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Das dumme Gefühl von Hoffnung wie lässt man dann los?

F
Hallo Ihr Lieben,
ich bin zum ersten Mal hier, als ich ein paar Beiträge gelesen habe, fühlte ich mich tröstlich angezogen, als ob hier ein Ort wäre, an dem meine Gefühle und Gedanken Platz hätten.
Ich bin heute bei Tag 2 meiner Trennung von einem Mann, den ich sehr sehr liebe. Es ist eine äußerst komplizierte Geschichte. Er ist mein Arbeitskollge. Wir führen zwei Teams, die inhaltlich eng miteinander verzahnt sind. Ich habe ihn in einer Zeit kennen gelernt, in der wir Beide eine schlimme Phase in unseren jeweiligen Ehen durchgemacht haben.
Er hatte seine Frau betrogen, war ausgezogen und kämpfte mit seinen Schuldgefühlen, die ihn dann dazu führten, wieder zu ihr zurück zu gehen, auch weil es ihr psychisch sehr sehr schlecht ging. Und dennoch konnte er seine damalige Freundin gefühlsmäßig nicht vergessen und hat gelitten wie ein Hund. Ich war in einer Ehe mit einem wunderbaren Mann, der mir aber einfach keine emotionale Nähe geben konnte, und ich war schrecklich einsam.
Auf einer Geschäftsreise kam es unverhofft zu einem One-Night-Stand und daraus erwuchs aus unserem Chaos und unserer Einsamkeit heraus eine wunderbare Freundschaft. Und aus der Freundschaft wurde über 4-5 Jahre Liebe. Ganz langsam gewachsen und sehr tief gehend. Vor knapp einem Jahr stellten wir uns der Tatsache, dass wir uns lieben und haben uns auf den Weg gemacht, zu überlegen, ob wir unsere Partner verlassen wollten oder nicht. Ich habe mich sehr aktiv mit meinem damaligen Ehemann auseinandergesetzt und habe mit ihm genau auf unsere Beziehung geschaut. Und weil es mir zeitweise sehr sehr schlecht ging, habe ich eine Therapie begonnen.
Mein Freund/Geliebter hingegen, versuchte mit seiner Frau zu sprechen, hatte aber das Gefühl dass sie die Probleme in der Ehe nicht sieht, sie eher in Alk. ertränkt und kam an dem Punkt nicht weiter. Er war nicht in der Lage, Transparenz herzustellen, damit die Beiden ihre Ehe ansehen konnten, so wie ich das mit meinem Ehemann getan haben. Und er war auch nicht fähig, sich selbst therapeutisch begleiten zu lassen, um an seine Themen ranzugehen. Und immer wenn ich ihn vor eine Entscheidung stellen wollte, konnte er sich nicht für mich entscheiden, weil seine Frau seine Unterstützung benötigte; mich loslassen konnte er aber auch nicht. Und so war ich lange Zeit in diesem Chaos gefangen, bis ich es durch die Therapie geschafft hatte, die Kraft aufzuraffen, mich von meinem Mann zu trennen (mit dem ich heute eine wunderbare Freundschaft habe); und gleichzeitig hatte ich meinem Freund/Geliebten gesagt, dass sein Zeitfenster sehr klein sei. Ich wäre dabei, mich von ihm zu lösen.
Und dann passierte das Wunder: er trennte sich von seiner Frau und zog zu mir. Wir haben daraufhin 3 unglaublich intensive und schöne Monate verbracht und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich gespürt, wie es sich anfühlt, eine glückliche und erfüllte Liebesbeziehung zu führen.
Aber seine Frau hat massiv Druck gemacht, gleichzeitig aber auch eine Therapie begonnen, so dass sich anscheinend zum ersten Mal seit Langem das Gespräch zwischen ihnen Beiden änderte. Und dann kam bei ihm wieder das Gefühl der Verpflichtung auf und der Gedanke, ob er seiner Ehe nach 25 Jahren nicht doch eine echte Chance durch eine echte Auseinandersetzung geben sollte; er weiß, dass es ein sehr steiniger Weg ist und dass seine Frau und er keine guten Chancen haben- in ihrer Ehe gab es viele Traumata, aber er muss es noch einmal versuchen, um für sich selbst die Gewissheit zu haben, dass wirklich keine Chance mehr da ist, oder um doch noch einen glücklichen Weg mit seiner Frau zu finden. Den emotionalen Zustand und die Tiefe der Beziehung, die er dabei anstrebt ist der, den er und ich gemeinsam haben. Er erhofft sich, das mit ihr zu erreichen, was wir beide haben. Wenn das nicht funktioniert, dann kann er sich ruhigen Gewissens von ihr trennen. Und dann möchte er zurückkommen und um mich kämpfen. Er weiß und hat das auch mit seinem Therapeuten bestätigt, dass er mich liebt, dass er und ich eine erfüllte Beziehung führen, aber dennoch geht er zurück zu seiner Frau, weil es dort unerfüllte Themen gibt.
Mich hat das mit großem Schmerz erfüllt, aber ich kann ihn auch verstehen. Wenn etwas nicht fertig ist, muss man es zu Ende führen. Es macht mich nur so hilflos, dass das Thema nicht in unserer Beziehung lag, das wir einfach keine Chance hatten. Und es macht mich wütend zu sehen, dass wir zusammen in dieser Krise immer noch gewachsen sind und an uns gearbeitet haben, er aber so fixiert auf einen potentiellen Neuanfang mit seiner Frau ist, dass er das nicht loslassen kann. Auch wenn es ihm wehtut, mich zu verlieren.
Was er aber erkannt hat, ist, dass er offensichtlich ernste Probleme bei sich selbst hat und er möchte hart in seiner THerapie arbeiten. So wie ich ihn kenne, wird er das auch tun.
Und weil das so ist, habe ich diese dumme Hoffnung, dass er - wenn er alles durchgearbeitet hat- doch wieder zu mir kommt. Und wenn meine Freunde die Geschichte hören, dann sagen sie mir alle, dass er schon wiederkommen wird. Ich will das gar nicht hören, sie sollten mir sagen, dass ich ihn vergessen sollte. Und obwohl er vielleicht zurückkommt, weiß ich doch nicht, ob das tatsächlich eintreten wird. Auch wenn eine realistische Chance da ist, kann das Monate oder Jahre dauern. Soll ich solange dasitzen und auf ihn warten? Das ist doch völliger Blödsinn. Ich kann mich doch nicht immer wieder auf diesen Schmerz einlassen. Und dennoch ist diese dumme dumme Hoffnung da und ich weiß gar nicht, was ich damit machen soll und wie ich ihn dann loslassen kann (zumal ich ihn ja tagtäglich in der Firma sehe...);
Entschuldigt den langen Text, das musste mal raus. Ich danke Euch schon mal für Eure Antworten.

07.05.2013 21:05 • #1


F
Sehr schön und intelligent geschrieben. Aber aus dem Wust die Tatsachen, er hätte Eheprobleme, ne Freundin, zurück zur Frau, dann du, angeblich liebe ( wie sicher bei der ex und der Freundin auch) und wieder zurück.

Was bleibt ? Dein gebrochenes Herz . . . Tut mir leid. Und er wird die nächste finden.

07.05.2013 22:10 • x 1 #2


A


Das dumme Gefühl von Hoffnung wie lässt man dann los?

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R
Ich habe im Prinzip das gleiche Gefühl von Hoffnung wie Du, nur unter anderen Umständen. Ich hoffe immer, dass die Liebe doch so groß ist, dass er sich für mich entscheidet.
Bei Deiner Geschichte denke ich, dass er sehr verzweifelt ist. Und ich denke auch, wenn es ein Tiefpunkt wieder in seiner Ehe gibt, wird er sich bei Dir melden. Aber ob er es schafft sich nach so einer langen Zeit von seinem alten Leben ganz zu verabschieden...
Bei mir ist meine Trennung jetzt ca. 3 Wochen her. Und ich hoffe, dass je mehr Zeit vergeht auch die Hoffnung vergeht. Die Hoffnung verliert man wohl erst, wenn der Verstand sich durchsetzt.

07.05.2013 22:59 • x 1 #3


F
danke für die beiden Antworten. unterm Strich - ft- ist das genau das Muster, das ich sehe. Er sagt, es ist dieses Mal etwas anderes, weil durch die Krise sich etwas in der Kommunikation zwischen seiner Frau und ihm verändert hat. Das hatten sie noch nie.
Und ja, es gab auch massive Problem von ihrer Seite mit Alk. und einer Tochter, mit Borderline Themen. Eine sehr schwierige Familiengeschichte.

Insofern, das Muster könnte theoretisch ewig so weitergehen.
Woraus sich meine Hoffnung speist, ist die Tatsache, dass er endlich eine Therapie begonnen hat und auch erste kleine Schritte verändert.

Aber genau darin liegt ja auch das Gefährliche, nämlich, dass ich mich davon beeinflussen lasse und ihn nicht loslasse. Und je mehr ich mir das ansehe, desto mehr bin ich davon überzeugt, wie wichtig es ist, die Hoffnung loszulassen. Abgesehen davon, dass mir dann eines Tages vielleicht ein Mann über den Weg läuft, mit dem ich eine vernünftige Beziehung führen kann; und wenn er es dann doch er sein sollte, dann habe ich genügend Abstand zu verstehen, ob sich wirklich etwas geändert hat. Koste was es wolle, ich muss da wirklich raus. Denn - die Liebe ist ja sehr groß, aber das hat am Ende ja keine Rolle gespielt. Aber der Weg dahin...der stellt mich vor eine Herausforderung.

Ronja 1979, tut mir leid wegen Deiner Trennung. Warum hoffst Du denn noch?

08.05.2013 01:48 • #4


R
Ich hoffe noch, weil er mir auf die Frage, ob nun endgültig alles zu Ende ist als Antwort nur ein er weiß es nicht gibt. Und zudem mir noch SMS schreibt wie, du hast ein schönes Foto in deinem neuen Profil oder das er mich vermisst kam gestern.
Ich bin mir nicht sicher, ob es nur Momente bei ihm sind und er sich trotzdem dafür entschieden hat die Trennung durchzuziehen oder ob er überlegt einen Neustart zu wagen.
Ich will ihn aber nicht fragen, denn ich hab schon das komplette Programm durch, dass es mir leid tut usw. Ich weiß nicht was ich noch machen kann außer aufhören zu hoffen. Habe aber auch hierfür kein Rezept außer die Zeit und dann die damit kommende Einsicht.

08.05.2013 09:46 • #5


F
Hallo Ronja,
diese Ungewissheit ist etwas Fürchterliches, besonders wenn immer wieder Signale kommen. Ich kenne das auch. Irgendwann bin ich dann auf den Gedanken gekommen, dass so ein Verhalten auch etwas Grausames hat;

wenn einer Signale schickt, wohl wissend dass der Andere leidet und auf Sicherheit wartet, dann ist es sehr unreif, nicht für Klarheit zu sorgen; dann sind das immer kleine Impulse, die für Hoffnung sorgen, um alles am Leben zu erhalten; aber keine echte Entscheidung.

Ich wünsche Dir einen Weg, der Dir zu innerer Freiheit führt. Wenn er dann doch zurückkommt, dann bist Du auch in der Lage alles neutraler zu betrachten und Dich zu fragen, ob Du das überhaupt willst und ob das gut für Dich ist. Denn an erster Stelle kommst Du! Ich wünsche Dir heute viel Kraft und eine Umarmung. Ich finde den Feiertag etwas gruselig, weil man dann so viel nachdenken kann...

09.05.2013 07:59 • #6


F
Franzi du scheinst ihn wirklich zu lieben.
Ich glaube nicht, dass er richtig zu dir zurückkommt, ich meine mit haut und Haaren. Wenn dann bist du wieder die rückfallebene.

Ich dachte erst du solltest dir vielleicht ein zeitlimit setzen aber das speist ja auch deine Hoffnung.
Du musst wissen wie lange du dir das gefallen lassen kannst und ob du eine Beziehung in Ruhe mit ihm führen könntest . . .

09.05.2013 08:21 • #7


F
Hallo ft, ja ich liebe ihn wirklich. und er liebt mich auch, ist aber in seinem entwicklungsprozess einfach meilenweit hinter mir. Deswegen kann das jetzt auch nicht funktionieren.
Du wirst lachen, aber ich habe durch das schreiben in diesem Forum und vielen gesprächen mit freunden plötzlich eine innere ruhe erhalten, dass es gut war, wie es gekommen ist.
wir stehen als individuen immer noch viel zu wackelig auf eigenen beinen, weil wir ja beide auf jahre an schmerz und leid zurückblicken; wie soll man sich da aufeinander einlassen, ohne den eigenen stand zu verlieren?

ich nehme für mich mit: es gibt die liebe und beziehung, die ich führen möchte. ich habe nicht jahrelang einem phantom hinterhergejagt. und meine innere arbeit aufgrund einer traumatischen kindheit hat dazu geführt, dass ich heute auf mich aufpassen und achten kann. jetzt bin ich 33 und schließe meinen ersten lebenszyklus ab. ich habe wieder hoffnung, aber diesmal nicht in meine beziehung zu ihm sondern in meine zukunft.

ich weiß, es wird aufwärts gehen, und das gibt mir großes vertrauen in das leben.

und was ihn betrifft ... sollte er wiederkommen, dann werde ich auch in der lage sein, das ganze in ruhe zu prüfen und ich würde mit ihm auch eine paartherapie machen; aber das ist echte zukunftsmusik. erst mal bin ich dran.

mir gefällt deine sichtweise auf die dinge. darf ich fragen, was deine geschichte ist? Nur wenn du möchtest...

09.05.2013 09:05 • #8


F
Ich Lache nicht, kenn ich ja

Gut so, kümmer dich um dich ! ! ! Der Rest ergibt sich.

09.05.2013 09:14 • #9


F
ja bestimmt. wenn ich nur nicht so unglaublich ungeduldig wäre. wünschte ich hätte das loslassen schon geschafft. Aber das wäre nun wirklich ein Wunder.
Schon unglaublich in welche Konstrukte und Schleifen man sich hineinbegeben kann.

*beep* happens

09.05.2013 12:01 • #10


A


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