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Depressionen - es ist vorbei

K
Hey ihr. Ich habe mich hier neu angemeldet um vielleicht ein bisschen klarer zu werden.
Es geht darum, dass mein Ex-Freund Depressionen hat, die er aber nicht behandeln lassen möchte. Höchstwahrscheinlich leidet er auch unter Borderline, da die Symptome gut passen.
Als wir uns kennenlernten, waren wir erst Freunde und es war alles wahnsinnig schön. Ich habe mich noch nie jemanden so extrem nah gefühlt und auch als wir zusammenkamen, lief es so unglaublich gut. Er sagte mir vor Anfang an, dass er manchmal komische Phasen hat und er dann für eine kurze Zeit verschwindet. Die bemerkte ich dann auch schnell, aber er hat sich immer an mich gewandt mit seinen Problemen und ich war die einzige, mit der er sprach.
Irgendwann ging es ihm extrem schlecht und er machte Schluss mit mir, mitten in der Nacht. Wir redeten und er hatte Angst, mich zu verlieren, weshalb er lieber allein sein wollte, anstatt dass ich irgendwann gehe. Seitdem passierte es regelmäßig. Er bekam wieder Panik, meinte, dass er mir nicht gut tut und er der Böse wäre und machte wieder Schluss. Von einmal monatlich steigerte es sich auf 1 mal wöchentlich. Wir kamen immer innerhalb von einem Tag wieder zusammen. Durch Corona konnte er nicht mehr zurück und wir führten eine Fernbeziehung. Da wurde alles nur noch schlimmer. Gleichzeitig wurde er immer religiöser.
Er ist Muslim und meinte anfangs, er kann mit seiner Religion nicht viel anfangen. Gemeinsame Freunde bestätigten das auch immer wieder. Doch nach und nach kam immer mehr dazu und von ich fang wieder an zu beten ging es über zu ich will mit dir in den Himmel und dafür müsstest du Muslima sein. Das alles ging schrittweise und schleichend, sodass ich gar nicht bemerkt habe, wie ich mittendrin war. Und da ich ihn so liebte, warf ich all meine Prinzipien über Bord und sagte immer ja. Befasste mich mit dem Islam, er brachte mir ein wenig arabisch bei und ich ihm deutsch. Fakt war aber schon immer: Ich würde niemals an den Islam glauben und ich wusste, es würde irgendwann zu Ende gehen deshalb. Wahrscheinlich hatte ich die irre Hoffnung, dass er irgendwann wieder der Alte würde. Naiv ich weiß.
Fakt ist: Es wurde immer schlimmer. Er bekam immer mehr Phasen, in denen er zweifelte. Gleichzeitig sagte er mir aber auch, wie sehr er mich liebt und dass er nur mich will und der einzige Grund, warum er zweifelt, ist, da er im Ausland feststeckt und nicht weiß, wann er jemals wieder zurückkann (bei ihm ist nun zum zweiten Mal Quarantäne und bis Ende des Jahres gehen keine privaten Flüge). Schlussendlich wollte er dann aber, dass ich zu ihm komme, in ein arabisches Land. Ständig meinte er, er wäre der Böse in der Beziehung und ich die Gute, er hätte nie jemanden wie mich getroffen und er würde mich nur vor ihm beschützen. Teilweise lag er den ganzen Tag nur im Bett und hat absolut nichts gemacht, weil es ihm so schlecht ging.
Vor 2 Wochen nun haben wir es wohl beendet. Es gab kein Abschlussgespräch. Er meinte, wir würden uns aufgrund Corona sowieso nie wieder sehen oder wenn, dann erst nächstes Jahr. Das wäre zu lange. Nach langem hin und her schreiben und wieder dem ständigen ich will dich nur vor mir beschützen und ich wäre ja die Gute, schrieb er mir, dass wir später reden werden (es war schon mitten in der Nacht). Dieses später gab es nie und wir haben seitdem keinen Kontakt mehr. Er passte seinen Status in Whatsapp noch an meinen an, zwei mal, aber es kam keine Nachricht. Und ich bin zu stur, um ihn zu schreiben.
Ich war sogar in einer therapeutischen Beratungsstunde danach und merkte, dass mein ganzes Leben sich nur um ihn drehte. Ich wollte ihn immer aus seinen depressiven Phasen herausholen, war quasi seine Therapeutin, weil er wirklich mit niemanden darüber redete, außer mit mir. Sie sagte mir, dass ich in dem Gespräch immer nur über ihn redete, nie über mich. Und ja, obwohl ich genau weiß, dass ich so ein religiöses Leben niemals leben wollen würde und auch niemals in sein Land gefahren wäre, war ich doch irgendwie drin. Ich weiß, die Trennung war das Beste, was passieren konnte. Aber ich vermisse ihn so sehr. Ich vermisse unsere täglichen Gespräche, das zusammen einschlafen. Ich wollte nie einen muslimischen Freund, da ich nicht religiös war und der einzige Grund, dass ich mit ihm als Araber zusammen gekommen war, ist eben dieser, dass er nicht religiös war und er mir sagte, dass er die Mentalität seiner Leute nicht mag. Die Therapeutin meinte, dass er aufgrund seiner Depressionen und dadurch, dass er eben in seinem Heimatland feststeckte, sich in die Religion geflüchtet hatte.

Naja, fakt ist, es ist vorbei und ich versuche mich abzulenken und ich möchte einfach nur, dass es so wird, wie ich vorher war. Ich will nicht mehr an ihn denken, ich will ihn nicht mehr vermissen. Aber doch denke ich ständig an ihn. Auch wenn ich abgelenkt bin, ist er ständig in meinem Kopf.

Ich danke allen, die es gelesen haben. Es war doch länger als gedacht.

21.07.2020 08:41 • x 2 #1


Matroschka
Hallo Karibikblume ,

Ich danke Dir sehr , für Deinen Beitrag . Auch ich habe schon solche Erfahrungen gemacht und bin froh zu hören, dass Du auf dem Weg bist , Dich von ihm zu lesen . Auch ich hatte Arabische und streng Gläubige Muslime als Freunde und kenne den strengen Umgang sehr genau . Nur , weil ich mit einigen befreundet war , wurde ich noch Jahre später beschimpft und beleidigt, ich wäre unrein und hätte Schande gebracht ...es ist gar nichts passiert. Sehr schwierig.

Die Religion und die Familie dahinter , sind in solchen Konstellationen sehr schwierig . Natürlich kann es auch gut ausgehen , aber viele sind sehr unerfahren und haben durch das lange zu Hause wohnen alles abgenommen bekommen . Die wenigsten sind Reif , ein eigenständiges Leben auf die Reihe zu bekommen , ausserhalb Ihres gewohnten Umfeldes .

Er hat es gesagt : er ist böse , er tut Dir nicht gut - genau daran musst Du festhalten . Er scheint sogar Angst vor sich selber zu haben , warum auch immer . Vielleicht wurde er zum Scammen gedrängt und sollte nach Geld Fragen oder es ging nur um Aufenthaltsgenehmigung, persönlichen Vorteil etc . Vielleicht hat er durch Corona Angst bekommen und sieht es als Bestrafung höherer Mächte und fand so zu seinem Glauben zurück.

Es ist vollkommen natürlich, dass Du die Aufmerksamkeit die er Dir gab vermisst . Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie angenehm es sein kann , Jemand so Anhänglichen an seiner Seite zu wissen . Ich vermisse das auch immer noch oft , aber im Alltag kann das auch oft hinderlich und beklemmend sein .

Lenk Dich viel ab , geh unter Leute , such solche Gesprächspartner, die ebenso gerne kommunizieren .

Alles Gute !

21.07.2020 10:00 • #2


A


Depressionen - es ist vorbei

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K
Danke für deine Antwort.
Nein, ich denke nicht, dass er eine böse Absicht hatte. Er hat nie nach Geld gefragt, er hat angefangen, hier zu studieren und ist dann vor Corona zu seiner Familie. Dann kam die Quarantäne und seitdem sitzt er dort fest. Wir hatten gemeinsame Freunde und es war auch nie die Rede davon, dass wir heiraten, damit er in Deutschland bleibt. Im Gegenteil wollte er ja zum Schluss sogar, das ich zu ihm komme.
Seine Familie wusste von mir, ich habe mit seinen Schwestern Kontakt gehabt und es war eher so, dass er mir alles bezahlen wollte, weil man das so macht im Islam. Er hat oft von unserer Zukunft gesprochen, und ja, mal wollte er wieder zurückkommen zum Studieren und dann, nach dem Studium, hier mich heiraten. Dann bekam er wieder seine Phase und ich sollte zu ihm kommen und wir sollten uns ein Leben bei ihm aufbauen.

Er hatte schon immer ein eigenständiges Leben, da er quasi das schwarze Schaf der Familie war. Während seine Geschwister in einem Haus lebten, haben sie ihn in das ungemachte Zimmer untergebracht und er durfte es auch nicht renovieren. Er hatte immer Probleme mit seinen Eltern und hat sich schon früh selbstständig gemacht und gearbeitet, weil seine Familie nie hinter ihm stand. Er meinte, er war ein sehr ungehorsames Kind und seine Geschwister wurden immer bevorzugt. Wenn etwas passiert ist hieß es immer, dass er es war.
Ich kenne einige Muslime und er war wirklich absolut nicht so wie diese. Er meinte einmal zu mir, dass er durch mich zurück zum Islam gefunden hat, weil er unbedingt mit mir in den Himmel möchte. Allerdings hatte er schon immer Depressionen und er meinte auch, dass er lieber alleine sein will, weil er weiß, dass er richtig eklig sein kann. Wenn er in seiner Gedankenspirale gefangen ist, möchte er nichts Schönes um sich herum haben, er will nichts fühlen und er will einfach nur für immer alleine sein. Gleichzeitig wollte er mich aber nie verlieren, auch wenn er ständig Schluss machte.

Es hat sich alles ganz langsam reingesteigert. In der therapeutischen Beratung meinte die Therapeutin, dass das alles sehr nach Borderline klingt. Gerade diese extreme Euphorie, die er hatte anfangs. Die Beziehung war wahnsinnig intensiv, so etwas habe ich noch nie erlebt, und ich bin schon 32. Aber von einem auf den anderen Tag war er ganz unten, hasste sich, drückte alles weg von sich.

Unser letztes Gespräch, warum er wieder die Beziehung beenden wollte, ging darum, dass er meinte, dass die Quarantäne in seinem Land bis Ende des Jahres anhält und wir nicht wissen, wann wir uns wieder sehen.

Trotzdem sehe ich, dass er weiterhin meinen Status anschaut, ihn sogar übernimmt. Ich habe diesen daraufhin geändert und er ebenfalls.

21.07.2020 10:28 • #3


Lebensfreude
macht dir der Satz, dass er mit dir in den Himmel will, keine Angst?Kann es sein, dass er sich radikalisiert hat?

21.07.2020 11:22 • x 1 #4


K
Nein nein, er meinte damit nicht, dass er jetzt in den Himmel will. Er wurde generell sehr streng, was den Islam betrifft, meinte aber eben auch, dass es keinen Zwang gibt. Radikalisiert hat er sich auf keinen Fall, er wurde nur gläubig. Wir haben dann auch viel über den Islam geredet, eben auch über die Terroranschläge etc. und dazu hatte er klar die Meinung, dass das keine richtigen Moslems sind.
Er meinte, dass wenn man stirbt, eben entweder in den Himmel oder in die Hölle kommt. Das Leben auf Erden ist nur ein Test, so wie es im Koran steht, und er möchte mit mir zusammen hier leben, heiraten, Familie, etc. Aber wenn wir irgendwann sterben, möchte er, dass wir zusammen im Paradies weiterleben. Naja, das ist eben, woran man im Islam glaubt. Ich glaube nur leider absolut nicht daran, habe aber um ehrlich zu sein, immer abgenickt. Wie gesagt, ging das alles ganz langsam voran und nicht innerhalb von ein/zwei Monaten.

21.07.2020 11:42 • #5




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