Selbsthilfegruppen, Depressionen & Midlifecrisis

C
Hallo, nun nehme ich den Rat von Sabs mal an und melde mich hier zu Wort.
Ich wurde vor ca. 10 Wochen von meiner Frau nach 6 ½ Jahren, davon 1 ½ Jahre verheiratet verlassen. Für mich kam die Trennung in dieser Konsequenz total überraschend. Wir hatten zwar auch ab und an die üblichen Streitereien, die für mich jedoch nichts besonderes waren
(Hatte bereits eine 13jährige Beziehung in der Streits öfter und heftiger waren).
Anfang des Jahres ist meine Frau dann mal 1 Woche zu ihren Eltern gezogen, dannach hat sich jedoch alles wieder eingerenkt. Meine Frau ist ein sehr sensibler Mensch, die seit ich sie kenne an einer generalisierten Angststörung leidet. Sie hat von Einzeltherapien über Gruppentheraphien bis hin zu Selbsthilfegruppen alles gemacht. Anfang des Jahres hat sie sich aber doch leichte Psychopharmaka verschreiben lassen, die angeblich völlig harmlos sind.
In der Selbsthilfegruppe hatte sie sich zu einem Typen, der depressiv ist, hingezogen gefühlt und regen Mailkontakt betrieben. Ich habe dies zugelassen, weil ich mir gedacht habe dort geht es um gemeinsame Probleme in der ich als Normalo nicht den Einblick habe. Der Therapeut meiner Frau sagte einmal zu ihr, dass ich ihr Mann bin und nicht ihr Therapeut. Das habe ich vielleicht doch zu wörtlich genommen.
Ich habe mich in der Beziehung immer wohl gefühlt und hätte von meiner Frau nie diesen konsequenten Schritt in dieser Schnelle erwartet. Ich bin auch der Typ von Mann der seine Hemden selbst bügelt, wäscht, kocht, einkaufen geht und nicht jeden Abend vor dem Fernseher versumpft. Sie muss das ja schon Monate vorher mit sich selbst ausgemacht haben. Ich hab nach ihrem Schritt viele Diskussionen mit Ihr geführt, mir auch eine Paartherapie gewünscht, aber an ihrem Entschluss ist nicht zu rütteln. Als Grund höre ich immer nur, dass sie nicht mehr verliebt sei und es sonst keinen anderen Grund gäbe. Auch mit dem Typen aus der Selbsthilfegruppe will sie keine Beziehung eingehen. Bei mir war sie immer im warmen Nest gesessen und ich habe ihr ende 2002 noch einen Laden aufgebaut. Das war eine etwas stressige Zeit, da ich ja auch noch einen verantwortungsvollen Job in der Industrie habe.
Was mir so zu schaffen macht und was ich auch sehr unfair finde ist, dass meine Frau den Entscheidungsweg nicht mit mir gemeinsam gegangen ist, sondern nur mit sich alleine.
Unser gesamtes Umfeld kann ihre Entscheidung nicht verstehen und ist gleichermassen überrascht. Normalerweise bin ich eine starke Persönlichkeit, stehe finanziell gut da und bin gesund, aber dieser Verlust hat mich total umgehauen. Nachdem ich nun meine Familie und meine Freunde nicht weiter mit meiner Depression belasten will, wollte ich mich mit Leidensgenossen treffen um dieses Ereignis gemeinsam zu verarbeiten. Nach dem Motto:Geteiltes Leid ist halbes Leid. Ich glaube dieser Verlust trifft mit einem weiteren Ereignis, nämlich dem Eintritt in die Midlifecrisis zusammen.
Derzeit versuche ich durch viele Aktivitäten wie Sport, auf Feste gehen, usw. mich abzulenken, was aber immer nur für die Dauer der Aktivität funkioniert. Am Schlimmsten ist es Morgens aufzustehen. Da sehe ich dann keinen Sinn in meinem Leben. Ich fühle mich dann so depressiv und so schlapp. Nachmittags geht es mir dann etwas besser wobei ich dann schon wieder Panik vor dem nächsten Morgen habe.

Capricorn

22.07.2003 16:35 • #1


E
hallo lieber capricorn,

um mal ein kleines spässchen vorweg zu nehmen, hoffe das verstehst du, wenn ich capricorn lese, dann muss ich an jamiroquai denken, der singt von capricorn day'.....kennst du das?

ich finde es gut, dass du anfängst deinen kummer aufzuschreiben und dich mitzuteilen, nur so wird das was mit der heilung.

habe viele parallelen in deiner und meiner beziehung gesehen, nur in anderen richtungen. ich bin auch von panikattacken geplagt, dass schon mehr als 10 jahre und ich habe das immer noch nicht richtig überwunden. nur war es Ex der so wie deine Frau einfach sang- und klanglos ging, sich vorher von mir emotional gelöst hat und dann einfach weg war.

dieses morgendliche aufwachen, diese leere kenne ich noch heute, ich denke das hat etwas mit deinen depressionen zu tun. bei einer depression ist es so, dass der morgen am schlimmsten ist und dass sich das über den tag wieder legt und abends bekommt man dann noch einmal einen schub, weil man schon wieder angst vor dem nächsten morgen hat. das ist die angst vor der angst. aber lieber capricorn, das ist alles normal, mache dir keine sorgen, liegt alles im grünen bereich, auch wenn es für dich nicht so aussieht!!! wenn es schlimmer werden sollte, solltest du einen arzt aufsuchen, der kann dir evtl. für die schlimme zeit antidepressiva geben, die machen nicht abhängig, aber helfen ein wenig.

versuche doch hier ein wenig zu lesen, denke du hast jetzt auch zeit dazu, mir hat es geholfen, dass ich merkte, dass ich nicht allein mit meinem problem bin. die unterschiedlichsten schicksale kannst du hier heraus lesen, mit dem einen wirst du dich mehr identifizieren als mit dem anderen. und denke immer daran, der grossteil, der hier im forum schreibt hat ähnliches durchgemacht wie du - DU BIST NICHT ALLEIN!!!

du solltest dich auch nicht nur ablenken, manchmal muss der schmerz ungebremst raus, dann solltest du weinen bis du erschöpft bist, das gehört zum verarbeitungsprozess dazu, es hat nichts mit schwäche oder ähnlichem zu tun.

sei mir nicht böse, dass ich heute nicht mehr schreibe, ich habe urlaub und versuche so wenig zeit als möglich am rechner zu verbringen, weil ein lieber freund extra wegen mir hier ist, damit ich mal an etwas anderes denken kann. ich würde dir aber gerne hier im forum weiter helfen, ab nächste woche bin ich wieder öfter da.

jetzt lass dich mal umarmen (wenn es dir nicht zuviel und zu nah ist....)
sabs

24.07.2003 11:22 • #2


A


Selbsthilfegruppen, Depressionen & Midlifecrisis

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E
Hallo Capricorn,

ich kann mir vorstellen, was für ein Schock das ist, wenn Du plötzlich vor den Scherben stehst, die Du nicht hast sehen kommen. Es tut einfach weh, in der Entscheidungsphase nicht mit einbezogen worden zu sein, obwohl es Dich anging. Das Vertrauen mißbraucht zu sehen und auf der anderen Seite auch nicht so genau nachvollziehen zu können, was da nun eigentlich bei Deiner Frau abgelaufen ist.

Jetzt kannst Du nichts an der Entscheidung ändern und da kommt einfach dieses Gefühl an Wut, Enttäuschung, Angst vor dem Alleinsein hoch , der Boden scheint unter den Füßen weggezogen zu werden. Du fragst Dich, was macht mein Leben noch für einen Sinn.

Vielen geht es so, viele hier im Forum stellen sich die gleichen oder ähnliche Fragen, viele kennen das und verstehen Dich und Deine Gedanken.

Im Moment stürzt wahrscheinlich so viel auf Dich ein und doch kommt es Dir vielleicht so vor, als ob Du ein Zombie bist, irgendwie im falschen Film des Lebens, fragst Du Dich, was das alles soll.

Ich wünsche Dir jetzt einfach ersteinmal viel Kraft, Kraft Durchzuhalten, auch diesen tiefen Schmerz, die Verwirrung und diese Traurigkeit. Es wird wieder besser werden, auch wenn sich das jetzt nicht so anfühlt und Du Dir das nicht vorstellen kannst.

Ich denke mir, der erste Schritt, den Du hier getan hast, ist ganz wichtig: Mit Menschen darüber zu sprechen, auch mit Freunden und Bekannten. Menschen zu finden, die Dir zuhören können und Dich auch immer wieder auf die Frage stoßen: Was gibt es, was Du oder wir heute tun können in dieser Situation.

Viel Kraft wünscht Dir

Ana

24.07.2003 11:39 • #3


E
Hallo capricorn,

das mit dem hier schreiben war sicherlich eine gute Idee. Zum Einen wird Dir zugehört und Du wirst den einen oder anderen hilfreichen Gedanken bekommen. Zum anderen kannst Du Deine Einträge nach gewissen Zeiten immer mal nachlesen und erkennen, daß - nach gewisser Dauer - der Schmerz einfach abnimmt, mit jeder Woche, jedem Monat.
Irgendwann wirst Du auch vormittags nicht mehr von Warum´s gequält, es findet ein Selbsthilfeprogramm im Kopf statt, das täglich trainiert wird. Der Kopf trainiert neue Denkweisen, schleift diese mit der Zeit ein, immer wieder.

Der Kopf ist irgendwann der Sieger über den Bauch, anfangs gewinnt der Bauch andauernd. Es wird mit jedem Tag besser. Man erkennt dies am Anfang nicht, man meint, man bewegt sich garnicht. Aber das Trainingsprogramm läuft.

Und irgendwann blickt man zurück... und wundert sich etwas... wo ist denn der Schmerz, dieses intensive Leiden geblieben... kann ich es noch irgendwie herbeizwingen?? Und dann brauche ich schon Beiträge von frisch Getrennten, um diesen Schmerz erneut erfühlen zu können.
So weit bin ich noch nicht ganz, aber - es ist nun 10 Monate her - ich weiß, eine Partnerschaft ist nicht das Ein und Alles! (auch wenn ich das lange glaubte). Die Warum´s zu verstehen ist definitiv nicht meine Aufgabe. Ich kann bei mir lange die Haustüre kehren, ich tue das auch und tat das auch damals - aber ich merkte, man ist da viel Dreck vor der Türe meiner EX..., das kam ja garnicht alles von mir!!

Inzwischen ärgere ich mich weniger und versuche, etwas Gelassenheit zu leben (und freue mich über meine gewonnen Erkenntnisse - wohl wahr ). Gruß Gerd

24.07.2003 14:27 • #4


C
Erstmal vielen Dank an Sabs, Ana und Gerd, für euer Mitgefühl. Ich war schon etwas entäuscht, dass bei etwas unwichtigeren Themen so rege Diskussionen stattfinden, und bei einem lebensverändernden Einschnitt doch eine gewisse Zurückhaltung herrscht.
Mir hat es jedenfalls schon mal geholfen ein so intimes Erlebnis in dieses öffentliche Forum zu stellen. Vor einigen Monaten hätte ich noch gesagt, dass ich so etwas nie und nimmer nötig hätte. Bislang habe ich meine Probleme immer allein lösen können. Auch einen Trennungsschmerz nach 13 Jahren. Aber diesmal ist irgendwie alles anders. Ich hadere mit meinem Alter und denke mir, ob ich jemals noch einmal so eine liebe Frau finde mit der ich dann auch eine Familie gründen könnte. Die biologische Uhr des Mannes ist ja angeblich nicht so schlimm wie die von Frauen, aber dennoch ist dies bei mir ein Grund der mich verunsichert.
Liebe Sabs, ich war bereits 2x beim Arzt und habe Spritzen bekommen, die ca. 1 Woche halten. Am Mo werde ich mir nochmal eine geben lassen, weil die Scheidung ansteht. Wenn Du dich nach so langer Zeit noch an diese Depressionsphasen erinnern kannst, musst Du ganz schön tief gefallen sein. Es hilft zu wissen, dass man nicht der einzige ist der solche Täler durchschreiten muss, obwohl ich diese Erfahrung niemanden auf dieser Welt wünsche und es mir auch für dich sehr leid tut. Liebe Sabs, mich kann man zur Zeit gar nicht viel und fest genug umarmen.
Liebe Ana du hat es auf den Punkt gebracht. Ich fühle mich im falschen Film. Die grösste Hilfe ist das Gespräch mit der Familie und guten Freunden! Nach den Treffen schleicht dann die Einsamkeit und Sinnlosigkeit wieder langsam in mich und durchdringt meine Seele mit tiefer Traurigkeit. Letztendlich muss ich mich selbst retten, mit mir ins Reine kommen. Ich habe begonnen zu einer Meditationsgruppe zu gehen. Das tut mir echt gut. Leider hält es nur bis zum nächsten Abend.
Lieber Gerd ich habe schon einiges von dir gelesen. Den Kampf zwischen Kopf und Bauch führe ich jeden Tag, ja fast jede Stunde. Leider gewinnt immer der Bauch. Das ist für einen rationalen Menschen wie mich besonders schwer. Ich will die Gefühle nicht frei laufen lassen sondern versuche mich mit meinem Kopf dagen zu stemmen. Ohne Erfolg.
Es ist schön zu hören, dass dein innerer Schmerz nicht mehr von innen gezündet wird. Das gibt mir Hoffnung. Aber 10 Monate sind eine verdammt lange Zeit. Und du bist immer noch hier.
Leider bin ich in einem Stadium, wider besseren Wissens, in dem ich sehr wohl daran glaube, dass eine Partnerschaft das Wichtigste ist. Ich würde mich besser fühlen dort zu sein wo du bereits stehst. Nicht das mir nur meine Frau fehlt, mir fehlt auch die Geborgenheit, das Gemeinsame, der Teil für den ich Zuneigung empfinde. Jetzt muss ich lernen dies alles auf mich selbst zu projektieren. Im Moment fühle ich mich nur als eine Hälfte.

Viel Kraft wünscht sich Capricorn

25.07.2003 14:44 • #5


E
Hallo Capricorn,

schön dass Du Dich jetzt wieder gemeldet hast, habe mich schon gefragt, wie es Dir wohl gehen mag.

Die allermeisten gehen davon aus, dass sie alle ihre Probleme alleine bewältigen können, dass ihnen so etwas nie passieren wird. Leider ist das nicht so, wenn es uns dann trifft, wissen wir im ersten Moment daher auch nicht, was wir tun können - es dreht sich ja sowieso das Gedankenkarussell und die Magengrube in der Endlosschleife.

Du hast gleich an mehreren Stellen angefangen, Spritzen, Meditation und Gespräche mit Freunden. Das sind auf jeden Fall sehr wichtige Schritte! Mach' Dich auf frei von dem Gedanken, dass Du Freunde und Familie nicht zu sehr strapazieren willst oder kannst. Manchmal ist es auch schön für Menschen, die Dir nahe stehen, wenn Du einfach Wünsche klar formulierst Ich brauche jetzt wieder ein Ohr, das mir zuhört, Du kannst mir nicht richtig helfen, aber das Du mir zuhörst - tut mir gut, Ich kann heute nicht gut allein sein, ist das okay? - Ich habe mich oft zurückgezogen, habe nur in den ersten zwei, drei Wochen viel geredet - aber es wäre gut gewesen, wenn ich mich nicht aus Rücksicht abgeschottet hätte. Diejenigen, die selbst so eine Situation kennen - werden ein offenes Ohr haben, weil Sie selbst in der Situation gesteckt haben und wissen, wie wichtig es in solchen Situationen einfach ist, dass jemand da ist. Einfach nur da ist.

Die Gedanken, die Du Dir machst, was Dein Alter und die Zukunft angeht, sind verständlich. Vielen, die aus einer festen Beziehung kommen, haben Angst vor diesen ungewohnten Bahnen, dem Alleinsein nach der Zweisamkeit.

Meinem jetzigen LG ging es sehr, sehr ähnlich: Heftigste Depressionen, Angst vor der Zukunft und besonders davor keine passende Partnerin mehr finden zu können. Er hat gedacht, er könne nie wieder glücklich sein und sich verlieben.
Heute weiß er, daß diese Sorge ganz unbegründet war.

Mach Dir keine Sorgen Capricorn, es wird eine Zukunft geben, auch wieder eine Frau in Deinem Leben. Aber jetzt geht es zunächst auch ersteinmal darum, in dieser Phase durchzuhalten, die Scheidung durchzustehen und Dir Hilfe zu holen, wenn Du sie brauchst. U. U. durchläufst Du jetzt auch gewisse Phasen, die nach einer Trennung oft einsetzen. Ersteinmal Ohnmacht und nicht Wahrhabenwollen, es einfach nicht glauben können, dass der andere das so leichtfertig abtut, was einem selbst alles bedeutet. Dann kommt die Phase, wo alles nur wehtut, die Gegenwart, die Erinnerung, jeder indirekte oder direkte Kontakt, die Begegnungen und frustrierenden Gespräche, diese Phase dauert ziemlich lange und die gilt es durchzustehen, nicht aufzugeben, fest darauf zu hoffen, dass sie vorbeigeht. Es wird wieder besser, auch wenn man es nicht glauben kann. Es ist zu schaffen!

Dir jetzt für die Scheidung einen klaren Kopf, Fairness und Achtung trotz der Verletzungen. So schwer es fällt, weil da auch eine gehörige Portion Wut dazu kommt: versuche ruhig zu werden - Meditation ist sicher schon ein guter Ansatzpunkt. Du brauchst viel Kraft und die wünsche ich Dir. Vertraue darauf, dass es wieder bergauf geht!

Alles Gute

Ana

25.07.2003 16:13 • #6


E
Hallo Capricorne

Ich möchte mich Sabs anschließen und wünsche dir viel, viel Kraft damit du die Scheidung und alles gut verkraftest. Ich weiß sehr gut was im Moment in dir vorgeht, denn ich mache ungefähr das gleiche durch. Ich habe morgens auch keine Lust aufzustehen und meine Gedanken kreisen immer nur um das gleiche Thema. Habe nächste Woche auch noch eine Woche Urlaub, da wir in die Ferien fahren sollten und diese Woche muss ich jetzt trotzdem nehmen (Jahresurlaub) und zu Hause sitzen.

Also wünschen dir alles gute und bis bald

Tania

25.07.2003 16:38 • #7


E
Hallo Capricorn,

die Anderen haben hier schon vieles geschrieben, was ich bestätigen und unterstützen kann.

Ich hab auch immer gedacht, ich könnte mit meinen Problemen allein fertig werden. War bisher auch so. Aber das ich nach 23 Jahren zusammensein und 16 Jahren Ehe von meinem Mann verlassen wurde, hatte mich so an den Abgrund geführt, dass ich einsehen musste, es geht nicht mehr allein. Ich schaffe es nicht. Hatte mich dann für eine kurze Zeit von meinem Hausarzt krankschreiben und dann zu einer Psychotherapeutin überweisen lassen.

Hatte auch an mehreren Stellen gleichzeitig meinen Kampf mit der Trennungsbewältigung angefangen. Und das war gut so. Jeder Mensch, ob virtuell oder real.......jede Aktivität, jedes Vorbild, jedes Gefühl, jeder Gedanke hat mich weitergebracht. Alles und Jeder zu SEINER Zeit.
Ich hatte mich auch mit Meditation und Autogenes Training beschäftigt. Hab mich körperlich betätigt, um Wut und Frust abzubauen. Viele gute und konstruktive Gespräche geführt oder Trost bekommen von Familie, Freundinnen und Freunden. Erst ein halbes Jahr nach der Trennung hab ich dieses Forum entdeckt und das tat dann sein übriges. Ich hätte mir auch nie vorstellen können, mal öffentlich in so einem Forum meine Probleme, Gedanken und Gefühle auszubreiten. Aber es hat mir geholfen. Bis dahin habe ich Tagebuch geschrieben.

Manchmal hab ich nicht bemerkt, dass ich weiter gekommen bin, aber mein Umfeld war sehr aufmerksam und hat es mir immer wieder vor Augen gehalten. Auch du wirst weiterkommen.......Schritt für Schritt. Auch wenn vieles, was du jetzt machst, nur für kurze Zeit hilft. Das ist schon wieder ein Schritt weiter. Lebe und plane erst einmal einen Tag nach dem anderen.

Weisst du, auch ich hatte Angst vor dem Alleinsein.......dieses Ungeheuer. Mein schlimmster Alptraum. Und was ist jetzt. Ich habe nach einiger Zeit die Herausforderung angenommen und lebe nun gern allein. Das Alleinsein hat allen Schrecken verloren. Ich gebe aber zu, dass ich eigentlich ein Beziehungsmensch bin und irgendwann auch wieder einen Partner an meiner Seite möchte. Aber wenn nicht, auch gut. Nun ist es ja bei mir auch so, dass ich mit meinen 40 Jahren die Familienplanung abgeschlossen habe. Habe ja auch zwei Kinder (Tochter 16 und Sohn 12). Wenn ich also wieder eine nächste Beziehung eingehe, brauche ich darauf nicht mehr zu achten, was bei dir sicher etwas anders aussieht. Aber trotzdem solltest du jetzt nicht deswegen in Panik verfallen.

Kümmere dich jetzt erst mal in erster Linie um DICH. Du schaffst das. Ich hatte auch gedacht, ich schaffe es nicht...ich überlebe es nicht....ich kann ohne ihn nicht leben. Und DOCH ist es so. Ich habe es geschafft, ich habe es überlebt und ich kann ohne ihn leben. Und das ganz gut und auch gerne, nach 1 Jahr und 5 Monaten Trennung.

Lass dich nicht unterkriegen. Nimm jede Hilfe an, die sich dir bietet. Versuch weiterhin verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren. Es wird nicht nur Eine Sache geben, die dir weiter hilft.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft.

Viele liebe Grüße
Wolfsfrau

28.07.2003 23:21 • #8


E
Hallo Capricorn,

Ich kann dich nur allzu gut verstehen, denn mir ist nach 9 Jahren Ehe genau das Gleiche passiert. Meine Frau hat mir von einem Tag auf den anderen mitgeteilt, nicht mehr mit mir leben zu können und von Anfang an klar gemacht, dass ich nichts an ihrer Entscheidung ändern könne. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet und fand unsere Beziehung bis auf einige Unstimmigkeiten ok und war glücklich. Bis heute kann ich nicht verstehen, dass sie mir nicht noch einmal die Chance gegeben hat, das zu ändern, was sie an mir gestört hat. Ausserdem behauptet sie, diese Entscheidung sei sehr kurzfristig gekommen, was ich nicht glauben kann. Wir haben 12 Jahre zusammen gelebt, und deshalb denke ich, dass sie sich schon lange mit diesem Gedanken befasst haben muss. Oder vielleicht hat sie mich überhaupt nie richtig geliebt. Da ich sie noch immer über alles liebe, komme ich ohne sie überhaupt nicht mehr zurecht. Ich kann mir daher sehr gut vorstellen wie du dich fühlst. Ausserdem haben wir 2 Kinder zusammen, die ich jetzt auch nicht mehr oft sehe.
Nur denke ich, dass wir Männer im allgemeinen eine Beziehung normalerweise nicht in Frage stellen, wenn wir daran gewöhnt sind und es uns gut geht. Bei Frauen scheint das anders zu sein. Sie denken ständig - glaube ich jedenfalls - darüber nach, ob die Beziehung sie denn nun wirklich erfüllt oder nicht. Ausserdem ist es typisch, wenn wir Männer nicht mal bemerken, dass es unserer Frau bei uns nicht mehr so richtig gefällt. Meine Frau behauptet, ich hätte merken müssen, dass unsere Beziehung nicht mehr in Ordnung war, dabei ist mir aber leider nicht das Geringste aufgefallen.
Das Schlimmste dabei ist, dass sie diese Entscheidung einfach so getroffen hat, obwohl sie weiss, wie schlecht es mir dadurch geht und damit kann ich mich überhaupt nicht abfinden. Zumal ich so viel für sie getan habe.

29.07.2003 14:47 • #9


E
Hallo taka,

kann das sein daß Du ich bist?

Das könnte von mir sein, was Du geschrieben hast, ehrlich. Es erinnert mich irgendwie an die 3. Augustwoche letzten Jahres, ja genau diese Worte kamen auch. Nur wurde es noch mehr ausgekleidet.

Ja ich hatte auch das Gefühl, daß ich alles getan habe, am Schluß war ich der Meinung, es ging ihr einfach zuu gut. Und diese Chancenlosigkeit ist so das deprimierendste an der Sache. Nein, nicht das geringste Anzeichen, nicht die geringste Chance. Gut - bei mir hatte sie gleich (und hächstwahrscheinlich davor auch schon) einen Neuen, das kam noch erschwerend hinzu.

Dir bleibt nur eines, erkenne an, taka, daß es vorbei ist und löse Dich von ihr, sofort. Halte eine Kontaktsperre, auch wenn es Dir schwerfällt. Bleib hier im forum aktiv, hier versuchen, viele irgendwie zu helfen, wenn auch Hilfe in Deiner Situation schwer möglich ist (durch den Schmerz mußt Du alleine durch!). Es hören hier genug Leute zu. Gruß und viel Beton in der Brust wünscht Gerd

29.07.2003 15:13 • #10


E
Hallo capricorn,

daß ich noch hier bin hat jetzt nur noch selten mit meinem aktiven Bauchproblemen zu tun, sondern hängt damit zusammen, daß ich gerne zurückgebe, was ich von allen hier erhalten habe (soweit ich das kann).

Als ich die Beiträge hier las und sah, daß andere eben schon sooo viel weiter waren, war ich auch erst einmal deprimiert. Wahnsinn, 10 Monate, unglaublich, das halt ich nicht aus. Aber Du wirst die Zeit überstehen, sie kommt einen anfangs endlos vor. Das Forum hier erlaubt, sich abzulenken, zu lesen.

Ich will die Chronologie etwas komprimiert schildern. August 2002 war das zufällige SMS-lesen - aha, es gibt einen Anderen. Einen Monat lang wollte ich danach gegensteuern, hab mich zum Affen gemacht. 3. Sept. Auszug - immer wieder SM geschickt, immer wieder Absagen. Irgendwann hier tut es nicht-Thread gelesen und dann konsequent die Kontaktsperre durchgezogen.
Ende 2002 (Weihnachten und Sylvester) ging es mir nochmal richtig dreckig, danach wollte ich einfach innerlich einen Schlußstrich ziehen. 3. Januarwochenende hab ich ihr dann mal (so laut und deutlich wie noch nie in meinem Leben) gesagt, sie kann mit mir über die Scheidung, über den Unterhalt und über die Kinder reden, sonst will ich nichts mehr wissen von ihr!
Ab da - klare Lösungsaussage - ging es mir langsam besser, neue Inhalte füllten mein Leben, ich merkte, daß Partnerschaft nicht alles ist im Leben und daß es weitergeht. Ab da war mir bewußt, daß es nicht nur Depris gibt sondern auch Optimistis gibt.
Mit diesem Wissen im Rücken ließ sich eine Krise viel leichter durchstehen.
Jetzt tut sie mir immer mal wieder weh, aber die Halbwertszeit des Schmerzes sind maximal noch 5 Minuten.
Dies nur kurz dazu, es sind Etappen, aber es wird immer besser, glaube mir. Gruß, Gerd

29.07.2003 15:39 • #11


E
Gerd,
Danke für deine Stellungnahme. Kontaktsperre ist wohl die einzige Möglichkeit, wird jedoch dadurch erschwert, dass wir Kinder zusammen haben. Eigentlich möchte ich ihr immer wieder sagen, wie sehr ich sie noch liebe und dass ich nicht verstehe, dass sie einfach so das wegwirft, was mir alles bedeutet. Ich verlange Erklärungen und weiss dass sie mir nur irgendwas erzählt, damit ich sie in Ruhe lasse. Wenn ich das Ganze doch nur irgendwann verstehen könnte.

Grüsse von taka

29.07.2003 15:52 • #12


C
Hallo Zusammen,
sorry, dass ich das jetzt so sagen muss,
aber ist das nicht alles echt traurig?
Mein Mann und ich haben uns vor 9 Monaten nach knapp 13 Jahren getrennt (und uns unser ganzes Leben, seit wir 7 Jahre alt waren gekannt - bester Freund meines Bruders gewesen seit der 1. Klasse und mein Traummann seit der Zeit)
Irgendwie hatten wir uns aber die letzten Jahre nur noch gestritten und kein Verständnis für den anderen aufgebracht, Schuldzuweisungen (du verstehst mich halt nicht ...)
Nachdem wir 2 Tage - ohne Streit - uns nichts mehr sagen konnten, bin ich ausgezogen (er war erleichtert) und danach war ich einfach nur gelähmt, damals dachte ich, wenn das so einfach ist, sich zu trennen, dann Glückwunsch an mich selbst.
Heute muss ich sagen, dass die Zeit so schnell die Wunden nicht heilt.
Es macht mich zeitweise so traurig, das alles so gekommen ist.
Komischerweise denkt jeder, ich hätte alles super im Griff und therapeutische Hilfe oder Psychozeugs oder anderes brauch ich nicht, kann zum Glück auch schlafen und andere sagen, ich wäre wesentlich ruhiger geworden (Ja, war früher schon ein ganz schönes Nervenbündel).
Ihr denkt jetzt vielleicht, warum sülzt die hier ihr Zeug runter..
aus einem Grund
ich kann nur den Tipp geben, nicht so ins Leben stürzen, sondern Dinge für sich alleine tun, ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich lieber für mich alleine bin, auf eine neue Beziehung habe ich keinen Bock und unter Leute gehen, bringt mir im Moment auch nicht soviel,
manchmal sitzte ich abens im Bett und mache mir Gedanken über mich selbst und motiviere mich, dass ich zum Glück gesund bin, Arbeit habe und Geschwister, Eltern, Freundin (auch wenn diese nicht soviel Zeit haben), das macht mich zumindest zeitweise glücklich.
Ich hoffe, und bete zu Gott, dass ich irgendwann (hoffentlich bald) über diese Traurigkeit hinwegkomme (die zum Glück nicht lange anhält, und auch nicht unbedingt morgens sondern ganz spontan kommt)
Ich glaube das Glück tragen wir in uns selbst, und müssen uns dies immer wieder sagen
Capricorn, denke dran, du hast auch KInder, halte Kontakt zu IHnen, irgendwann wirst du mit deiner Frau auch wieder normal umgehen können (obwohl, es bei mir so ist, dass mein Mann und ich uns heute super verstehen und ich denke, wenn das nur früher so gewesen wäre) - wenn, wenn, wenn
Halte dich an die positiven Sachen des Tages, sei freundlich zu anderen, es kommt wirklich zu einem zurück, und auch das macht froh ...

bis bald
tanja

01.08.2003 23:40 • #13


C
sorry, capricorn, dass mit du hast ja auch noch KInder
ich hatte Dich mit Taka verwechselt (letzte Antwort vor meiner)
aber egal, ob Kinder oder nicht, du hast ja auch gesagt, stimmt die Familie hilft - zum Glück gibt es die ...

Tanja

01.08.2003 23:53 • #14


C
Liebe Ana, danke für Deinen Zuspruch. Ich habe eine der schlimmsten Woche meines Lebens hinter mich gebracht. Die Scheidung war eine Sache von 15 Minuten, da wir beide keinen Kampf geführt haben und jeder auf alles verzichtet hat. Dennoch war in dieser Woche meine Gemütslage so tief als ob die ganze Welt um mich rum nicht mehr existiert.
Hallo Tania, leider ist bei mir jetzt nach 3 Monaten Trennung der Morgen immer noch das Schlimmste. Dieser ewige Kampf aufzustehen und in die Arbeit zu gehen, die einen zwar teilweise ablenkt, aber nicht die Möglichkeit gibt seinen Schmerz richtig ausleben zu können.
Wenn es gar nicht mehr geht nehme ich mit tageweise Urlaub um einfach nur liegen bleiben zu können. Das heisse Wetter in den letzten Monaten tut sein Übriges dazu. Versuche den Urlaub zu nutzen um dich selbst zu finden. Ich habe bei mir selbst gesehen, dass die Ablenkung nur bedingt eine Hilfe ist.
Liebe Wolfsfrau, Du hast dein Leben sehr früh auf Familiengründung eingerichtet. Mit 17 Jahren einen Partner fürs Leben kennen zu lernen ist sehr früh. 23 Jahre Beziehung ist eine lange Zeit. Auch ich hatte eine frühe 13 jährige Beziehung bevor ich meine Frau kennen lernte. Was mir bei der jetzigen Trennung so zu schaffen macht, ist nicht, dass wir 6 ½ Jahre zusammen waren, sondern die Art und Weise wie schnell sich eine Frau entlieben kann. Ich habe mich bis kurz vor Schluss sehr wohl gefühlt und bin weiss Gott kein Ignorant. In einem Lebensabschnitt, der für eine Familiengründung doch langsam zu ende geht, trifft es mich dann um so mehr. Sicher, objektiv gesehen ist es immer schlimmer wenn Kinder da sind, die unter einer Trennung leiden. Vielleicht bin ich auch ein gewisser Egoist dem dieses Argument im Moment nicht so viel hilft. Ich habe jedenfalls die Erfahrung, ein eigens Kind zu haben, n.n. haben dürfen. Und ich könnte mir denken, dass Deine Kinder dir in deinen schwersten Stunden auch etwas geholfen haben.
Ich bin gerade in der Phase zu versuchen mich wieder mehr auf mich zu konzentrieren. Bis jetzt waren alle Aktionen meist auf Ablenkung oder Ersatz getrimmt. Ich will unbedingt erst wieder 100% zu mir finden, mich selbst lieben können, auch alleine zufrieden sein zu können, um dann wieder gestärkt in eine Partnerschaft einsteigen zu können. Ich wünsche auch Dir einen lieben Partner für deinen nächsten Lebensabschnitt.
Hallo Taka, wenn ich deine Geschichte so lese, sehe ich, neben Gerds Entwicklung, einige Parallelitäten. Auch mir macht am meisten dieser Überraschungseffekt zu schaffen. Vielleicht sind wir Männer einfach nicht in der Lage die stillen Botschaften einer Frau zu erkennen. Sollten wir doch etwas empfangen, verdrängen wir es sofort wieder oder nehmen es nicht ernst. Das werfe ich mir im Moment vor. Ich suche nicht die Schuld alleine bei mir, jedoch werfe ich mir meine mangelnde Sensibilität vor, diese Botschaften nicht registriert zu haben. Dabei gibt es doch so viele Bücher die genau diese Problematik behandeln. Aber von der Theorie zur Praxis ist halt ein langer Weg. Ich hoffe jedenfalls nicht mehr als 10 Monate (Gerd) zu brauchen, damit ich wieder beziehungsfähig werde. Aber Du hat ja wegen der Kinder auch immer wieder Kontakt zu deiner Vergangenheit. Ich möchte meine Kontaktsperre jedenfalls aufrecht erhalten, auch wenn es mich immer mal wieder in den Fingern juckt ihr einen Brief zu schreiben, wie sehr sie mich verletzt hat und ihr erklären wie ich wirklich bin und somit doch genau der Richtige wäre. Vielleicht mach#8217;s ich ja doch noch mal, weiss nicht genau; bin im Zweifel!
Hallo Tanja, ich denke mal ihr habt euch einfach zu früh gekannt. An die Kindergartenliebe glaube ich persönlich nicht. Wir Menschen entwickeln uns gerade in unserer Jugend am extremsten und so ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich zwei Menschen genau gleich entwickeln. Ausserdem muss jeder Mensch mehrere Erfahrungen gemacht haben um sich dann im Leben auch einigermaßen sicher zu sein was er eigentlich will. Ich stimme dir zu, dass das mit dem ins Leben stürzen kein Allheilmittel ist. Ich komme auch immer mehr dahin, mich erst mal selbst zu festigen und nicht alles was ich tue daraufhin auszurichten wieder jemanden kennen zu lernen. Meditation hilft mir hierbei sehr. Meine morgendliche Depression kann ich aber leider immer noch nur damit abmildern in dem ich mir für den Abend etwas bestimmtes vornehme, womit wir wieder beim Ablenken wären.
Viele Liebe Grüsse
Capricorn

04.08.2003 13:18 • #15


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