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Das Aus nach 10 Jahren davon 5 Jahre verheiratet

C
Hallo zusammen,

ich bin seit einigen Tagen stiller Mitleser und möchte gern meine Geschichte erzählen.

Vor 10 Jahren habe ich (28) sie (27) online kennengelernt. Schnell haben wir uns getroffen und es dauerte nicht lang, bis sie zu mir hoch zog (700 Kilometer). Nach 4 Jahren des zusammen wohnens, beschlossen wir zu heiraten und an ihren Heimatort zu ziehen. Hier begann ich beruflich Fuß zu fassen, haben (hatten) eine wunderschöne gemeinsame Wohnung und auch sonst keine Sorgen (zumindest finanziell nicht).

Ich selbst war immer mehr der Einzelgänger und recht introvertiert und habe in all den Jahren natürlich auch viele Fehler begangen (Nein, fremdgegangen ist von uns nie jemand). Allerdings habe ich ihr bei weitem nicht die Wertschätzung und Liebe entgegengebracht, die sie verdient hätte. Auch habe ich manchmal meine Phasen, wo ich grundlos niedergeschlagen bin und mal 2 Tage einfach nicht sprechen mag. Mag daran liegen, dass ich hier kaum Menschen kenne (meine Schuld, hätte ich ändern können) und dass ich Schwierigkeiten hatte (jetzt nicht mehr), die Arbeit nach Feierabend dort zu lassen. Wenn es zu Streitigkeiten kam, war ich wirklich nicht fair und ließ zum Teil sätze Fallen wie Ohne mich kommst du ja sowieso nicht zurecht. Aber wie das im Streit so ist.

Nun gut, die Einsicht kommt etwas spät. Vor knapp 10 Tagen (meine Schweigetage), hat sie die Reißleine gezogen und sich von mir getrennt. Ja, es hat mit das Herz gebrochen und und ich habe gekämpft, wie ich konnte. Streit, oder Angeschrien haben wir uns in dieser Zeit nicht, sondern wirklich normal (wenn auch distanzierter) gesprochen.

Jetzt bin ich ausgezogen (Sie hat mich darum gebeten und ich konnte sie verstehen). Nachdem ich meinen Chef gefragt hatte und eine Wohnung von ihm besichtigt habe, war ich mehr als niedergeschlagen und völlig verzweifelt. Am selben Abend noch, habe ich eine andere Wohnung besichtigt (4 Autominuten von der vorherigen weg, sowie 300 Meter vom Arbeitsplatz meiner Noch-Frau). Ob es die richtige Entscheidung ist, weiß ich nicht. Wohlfühlen tue ich mich hier nicht (fehlende technische Infrastruktur wie Internet) und auch sonst ist es einfach kalt und leer. Kontakt habe ich noch immer täglich mit ihr. Entweder schreiben wir, oder sehen uns kurz. Wir können gemeinsam lachen (eher Galgenhumor) aber im Grunde ist es wie früher - nur ohne körperlicher Nähe (von Umarmung abgesehen).

Ich habe mir natürlich meine Gedanken gemacht und lag Tagelang wach - Feststellung: Ich werde mein Verhalten komplett ändern, denn all dies ist nur so geworden, weil ich mit mir selbst nicht zurecht kam und andere dies ausbaden mussten. Das war unfair und völlig unmöglich von mir. auch ihren immer stärker werdenden Kinderwunsch habe ich nie zu 100% ernst genommen und verschoben, was objektiv betrachtet völliger blödsinn war, denn wir waren beide bereit, nur hatte ich angst, diese Herausforderung nicht zu schaffen.

Aufgeben kann ich sie nicht und möchte ich auch nicht. Nicht nach 10 Jahren (die mit einer Gebirgswanderung zu vergleichen sind). Sie benötigt Zeit sagt sie, um ihr eigenes Leben zu sortieren, die ich ihr natürlich gebe - aber wie es weitergeht? Ich weiß es nicht und es macht mich fertig. Normalerweise wären wir in 2 Wochen in unserem wohlverdienten Urlaub, der natürlich bereits storniert ist.

Vielen Dank für das Lesen!

02.10.2017 19:16 • #1


U
Es tut mit leid, das es Dir so schlecht geht. Hört sich an, als hättest Du kurze depressive Phasen gehabt, oder zumindest starke Stimmungschwankungen. Die haben eine Ursache, die Du vielleicht schon erkannt hast.

Was mich interessieren würde:

Warum hast Du ihren Kinderwunsch nicht ernst genommen? Das wäre ja für einen Aussenstehenden der nächste Schritt gewesen, die Familiengründung. Was hielt Dich ab?

03.10.2017 01:03 • x 1 #2


A


Das Aus nach 10 Jahren davon 5 Jahre verheiratet

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K
Zitat:
und auch sonst keine Sorgen (zumindest finanziell nicht).


Zitat:
Aufgeben kann ich sie nicht und möchte ich auch nicht. Nicht nach 10 Jahren (die mit einer Gebirgswanderung zu vergleichen sind).


Das verstehe ich nicht. Keine Sorgen, aber Gebirgswanderung?

Zitat:
Aufgeben kann ich sie nicht und möchte ich auch nicht.


Wenn Dein bisheriges Leben eher eigenbrödlerisch und sie quasi Deine einzige Bezugsperson war, wie willst Du Dein Leben jetzt ändern?

Man wird ja nicht von heute auf morgen ein extrovertierterer Mensch, dem es plötzlich leichter fällt oder der plötzlich Lust dazu entwickeln, anderen kennenzulernen.

Ich denke, Du wirst sie erstmal komplett loslassen müssen, um Dich ggf. irgendwann wieder annähern zu können.

Ich kann dieses oder jenes nicht .. das hat im Grunde nur mit der Einstellung zu tun. Die richtige Einstellung wäre Ich werde sie loslassen. Ich werde mich um ein erfülltes Leben ohne sie bemühen, damit wir vielleicht (ganz vielleicht) irgendwann eine Chance haben, uns neu zu begegnen.

03.10.2017 11:42 • x 1 #3


S
Wie sind denn diese Schweigetage zu verstehen? Du hast gar nichts mehr mit ihr geredet, noch nicht mal alltägliches? Ich hab Verständnis, wenn der Partner sich zeitweise auch zurückziehen muss, aber tagelang gar nicht kommunizieren, das halte ich nicht mehr für normal.

Ist doch extrem anstrengend und abwertend für deine Partnerin, wenn du überhaupt gar nicht kommunizierst. Eine Beziehung beruht auch auf Kommunikation, Geben und Nehmen. Wenn es dir zeitweise immer wieder wirklich schlecht geht, so verstehe ich zumindest deinen Beitrag, dann könnte das auch auf eine Depression hinweisen. Hast du hier denn schon mal was unternommen und versucht dir professionelle Hilfe zu suchen?

Zu dieser Problematik kommt dann noch ihr Wunsch nach weiterer Perspektive eurer Beziehung verbunden mit ihrem Kinderwunsch. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie du die Elternrolle einnehmen willst, wenn du dich immer für Tage zurückziehen musst. Kinder brauchen täglich Aufmerksamkeit und Kommunikation, meinst du wirklich du kannst das dauerhaft leisten, auch wenn du jetzt realisiert hast, dass ihr Kinderwunsch von dir hätte ernst genommen werden sollen?

Es gibt Menschen, die mit weniger sozialen Kontakten ganz gut zurecht kommen, aber gar keine außerhalb der Beziehung zu haben, ist dann doch viel zu wenig.

Ich denke, du solltest deine Baustellen dringend angehen. Dazu wünsche ich dir ganz viel Kraft.

03.10.2017 11:54 • #4


R
Es tut mir Leid, was du durchmachen musst. Eine Trennung ist alles andere als schön. Ich wurde vor knapp 10 Monaten kurz vor der Hochzeit verlassen, aus heiterem Himmel und leide immer noch darunter. Im Nachhinein merkt man immer erst, was eigentlich dazu geführt haben könnte, dass es so ein Ende nehmen musste. Aber gib nicht nur dir die Schuld. Es ist wichtig, einzusehen, was dein Beitrag an dem Scheitern ist und welcher ihrer. Du hast hier schon ein, zwei Sachen geschrieben. Ich habe nach der Trennung viele Fehler gemacht, die meinen Exverlobten nun noch mehr in seiner Entscheidung betsätigt hatten. Ich kam mit der Situation nicht klar und habe natürlich ohne Ende geklammert, gekämpft, gekämpft und gekämpft, ihn aber auch nicht täglich damit belästigt. Alle 3 Tage wurde es mir aber zu viel, weil viele Fragen bis heute noch offen sind. Wenn du sie noch liebst, werden die nächsten Tage alles andere als einfach. Loslassen ist einfacher als gesagt, ich habe es bis heute noch nicht völlig geschafft. Aber das wäre etwas, was euch vielleicht noch eine Chance auf eine Zukunft gibt. Die Hoffnung stirbt zuletzt, ich habe ein halbes Jahr lang gehofft, für nichts und wieder nichts, es macht einen nur kaputt, immer wieder eine Abfuhr zu ertragen. Aber dennoch sollst du ein Stück weit Hoffnung haben, es kann gut gehen, halte aber nicht zu lange daran fest....

03.10.2017 13:26 • #5


C
Zitat von unregistriert:
Warum hast Du ihren Kinderwunsch nicht ernst genommen? Das wäre ja für einen Aussenstehenden der nächste Schritt gewesen, die Familiengründung. Was hielt Dich ab?


Das ist eine gute Frage. Ich denke, dass es die Angst war, etwas falsch zu machen und der Herausforderung nicht gewachsen zu sein... Im Nachhinein wäre dies aber der nächste logische Schritt gewesen, dass ist richtig..

Das mit der depressiven Phase ist gut möglich und ich werde es schnellstmöglich in den Angriff nehmen und entsprechende Leute mit Fachkenntnis aufsuchen.

Zitat von KBR:
Das verstehe ich nicht. Keine Sorgen, aber Gebirgswanderung?

Ich denke, dass eine Beziehung und vor allem eine Ehe natürlich mit Arbeit verbunden ist. Nach beschwerlicheren Wegen wird man mit einer tollen Aussicht belohnt (die guten Zeiten). Hört sich vielleicht missverständlich an, aber ich denke, es gibt keine Ehe, die tagtäglich harmonisch und ohne schwerere Zeiten abläuft - korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege...

Zitat von KBR:
Wenn Dein bisheriges Leben eher eigenbrödlerisch und sie quasi Deine einzige Bezugsperson war, wie willst Du Dein Leben jetzt ändern?

Man wird ja nicht von heute auf morgen ein extrovertierterer Mensch, dem es plötzlich leichter fällt oder der plötzlich Lust dazu entwickeln, anderen kennenzulernen.


Das ist richtig und ich versuche es zu erklären: Es fängt im Grunde mit Kleinigkeiten an: Einach mal dankbar sein und Wertschätzung entgegenbringen. Das kam bei mir viel viel zu kurz. Nun bin ich komplett auf mich allein gestellt und merke, dass ich vorher hotelähnliche Zustände hatte. (Hört sich doof an, aber das habe ich wohl gebraucht).

Dass ich nun keine wildfremden Menschen auf der Straße umarme, weiß ich, aber auch hier hätte ich schlicht und einfach mal mitfahren können, wenn sie ins Einkaufszentrum oder woanders hinfahren möchte. Auch das habe ich nie oder nur recht wenig mitgemacht - dabei hätte ich mir nicht einmal einen Zacken aus der Krone brechen müssen. Tja, hinterher ist man immer schlauer...

Zitat von Sabine 49:
Wie sind denn diese Schweigetage zu verstehen? Du hast gar nichts mehr mit ihr geredet, noch nicht mal alltägliches? Ich hab Verständnis, wenn der Partner sich zeitweise auch zurückziehen muss, aber tagelang gar nicht kommunizieren, das halte ich nicht mehr für normal.


Dass es über mehrere Tage ging (in diesem Fall 2) kam so auch noch nie vor. Ich saß dann einfach schweigend auf dem Sofa und war unzufrieden mit mir selbst. Meine Frau hat sich da in keinster Weise etwas zu Schulden kommen lassen. Aber dazu muss ich wohl sagen, dass es bei mir auch am vermeintlichen Stolz liegt, danach den ersten Schritt zu machen, was natürlich lächerlich von meiner Seite ist...

Tagelang zurückziehen muss ich mich auch nicht, es reicht, wenn ich mal eine Stunde nach der Arbeit für mich habe, um zu akklimatisieren - und selbst das ist besser geworden, weil ich täglich lerne, nach Feierabend die Arbeit auch dort zu lassen (Dieser Druck war und ist recht neu für mich, da ich auch recht spät ins Berufsleben eingestiegen bin und wohl meine, jedem dort etwas beweisen zu müssen)

Mit Kindern generell komme ich eigentlich gut zurecht, selbst mit meinen beiden kleinen Nichten spiele ich gern auf dem Spielplatz und habe da auch wirklich Freude dran (Natürlich, eigene zu haben ist noch immer etwas anderes)


Ich bedanke mich nochmals für die Antworten und hoffe, etwas Licht in die Situation bringen zu können!

03.10.2017 13:49 • x 2 #6


K
Danke, nun verstehe ich besser, was Du meintest.

Das sind natürlich Punkte, bei denen Veränderungsbereitschaft nur schwer außerhalb einer Beziehung zu beweisen sind. Ich denke, der Weg führt darüber, ein aktives Leben zu führen. Wenn ich Dich richtig verstehe, ist das auch Deine Absicht. Also richtiger Ansatz in einer sehr schwierigen Situation. Viel Erfolg dabei.

03.10.2017 13:58 • #7


U
Zitat von Centauri:

Das ist eine gute Frage. Ich denke, dass es die Angst war, etwas falsch zu machen und der Herausforderung nicht gewachsen zu sein... Im Nachhinein wäre dies aber der nächste logische Schritt gewesen, dass ist richtig..


Vielleicht hat Dich auch Dein Unterbewusstsein vor einer Dummheit bewahrt, weil Eure Lebenssituation eben noch nicht gut mit Kindern harmoniert hätte. Vielleicht wusste Dein Bauchgefühl besser als Deine Denkrübe, das Du erst an Deinen Stimmungsschwankungen und Deiner Stressresistenz arbeiten musst, bevor Du Kinder in die Welt setzt. Kann gut sein, das Du die Entwicklung in zwei Jahren recht gelassen siehst. Glück auf

03.10.2017 18:53 • #8


J
Zitat:
ich denke, es gibt keine Ehe, die tagtäglich harmonisch und ohne schwerere Zeiten abläuft - korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege...


Kommt auf die genauen Missstände an. Die Qualität einer Beziehung kann sehr unterschiedlich sein. Was z.B. die eine Beziehung als gerade nicht harmonisch bezeichnet, weil der Partner heute seit langem wieder nen schlechten Tag hat, ist in einer anderen Beziehung monate- oder gar jahrelanges, tagtägliches Programm.

03.10.2017 19:08 • #9


A


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