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Das wars!

S
Mein Geliebter,

Es ist schon lange vorbei, so haben wir es beschlossen. Es ist vorbei weil es nicht geht, dass nur einer liebt. Ich habe dich geliebt, du mich nicht. Ich wusste das und dennoch bin ich mit dir ins Bett gegangen, als du Wärme und Liebe brauchtest. Aus Pflichtgefühl oder weiß der Henker was, bist du danach mit mir befreundet geblieben. Weil ich dich so nicht mehr sehen konnte, ohne zu leiden, trafen wir uns eben nicht mehr. Wir schrieben uns nur noch. Ich schrieb dir alles, was mir auf der Seele brannte und du bautest mich immer wieder auf. Du hast mich getröstet, als ich unendlich traurig war. Du warst der Grund für meine Trauer und du hast mich auch daraus geholt, als ich vor Schmerz nichts mehr sehen konnte. 4 Jahre ging das so.

Du hattest eine neue Beziehung, die wieder zerbrach. Du gabst mir daran eine Mitschuld, weil sie unsere Chats gefunden hatte. Warum hast du sie nie gelöscht? Daraufhin wolltest du mich wieder treffen. Ich sollte dich trösten und wieder wärmen, weil niemand anderes es tat. Doch ich hätte das nicht mehr geschafft. Nicht noch einmal! Also schrieben wir weiter aber deine Antworten wurde weniger und lustloser. Ich fragte dich, ob ich dich nerve und wir das schreiben einstellen sollten. Du wolltest das nicht. Nur weniger sollte es werden. Du beteuertest das du mich immernoch magst aber eben nicht lieben kannst. Ich wusste warum das so war. Du warst zu lieb, um es mir offen zu sagen.

Ich bedankte mich noch einmal bei dir und schrieb dir nicht mehr. Du hättest aber wissen können das diese ich das nicht lange durchhalten würde. Dennoch hast du dich entschieden, nun endgültig zu verschwinden. Du hast deine Telefonnummer geändert. Das ist das endgültige Ende. Ich könnte dich treffen, wenn ich wollte. Ich könnte zu dir kommen oder dich auf der Arbeit abpassen. Aber was würde das bringen. Du hast entschieden, zu gehen. Das tut mir leid. Ich danke dir, das du all die Zeit für mich da warst. Ich danke dir für die wenigen Stunden des Glücks mit dir und ich verzeihe dir die Jahre der Trauer und des Schmerzes.

Ich lass dich jetzt los. Leb wohl, Kochanie. Du warst meine große Liebe. Aber eine einseitige Liebe kann nicht funktionieren. Und ich konnte nichts tun, um deine Liebe zu gewinnen. Liebe ist ein Geschenk. Ich schenke dir meine Liebe. Nimm sie mit und wärme dich an ihr, wenn du frieren solltest. Ich hoffe aber, du wirst eine Frau finden, die dich wärmt und der du deine Liebe schenken kannst. Du hättest es verdient.

Dobranoc Kochanie!

22.08.2019 20:51 • x 1 #1


B
Wow sehr gefühlvoller Text! Ich habe etwas Ähnliches erlebt und fühle mit dir. Ich denke fast, dass es am meisten weh tut, wenn man nie die Chance auf eine Beziehung hatte und man immer nur irgendwie warm gehalten wurde.

Ich schicke dir viel Kraft!
LG

22.08.2019 23:32 • x 1 #2


A


Das wars!

x 3


S
Danke! Ja, es war sehr schlimm und tat sehr weh. Da er aber von Anfang an mit offenen Karten gespielt hat, kann ich ihm keine Vorwürfe machen. Ich war es, die ihn fast schon zum S. gedrängt hat damals. Er konnte irgendwann nicht mehr widerstehen, weil er gerade selbst wegen einer schlimmen Sache sehr schwach war. Irgendwie hoffte ich, ich könnte durch den S. bei ihm Gefühle für mich wecken und ich gab mir echt viel Mühe. Doch er blieb kühl. Ich war eben einfach nicht sein Typ. Danach kam es noch weitere Male zum Sechs aber er sagte immer offen, worum es ihm dabei ging und dass wir nie eine Beziehung haben würden. Ich denke, er mochte mich ganz gern trotzdem. Es war eine Freundschaft + für ihn. Für mich war es sehr viel mehr. Als ich merkte, wie sehr ich mich selbst damit verletze, ging ich auf Abstand. Doch im Chat war er immer für mich da. Bis vor ein paar Tagen war er immer für mich erreichbar. Jetzt hat er entschieden, dass er das nicht mehr will und hat seine Nummer geändert. Ich hätte mich gefreut, wenn er sich noch verabschiedet hätte aber er wollte lieber grußlos gehen. Zuerst war ich beunruhigt, ob ihm was passiert ist. Inzwischen weiß ich aber, dass es ihm gut geht. Ich bin ihm dankbar und mache ihm keine Vorwürfe. Aber nochmal würde ich mich nie auf so was einlassen. Es tat sehr weh und hat mich verändert. Er war meine große Liebe. Ich habe ihn losgelassen jetzt und wünsche ihm Glück. Die Frau, die ihn mal an sich binden kann, ist zu beneiden. Er ist der beste Mensch, den ich kenne. Mein Leben geht weiter jetzt aber es ist ein Stück kälter geworden. Ich wärme mich noch eine Weile an der Erinnerung an ihn. Es tut mir gut, hier darüber zu schreiben. Aber unsere Geschichte ist nun endgültig zu Ende.

23.08.2019 17:21 • x 1 #3


S
Da ich nicht mehr ganz jung bin, weiß ich dass mit der Zeit die Trauer und der Schmerz vergehen werden. Die schönen Erinnerungen aber werden bleiben. Ich weiß noch ganz genau, wie seine Hände aussahen und wie sein Körper sich anfühlte. Ich sehe seine tollen Auge noch vor mir obwohl ich ihn seit 3 Jahren nicht mehr gesehen habe. Ich erinnere mich an seinen Geruch, den Klang seiner Stimme und an sein Lachen. Das Gefühl, wenn sein Bart mich beim Küssen piekste.

Er war nicht der einzige und nicht der erste Mann in meinem Leben. Aber er war mit Abstand der, der mich am meisten berührt hat. Wahrscheinlich wird er deshalb der letzte Mann meines Lebens bleiben. So werde ich nie mehr lieben können. Nicht so schlimm! Ich habe etwas erlebt, was die meisten Menschen nur aus Geschichten kennen. Es geht mir gut alleine und ich genieße mein Leben. Ich bin aktiv und treffe Freunde. Ich gehe zur Wassergymnastik und besuche meinen Chor. Ich schreibe Geschichten für Demenzkranke und besuche diese regelmäßig ehrenamtlich. Er ist noch berufstätig, geht aber wohl bald in Rente. Ob er dann in Deutschland bleiben wird ist fraglich. Ich werde es nie erfahren. Aber ich wünsche ihm Glück und Gesundheit!

23.08.2019 18:23 • x 2 #4


S
Vielleicht kann ich hier eine Weile Trost von euch bekommen und euch mit dem Rat einer alten weisen Frau zur Seite stehen. Ich habe viel erlebt. Vieles davon war schön aber manches auch sehr schwer. Der Abschied von ihm zum Beispiel zerriss mir noch einmal das Herz. Und da dachte ich schon, ich hätte nur noch einen leblosen Stein in der Brust. Weil ich schon so oft eine Liebe loslassen musste und geliebte Menschen verlor. Er erweckte mein Herz noch einmal zum Leben und gleichzeitig zerbrach er es endgültig in tausend Stücke. Aber das ist nicht schlimm, Kochanie. Es gehörte sowieso nur dir allein.

23.08.2019 18:48 • x 1 #5


F
Hallo Schneewittchen,
Es tut mir sehr leid, wie es dir nun geht... Ich kenne diese Intensität der Liebe auch und leider auch den Verlust....

Ich glaube, nur durch Dankbarkeit für das erleben einer solchen Liebe, schafft man es mit der Zeit loszulassen und seinen inneren Frieden wieder zu finden. Der Schmerz, die Leere und das Vermächtnis, was dieses große Gefühl hinterlässt wird zwar mit der Zeit erträglicher aber weg wird es nie sein.
Dafür wünsche ich dir viel Geduld und viel Erfolg auf dem Weg der Wiedererlangung deiner Selbstliebe.

Wie habt ihr euch damals kennengelernt?

24.08.2019 06:58 • x 1 #6


S
Vielen Dank, lieber Fahrenheit! Ich erzähle dir gerne von unseren Anfängen, die eigentlich einen sehr traurigen Hintergrund haben. Er besuchte zusammen mit seiner geschiedenen Frau einen Kurs für Sterbebegleitung in dem Pflegeheim, dass ich häufiger ehrenamtlich besuche. Dort trafen wir uns und die Geschichte der beiden berührte mich sehr. Sie wollten ihre gemeinsame Tochter bestmöglich auf ihrem letzten Weg begleiten, deshalb hatten sie sich für diesen Kurs angemeldet. Ich traf sie häufig in unserer Cafeteria und man kam ins Gespräch. Eines Tages, gegen Ende de Kurses, war er allein dort. Seiner Tochter ging es sehr schlecht und er suchte Trost bei mir. Wir gingen zusammen noch in eine Kneipe und versuchten die Trauer mit B. und Wein herunter zu spülen. So kamen wir uns näher. Ein oder zwei Wochen später kam es zum ersten S.. Es war wundervoll und ich verliebte mich so intensiv, wie nie zuvor. Er ließ aber nie einen Zweifel daran, dass er diese Gefühle nicht erwiedern kann. Zuerst begründete er das mit seiner schwierigen privaten Situation. Ein Jahr später war mir aber klar, daß das nur ein Teil der Wahrheit war. Er ist ein sehr attraktiver Mann, erfolgreich im Beruf, wohlhabend, gutaussehend und charakterlich absolut integer. Auch jüngere Frauen interessierten sich für ihn und mit so einer Dame kam er 1,5 Jahre später auch zusammen.

Später mehr. Jetzt muss ich das schöne Wetter nutzen und mit meinem Hund raus. Bis bald, liebes Forum!

24.08.2019 13:58 • #7


S
Einige Monate nach unserem ersten Treffen starb Pavels Tochter an Krebs. Er und ihre Mutter waren abwechselnd bei ihr. Zu mir kam er, wann immer er wollte um aufzutanken. Ich verwöhnte ihn mit gutem Essen und Wein. Ich hörte ihm zu, ich schlief mit ihm und stellte keine Fragen. Nie wusste ich, wie lange er fort bleiben würde. Aber ich nahm das alles in Kauf und meine Liebe und meine Hoffnung wuchs. Irgendwann schrieb ich ihm, Ich liebe dich, bzw kocham cie. Ich dachte, das würde ihn freuen und ihm Kraft geben. Aber er reagierte erbost. Er habe solche Gefühle nicht für mich und ich dürfe ihm so etwas nie mehr schreiben. Ich hielt mich daran aber war sehr verletzt. Dennoch kam er fast jede Woche weiter zu mir, als wäre nichts geschehen. Manchmal redeten wir bis tief in die Nacht. Aber nie stellte er mir Familie oder Freunde vor.

Oh, ich werde traurig. Bis morgen, liebes Forum.

25.08.2019 14:05 • #8


B
Hallo, deinen Thread wie ein Tagebuch zu nutzen hilft dir bestimmt das erlebte zu verarbeiten. Was du erlebtest habe ich auch erlebt und noch immer denke ich fast tägl. an ihm. Deiner war von Anfang an ehrlich dieses Glück hatte ich nicht. Und doch bin ich zufrieden das ich dieses Erlebnis hatte und so langsam meine Ruhe finde.

Ich wünsche dir auch Ruhe und Zufriedenheit in der Zukunft.

25.08.2019 14:21 • x 1 #9


S
Ja, liebe bumali, so werde ich es machen. Ich schreibe sowieso viel und gerne und habe schon überlegt, das alles nur für mich aufzuschreiben. So aber bekomme ich zusätzlichen Trost durch euch und kann mit meiner Geschichte vielleicht noch helfen. Das gibt mir Kraft. Jetzt aber fordert Henry, mein Mischlingshund sein Recht. Er will im See baden gehen und ich gehe mit ihm gerne dorthin. Also bis morgen!

25.08.2019 14:45 • x 2 #10


nofretete
[quote=Schnewittchen]Da ich nicht mehr ganz jung bin, weiß ich dass mit der Zeit die Trauer und der Schmerz vergehen werden. Die schönen Erinnerungen aber werden bleiben. Ich weiß noch ganz genau, wie seine Hände aussahen und wie sein Körper sich anfühlte. Ich sehe seine tollen Auge noch vor mir obwohl ich ihn seit 3 Jahren nicht mehr gesehen habe. Ich erinnere mich an seinen Geruch, den Klang seiner Stimme und an sein Lachen. Das Gefühl, wenn sein Bart mich beim Küssen piekste.
Kann Dich so gut verstehen .
Bin 57 und leide zum ersten Mal in meinem Leben an Liebeskummer .
So schrecklich habe ich mich noch nie gefühlt .
Ich schäme mich ehrlich gesagt auch ein bisschen dafür das ich leide wie ein Teenager

25.08.2019 16:08 • #11


S
Liebe Nofretete, du brauchst dich nicht zu schämen. Ich denke gerade in unserem Alter trifft uns Liebeskummer besonders hart. Wir sind immernoch tiefer Gefühle fähig, die nicht mehr überlagert werden von Sorgen um die Zukunft. Und wir wissen, daß wir nicht mehr allzu oft lieben werden. Umso kostbarer scheint uns der Partner und umso schwerer wiegt der Verlust.

Nun, bei uns ging es damals fast ein Jahr so weiter. Pavel kam und ging, wann er wollte. War er da, war ich im 7. Himmel. War er weg, war das die Hölle für mich. Nach einem Jahr wurden seine Besuche seltener. Als ich ihn nach dem Grund fragte, gestand er mir, er habe sich verliebt in eine Frau, die er von früher kannte und die er jetzt zufällig wieder getroffen habe. Unter mir tat sich die Erde auf.

Als er meinen Schmerz bemerkte, nahm er mich in den Arm und tröstete mich. Ich weinte wie ein Kind. Er sagte mir, saß er mich sehr lieb habe und wie wertvoll ich für ihn sei. Jedoch er könne nun nicht mehr mit mir ins Bett. Aber Freunde würden wir für immer bleiben. Das nahm mir den schlimmsten Schmerz zuerst aber meine Welt war zusammen gebrochen.

Wir sahen uns danach noch einige Male und ich versuchte, tapfer zu sein und gute Miene zum bösen Spiel zu sein. Doch ich schaffte es nicht, meine Gefühle vor ihm zu verbergen. Er war sehr betrübt und konnte mein Leid nicht länger mit ansehen. Wir entschieden vorerst, nur noch zu telefonieren. Zeitgleich, begann ich ihm lange Briefe per E-Mail zu schreiben. Darin erzählte ich ihm mein ganzes Leben und auch, was er für mich war. Warum ich ihn so sehr liebte und so traurig war. Er beantwortete jeden Brief, beteuerte, daß ich seine liebste und beste Freundin sei aber er nunmal nicht in mich verliebt sei.

Irgendwann fand seine neue Freundin diesen Briefwechsel und reagierte sehr wütend. Noch einmal telefonierten wir doch dann entschied ich mich für eine totale Kontaktsperre. Diese hielt bis zum Frühjahr 2018. Da meldete er sich plötzlich wieder bei mir und war sehr wütend. Sie hatte sich von ihm getrennt. Sie habe unseren Briefwechsel nie verzeihen können und sei letztlich gegangen.

Er tat mir leid!

Oh, jetzt muss ich zur Wassergymnastik. Bis bald, liebes Forum.

26.08.2019 07:08 • #12


S
Ach, ich habe mich vertan. Wegen der Sommerferien beginnt mein neuer Kurs erst nächste Woche. Zeit also, mir noch ein bisschen von der Seele zu schreiben.

Nun, ich bin kein unbeschriebenes Blatt. Ich heiratete meinen damaligen Jugendfreund schon mit Anfang 20. Jedoch blieb unsere Ehe kinderlos und nach einigen Jahren gestand mir mein Mann, daß er gleichgeschlechtlich1 Neigungen habe. Da er aber berufliche und private Nachteile fürchtete, blieben wir verheiratet. Leider war es Anfang der 80er Jahre noch sehr verpönt, gleichgeschlechtlich zu sein und so schien es uns die beste Lösung zu sein, unsere Trennung vorerst geheim zu halten. Zum Glück bekam ich eine Stelle als Vorstandssekretärin in einer weiter entfernten Stadt, in der ich auch heute noch lebe. Ich bezog hier eine wunderschöne Wohnung nahe der Stadtmitte und genoss mein Leben. Da unsere Ehe von Anfang an eher einer tiefen Freundschaft glich, änderte sich für mich ja nicht allzu viel. Ich war Anfang 30, hübsch, ungebunden und finanziell gut gestellt und so zog ich Männer an, wie die Motten das Licht. Ich genoss meine Freiheit und ließ es krachen, wie man so schön sagt. Erst mit Ende 30 verliebte ich mich in meinen damaligen Chef, mit dem ich eine langjährige Affäre führte, da er verheiratet war. Es war eine wunderschöne Zeit. Wir bereisten die Welt zusammen, lebten im Luxus und genossen das Leben. Mit Mitte 40 jedoch erkrankte ich an Brustkrebs. Als ich ihn am nötigsten gebraucht hätte, wurde er versetzt und machte Schluss. Auch dieses Aus verkraftete ich gut. Ich hatte ja andere Sorgen und mein Noch-Mann war für mich da, wie man es sich nur wünschen kann. Ich überstand die Operationen gut, hatte nur wenig Probleme mit der Nachbehandlung und fing mein altes Leben wieder an. Ein Jahr später fand man erneut einen Tumor in der Brust. Diesmal ging es nicht ganz so glimpflich ab, wie zuvor. Man nahm eine Brust ab und ich bekam eine hochdosierte Chemotherapie. Danach hatte ich große Probleme mit dem betroffenen Arm und litt unter dauerhafter Müdigkeit.

Ein Jahr später beantragte ich die Arbeitsunfähigkeitsrente, die man mir 2 Jahre später auch bewilligte. Nun war ich Anfang 50. Gesundheitlich ging es mir etwas besser, wenn ich auch immernoch stark beeinträchtigt war. Ich suchte mir eine Beschäftigung und fand sportliche Hobbys, holte Henry aus dem Tierheim und begann mit dem Schreiben. Durch eine Freundin kam ich an mein Ehrenamt im Pflegeheim, das mich bis heute sehr erfüllt. Mein Leben bekam wieder Struktur und einen Sinn. Für Männer allerdings war ich nun nicht mehr empfänglich, bis ich Pavel traf. Er berührte mein Herz in einer Weise, wie ich es nicht mehr für möglich gehalten hätte und er entfachte in mir sogar wieder die S. Lust. Ich war nie ein Kind von Traurigkeit gewesen. Ich mag S. und ich bin ein sinnlicher Mensch. Die Krankheit allerdings hatte alles das zum Erliegen gebracht. Pavel hatte mich wieder wach geküsst. Im wahrsten Sinn des Wortes.

So, liebes Forum! Henry will raus. Wenn ihr ihn sehen könntet. Er liegt vor der Tür und schaut mich vorwurfsvoll an. Na gut! Bis später!

26.08.2019 07:59 • #13


S
So, Henry hat sich erleichtert. Bis zum längeren Spaziergang muss er sich noch gedulden, der arme Hund. Aber er kennt mich inzwischen und da er selbst in langsam in die Jahre kommt, wird er geduldiger.

Also Pavel kam Anfang der 80er Jahre als junger Mann aus Danzig nach Deutschland. Nach 2 Jahren war er beruflich bereits gefestigt und holte seine Familie nach. Er war gelernter Dachdecker und war fleißig und zuverlässig. So dauerte es nicht lange, bis er sich weiterbilden durfte und seinen Meisterbrief bekam. Seine Frau allerdings konnte in Deutschland nie richtig Fuß fassen. Sie hatte unglaubliches Heimweh und fuhr oft nach Hause, wie er mir erzählte. Sie haben in Danzig ihr Haus nie aufgegeben und so blieb sie immer öfter und immer länger dort. Die Kinder allerdings gingen in Deutschland zur Schule. Er kümmerte sich rührend um sie und zog sie mit Hilfe seiner Schwester, die ebenfalls nach Deutschland übersiedelt war, fast alleine groß. Irgendwann entschieden er und seine Frau, daß eine Scheidung unausweichlich sei und trennten sich einvernehmlich. Ähnlich wie mein Noch-Mann und ich haben sie aber bis heute eine freundschaftliche Beziehung und sind füreinander da.

Er machte sich selbstständig und baute hier seine eigene Firma auf. Seine Kinder machten das Abitur und stiegen mit in den väterlichen Betrieb ein. Bis heute verbindet ihn und seinen Sohn eine sehr innige Beziehung. Der Tod seiner Tochter muss ihn sehr hart getroffen haben. Gut, daß in dieser Zeit auch seine Frau für ihn und die Kinder da war.

Nun gut, Pavel ist ein sehr attraktiver und wohlhabender Mann und so war es nicht weiter überraschend, daß er eine sehr viel jüngere Frau kennen lernte und natürlich ist es verständlich, daß er sich in sie verliebte. Rein optisch spielte sie in einer anderen Liga als ich. Das war mir sofort klar. Er aber leugnete diese Tatsache bis zum Schluss. Dieser höfliche und galante Mann wollte mich schonen und nicht verletzen. Doch ich bin nicht blind und nicht dumm. Und ich weiß, wie Männer ticken. Ich habe selbst viele Jahre durch meine optische Attraktivität viele Chancen gehabt. Ich bin immernoch für mein Alter recht ansehnlich aber natürlich konnte ich mit Ende 50 nicht mehr mit einer 40 jährigen mit halten. Ich sage das ohne Verbitterung. Es ist einfach ein Fakt, daß bei Männern die körperliche Attraktivität einer Frau nicht ganz unwesentlich deren Gefühle beeinflusst. Kein Wunder also, daß ich für ihn nie mehr als eine liebe Freundin war.

Seine Freundin, Nathalia aber war seine große Liebe. Das sah ich in seinen Augen, wenn er von ihr sprach. Und daher auch seine große Wut und Verzweiflung, als sie ihn verließ. Ihre Beziehung war wohl nicht ganz einfach, denn die Dame war anspruchsvoll und kapriziös. Wegen unserer Briefe machte sie ihm noch lange Vorwürfe und sie kontrollierte ihn, wann immer es ihr geboten schien. Dieser freiheitsliebende, unabhängige Mann wurde zu ihrem Schoßhündchen. Alles das fand ich im letzten Jahr heraus, denn wir nahmen unsere Schreiberei wieder auf. Jetzt in Form von Nachrichten über einen modernen Messengerdienst.

Nachdem seine Wut verraucht war, wollte er mich wieder sehen. Doch ich blieb vorsichtig. Ich hatte in den 1,5 Jahren der Kontaktsperre sehr gelitten und wollte das nicht noch einmal erleben. Auch ließ er keine Zweifel daran, daß sich seine Gefühle für mich nicht geändert hätten. Er wollte einfach da wieder anknüpfen, wo wir aufgehört hatten. Wie gerne hätte ich seinen Bitten nachgegeben, doch meine innere Stimme warnte mich. Also blieb es beim Schreiben... und ja, ich gebe es zu... es kam auch wieder zu sehr anregenden Gesprächen. Peinlich in meinem Alter aber ich bin eben - wie gesagt - kein Kind von Traurigkeit.

Einige Monate später ließ sein Interesse wieder nach. Ihm wurde wohl klar, daß ich diesmal hart bleiben würde und ihn nicht noch einmal in mein Bett lassen würde. Doch unsere Briefe waren so offen und so ehrlich, wie nie zuvor. Schrieb er mir, so war ich fröhlich und vergnügt. Schrieb er nicht, so kostete es mich sehr viel Mühe, den Tag zu überstehen.

So ging es bis zum Juni diesen Jahres. Plötzlich riss der Kontakt ab. Noch einmal hatte er ein aktuelles Profilbild eingestellt, daß ihn an einem festlich gedeckten Tisch zeigte. Ich wollte ihn noch fragen, zu welchem Anlass es aufgenommen worden war aber da er nicht mehr online ging, nahm ich an, daß er verreist sei. Ich wartete Woche um Woche. Mit der Zeit wuchs meine Unruhe, denn ich wusste, daß er inzwischen gesundheitliche Probleme hatte. Als nach 4 Wochen immernoch kein Lebenszeichen von ihm kam, fuhr ich zu seinem Haus. Fast hätte ich dort angeschellt, als seine Tür aufging und er mit einer jungen Frau an der Hand das Haus verließ. Wie vor den Kopf geschlagen, sprang ich noch schnell in mein Auto und versteckte mich. Lachend ging er mit ihr vorüber und ich sah den beiden nach.

Meine innere Stimme hatte mich also nicht getäuscht. Er war wieder glücklich liiert mit einer neuen Frau in seinem Leben. Davon hatte er mir nichts erzählt, doch ich spürte anhand seiner knapper werdenden Briefe und des leicht gereizten Untertons, daß seine Stimmung sich wieder gewandelt hatte. Ich - seine allerbeste, liebste Freundin - wie er mich manchmal nannte hatte sein Herz wieder nicht gewinnen können.

Dennoch freut es mich, zu wissen, daß er glücklich ist. Ich hoffe, diesmal ist es eine Frau, die bis zum Ende seines Lebens an seiner Seite bleibt. Ich allerdings werde ihn nicht mehr kontaktieren. Er war meine große Liebe. Nie habe ich für einen Mann tiefere Gefühle gehabt. Nie fühlte ich mich einem Menschen so nahe und nie hat mich ein Mann so sehr erfüllt und erregt, wie er. Ich bin dankbar für die Zeit mit ihm. Dankbar für jede kostbare Minute, die ich mit ihm verbracht habe. Und doch weiß ich, daß nie wieder ein Mann mein Herz so sehr berühren wird. Ich bin nun Anfang 60. Ich habe noch einige schöne Jahre vor mir, wenn Gott will. Ich habe ein gutes Leben und ich habe sehr viel Liebe bekommen und noch mehr Liebe gegeben. Nun bin ich müde! Meine restlichen Jahre werde ich zufrieden und erfüllt alleine verbringen. Nein, ich bin ja nicht alleine. Henry, der gute, ist bei mir. Und sollte er gehen, werde ich noch einmal einen älteren Hund aufnehmen. Ich werde meinen Hobbys nachgehen und meine Freundschaften pflegen. Es wird ein gutes und erfülltes Leben sein.

Meine große Liebe aber warst du, Pavel. Deinen Namen und einige Details habe ich geändert, um deine Identiät zu schützen. Du bist ein wunderbarer Mann. Der beste, der mir je begegnet ist. Aber du bist eben ein Mann. Ich konnte nicht erwarten, daß du bei mir bleibst. Aber eine Zeit lang durfte ich davon träumen. Dafür danke ich dir von Herzen!

Deine Krolewna Sniezka

26.08.2019 09:14 • x 1 #14


S
Ach Pavel, heute fehlst du mir! Ich habe einen kleinen Durchhänger, weil ich nach der üblichen Krebsvorsorge noch einmal für einen Bluttest einbestellt wurde. Die nette Sprechstundenhilfe beruhigte mich am Telefon. Aber so ganz konnte sie mir die Sorge nicht nehmen. Heute fehlt mir deine Stimme, deine lieben schönen Hände unter denen ich mich so geborgen fühlte. Dein spitzbübisches Lächeln, wie habe ich das geliebt!

Mit aller Kraft konnte ich mich davon abbringen, an deiner Haustür vorbei zu fahren. Es bringt ja nichts. Und würdest du mich zufällig dort sehen, wäre es sehr peinlich. In meinem Kopf kreisen die Gedanken. Und in meinem Bauch macht sich der Schmerz über deinen Verlust wieder breit.

Ich hoffe, es geht dir gut, Pavel! Hat sie dir schon Zwetschgenkuchen gebacken? Den hast du so sehr geliebt. Wart ihr schon zum Brombeeren pflücken? Viele gibt es ja nicht mehr. Ich hoffe, du konntest sie auch in diesem Jahr genießen. Alles Liebe Dir! Sei nicht böse, daß ich dir hier schreibe. Es scheint mir besser zu sein, als dich tatsächlich zu kontaktieren. Vergiss mich aber nicht! Und wenn du mich brauchst, ich bin da!

In Liebe S

28.08.2019 11:23 • #15


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