. das sind wir.
Gerade eben habe ich mir meinen Text heute gehts mir wieder gut im Affärenforum noch einmal durchgelesen und will euch wissen lassen, wie es weiter ging.
Inzwischen sind noch einmal etliche Jahre vergangen. Es ist viel passiert inzwischen, unsere Kinder sind ausgezogen, mein Mann ist in Rente und ich arbeite nur noch stundenweise. Es ist ruhig geworden um uns herum und wir genießen diese Ruhe. Weihnachten steht vor der Tür und wir freuen uns auf gemeinsame Stunden mit unseren Kindern und Freunden.
Schicksalsschläge gab es auch weiterhin reichlich. Mein Mann z.B. ist ernsthaft erkrankt und auf starke Medikamente angewiesen. Darunter hat unser Eheleben zu Anfang ein wenig gelitten, denn die S. ist dadurch komplett zum Erliegen gekommen. Das hat mich erneut verletzt und ich hatte natürlich Angst, dass das auch mit meiner Affärenvergangenheit zu tun haben könnte. Unser Hausarzt beruhigte mich, denn er klärte uns über die Nebenwirkungen der Medikamente auf und auch über die psychischen Veränderungen, die der Alterungsprozess und die Erkrankungen an sich nach sich ziehen.
Kurzum, mein Mann und ich sind inzwischen wirklich alt. Nicht nur so ein bisschen, sondern so richtig. Trotzdem sind wir glücklich zusammen und lieben einander mehr als jemals zuvor. Die Alltagsärgernisse der Vergangenheit haben ihre Sprengkraft verloren. Es spielt keine Rolle mehr, wer mehr im Haushalt macht, wer mehr Geld verdient oder ansonsten mehr in unser Leben investiert als der andere. Wir tragen des anderen Last im besten Sinne. D.h. jeder tut, was er kann und solange er kann. Wenn es nicht mehr weiter geht, übernimmt der andere die Last und so ziehen wir gemeinsam unseren Karren bis zum Ende. Wir genießen die letzten warmen Strahlen unserer Lebenssonne so oft es geht und ärgern uns einfach nicht mehr über Kleinigkeiten, weil sie einfach keine Rolle mehr spielen.
Tja und die Affäre? Welche Rolle spielt sie noch? Sie war rückblickend der Wendepunkt unseres Lebens und es war lange Zeit nicht klar, ob sie es in eine negative oder positive Richtung katapultieren würde. Es stand damals alles auf Messers Schneide und ich bin unglaublich dankbar, dass wir es zusammen da durch geschafft haben.
Um in einem Bild zu sprechen, unser Lebensboot war damals ziemlich marode geworden und so brauchte es nicht viel Kraft für mich, um mit Hilfe der Affäre ein respektables Leck in die morschen Planken zu schlagen. Ich glaube sogar es war mir damals relativ egal ob es untergehen würde oder nicht. Ich wusste nur eins, ich wollte so wie bisher nicht weiter machen und so kam mir der AM gerade recht. Im Grunde war er nur der Hammer, den ich irgendwo zufällig entdeckte, um mich ans zerstörerische Werk zu machen.
Mein Innenleben war damals eine einzige große Wunde, die einfach nicht heilen wollte. Zu viele Verletzungen, zu viele Schicksalsschläge, zu wenig Kommunikation und zu wenig Verständnis für all das auf beiden Seiten. Und dann kam der AM und bat mir ein Pflaster an. Noch dazu eins mit Herzchen und Smileys drauf, so wie Kinder es bekommen, wenn sie sich die Knie aufgeschlagen haben. Natürlich nahm ich das an, aber es reichte mir nicht. Ich wollte mehr! Ich wollte ein anderes Leben, die ganz große Wende, um endlich heilen zu können. Dazu aber reichte kein Pflaster sondern ich brauchte einen Ganzkörperverband. Den aber konnte und wollte der AM mir nicht bieten. Unter keinen Umständen. Was folgte, war ein ewiges Gezerre um illusorische Hoffnungen, falsche Versprechungen und ein Meer voller Lügen.
In einem letzten großen Kraftakt riss ich mich davon los und kehrte zurück in meine Ehe. Mein Mann war da geblieben, die ganze Zeit und streckte seine Hand nach mir aus. Auch nach meinem Zusammenbruch blieb er an meiner Seite und begann mit mir zusammen unser Boot zu reparieren. Hätte er sich trotzig zurück gelehnt, um mich alleine das Loch stopfen zu lassen, dass ich geschlagen hatte, wir wären untergegangen. Und zwar so schnell und vollständig, dass uns noch nicht einmal Zeit für einen letzten Atemzug geblieben wäre. Das wäre natürlich absolut verständlich gewesen und vielleicht hatte ich genau das verdient. So jedenfalls die einhellige Meinung einiger damaliger Forumsteilnehmer, die mir genau das gewünscht hätten.
Aber es kam anders. Noch heute kann ich manchmal mein Glück kaum fassen. Ich bin wirklich mit 2 blauen Augen davon gekommen und sogar mehr als das. Ich lernte endlich, was und vor allem wer wirklich zählt in meinem Leben. Ich begriff, was Liebe ist und was eben nicht. Ich verstand, dass man sie sich weder erarbeiten noch verdienen kann und dass man sie vor allem dann geschenkt bekommt, wenn man am wenigsten damit rechnet, sie aber am meisten braucht. Sie ist ein unfassbar großes Geschenk. Sie verzeiht alles, sie gibt alles und sie ist das einzige, was wirklich zählt in diesem Leben.
Egal, was jetzt noch kommen mag, ich bin gewappnet. Ich bin da, wo ich jetzt bin genau richtig, denn ich werde geliebt und angenommen, so wie ich bin. Ich muss nicht mehr kämpfen, ich darf genießen und mich freuen. Und dafür gebe ich gerne zurück, was immer ich kann.
Liebe ist nicht das, was man in Disney-Filmen zu sehen bekommt. Liebe ist das, was man manchmal sieht, wenn man aufmerksam durch den Park schlendert. Das alte Ehepaar dort drüben auf der Bank, das schweigend nebeneinander sitzt sich an den Händen hält und dabei so ruhg und zufrieden wirkt. Genau dieses Paar weiß, was Liebe ist. Und dieses Paar, mein lieber Mann, das sind wir beide. Nicht mehr und nicht weniger.
Liebe Grüße schicken euch Willi und Annette
zwei, die wissen, wie man liebt
. aber leider auch, wie zerbrechlich Liebe sein kann!
01.12.2025 12:44 •
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