Das unverzeihliche verzeihen

Liebes Forum,
Anfang des Jahres hab ich hier noch geschrieben, dass ich eine gute Beziehung führe. Das war gelogen!
Ich hatte einen wundervollen Mann. Ich hatte fast alles mit ihm. Das Problem: er ist Soldat. Fernbeziehung, viele auslandseinsätze, Übungen etc.
Wir sahen uns 2x im Monat. Haben es uns immer gut gehen lassen. Ich wäre gern mit ihm alt geworden. Im Dezember bin ich wirklich durchgedreht. Plötzlich überkamen in mir Zweifel. Ich bekam Angst. Wir wollten eine Woche vor Weihnachten nach Dresden. Ich hab die Beziehung von eine zur nächsten Sekunde beendet. Was dann folgte war Horror für ihn und auch für mich.
Hab keine Worte mehr gehabt. Lebte wie in Trance.
Nun lese ich die Bücher von st. Stahl. Ich erfülle alle Kriterien einer Bindungsangst.
In den letzten Monaten hab ich ihn immer wieder angerufen. Vor 3 Wochen ist dann endlich der Nebel in mir verschwunden. Und glaubt mir ich habe alles getan, das er mir zuhört.
Anrufe , die durchaus gut waren. Aber er sagt das ich ihn zu sehr verletzt habe. Er braucht Zeit.
Hab ihm einen Brief geschrieben, ihm gesagt das ich den größten Fehler meines Lebens begangen habe. Ich ihn nicht belogen und nie betrogen habe. Es folgte schweigen.
Bin dann die 3h zu ihm gefahren, um zu reden. Da war einfach nichts mehr. Habe ihm eine paartherapie vorgeschlagen. Und wieder sagte er, das er das jetzt nicht kann.
Ich verstehe ihn. Ich empfinde zutiefste Schuld. Und die Liebe zu diesen Mann.
Ich kann nichts mehr tun, außer ihn in Ruhe zu lassen. Komm grad nicht mehr klar.

Warum bekamst du denn so große Zweifel im Dezember?

[trigger]@paul258
Er hat mir im Oktober gesagt, dass er 3 Jahre ins Ausland geht. Er war der Meinung das wir uns dadurch aber nicht weniger sehen werden.[/trigger]

Naja, gut, wenn eine Fernbeziehung nichts für dich ist auf langer Sicht gesehen, dann solltest du doch eher darauf hören. So gesehen glaube ich gar nicht, dass du etwas falsch gemacht hast. Im Gegenteil, vielleicht hast du erstmals auf dein Herz gehört.

Alles was danach kam ist der übliche Trennungsschmerz, weil Bindung vorhanden usw. Gerade als Trennender steht man ja immer vor der Frage, ob es richtig war. Das gehört aber dazu und aus nichts wirst du dich ja nicht so entschieden haben.

Auch glaube ich ehrlich gesagt, dass das nicht mehr zu kitten ist. Gerade Fernbeziehungen funktionieren ja nur durch Vertrauen und Loyalität. Wenn du wirklich von jetzt auf gleich dich getrennt hast, glaube ich nicht dass er das jemals vergessen kann. So hart das auch für dich klingt.

Ich würde dir raten auf dein Bauchgefühl vom Dezember zu hören und lieber erstmal für dich zu sein. Offensichtlich hast du ein Problem mit dem alleine sein?
Auch würde ich in Zukunft dringend dazu raten Probleme und Bedenken in einer Beziehung gleich anzusprechen - dann kommt es auch nicht zu solchen hauruck Aktionen, die den andern natürlich völlig überraschen.

@paul258
Der trennungsschmerz kam erst vor 3 Wochen. Plötzlich sah ich mal wieder klare Bilder.
Jeder Mensch hat eine 2chance verdient. Das das langsam wachsen muss, ist mir klar.
Ich weiß das er vertrauen benötigt. Ich kann im Moment nicht aufhören zu hoffen. Ich möchte alles tun, sollte da noch was in seinem Herzen sein.

Zitat von Marie1:

Der trennungsschmerz kam erst vor 3 Wochen. Plötzlich sah ich mal wieder klare Bilder.

Wieso das denn?
Also was ist vor drei Wochen anders gewesen als vor 6 Wochen?

Zitat von Marie1:

Jeder Mensch hat eine 2chance verdient.

Das liegt wirklich gänzlich in seiner Entscheidung die du aktzeptieren lernen musst, egal wie sie ausfällt. Alles andere verlängert nur dein Leiden.

Zitat von Marie1:

Ich kann im Moment nicht aufhören zu hoffen. Ich möchte alles tun, sollte da noch was in seinem Herzen sein.

Das ist der schwierigere Teil warum wir alle wohl mal hier ins Forum gefunden haben...

Zitat von paul258:

Das liegt wirklich gänzlich in seiner Entscheidung die du aktzeptieren lernen musst, egal wie sie ausfällt. Alles andere verlängert nur dein Leiden.

Ich weiß….
Ich hatte mich von allen Menschen in dieser Zeit distanziert. Keiner konnte wirklich mit mir reden. Ich wusste die ganze Zeit, das es ein Fehler war. War nicht klar im Kopf. Ich kann es einfach nicht beschreiben.
Nun hab ich das Chaos. Ich bin zu spät…

@Marie1
Die von dir ausgesprochene Trennung war bereits im Dezember. Jetzt haben wir Ende April. Ich denke das er in dieser Zeit schon einiges verarbeitet hat, was seinen Trennungschmerz angeht. Verständlich das er nicht mehr an einen Punkt zurück kehrt, an dem er wieder am Anfang stehen könnte.

Zitat von Marie1:

Der trennungsschmerz kam erst vor 3 Wochen.

Zitat von Marie1:

Ich erfülle alle Kriterien einer Bindungsangst.

Also du bist dir erst seit 3 Wochen sicher das du ihn wieder willst?

Wieso bist du dir da so sicher?

Und wie kannst du ausschließen das deine Bindungsangst nicht wieder zuschlägt?
Wieso denkst hat sich daran was geändert?

Ich glaube deine Gefühle könnten dir auch einen Streich spielen. Denn was ist das perfide an Bindungsangst? Menschen zu wollen die nicht verfügbar sind, da man selbst sicher vor Verletzungen ist.

Wenn du dir sicher bist an einer Bindungsangst zu leiden, solltest du zuerst daran arbeiten, und keine Beziehung eingehen. Das wäre schlicht unfair gegenüber Menschen die etwas sicheres und festes suchen. Nicht böse gemeint.
Und für dich selbst ist das doch auch kein Zustand, oder was meinst du? Du hast auch das Recht Glück genießen zu dürfen, aber du hast eine Baustelle die dir im Weg steht.

@CocosPool
Ich hab mit ihm darüber geredet. Nun verstehe ich erstmal die Zusammenhänge. Ich muss daran arbeiten, ich bin bereit dazu. Wichtig ist, dass ich es erkannt habe. Seit dem wurde es klar in meinem Kopf. Ich weiß das hört sich irre an.
Und nochmal, ich stehe zu meinem Fehler. Ich gebe diesen offen und ehrlich zu.
Ich merke das ich nicht damit umgehen kann, wenn er sagt er brauch Zeit, das macht mich verrückt.
Ich weiß das er gerade Kummer mit seinem Sohn hat und er im Job gerade gefordert wird.
Jetzt komme ich, womit er nie gerechnet hat.

Was ich auch nicht verstehe ist, vor 2 Wochen hat er zu meinem Cousin gesagt, wenn ich zurück zu ihm möchte, dann hört er mich an und wäre noch offen.
Dies tat ich, wir hatten uns eine Woche später verabredet. Ich wollte nicht am Telefon mit ihm reden. Einen Tag zuvor hat er abgesagt. Er möchte mich nicht sehen. Schreiben und telefonieren wäre ok. Ich frage mich was ist passiert?

Und in den 2 Wochen ist seine Tür nun einfach zugefallen.
Du wolltest ihn nicht mehr und nun will er nicht mehr...warum sollte er es sich antun nochmal den Schmerz zu erleben, wenn es ihm nun gerade wieder gut geht. Manche Entscheidungen sollte man eben lieber 3x überdenken.

@CanisaWuff
Ich versuche es zu verstehen. Jede Objektivität würde mir helfen. Ich muss in die Akzeptanz kommen. Ich hab wirklich alles versucht. Und hab so wie er verloren.

Vielleicht hat er realisiert, dass sein Wunsch nur eine Illusion war.
Manchmal handelt man in der Realität anders als man es sich in seiner Vorstellung, ohne in der Situation zu sein, ausgemalt hat. Und wenn man sich dann in der konkreten Situation befindet, kann es vorkommen, dass man ganz anders darüber denkt.

ich würde sagen, das Eine ist es sich mit Modellen wie dem von S. Stahl auseinander zu setzen.
ich mache das selbst und empfehle es auch. ebenso wie mit denen der Zurhorsts, dem D. Schnarchs und den Büchern von Spezzano.
Aber das Eine ist es, sich selbst besser zu verstehen, und etwas ganz anderes, sich selbst weiterzuentwickeln. das dauert Jahre. und hört auch nie auf.
aber was ich durchaus auch kenne, das ist so ein Energieschub aus dem Gefühl heraus etwas grundlegendes verstanden zu haben.
Allein, und da spreche ich jetzt aus Erfahrung: das ändert (noch) nichts an dem was war und was ist.
und Eure Grundkonstellation ist schon ziemlich knifflig, und sie besteht ja auch nicht nur aus dem, was Du unterbewusst mitgebracht hast, sondern auch aus dem was er unterbewusst mitbrachte.

und ganz ehrlich: wenn da über Dritte kommuniziert wird: wieso?
welchen Vorteil haben solche (Pardon) Spielchen?

ich möchte mich da in manchen Punkten meinen Vorrednern anschließen, und würde Dir empfehlen, das ganze für Dich aufzuarbeiten, statt da jetzt krampfhaft etwas retten zu wollen.

Außerdem, und ich bitte noch mal um Entschuldigung: mich erinnert Deine Hoffnung etwas sehr an die Plots romantischer Filme.
Das echte Leben ist da vielleicht doch etwas vielschichtiger und komplexer.