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Das Jahr danach - wie es mir geht

Lilli2016
Meine Trennung ist nun fast ein Jahr her. Wir waren 16,5 Jahre zusammen, unverheiratet. Die letzten 1,5 Jahre waren der schleichende Anfang vom Ende. er hatte - wie ich erst viel später erfuhr - eine Affäre mit einer Kollegin. Dann lernte er als ich mit einer Freundin im Urlaub war noch eine Frau kennen und distanzierte sich noch mehr. All das wusste ich damals nicht, spürte aber die Veränderung - selbst bis nach Thailand merkte ich, dass irgendwas passiert ist. Er hat mich lange über all das belogen, immer abgestritten, auch nach der Trennung, aber wie es so ist, wenn man nur lange genug recherchiert, kommen nach und nach die Dinge ans Licht. Zu der Frau, die er während ich weg war kennen lernte, ist er direkt nachdem ich ihn bat unsere Wohnung zu verlassen, gezogen. Die Affäre, die er seit nunmehr fast 2,5 Jahren hat, läuft nach wie vor weiter und dieser Frau erzählt er, dass er nur sie will. Im Grunde ist er also echt kaputt.

Ich hatte monatelang das Gefühl, neben mir zu stehen und alles von außen zu betrachten. Ich habe sehr, sehr gelitten, getrauert, geweint. Bücher gelesen, meditiert, 7 kg abgenommen und 10 wieder zu genommen. Die Wohnung so gut es ging umgeräumt, Wände gestrichen, neue Möbel gekauft, die Terrasse umgestaltet. Alte Freundschaften aktiviert und bestehende Freundschaften verloren. War anfangs fast nur unterwegs, aber nicht feiern sondern einfach nur, weil ich nicht allein zuhause sein wollte. Inzwischen kann ich das ganz gut, nur nach einem faulen Wochenende werde ich schon noch ein bisschen depressiv. Ich bin traurig, dass manche Menschen in meinem Umfeld mich vergessen zu haben scheinen, nicht mal fragen wie es mir geht oder vor Monaten aufgehört haben, nur weil es mir immer noch nicht super ging. Dass ich nicht mal gefragt werde, ob ich irgendwohin mitkommen möchte. Ich habe andere Freunde gefunden und kann auch nicht sagen, dass ich einsam bin, nur tut es mir eben weh, wenn ich mich ausgeschlossen fühle.

Manche sagen, ich strahle das aus, dieses ich bin verletzt, ich bin traurig und damit will eben niemand dauerhaft was zu tun haben. Ich beobachte die Beziehungen um mich herum oder fremde Menschen und sehe soviel Streit, respektloses Miteinander. Unsicherheiten, Fremdgehen, Lügen. das alles will ich nicht mehr aber es desillusioniert mich auch sehr.
Ich kann meine Gefühle oft gar nicht richtig greifen oder in Worte fassen. Einerseits genieße ich das Single Dasein, einfach mal machen was ich will, putzen wann ich will, alles rumliegen lassen, wenn ich will, im TV schauen was ich will usw.
Dank Corona gehe ich nicht viel aus und von Dating Apps will ich nichts wissen. Ich hätte mal Lust auf ein schönes Date mit einem netten Typen, den ich toll finde, der in meinem Bauch ein bisschen Kribbeln auslöst, aber mehr auch nicht. Für eine neue Beziehung bin ich nicht bereit und auch S. vermisse ich nichts.
Ich bin glaube ich eine hoffnungslose Romantikerin,die echte Liebe sucht, einen besten Freund an meiner Seite, der telepathisch immer weiß, was ich gerade brauche aber so realistisch zu erkennen, dass es das nur im Film gibt und nicht im echten Leben.

Am meisten belastet mich, dass ich den Zugang zu meinem Selbstwert fast verloren habe. ich habe die Verantwortung dafür an ihn damals abgegeben. Solange er bei mir war und mich liebte war alles gut - dachte ich zumindest, aber diese Aussage ist gelogen, denn wirklich gut gefühlt habe ich mich in seiner Gegenwart schon lange nicht mehr. Seit der Trennung habe ich jedoch noch nicht zu mir zurück gefunden. Dieses was oder wer bin ich ohne ihn ist immer noch in meinem Kopf. Ich bin eher schüchtern geworden, traue mich nicht wirklich nach vorne, bin unsicher, ich ich ankomme - das genaue Gegenteil, von der Person, die ich früher war. Ich war noch nie sehr selbstbewusst, auch wenn das immer alle von mir denken, aber ich wusste immer, dass ich Menschen begeistern kann und bei Männern gut ankomme und habe gern geflirtet und nun ist da diese riesengroße Unsicherheit, die das alles überdeckt. Dieses wenn ich toll wäre, dann wäre er noch bei mir oder viele, die mich lange genug kennen, mögen mich nicht mehr. Ganz schlechte Glaubenssätze. Ich traue mich nicht mehr nach vorne, dahin wo ich immer stand. Er sagte im Laufe der Trennung, ich sei oft besserwisserisch und das würde alle stören. der Satz hat sich eingebrannt.

Es baut mich auf, wenn andere mir sagen, dass ich viel besser aussehen würde, als seine neue Freundin und jünger, obwohl sie 10 Jahre jünger ist als ich. Es baut mich auch auf, dass ich weiß, dass er sie betrügt, genauso wie mich. Und ich will ihn auch nicht zurück, nur diese Illusion von ihm und mir . mit 70 Jahren zusammen auf der Couch Hand in Hand.

Am Ende muss ich noch erwähnen, dass wir nach wie vor in Kontakt stehen. Die längste Kontaktpause bisher waren 6 Wochen, sonst immer 1-2 Wochen. Zu 90% geht der Kontakt von ihm aus. Wir findet immer mal wieder noch Kleinigkeiten, um mich zu fragen, wie war das mit der oder dieser Sache. ist dies oder das erledigt usw. Dann fragt er wie es mir geht und er hofft, dass es mir gut geht. und ich gebe ihm dieses Gefühl. Als wären wir Freunde, die miteinander plaudern.
Jedesmal danach zieht es mich wieder ein Stück runter aber ich kann auch nicht aufhören auf seine Kontaktversuche zu warten.

In meinem Kopf ist immer noch Chaos. Ich weiß nicht, wie ich mich sortieren kann. Ohne Corona wäre ich jetzt wohl in Kanada, das war mein Plan für den Sommer. Dass ich nicht so reisen kann, wie ich gerne möchte, belastet mich natürlich auch. Ich würde gerne mal ein paar Tage weg, in die Berge und nur mit mir allein sein. Aber ich merke ja schon nach einem Sonntag allein, wie ich mich fast auf das Büro am Montag und die sozialen Kontakte freue. So ganz klar komme ich dann nur mit mir allein und meinen Gedanken auch nicht.

Ich habe mir immer gesagt, es dauert solange es dauert. Ich nehme mir die Zeit, aber ich habe auch das Gefühl, immer mehr Kraft zu verlieren.

Wie geht oder ging es euch nach der Trennung? Gibt es ähnliche Erfahrungen?

15.07.2020 08:41 • x 2 #1


Heffalump
Zitat von Lilli2016:
. Ich weiß nicht, wie ich mich sortieren kann

Kontakt zu ihm auf ein Minimum beschränken, er weiß immer noch wie er dich dazu bringt, doch mit ihm verbunden zu sein.
Zitat von Lilli2016:
ich habe auch das Gefühl, immer mehr Kraft zu verlieren.

Du weißt zuviel von seinem Leben, und vermutlich beschäftigt dich das auch
Zitat von Lilli2016:
ich kann auch nicht aufhören auf seine Kontaktversuche zu warten.

Da ist der Hund begraben. All das verbraucht die Energie, die du für dich brauchst und ihm, weil er ja so lieb ist und sich nach dir erkundigt, freiwillig überlässt

Lass ihn nicht mehr in Dich, weder Als Freund noch als Ex. Nimm zum letzten Male bewusst Abschied von ihm.
Zitat von Lilli2016:
Meine Trennung ist nun fast ein Jahr her.

lange genug, um jetzt all das, was dir alleine Freude bereitet aktiv in Angriff zu nehmen

15.07.2020 08:53 • x 3 #2


A


Das Jahr danach - wie es mir geht

x 3


M
Das mit den Bergen kann ich Dir sehr empfehlen. Ich habe das vor ein paar Wochen gemacht. Mein Handy bis an den Rand mit Podcasts gefüllt, falls mich die Einsamkeit überkommt. Was soll ich sagen, ich habs nicht gebracucht, keinen einzigen angehört. Die Bewegung und das Wahrnehmen der Berge und der Natur hat mich völlig in den Bann gezogen. Natürlich habe ich auch viel nachgedacht, aber es war total schön. Und ich war stolz, dass ich es geschafft habe und mich so wohl mit mir gefühlt habe.
zu Hause fällt mir das nicht so leicht, da überkommt mich auch oft eine Unruhe. Wenn die Sonntage für Dich so schwer aashaltbar ist, dann werde aktiv, geh klettern, schwimmen, spazieren, radeln... Power Dich aus und Machs Dir dann gemütlich.

15.07.2020 11:26 • x 1 #3


Lilli2016
Zitat:
Das mit den Bergen kann ich Dir sehr empfehlen. Ich habe das vor ein paar Wochen gemacht.

@Minchi kannst du mir verraten, wo du warst ?

15.07.2020 15:22 • #4


M
Ich war in Berchtesgaden am Königssee und habe eine Mehrtageswanderung gemacht

15.07.2020 16:12 • x 2 #5


Heffalump
Zitat von Minchi:
Ich war in Berchtesgaden am Königssee und habe eine Mehrtageswanderung gemacht

Hintersee, zwar kurz zu umrunden, aber spannend die Eindrücke der Felsen, der Landschaft und der wilden Natur!

Die gesamte Ecke dort, sehr zu empfehlen, fast wie pilgern

16.07.2020 10:22 • x 1 #6




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