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Borderline oder Narzissmus? Wie erkennt man es?

N
Hallo,

ich habe jetzt ein paar Tage hier gelesen, aber die Frage, die mich aktuell umtreibt, kann ich mir noch immer nicht beantworten.

Angenommen es stünde fest, dass eins auf jeden Fall zutrifft: Wie erkennt man, ob es Borderline oder Narzissmus ist? Viele Mechanismen wie zum Beispiel „Idealisieren und Abwerten“ sind sich ja sehr ähnlich.
In der Theorie kenne ich die Unterschiede, also z.B. die eigentliche Motivation hinter diesen „Spielchen“, aber wie erkennt man es im wahren Leben? Zum Beispiel würde ein Narzisst sich ja auch verletzlich zeigen, wenn er seine Ziele erreichen will. Auch ein Narzisst wird sich in letzter Instanz „entschuldigen“, wenn er einen verletzt hat, wird es aber nicht ehrlich meinen, sondern dich nur wieder einfangen wollen. Auch ein Narzisst kann behaupten, er sei wertlos, nur um zu hören, wie wunderbar er doch ist.

Die Motivation beider Persönlichkeitsstörungen ist natürlich eine ganz unterschiedliche, der eine will eigentlich nur Liebe, der andere will Abhängigkeit und Anerkennung, aber die Wege dahin sind doch oft so gleich. Auch Dinge wie On-Off, Nähe und Distanz etc. sind gleich.

Mit beiden ist in meinen Augen keine Beziehung möglich, wenn sie nicht an sich arbeiten. Beide werden immer wieder Kontakt aufnehmen, also hilft nur blockieren, löschen oder ganz neue Nummer. Ist mir alles bewusst. Dennoch finde ich es für die Ex-Partner und ihren Heilungsprozess sehr entscheidend, ob alles nur Show war, ob man einer perfiden Manipulation ausgesetzt war und nichts echt war oder ob der Ex eigentlich selbst gar nichts dafür kann und Opfer seiner inneren Zerrissenheit ist und wahrscheinlich selbst am meisten unter „dem Spiel“ leidet. Den einen würde man hassen, den anderen könnte man in guter Erinnerung halten.

Vielleicht hat ja jemand hilfreiche Gedanken dazu. Danke schonmal und euch allen einen schönen Sonntag.

01.10.2023 09:42 • x 1 #1


K
Das erkennt nur ein Psychotherapeut. Der Narzisst ist im Übrigen im ICD11 nicht mehr enthalten, da obsolet. Ich hoffe, es wird dann bald auch nicht mehr ein solch inflationär benutzter Begriff sein.

Würde es Dir denn Frieden bringen, wenn Du ihn in eine der beiden Schubladen stecken kannst? Da ihn keiner kennt, ist es auch schwierig, Dir da Tipps zu geben, wie Du die Art der Störung herausfinden kannst.. Aber ich schrieb ja schon, dass sowas eh professionell diagnostiziert werden müsste.

Mach doch lieber Deinen Frieden damit und sage Dir: Es war, wie es war. Und jetzt bricht ein neues Kapitel an. Vergebung hilft auch viel. Und dann achtest Du bei der nächsten Bekanntschaft auf ein gesundes Verhaltensmuster entlang Deiner Anforderungen und Standards. Sodass Dir sowas nie wieder passiert.

Kramen in der Vergangenheit bedeutet auch, in dieser gefangen zu sein.

01.10.2023 10:03 • x 3 #2


A


Borderline oder Narzissmus? Wie erkennt man es?

x 3


N
Danke für die Antwort.

Ja, so traurig es ist, mir würde die Antwort helfen. Es geht mir dabei auch nicht um Schubladen und ich weiß auch, dass das am Ende (wenn überhaupt) nur ein Therapeut diagnostizieren kann, aber das Gefühl, dass all die Jahre eine Lüge waren, ist sehr schwer zu ertragen.
Ich weiß auch, dass mir hier niemand eine Diagnose oder einen Beweis liefern kann. Ich hab einfach gehofft, dass es Merkmale gibt, die die beiden doch klar abgrenzen.

Vermutlich hast du Recht, dass man das einfach so hinnehmen muss. Ich will auch gar nicht zurück, aber es würde das loslassen so viel leichter machen.

01.10.2023 10:14 • #3


K
Dann kann ich Dir leider nicht helfen. Bei mir war es auch so, dass ich monatelang nach Antworten gesucht habe. Ich war getrieben davon, mir das Verhalten des Gegenübers irgendwie rational zu erklären. Bis ich verstand, dass das nicht funktioniert. Man muss damit leben, keine Antworten zu bekommen. In den allerwenigsten Fällen, wäre der Ex-Partner selbst dazu in der Lage. Aber dazu gehört dann, extrem reflektiert und ehrlich zu sein. Ergo: kannst Du vergessen.

Mittlerweile ist es mir einfach egal. Es war, wie es war. Und auch wenn ich wüsste, was da damals los war, bringt es mir mittlerweile gar nichts mehr. Es würde auch meine Haltung der Person gegenüber nicht mehr ändern. Ich hätte auch nicht mehr oder weniger Verständnis für den Verlauf.

Mehr noch: Ich will damit einfach nichts mehr zu tun haben. Keinen Gedanken daran verschwenden, denn es ist meine Lebenszeit, die da unnütz den Bach runter geht.

01.10.2023 10:23 • x 3 #4


RosaKaffee
Gelöscht

01.10.2023 10:26 • #5


c_minor
Zitat von 2ndbest:
Mit beiden ist in meinen Augen keine Beziehung möglich, wenn sie nicht an sich arbeiten.

Und hier liegt einer der wichtigen Unterschiede:

Bei narzisstischen Menschen ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie diesen Punkt erreichen, ihre Problematik und damit die Veränderungsnotwendigkeit einzusehen, relativ gering.
Hilfe holen sie sich in der Regel nur, wenn es um die Kosten geht, z.B. Depression nach Kränkung, aber damit wird nur an der sekundären Oberfläche herumgedoktert.

Die Borderline-PS ist eine der am besten erforschten PS und es gibt auch eine Menge interessanter Behandlungsansätze (eben nicht nur DBT oder TFP), die nachgewiesenermaßen ganz gute Ergebnisse erzielen.
Bedeutet aber auch, dass Menschen mit BPS eher an den Punkt kommen, ihre Problematik zu erkennen und sich tatsächlich auf Hilfe einzulassen, statt wie narzisstische Menschen bestenfalls Therapie zu spielen.

01.10.2023 11:34 • x 4 #6


Catalina
Zitat von 2ndbest:
Dennoch finde ich es für die Ex-Partner und ihren Heilungsprozess sehr entscheidend, ob alles nur Show war, ob man einer perfiden Manipulation ausgesetzt war und nichts echt war oder ob der Ex eigentlich selbst gar nichts dafür kann und Opfer seiner inneren Zerrissenheit ist und wahrscheinlich selbst am meisten unter „dem Spiel“ leidet. Den einen würde man hassen, den anderen könnte man in guter Erinnerung halten.

Ich verstehe schon was du meinst aber ich denke, dass man das nicht so schwarz-weiß sehen kann. Also der arme Borderliner, der nichts dafür kann und der böse Narzisst, der das alles mit purer Absicht tut. Denn der Narzisst hat es sich auch nicht ausgesucht, diese Störung zu entwickeln und ist in seinem tiefsten Inneren todunglücklich, auch wenn das nach außen meist ganz anders wirkt.

Beide sind im Grunde arme Seelen weil sie mit sich selbst nicht zurechtkommen und nicht in der Lage sind, stabile zwischenmenschliche Beziehungen zu führen. Beide sind manipulativ und nur auf die Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse fixiert. Und beide haben in ihrer Vergangenheit schlimme Dinge erlebt die dazu geführt haben, dass sie diese Störung entwickelt haben.

Ob es da so viel Sinn macht, die Person rückblickend in eine Schublade einzuordnen, weiß ich nicht.

01.10.2023 11:57 • x 4 #7


N
Du hast natürlich Recht. Auch der Borderliner hätte mir schlimmes angetan. Arm ist er eigentlich nicht mehr oder weniger als der Narzisst. Beide stehen sich selbst im Wege.

Dennoch könnte ich die schönen Momente besser in Erinnerung halten, denn sie wären dann real gewesen bzw. aus dem Wunsch nach Bindung heraus. Und nicht aus dem Wunsch mich zu manipulieren, kontrollieren und verblenden.

Man wird es wohl nie erfahren.

01.10.2023 13:04 • #8


Elfe11
Leider gibt es Mischformen bei Narzismus, Borderline und Histrioniker!

Mir wurde von einer Bekannten erzählt mein Ex sei Borderliner... Ich bin zuerst in Mitleid zerflossen und habe ständig Rücksicht genommen und ihn gepampert, unterstützt, schlechtes Benehmen ignoriert oder akzeptiert. Ich liebte und handelte selbstlos! Zuletzt wurde nur klar, dass er ein Narzist vom Feinsten ist! Ein Psychologe erkannte das! Er übervorteilte mich finanziell, log und betrog, nutzte mich S. schamlos aus, nutzte mich als Ressource, war gewalttätig und agressiv...

Es gibt ja auch noch Soziopathen! Oder impulsives Verhalten. Und die Histrioniker!

So genau kommt man nicht dahinter!

Ich bin auch enttäuscht und frage mich, ob Liebe und Leidenschaft nur vorgetäuscht waren oder echt?

Ich kann auf jeden Fall nicht mehr vertrauen!

01.10.2023 13:26 • #9


Vienne
Zitat von 2ndbest:

Die Motivation beider Persönlichkeitsstörungen ist natürlich eine ganz unterschiedliche, der eine will eigentlich nur Liebe, der andere will Abhängigkeit und Anerkennung, aber die Wege dahin sind doch oft so gleich. Auch Dinge wie On-Off, Nähe und Distanz etc. sind gleich

Auch der Borderliner möchte Liebe..versucht eben diese zu sichern über Abhängigkeit.

Ich bin auch der Meinung, dass dies nur ein Psychotherapeut erkennen kann. Natürlich kann es auch Überlagerungen geben.

01.10.2023 18:53 • x 1 #10


N
Ja, natürlich, ich meinte den Borderliner. Er will Liebe. Der Narzisst eher Anerkennung bzw. Die Abhängigkeit des anderen.

01.10.2023 18:57 • x 1 #11


Scheol
Zitat von 2ndbest:
Hallo, ich habe jetzt ein paar Tage hier gelesen, aber die Frage, die mich aktuell umtreibt, kann ich mir noch immer nicht beantworten. Angenommen es stünde fest, dass eins auf jeden Fall zutrifft: Wie erkennt man, ob es Borderline oder Narzissmus ist? Viele Mechanismen wie zum Beispiel „Idealisieren und ...

Es gibt viele Überschneidungen auch noch mit anderen Diagnosen, das ist das Problem an der Sache.

Die betroffene Person will analysieren, was genau war, verliert dabei aber aus den Augen, ihre Anteile zu erkennen. Normal, wenn man weiß, was im Körper der Person passiert, was mit den Hormonen passiert, was welche Verhaltensweise bei dem anderen psychisch anrichtet.

Verstehen heißt heilen , sagt man.

Verstanden zu werden von einer anderen Person reguliert das Nervensystem, was in / nach solchen Beziehungen auf Anschlag ist. Auch die Scham ist ein großes Problem.

Man bekommt die Person auch nicht von jetzt auf gleich aus der Gedankenschleife heraus.

Es ist eine Sucht, eine emotionale Abhängigkeit. Man bekommt einen Drogisten, einen Alk. auch nicht von jetzt auf gleich weg von seinem Thema.

Grundsätzlich ist es egal, was genau die andere Person ist. Was wir alles in dem Topf zur Auswahl haben.

Es reicht aus, dass er ein @rsch ist. Dass das Verhalten schlecht ist.

Irgendwann ist es wichtig, die Person dahin zu bekommen, dass sie sich sieht. Ihre Anteile an dem Spiel, an dem Theater sieht, warum sie sich das mit antut.

Sie sollte nicht ewig in den Rückspiegel schauen .Was passiert, wenn man auf der Autobahn ist und 5 Minuten nur in den Rückspiegel schaut.

Der Fokus liegt nicht auf dem Wesentlichen. Und was passiert beim Autofahren, wenn man wo hinschaut? Man fährt dort automatisch hin. Sprich, der Blickwinkel ist auf die Vergangenheit gelenkt, und nicht auf die Zukunft.

Deshalb ist es wichtig, den Fokus auf sich selbst zu legen.

Die Person sollte erkennen, egal was es war, es war missbräuchlich gegen IHRE Person.

Es ist egal, ob man mit der linken oder rechten Hand eine schmerzhafte Heruntergehauen bekommen hat. Ob man mit dem linken oder rechten Fuß schmerzhaft getreten wurde.

Die Person, die mich geschlagen hat, getreten hat, ist mir NICHT wohlwollend zugewandt.

Und es ist egal, was diese Person für eine Lebenshistorie hat, und warum sie dieses schädliche Verhalten oder jenes schädliche Verhalten macht.

Schädlich ist schädlich.

Es wurde der Person beigebracht, dass falsches Verhalten richtig und richtiges Verhalten falsch ist. Eine Konditionierung.

Missbräuchlich hat nichts mit Liebe oder Ähnliches zu tun. Und das sind die Hausaufgaben der Person, die sich das gefallen lassen hat. Die auf die Täuschung hereingefallen ist.

Zu lernen, dass das Verhalten eines Menschen die Aussage ist, und nicht, was eine Person redet, oder, dahin sagt“.

Weil genau da liegt das eine große Problem, dass die Person nicht versteht, dass jemand, sagt ich, liebe dich, aber eine Stunde später wieder belogen und betrogen wird.

01.10.2023 19:19 • x 2 #12


L
Es ist schwer zu erkennen, dazu braucht man leider schon eine Fachbildung und längeren Kontakt zu den Problemfällen. In der Regel gibt es schon lange auffälliges Verhalten und Probleme und dann ist man eine ganze Weile in stationärer Behandlung und unter Überwachung um eine Diagnose stellen zu können. Jeder Mensch hat schließlich narzisstische Züge in gewissen Situationen und Lebenslagen oder kann emotional mal instabil sein. Schau Dir die Leute an die hier verlassen und betrogen wurden und leiden, da weiß man auch nicht ob dieses Verhalten jetzt temporär ist und wieder vergeht oder eben eine grundlegende Persönlichkeitsstörung. Und sicher ist es normal einen Menschen zb. in der Verliebtheitsphase zu idealisieren (Verliebtheit macht eben blind) und hinterher, wenn diese Phase verschwindet, man klarer sieht und denkt, Routine einkehrt ... es sich wieder normalisiert und man selbst abgewertet wird oder es bei dem Partner/der Partnerin tut. Man sagt ja immer, was nach der Verliebtheit übrig bleibt, dies ist dann erst Liebe oder es ist eben Ende im Gelände. Und gibt genug Leute die empfinden in der Verliebtheit das Nasebohren noch als liebenswerte Macke (Idealisierung), später dann als widerlich (Abwertung). Nein dies kann man kaum unterscheiden. Und vor allem Narzissten, sich da sehr gut verstellen können, Borderliner allerdings weniger gut aber es kann auch andere Gründe geben für gewisse Handlungsweisen.

01.10.2023 19:48 • x 1 #13


Vienne
Also Borderliner können sich nicht so einfach verstellen...und da liegt ja oft Missbrauch zugrunde, durch den die Persönlichkeitsstörung ausgelöst wird.

Es gibt zum Beispiel auch den quiet borderliner, auch wenn das keine offiziell anerkannte Diagnose ist. Das ist jemand, der nicht unbedingt die Wut nach außen trägt, sondern mehr nach innen, sich distanziert und Nähe nur ganz schwer ertragen kann. Oft läuft das Zurückziehen dann über silent treatment.

01.10.2023 20:30 • x 2 #14


KeinRoboter
Liebe @2ndbest,
bereits viele haben gute Gedanken zum Thema Borderline / Narzissmus geäußert, denen ich mich nur anschließen kann.

Allerdings glaube ich, dass dir die Suche nach einer „Antwort“ nichts bringt, da du die Intention einer Beziehung mit deiner eigenen vergleichen willst (damit will ich einen möglichen emotionalen Missbrauch oder manipulatives Vorgehen nicht abschwächen oder relativieren).

02.10.2023 01:14 • x 1 #15


A


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