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Das Leben danach

Seyla
Es ist jetzt 5 Monate her, dass sich mein Leben auf einen Schlag verändert hat. So einschneidend, dass ich dachte, dass ich über diesen Berg an Herausforderungen nicht rüberkommen könnte. Aber hier und heute bin ich sehr froh sagen zu können, dass ich mich unterschätzt habe. Und zwar gewaltig. Es war schwer. Es hat unglaublich wehgetan. An manchen Tagen hat sogar das Atmen mir solche Schmerzen verursacht, dass ich oft überrascht war, wie geregelt ich trotzdem meinem Leben nachkam.
Der Weg war lang und schmerzhaft und trotzdem bin ich froh, dass ich ihn gegangen bin. Ich habe Erkenntnisse und Erfahrungen gewonnen, die mir sonst vielleicht mein Leben lang verwehrt geblieben wären. Und meine wohl wichtigste Erkenntnis: Ich werde von sehr viel mehr Menschen geliebt, als ich gedacht habe. Mir haben Leute beim Umzug geholfen, die ich Jahre nicht gesehen hatte. Und trotzdem war ich ihnen so wichtig, dass sie meiner Bitte um Hilfe nachgekommen sind. Mich hat das zu Tränen gerührt.
Ich habe in den letzten Wochen wundervolle neue Menschen kennengelernt. Mit einigen von ihnen verbindet mich inzwischen eine enge Freundschaft, für die ich wahnsinnig dankbar bin.
Das hier ist also eigentlich kein Abschied von dir oder meinem früheren Leben.
Es ist eine Danksagung an all die wunderbaren Menschen, die meine Hand gehalten haben, als ich nicht wusste wohin. Die mir Wege gezeigt haben, als ich nur Wände sah. Menschen, die für mich gekocht und neben mir geschlafen haben, als ich nicht allein sein konnte. An die Leute, die Stunden über Stunden mit mir auf Balkonen saßen und geraucht und geredet haben, die mich in Decken wickelten und meine Zig. anzündeten, damit ich mich nicht auspacken und frieren musste. Die, die mit mir so viel Neues entdeckt und so viel Altes verarbeitet haben. Es ist ein Dank an die Menschen, die sich alles wieder und wieder angehört und trotzdem Ratschläge gegeben haben. Die mir gesagt haben,wie gut ich das mache und wie stark ich bin. Ich liebe euch dafür, dass ihr da wart und seid. Dafür, dass ihr mir immer und immer wieder erklärt habt, dass ich so viel mehr wert bin als das. Ich bin so dankbar für meine Familie, von der ich so wenig erwartet und doch so viel bekommen habe. Für meine beste Freundin, der trotz Kind und Job kein Gespräch zu lang und keine Stunde zu spät war. Für meine Patentochter, die mich mit so viel Liebe überschüttet hat, dass ich das Gefühl bekam nie mehr etwas anderes zu brauchen.
Für Jules ( ) und all unsere erlebten Abenteuer und alle, die noch kommen werden. Für das etwas gemeine Universum, dass mein Was wäre wenn in mein Leben geschubbst hat und mir zeigte, dass die Welt mehr zu bieten hat.

Ich habe eine ganze Menge betrauert. So viel losgelassen. Meine Träume, meine Wünsche und die Vorstellung meiner Zukunft. Das wird so alles erstmal nicht passieren. Aber es wird passieren. Und ich freue mich darauf, wenn es soweit ist.
Der Weg war unfassbar schmerzhaft. Aber ich bin ihn gegangen. Und ich habe einen neuen gebaut.

02.12.2018 22:34 • x 12 #1


Gwenwhyfar
Respekt für Dich und Deine Worte. Du bist ein toller Mensch mit einem tollen Netzwerk. Go on.

*verneig*

02.12.2018 22:40 • x 1 #2


A


Das Leben danach

x 3


Seyla
Haha, vielen Dank

02.12.2018 22:41 • #3


M
Der Phönix aus der Asche
Ein wunderschöner Beitrag!

02.12.2018 22:50 • x 1 #4


Lebensfreude
Ja, super. Ich vor Dir.
Schön, Dich zu lesen.

02.12.2018 23:05 • x 1 #5


Seyla
Zitat von Lebensfreude:
Ja, super. Ich vor Dir.
Schön, Dich zu lesen.


Schön das zu fühlen. Vielen lieben Dank

02.12.2018 23:10 • x 1 #6


e2b
Deine Zeilen lassen mich nochmal mit einem ganz anderen Blick auf meine letzten sieben Monate schauen.
Vielen Dank für deine inspirierenden Worte!

02.12.2018 23:44 • x 1 #7


Seyla
Zitat von e2b:
Deine Zeilen lassen mich nochmal mit einem ganz anderen Blick auf meine letzten sieben Monate schauen.
Vielen Dank für deine inspirierenden Worte!


Freut mich, wenn ich deinen Blickwinkel etwas verändern konnte

02.12.2018 23:45 • #8


Seyla
Führen wir das hier mal als Tagebuch weiter und reden über Dinge, die uns (naja wohl eher mich :p ) beschäftigen. Irgendwo muss der ganze Kram ja hin!

Im Moment beschäftigt mich besonders das berühmte Was wäre wenn?. Damit meine ich nicht solche Sachen wie Was wäre, wenn ich den Job wechsel? Was wäre, wenn ich umziehe? Was wäre, wenn ich endlich mal nein sage?. Was ich meine sind die Was wäre wenns in Menschen aus unserer Vergangenheit oder sogar der Gegenwart. Bis jetzt habe ich noch Niemanden getroffen, für den es nicht mindestens einen WWW-Menschen in ihrem Leben gibt. Die meisten dieser Geschichten haben unschön geendet, manche haben nicht einmal wirklich angefangen. Und trotzdem lösen sie in den meisten Menschen so so viel aus.
Ich habe mein WWW (sorry für die dämliche Abkürzung) vor ein paar Wochen wiedergesehen. Nach vielen Jahren. Völlig unerwartet. Unser Dings endete weniger schön, das Leben kam leider aufs Bitterste dazwischen.
Er stand also hinter mir und sagte Hi und noch bevor ich mich umgedreht hatte, wusste ich genau wer da steht. Nach all der Zeit.
Und was mache ich, ganz die souveräne junge Frau, die ich inzwischen bin? Ich plappere nur dummes Zeug, ganz genau. Aber ihm schien es nicht besser zu gehen. Wir grinsten uns dämlich an und wussten nicht wirklich, was wir sagen sollten. Es fühlt sich ein wenig so an, als hätten wir uns gegenseitig in die Zeitkapsel geschubst und wären ca. 15. Richtig schön bescheuert, denn mit 15 war ich eine kleine graue Maus, die nicht einen ordentlichen Ton von sich geben konnte. Einerseits können wir uns nicht so richtig in Ruhe lassen, auf der anderen Seite kriegen wir aber auch kein vernünftiges Gespräch zustande. Mir geht das nun viel im Kopf herum, denn in mir wurde durch diese Begegnung viel losgetreten. Allerdings bin ich für die Begegnung sehr dankbar, denn sie bringt mich von meinem Ex ein ganzes Stück weg. Dafür ergeben sich eben neue Baustellen. Trotzdem ist das wieder etwas, an dem ich wachsen und lernen kann.
Eine Freundin von mir hat neulich erfahren, dass sie und ihr WWW durchaus verliebt ineinander waren. Aber sie dachten immer vom jeweils anderen, dass er nicht mehr will als die körperliche Komponente. Und nun fährt das Was wäre wenn Karrussel in ihrem Kopf.
Die Geschichte mit den WWW-Menschen ist leider genau das. Es sind Geschichten von Dingen die hätten sein können, aber nie waren. Und mit hoher Warscheinlichkeit, werden sie nie etwas anderes sein als Geschichten. Und die meisten von ihnen werden unerzählt bleiben. Sie werden nie weitergehen. So auch die meine. Und es ist bescheuert über etwas traurig zu sein, dass es nie gab. Aber ich nehme mir das jetzt raus. Zumindest einen Moment.

Gute Nacht zusammen!

12.12.2018 23:52 • #9


S
Zitat von Seyla:
Führen wir das hier mal als Tagebuch weiter und reden über Dinge, die uns (naja wohl eher mich :p ) beschäftigen. Irgendwo muss der ganze Kram ja hin! Im Moment beschäftigt mich besonders das berühmte Was wäre wenn?. Damit meine ich nicht solche Sachen wie Was wäre, wenn ich den Job wechsel? Was wäre, wenn ich umziehe? Was wäre, wenn ich endlich mal nein sage?. Was ich meine sind die Was wäre wenns in Menschen aus unserer Vergangenheit oder sogar der ...


Liebe Seyla

Das ist ein wundervoller, gar poetischer Text und er spricht mir zu tiefst aus der Seele. Ich frage mich gerade auch oft, was wäre wenn ich diesen Mann rixhtig gesehen hätte?

13.12.2018 00:12 • x 1 #10


Seyla
Zitat von Sara-CH:
Liebe Seyla

Das ist ein wundervoller, gar poetischer Text und er spricht mir zu tiefst aus der Seele. Ich frage mich gerade auch oft, was wäre wenn ich diesen Mann rixhtig gesehen hätte?


Vielen lieben Dank dir!
Siehst du, wieder jemand mit einem Was wäre wenn. Sie sind überall! Und ich glaube gerade wenn man in einer Situation ist, die das Forum nöitig macht, sind wir für die WWW´s in unserem Leben noch viel empfänglicher.

13.12.2018 00:22 • #11


A


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