich direkt in unmittelbarer Nähe vor ihm befand.

Ich war völlig außer mir, auf einmal flossen die Tränen nur noch über meine Wangen, und ich sagte, bzw. schrie schon fast zu ihm, was denn überhaupt los sei, ob er ist völlig verrückt geworden sei, mich bei diesem Sauwetter dorthin zu bestellen mit der Kleinen und dann einfach so eine Show abzuziehen mit mir.
Ob er denkt ich wäre dumm oder blöd, usw. Ich habe mich in diesem Moment zum allerersten Mal so unverstanden von ihm gefühlt, und vor allen Dingen hatte ich mich noch nie so respektlos behandelt gefühlt, noch nie zuvor hatte mir ein Mann sowas angetan.
Und in genau in diesem Moment WUSSTE ich, dass diese Spielsucht einer der vermutlich ganz großen Gründe für eine Trennung sein würde, wenn es soweit wäre.
Dieses schlimme Gefühl, gepaart mit den ganzen finanziellen Verlusten, die wir einstecken mussten, die vielen Dinge, die wir uns hätten leisten können, die wir uns dann am Ende aber mühselig vom Mund absparen mussten, oder aber uns gar nicht mehr erlauben konnten, das alles gehörte mit dazu.

Das allerletzte Mal, wo er in die Spielhalle ging, während wir noch in einer Beziehung waren, war anschließend der Auslöser dafür, dass ich kein Geschenk zum Geburtstag von ihm bekam.
Aber da merkte ich auch schon eindeutig an seiner Reaktion, dass es ihm eigentlich egal geworden war.
Dass er schon längst mit uns abgeschlossen hatte. Denn es wurde einfach so übergangen,
es wurde einfach so übergangen,
dass ich kein Geburtstagsgeschenk von meinem Freund bekommen hatte, und gerade DAS wurde ja zuvor ein paar Wochen noch so grandios angekündigt, er hätte sich zum ersten Mal auch mal etwas von den Sachen gemerkt, über die ich begeistert geredet hätte und mir wirklich sehr lange schon wünschte.
Und ichbhatte ihn zu der Zeit immer noch die Hoffnung, er könne sich ändern, und gemeinsam wären wir für jede Hürde, die in unser Leben gekommen wäre, bereit.

Dieser Gedanke war wohl nur noch ein Schutz um der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen zu wollen.

05.10.2017 03:15 • x 1 #11


M
Guten Morgen ihr lieben. Das ging ja wirklich wieder schnell. Vielen Dank dafür.

Hab mich blöde ausgedrückt in meinem ersten Beitrag, meinte das sie zu dem Zeitpunkt als ich es erfahren hab schon einen Monat nicht gespielt hat.

Nun muss ich sagen das sie normal sehr fleißig und sparsam ist. Deshalb war es für mich auch so unbegreiflich.

Das ich jetzt in dieser Situation ( ein Kind in die Welt setzen) würde wäre egoistisch und blauäugig das stimmt. War auch gar nicht beabsichtigt das es so rüberkommen sollte. Bei mir ist halt der Wunsch danach in den letzten Jahren sehr gewachsen. Da wir zumindest von meiner Seite aus keine Geheimnisse vor einander haben, habe ich natürlich mit ihr über diese Veränderung gesprochen. Für sie ist halt kein Kind denkbar.


Nun muss ich sagen das sie sich Mühe gibt mir zu zeigen das sie nichts mehr der gleichen macht. Kommt freiwillig ihre Kontoauszüge zeigen, macht Überstunden um zumindest etwas dabei zu tun. Sie arbeitet Vollzeit. Einerseits glaube ich ihr das sie es nie wieder macht, musste sie zu nichts drängen, Nebenjob, Überstunden, suchtberatung alles hat sie angeleitet. Sie kommt sogar mit ihrer Lohnabrechnung um mir zu zeigen das sie wirklich Überstunden macht.


Sie arbeitet seit ein paar Monaten an der Tankstelle am Wochenende.

Nur bleibt dann fast gar keine Zeit mehr für uns. Das Problem bei ihr ist, sie hat so viele kleine Kredite das gerade alles zu bezahlen ist. Ohne den Nebenjob und das ich alle lebens kosten trage wäre sie insolvent.

Bin euch sehr dankbar für den Austausch. Hilft mir grade sehr. Habe es bis jetzt einfach in mich reinfressen. Hab schon um mich abzulenken das habe Haus umgebaut.

Schonmal vielen Dank für alles lieben Gruß Michael

05.10.2017 08:57 • #12


M
@Lila_wolke, man tut mir das ganze leid. Was du da erlebt hast ist ja um Längen schlimmer. Ich hab ja bis jetzt quasi von der eigentlichen sucht nichts mitbekommen. Habe ja jetzt ( bloß ) mit dem Ergebnis umzugehen oder zu leben oder halt nicht.

Geht es dir auch so das du immer das gute siehst und das schlechte nicht wahrhaben willst?

Was er mit dir gemacht hat ist echt eine riesen Sauerei. Kann einfach nicht verstehen warum man sowas einem Menschen den man liebt antut.

Bin dir dankbar das du so offen schreibst. Öffnet mir grade etwas die Augen.

Liebe Grüße Michael

05.10.2017 09:13 • #13


Lila_wolke
Zitat von Michael2:
Geht es dir auch so das du immer das gute siehst und das schlechte nicht wahrhaben willst?



Huhu und danke erstmal für deine Antwort.
Ich muss sagen, dass ich selber heute ziemlich schockiert über den Text war, als ich ihn mir noch mal durchlas.

Auch wenn du jetzt schon meinst, dass das ganz schlimm wäre, glaube mir es gab noch viel mehr Ereignisse die mindestens genauso schlimm waren wenn nicht sogar noch schlimmer. Jetzt im Nachhinein, kommt mir das alles erst immer wieder hoch. Die Situatio mit dem Blutspendezentrum, hatte ich schon total verdrängt die fiel mir gestern wirklich erst spontan ein, als ich dir geantwortet hatte.

Das Problem ist glaube ich eher nicht, dass man immer nur das Gute in einem Menschen sehen will, sondern dass der Mensch selbst das immer wieder so darstellt, als wenn das was er täte, gut oder richtig sei. Für ihn war es ja auch immer nur zu seinem Besten, oder aber es gab immer wieder irgendwelche Ausreden, Ausflüchte, und dann natürlich am Ende auch noch die Lügen. Ich denke wenn man einen Menschen liebt, dann übernimmt man irgendwann dieses Denken von ihm. Das ist so als wenn man ihn kopieren möchte.Für mich persönlich glaube ich schon, dass es absolut keine gute Sache ist, wenn man seine Freundin inklusive der Kinder so verarscht.

Ich denke, auch bei dir wird irgendwann der Punkt kommen wo du mehr raus finden wirst, wo du neugieriger sein wirst und auch irgendwann ein Misstrauen entwickeln wirst. Als ich am Anfang des Ganzen stand, habe ich bei weitem auch noch nicht so gedacht wie damals, als es dann intensiver wurde, und ich nach und nach immer mehr Sachen aufdeckte.

Ich finde, dass diese Tage an denen solche Dinge vorkamen, mich immer so zermartert und malträtiert haben. Ich fühlte mich danach selbst, als wenn ich diejenige gewesen wäre die einen riesen Mist gebaut hätte und das Ganze hat mich auch immer komischerweise körperlich total mitgenommen. Ich habe dann an solchen Tagen meistens immer starke Kopfschmerzen gehabt und fühlte mich total schlapp und ausgelaugt.

Natürlich kann ich dir nicht die Frage beantworten, wie du weiter für dich und deine Beziehung verfahren möchtest. Ich kann dir nur immer wieder aus meinen eigenen Erfahrungen berichten, und dir eventuell auch damit weiterhelfen, wenn du das möchtest.
ich kann dir immer wieder nur sagen, dass ich mich nie mehr wieder auf einen Menschen in meinem Leben einlassen würde, der diese Art von Sucht hat.
Es ist wirklich jeden Tag ein ständiges hoffen und bangen,und du glaubst irgendwann natürlich auch nicht mehr diese Worte die der Mensch sagt, und das ist ein Punkt den man nur sehr schwer wieder rückgängig machen kann.

Wenn du also jemand bist, der in einer Beziehung noch Werte kennt wie Vertrauen und Ehrlichkeit, und auch selbst Wert legst auf sowas, dann möchte ich, ohne hier nun negative Prophezeiungen zum Besten zu geben, nochmals darauf hinweisen, wie schwierig es ist und auch noch wird.

Ich wünsche dir trotzdem ganz viel Glück, Geduld und Verständnis für deine Partnerin.
Es soll oder muss ja nicht unbedingt immer so laufen, wie bei mir. Vielleicht ist das auch bei uns ein ganz extremer Fall gewesen.

05.10.2017 18:49 • #14


A


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