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Borderline Frau hat mich endgültig verlassen

Chrys
Hallo zusammen,

bin hier seit einigen Wochen am Mitlesen und schreibe nun meinen ersten Beitrag.

Letzten Donnerstag hat mich meine Freundin endgültig verlassen. Gestern hatten wir noch einmal Mailkontakt und das Ende unserer Beziehung hat sich bestätigt. Nach mehrmaligen hin und her switchen hat sie nun die finale Spaltung vollzogen. Wir kennen uns seit 6 Monaten. In den ersten gut 3 Monaten waren wir befreundet und haben viel zusammen unternommen. Lange Spaziergänge gemacht, Rad gefahren und in Cafes gewesen. Es war so ein schönes Gefühl eine beste Freundin zu haben. Bin eher ein zurückhaltender Typ und war zuvor allein unterwegs.

Dann kamen wir uns bei einem Spaziergang näher und seitdem führten wir eine on/off Beziehung. Mittlerweile glaube ich, dass unser Näherkommen etwas damit zu tun gehabt haben könnte, weil ich ihr kurz zuvor erzählte, dass ich mich eventuell mit einer Frau treffen werde, die ich im Internet kennengelernt habe. Weiß ich aber nicht, kann auch Zufall gewesen sein. Könnte auch genauso gut am Mai gelegen haben. In der warmen Jahreszeit springen die Hormone an, wie sie mal sagte.

Unsere Beziehung hielt zunächst 2 Wochen, dann eine Woche Pause und dann waren wir wieder 2 Wochen zusammen. Anschließend wurden die Pausen und das Zusammensein immer kürzer. In den knapp 3 Monaten trennten wir uns ca. 12 mal.

Wenn wir an den guten Tagen zusammen spazieren gingen war es wunderschön. Wir hielten Händchen und gleichzeitig streichelten sich gegenseitig unsere Daumen. Wenn wir unterwegs an einer Sitzbank vorbeikamen, dann setzten wir uns hin und umarmten, küssten und streichelten uns. Es war traumhaft schön.

In den letzten Wochen bekam ich zunehmend Schlafstörungen und meine Energie wurde immer schwächer. Zudem nahm ich 6 kg ab. Die Idealisierungen nahmen ab und die Abwertungen und Projektionen zu. Gestern hat sie mir dann also nochmal die endgültige Trennung/Spaltung bestätigt. Ihre erste Mail enthielt Abwertungen und Projektionen. Die zweite fing auch wieder so an, wurde dann aber im weiteren Text sachlicher und am Ende wünschte sie mir alles Gute.
Sie will mich nie wieder sehen. Falls wir uns mal zufällig sehen sollten, dann soll ich sie nicht grüßen und nicht auf sie zukommen.

Mir tut das alles sehr weh. Letzte Nacht habe ich nur eine Stunde geschlafen und ich weiß nun gar nicht, wie es ohne sie weitergehen soll. Ich weiß, es muss weitergehen, aber ich befürchte, dass mein Leben wieder so langweilig wird, wie es vor unserem Kennenlernen war. Diese Frau hat mein Leben mit leben gefüllt und mir Nähe und Zuwendung gegeben. Die zunehmenden Abwertungen und Projektionen habe ich dafür in Kauf genommen.
Fühle mich abhängig von ihr, bzw von dem Gefühl das sie mir an guten Tagen gegeben hat.

Wollte meine Geschichte einfach mal loswerden.
Für Meinungen, Ratschläge oder tröstende Worte bin ich dankbar.

Liebe Grüße

05.08.2019 10:57 • #1


Kummerkasten007
Drei Monate mit Händchenhalten und ständigem On/Off, dazu die Aussage von Dir, dass Du Dich vielleicht mit anderen Frauen noch triffst, nennst Du eine Beziehung?

Und ist das mit Boderline klinisch diagnostiziert oder eine Vermutung von Dir? Wie alt ist sie denn?


Zitat von Chrys:
Fühle mich abhängig von ihr, bzw von dem Gefühl das sie mir an guten Tagen gegeben hat.


Ich frage mich, wie leer Dein Leben ist, wenn Du Spaziergänge als Beziehungshighlight empfindest. Wie liefen Deine Beziehungen vorher ab?

05.08.2019 11:16 • #2


A


Borderline Frau hat mich endgültig verlassen

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Chrys
Das mit dem eventuellen Treffen mit einer anderen Frau war während unserer Freundschaft, bevor wir uns näher kamen. Sie ist gut 5 Jahre älter als ich und laut ihrer Auskunft hat sie eine offizielle Diagnose.
Ja es simmt, mein leben verläuft ruhig. Mir fällt es nicht leicht aus mir rauszukommen. Am besten klappt das, wenn ich zu zweit mit jemanden unterwegs bin.
Hatte zuvor erst eine mehrjährige Beziehung und auch da war ich mehr auf Zweisamkeit bedacht.

05.08.2019 11:28 • #3


A
Zitat von Chrys:
In den knapp 3 Monaten trennten wir uns ca. 12 mal.


Dann ist es jetzt wohl das 13. Mal.

Zu kommen und zu gehen wie es ihr gefällt, scheint bei ihr wohl an der Tagesordnung zu sein.

05.08.2019 11:37 • #4


Käsestulle
Lieber Chrys,
das klingt jetzt ziemlich dämlich, aber erstmal: herzlichen Glückwünsch.
Im Grunde ist das das Beste, was dir passieren kann. Ja, es tut weh, ja, es ist, wie auf Entzug zu sein und ja, noch sind die Qualen unerträglich. Denn wenn du diese Phase überstanden hast, dann wirst du feststellen, wie sehr du dich in letzter Zeit verloren hast und du wirst merken, wie spannend es ist, sich selbst wiederzufinden.
Wenn du merkst dass du Hilfe brauchst, dann such dir Hilfe. Co-Abhängigkeiten gehen oft damit einher und das kann einige Spuren hinterlassen.
Nimm dir Zeit, alles aufzuarbeiten. Ich empfehle dir aus eigener Erfahrung, dass du sämtlichen Kontakt abbrechen solltest. Alles andere wird schmerzhaft. Schau auf dich, guck, welche Erfahrungen du mitnimmst und sortiere sie in normale Beziehungserfahrungen und besondere Beziehungserfahrungen, die du in Zukunft hoffentlich nie wieder machen musst.
Wie gesagt, es klingt bescheuert, aber du hast im Grunde Glück gehabt. Fühlt sich noch nicht so an, wird es aber.

05.08.2019 11:44 • x 2 #5


Kummerkasten007
Zitat von Chrys:
Mir fällt es nicht leicht aus mir rauszukommen


Das kann man üben, wenn man möchte


Zitat von Käsestulle:
aber du hast im Grunde Glück gehabt.


Dem kann ich mich nur anschließen. Es waren nur ein paar Monate, aber stell Dir das mal in Jahren vor - gruselig oder?

05.08.2019 12:17 • x 1 #6


Chrys
Danke für eure Antworten.
Hab das mit dem Zitieren von Textpassagen noch nicht drauf. Am besten noch von 2 Usern gleichzeitig.

Zitat von Kummerkasten007:
Das kann man üben, wenn man möchte

Dem kann ich mich nur anschließen. Es waren nur ein paar Monate, aber stell Dir das mal in Jahren vor - gruselig oder?


Die paar Monate waren für mich bereits ausreichend, um nun vollkommen neben mir zu stehen. Konnte im Verlauf keine Grenzen mehr setzen, weil ich unbedingt die Beziehung aufrecht erhalten wollte. Bin für diese Art Abhängigkeit anfällig. Habe mir vor 2 Wochen bereits psychologische Unterstützung gesucht. Ist ja nicht normal, dass ich nach so kurzer Zeit schon so tief in der Beziehung versunken bin.
Die paar Monate haben mich schon sehr viel Energie gekostet. Wie geschrieben, hab Schlafstörungen und Gewichtsverlust. Über Jahre hinaus hätte ich der Frau gar keine Energie geben können. Das wäre dann nur möglich, wenn ich mich konsequent abgegrenzt hätte. Aber gut, das ist Theorie. Bei mir waren es einige Monate Beziehung und das hat mich schon platt gemacht.

05.08.2019 12:49 • #7


EmmaPee
Zitat von Chrys:
Letzten Donnerstag hat mich meine Freundin endgültig verlassen



Chrys, dann möchte ich Dir gratulieren. Nach 6 Monaten bist Du sozusagen mit einem blauen Auge davon gekommen. Ich habe 20 Jahre Beziehung mit einem diagnostizierten Borderliner hinter mir und wie bei Dir, hat er hat mich auch verlassen. Die Diagnose 'Borderline-Persönlichkeitsstörung' wurde erst im 18. Jahr unserer Beziehung gestellt, nachdem er endlich in Therapie ging.

Bei uns gab es weder das Nähe-Distanz-Problem und das Idealisieren/Abwerten war auch kaum vorhanden. Dafür gab es genug andere schlechte Dynamiken in unserer Partnerschaft. Was das mit mir angestellt hat, vermag ich immer noch nicht ganz zu überblicken. Ich bin seit der Trennung vor nun fast einem Jahr selbst in therapeutischer Behandlung und wir gehen jetzt in die Langzeittherapie.

Jetzt, nach einem Jahr erst, kann ich sagen, dass ich die Abhängigkeit langsam überwunden habe. Ich kann ihm gegenüber treten, ohne den Wunsch zu verspüren, dass er doch zurück kommen möge. Inzwischen kann ich ihn neutraler betrachten, sehe jetzt das, was andere schon immer gesehen haben. Wie oft wurde ich gefragt: Ist er immer so? Ich habe es nie verstanden, weil ich es ja nicht mehr anders kannte. Jetzt verstehe und sehe ich langsam.

Verstehe mich nicht falsch, mein Mann ist im Grunde seines Wesens ein guter Mensch. Aber er hätte mich fast zerstört. Wenn auch nicht mutwillig, denn er kann am wenigsten etwas für seine Krankheit und hat sie sicherlich nicht ausgesucht. Aber bei allem Mitgefühl für ihn... Ich bin auch noch da.

20 Jahre bin ich um ihn gekreist und als Dank dafür wurde ich betrogen, wieder betrogen, wieder betrogen und noch tausend mal mehr betrogen. Und erst jetzt bin ich an dem Punkt, wo ich sagen kann: Es reicht! Mit mir nicht mehr! Was ich mir in den letzten 20 Jahren gesagt habe, in denen ich zigmal mit anderen Frauen konfrontiert wurde, weiß ich bis heute nicht. Aber daran kannst Du schon sehen, was diese Abhängigkeit, die in einer Beziehung mit einem Borderliner aufkommt, so anrichten kann. In meinem Beispiel: ich habe es einfach hingenommen und bin jedes Mal, nachdem er mich mit einer anderen Frau betrogen hatte, trotzdem geblieben. Wo für andere schon nach dem ersten Betrug Schluss gewesen wäre, blieb und wäre wohl auch weiterhin geblieben. Und das nennt man nicht mehr Liebe, sondern Abhängigkeit.

Also, wenn Du Dir selbst noch etwas wert bist, breche jeden Kontakt zu ihr ab und unterbinde auch jede Kontaktaufnahme ihrerseits. Sie fehlt Dir, Du bist traurig - ja, alles verständlich. Aber das wird weniger und vergeht irgendwann. Die Narben jedoch, die Dir durch eine solche Beziehung zugefügt werden, heilen zwar irgendwann, werden aber nie wieder verschwinden.

05.08.2019 13:25 • x 3 #8




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