Selbsthilfegruppen, Depressionen & Midlifecrisis

E
lieber capricorn,

weisst du was mir auffällt, du setzt dich über gebühr unter druck was die zeitliche spanne für deine verarbeitung angeht. du schreibst, dass du keine 10 monate brauchen möchtest, damit du wieder liebes- und beziehungsfähig bist. ich dachte anfangs auch, neeeeee ich will nicht lange allein bleiben, das kann ich nicht und meinte auf die schnelle mal jemanden kennen lernen zu müssen, ging alles gründlich nach hinten los. war nicht wirklich offen für dieses ganze neue, nicht nach einer beziehung die 16 jahre hielt. ich bin dann ca. 4 monate nach der trennung dazu übergegangen nicht mehr zu suchen und mir klar zu werden, es kann noch nichts neues funktionieren und wenn du im 'neuanfang' nach liest, wirst du das auch ganz schnell sehen. wie auch, jeder hat massig verletzungen davon getragen und die wollen und müssen erst einmal geheilt werden und eine neue frau kann dir zwar ablenkung verschaffen, aber nicht die wunden heilen, glaube mir.

versuche erst einmal nicht daran zu denken, ob und wann ein neuer mensch, den du wieder lieben kannst, in dein leben tritt, denn wenn es nicht zu der für dich im kopf vereinbarten zeit eintritt, dann bist du wieder enttäuscht und ich denke enttäuschungen brauchst du jetzt keine mehr und vor allem keine hausgemachten.

den schmerz, die wut, die enttäuschung und auch die depression, die wohl bei manchen mit dazu gehört kannst du nur für dich allein bearbeiten und mit freunden besprechen, die dir hilfestellungen geben, aber ansonsten musst du ganz allein durch, sonst ist es nicht aufgearbeitet und kommt an irgend einer stelle wieder hoch.

ich weiss, du möchtest am liebsten morgens aufstehen und es soll alles wieder so sein wie früher, das ging mir anfangs auch so, ich habe nicht kapiert, wie meine heile welt plötzlich so schnell zerfallen kann, ist aber passiert. und wenn du dann ausmachst, dass es eben nicht so ist, dann möchtest du, dass es ganz schnell vorbei ist mit all den üblen gedanken und gefühlen, leider ist das nicht so, es dauert eben seine zeit. denke einfach nicht was die zukunft bringt, es wird eh nur ein schwarzes waberndes loch sein, versuche jeden tag zu sehen, du wirst dich sicherlich noch oft umschauen und in die vergangenheit blicken, lass es einfach zu, es hat seine berechtigung.

du stehst mit deiner verarbeitung der trennung nicht unter leistungsdruck, du bist nicht in der arbeit!!! sei geduldig mit dir und nehme dir die zeit und akzeptiere auch, dass du diese zeit brauchst.

liebe grüsse
sabs

04.08.2003 16:32 • #16


C
Nun ist es 13 Wochen her, seit mich meine Exfrau verlassen hat. Leider komm ich aus dem Tal der Tränen nicht heraus. Immer noch ist der Morgen das Schlimmste. Letztes Wochenende habe ich mal nicht so viel zur Ablenkung unternommen und sofort ging es mit meinem Gemütszustand wieder bergab. Ich bin so traurig und ich bin so einsam!! Meine Verlustängste steigen, stelle mir vor, was ist, wenn meine Eltern nicht mehr da sind. Oh bin ich schlecht drauf. Fühle mich wie ein 5jähriges Kind. Dann kommt auch noch die Hitze und der Vollmond dazu. Wieso haben wir genau dann einen Jahrhundertsommer, wenn ich in ein solches Loch falle. schei. Leben. Versuche die schöne Zeit, die ich mit meiner Exfrau hatte, in der Vergangenheit zu belassen. Weiss nicht mehr ob der Verlust meiner Frau oder die jetzige Einsamkeit meine Seele mehr belastet.
Liebe Sabs, du hast natürlich recht, dass ich nicht unter Leistungsdruck wie in der Arbeit stehe. Aber der psychische Druck, der auf mir lastet, ist ungleich grösser. Dieses Gewicht soll so schnell wie möglich reduziert werden. Deshalb die Ungeduld. Ich will nicht noch weitere Monate leiden. Würde gerne mein Leben wieder geniessen, ist doch eh so kurz.
Ich halte diesen Gedankenwirrwarr in meinem Kopf und diesen unangenehmen Druck in der Magengegend einfach nicht mehr aus. Ich dachte, ich wäre schon einen Schritt weiter, habe sogar schon bei anderen im Forum geantwortet, aber jetzt sitze ich wieder am Boden und fühle mich klein. Tiefe Traurigkeit umhüllt mich. Ganz tief im Innern, im Zentrum meiner selbst lastet ein Druck von Innen nach Aussen und von Aussen nach Innen. Meine Seele springt zwischen den Kräften hin und her, kann aber nicht ausweichen, ist gefangen in einem engen Raum. Der Kopf versucht zu Steuern kommt aber nicht durch. Die Leitungen nach Innen sind gekappt. Gibt es überhaupt eine Verbindung zwischen Kopf und Bauch? Weinen hilft, aber kann es reparieren oder nur reinigen? Es ist so schwer diesen Zustand in Worte zu fassen. Wie kann ich mich da selbst rausholen? Warum hilft mir nicht eine Liebende? Warum kommt die Liebende erst wenn man sich selbst gerettet hat? Warum bin ich so abhängig? Hab immer alles im Griff gehabt. Und jetzt? Die innere Sicherheit, das Selbstvertrauen, alles weg. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen. Nur für heute.......
Capricorn

11.08.2003 10:56 • #17


A


Selbsthilfegruppen, Depressionen & Midlifecrisis

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Guten Morgen capricorn,

bin gleichfalls vor 2 Monaten verlassen worden. Haben damals zwar beide die 6-jährige Beziehnung beendet, aber nach meinem Umzug 3 Wochen später hats mich voll erwischt. :'(

Diese Einsamkeit, Dunkelheit, Traurigkeit, Leere, Verzweiflung u.v.m. macht einen fertig, lethargisch .. aber das kennst du ja selbst nur zu gut.

Seit 5 Wochen schleppe ich mich durch das Tal der Tränen - habe seit 8 Tagen die Kontaktsperre eingehalten (furchtbar, aber wohl die EINZIGE Hilfe) und gehe heute Abend mit einer ganz Lieben aus. Innerlich weiss ich auch nicht, ob das funktioniert, aber Ablenkung hilft ungemein. Innerlich bin ich total zerrissen, zum einen überhaupt keinen Bock, zum anderen meine einzige Chance mal wieder zu lachen! Habe nur eine Mordsangest, dass mich das Mädel in Kürze abserviert :(

Hab sowieso keine Kraft mehr, das wäre jetzt zuviel. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, aber ich will es riskieren.

Mein Statement für Dich soll Dir nur zeigen, dass ich als seltener Schreiber hier im Forum, DU bist nicht alleine mir Deinem Problem!!! Zwar hat jede/r seine individuelle Geschichte, aber die Hauptproblematik und die Gefühlswelt ist bei uns allen sehr ähnlich. Ich würde mich sooooo freuen, wenn ich den Neuen in 1 Jahr schreiben könnte: Nach einem gewissen Abstand sieht man die Welt und den/die Ex mit neuen Augen. Das Leben ist schön!

Na ja dann lass uns mal gemeinsam leiden und auf das Glück hoffen!! Kopf hoch
Frank

11.08.2003 11:11 • #18


E
Hallo capricorn,

flehende Hilferufe... und nur Du selbst kannst Dir helfen. Wir hören Dich, wir wissen, was Du durchmachst. Wir kennen den Schmerz und das Gefühl der Ausweglosigkeit. Es haben viele hier durchgemacht und genauso empfunden.
Du schreibst, Du hast begonnen, anderen hier zu helfen. Mache dies weiter, hilf anderen, schreibe hier Deinen Schmerz nieder und versuche, anderen beizustehen. Alles was Du durchlebst, alles was Du hier machst, wird Dich weiterbringen. In diesem Moment wirst Du mit anderen reden, ihnen versuchen, mit Deinen Erfahrungen zu helfen - und - für einen kurzen Augenblick Deine Probleme nicht fokussiert sehen.

Sehe Dich vor 12 Wochen - wie intensiv war da alles - da kamst Du garnicht auf die Idee, anderen zu helfen, zu sehr warst Du mit Dir selbst beschäftigt. Merkst Du, daß Du eine Entwicklung machst - auch wenn nur in kleinen Schritten?

Der Kopf ist langfristig der Sieger, aber wie man durch stetige Wiederholung etwas lernt, so braucht der Verstand, die Logik eine gewisse Zeit, um das Gefühl, den Bauch zu schlagen. Du trainierst gerade, auch das Weinen baut den Druck erst einmal ab, es gehört dazu!

Auch eine Liebende wird nur eine Ablenkung sein - und wer will schon die Seelentrösterin eines Trauernden sein. Diese Gedanken bringen nicht weiter (mein Chef sagte immer: ... eine Neue muß her!!), erst muß der Schmerz durchlebt werden, danach - hart aber wahr - wirst Du für Dich abschätzen, ob eine Beziehung alles im Leben ist, und zwar ganz realistisch.

Weiter fallen als jetzt geht nicht mehr, es kann nur noch aufwärts gehen. Und Du wirst mit der Zeit erkennen, daß es 2 Seiten einer Medallie gibt.
Die Vorteile der Partnerschaft zu den Vorteilen des Singlelebens:
  • Ich muß keine Kompromisse finden, wenn ich alleine lebe
  • Ich suche und erfülle mir meine Wünsche - nicht die Wünsche des Partners
  • Der manipulative Kampf um die Vorherrschaft in der Partnerschaft ist vorbei
  • und dann Details: um 20.15 kann ich das im TV ansehen, was ich will usw...


Und vielleicht irgendwann, wenn ich wieder dazu bereit bin - wird ein Lebensziel vielleicht wieder ein Mensch sein, mit dem ich gemeinsam etwas erreichen will, was ich vielleicht alleine nicht schaffe. Hier setze ich mich (inzwischen) zeitlich überhaupt nicht unter Druck.

Nimm den Schmerz als eine vorübergehende Phase wahr, er wird vergehen. Geh ruhig rein, fühle ihn. Er wird Dich erstarken lassen - später wirst Du mit dem nötigen Abstand wissen, wie es Dir einmal erging - und Du wirst wissen, welchen Schmerz Du auch anderen zufügen kannst. Dies wissen viele Verlasser nicht! Gruß, Gerd

11.08.2003 11:35 • #19


E
sagt mal ...

seid ihr eigentlich noch ganz bei trost ... ?
habe nur quer gelesen,

aber: ihr redet hier von herzschmerz, von vielen jahre ehe oder beziehung und dem tal der tränen, dass doch endlich durchschritten sein sollte ----

nach 13 wochen, 2 monaten oder vielleicht ....

... nach drei tagen? wäre das den herren genehm?

wieviel war denn eure liebe wert, wenn sie bereits nach 8 wochen vergessen wäre und ihr euch wieder wie super-männer fühlt?

in welchem verhältnis stehen 6 jahre zu acht wochen, wenn es wirklich ernst war??
ihr macht euch lächerlich. unglaubwürdig.

und die frau, die (jetzt) an euch gerät kann einem nur leid tun.

lonely: Innerlich bin ich total zerrissen, zum einen überhaupt keinen Bock, zum anderen meine einzige Chance mal wieder zu lachen! Habe nur eine Mordsangest, dass mich das Mädel in Kürze abserviert

ich will nur hoffen, dass sie dich ganz schnell abserviert. du bist noch lange nicht fertig.

nix für ungut.






11.08.2003 11:38 • #20


C
Hallo lonely, ich wünsche dir viel Spass mit dem Mädel, aber sieh es als Ablenkung und nicht als neue Liebschaft. Versteife dich aber bitte nicht auf diese Frau. Es ist zwar nicht unmöglich, aber sehr unwahrscheinlich, dass du etwas für DIESE Frau empfindest. Hierfür, und da muss ich questionmark recht geben, sind 2 Monate und auch 13 Wochen nach einer jahrelangen Beziehung zu wenig. Auch ich erwische mich immer wieder dabei, mich nach einem Ersatz zu sehnen, aber das ist der falsche Weg. Wir müssen lernen alleine glücklich zu werden um dann als gestärkte Persönlichkeit hervorgehen zu können. Aber questionmark, etwas sensibler dürfte dein Beitrag schon sein. Im Prinzip hast du ja recht, nur in unserer Verfassung kommt man halt auch auf den Gedanken, durch Ersatz vom eigenen Schmerz abzulenken oder sogar abzutöten. In meinem Falle war der Wunsch eher rhetorisch zu verstehen. Wenn sich mir die Gelegenheit jedoch bieten würde, mit einer lieben Frau ausgehen zu können, so würde ich es mit Sicherheit auch tun. Wobei ich weder für ein Abenteuer noch für eine Beziehung investieren, sondern dies einfach nur aus Freude ausüben würde.
Lieber Gerd, du bist ja schon ein wenig/viel weiter als ich. Ich habe es auch als kleinen Fortschritt gesehen, indem ich auch anderen Mut zuspreche. Leider habe ich das Gefühl, immer noch so tief wie zu Beginn der Trennung zu fallen. Vielleicht ist es nicht mehr so häufig, aber es geht immer noch bis zum Grund. Das Selbstwertgefühl ist bei Null. Komplett eingenebelt von der Trauer und das Spüren der totalen Einsamkeit, stärker noch als am ersten Tag. Ich weiss, ich muss da durch, aber es ist so verdammt energiezerrend. Und da ist noch die Gewissheit, dass es nicht das letzte mal war. Auch habe ich Angst, dass ich schleichend in meiner Depression hängen bleibe. Deine Tipps bezügl. der Vorteile eines Singlelebens sind lieb gemeint, aber für mich nicht allzu hilfreich. Ich glaube ich hatte mich in meiner Partnerschaft ganz gut durchgesetzt (vielleicht zu sehr). Aber nochmals vielen lieben Dank an dein Mitgefühl. Capricorn

11.08.2003 14:26 • #21


E
hallo capricorn,

ist heute black-capricorn-day (wie von meinem vielgeliebten jamiroquai besungen)?

weisst du was du immer mal wieder tun solltest, lies Planet IRRTUM, du scheinst mit metaphern auch etwas anfangen zu können und wenn es einen in den strudel der emotionen reisst, dann kommt man vielleicht da wieder raus. ich denke du bist noch auf dem flug dorthin, alles verworren, deine instrumente funktionieren nicht und das einzige was dir jetzt bleibt ist 'überleben' klingt vielleicht überspitzt, aber es ist alles ausser kontrolle und du musst sehen, dass du deine raumkapsel einigermassen durchs all steuern kannst.....wo du mal landest, keine ahnung. aber auf diesem flug bist du allein und du kannst nur ab und zu funkkontakt aufnehmen. es ist ein harter weg, ich weiss das mein lieber capricorn, aber er wird dich auch weiter bringen, auch wenn es jetzt noch nicht so aussieht. du wirst dich verändern, so wie es richtig ist für dich!!!

trauere einfach und auch wenn du denkst du hälst den schmerz nicht mehr aus, du wirst ihn aushalten, du kommst an neue grenzen in deinem leben und wirst sehen, was du alles durchleben kannst, ohne dass wirklich etwas schlimmes passiert. habe ein bisschen vertrauen in meine worte, ich habe das genau vor 1 jahr so durchlebt und ich dachte, das überstehe ich nicht, aber ich bin dabei es weiterhin zu überstehen, tag für tag aufs neue!!!

sei umarmt
sabs

11.08.2003 20:04 • #22


C
Liebe Sabs, meine treue Seele,
vielen Dank für dein Zuspruch. Zur Zeit ist jeden Tag ein Black Capricorn Morning. Heute habe ich wieder sage und schreibe eine Stunde! benötigt, um mich nach dem Erwachen aus dem Bett zu erheben. Eine Stunde bei klarstem Bewusstsein! Jeder Gedanke wiegt schwer wie Blei. Was wäre wenn...? Was hab ich falsch gemacht? Warum kann ich das Rad nicht zurückdrehen? Wie kann meine Ex so eine Beziehung wegwerfen? Fragen über Fragen. Ich will sie verdrängen; geht aber nicht. Ich will sie bewusst verarbeiten; ohne Erfolg. Keine Energie zum Aufstehen. Blei im Kopf und Blei im Magen. Ich muss in die Arbeit, will aber nicht. Bin müde und doch so wach. Am Abend zuvor ging es mir doch schon etwas besser. Und jetzt wieder dieser Morgen. Was ist mit dem morgigen Morgen? Am Liebsten würde ich nicht mehr aufstehen, immer liegen bleiben, nie mehr aufwachen. Früher hat der Wecker geklingelt und nach 25min war ich unterwegs. Heute gibt es jeden Morgen einen Kampf. Wofür soll ich aufstehen, wenn ich abends heim komme und doch wieder alleine bin. Es ist noch so ein weiter Weg.
Danke für deine Umarmung
Capricorn

12.08.2003 15:03 • #23


E
Hallo capricorn,

noch einen kleinen Tip von mir. Du kannst natürlich hier schreiben - was aber noch besser ist: Führe ein Tagebuch, wenn auch nur für 30 Tage oder etwas länger.
Das füllst Du morgens mit Deinen Gedanken, legst es zur Seite, wenn alles geschrieben steht, was Dir durch den Kopf geht/ging und dann steht es fest.
Es wird Dir leichter fallen, das Buch zur Seite zu legen, Dich zu sammeln und zu sagen - ok, heute abend befasse ich mich wieder damit.
Du strukturierst erstmal Dein Denken, erkennst Deine Fortschritte und kannst immer nachlesen, was ja auch wichtig ist bei der Verarbeitung.
Ich habe meines jeden 2. Tag geführt (täglich war mir zu stressig, nur wenn mir danach war, dann hab ich ab und zu täglich geschrieben). Später wird die Intensität nachlassen, es steht nämlich irgendwann alles geschrieben, es werden nur einschneidende Erlebnisse oder Erkenntnisse drin landen.
Und ich lese es heute gerne nach, da ich jetzt erkenne, wo ich bin - wie weit ich bin. Und ich erkenne daraus auch die Fehler, die sie gemacht hat (das waren nicht gerade wenig!).

Anfangs, ja anfangs (Meine Frau ist gegangen! von Körner):

Zitat:
Nahezu jeder verlassene Mann verklärt und verschönt nach der Trennung seine frühere Gefährtin. Er unterstellt ihr... meistens Qualitäten, die sie nicht aufweist. Wer die Initiative zur Trennung ergreift, vollzieht ähnliche Prozesse, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen...


Die Blickrichtung wird sich ändern, mit der Zeit. Er schreibt auch, daß sich beide Betrachtungsweisen mit Dauer der Trennung angleichen. D.h. Er sieht sie mit anderen Augen, realistischer, Sie sieht ihn mit anderen Augen, er ist nicht das Scheusal, das sie nach der Trennung angenommen hat.
Geschlechterspezifisch ist das sicherlich tauschbar, nur so als Anmerkung.
Je länger es dauert, umso leichter wird es capri, Gruß, Gerd

14.08.2003 11:06 • #24


E
guten morgen lieber capricorn,

komme erst heute dazu dir ein paar zeilen zu deinen black-capricorn-morning´s zu schreiben.

zu erst einmal, GerdS hat recht mit dem schreiben eines tagebuches, das habe ich auch getan in den ersten monaten, als ich oft dachte, mich zerreist es vor schmerz. dort drin steht meine ganze verzweiflung, meine wut, mein hoffnungslosigkeit und all das, was mich in den ersten monaten nach der trennung bewegt hat. ich habe es als eine art ventil benutzt, wenn ich dachte, mich zerreist es innerlich, zudem habe ich auch viel telefoniert mit einer frau aus dem forum und ich glaube wir haben uns jeden abend stundenlang angeheult, im wechselseitigen rythmus. will nicht heissen, dass ich mich danach wie neu geboren fühlte, aber ich konnte so ein bisschen druck rauslassen, der sich im laufe des tages aufgebaut hat. und wie du weisst und ich dir versucht habe zu vermitteln, alles was hilft ist erlaubt!!!!! diese schmerzen, diese sinnlosigkeit von der du sprichst, ich kenne das so gut und Wolfsfrau hat es mal sehr gut umschrieben (danke meine Liebe!!), man möchte um jeden preis, dass dieser unendliche schmerz endlich aufhört, bei dem man glaubt, man könne ihn nicht mehr aushalten. aber weisst du lieber capricorn, obwohl ich eine von der mega-sensiblen fraktion bin und das für mich der schlimmste super-gau im leben war, ich habe ihn ausgehalten und muss ihn zum teil heute noch aushalten. es geht irgendwie, man schlängelt sich nur noch so durchs leben, denn leben kann man das nicht nennen, was in der anfangszeit der trennung abläuft. oft hatte ich das gefühl es ist zu wenig um zu leben und zu viel um zu sterben. ein paar mal sass ich da und dachte mir ernstlich, ich nehme meine antidepressiva als einmaldosis, damit das alles aufhört. aber irgend etwas war dann immer da, was mich davon abgehalten hat, obwohl ich mich nach nichts mehr sehnte als innerlichen frieden und ruhe, schmerzfrei zu sein. ich war völlig verzweifelt, dachte ich könne niemals mehr im leben nur einen laut lachen, war versteinert von kopf bis fuss. kannte mich selbst nicht mehr, ich die frau, die gerne spass hatte im leben, ganze völkerschaften zum lachen brachte, war versteinert. ich hatte ernsthaft angst, dass mir das verloren gehen würde. kann mich noch erinnern, damals 1 monat nach der trennung fing mein praktikum an, neue menschen, beweisen, was ich gelernt hatte, sass vor meinem rechner und starrte nur vor mich hin, jegliche unterhaltung und spass im büro gingen an mir vorbei und ich war nur ernst, war auf alles wütend, was einen partner hatte und sah den schmerzlichen verlust auch als persönliche niederlage meinerseits an. wenn ich zurück schaue, ich habe, obwohl mein praktikum eigentlich beendet ist, noch immer kontakt zu meinem chefchen, was wir heute ablachen, wieviel spass wir wieder miteinander haben. und auch er, obwohl ihm das nicht bewusst war, hat mir aus dem tal geholfen und sei es nur damit, dass er mich forderte, meckerte, wenn ich mit meinen gedanken woanders war und mist baute. ich habe mich damals (damals.....wie das klingt, jetzt da es fast 1 jahr her ist..) nur noch mit dem programmieren beschäftigt, als ausgleich für all den schmerz, denn da muss man klar und strukturiert denken und kann nicht wirr seine gedanken kreisen lassen. kam nachmittags mit einer riesen aufgabe nach hause und sass oft bis mitternacht vor meinem rechner und habe programmiert, programmiert und nochmal programmiert, neben mir hätten häuser einfallen können, ich hätte es nicht gemerkt. leider ist das nun zu ende und ich muss mich mit dem nächsten problem in meinem leben beschäftigen, wie sichere ich meinen lebensunterhalt, denn in der augenblicklichen arbeitsmarktsituation siehts nicht rosig aus und Ex hat mir den unterhalt auf ein minimum reduziert und laut seinem anwalt könne ich ja arbeiten gehen, denn mir fehlt kein bein, arm oder der kopf. tja wenn das dann mal so einfach wäre, wie er sich das vorstellt. jetzt lässt also der schmerz ein wenig nach und das nächste riesen problem steht vor der tür und hat heftig angeklopft. und das mir, ich als ehemalige prinzessin auf der erbse, der alles in den schoss gelegt wurde, kann dir sagen, das ist heftiger tobak. aber daran werde ich wachsen, auch wenn es sich jetzt noch nicht so anfühlt. das ist das, was ich meinem letzten beitrag meinte, du wirst dich verändern in eine richtung die du bestimmst, ohne dass du es merkst, weil von dir dinge abverlangt werden, von denen du vorher nicht im entferntesten ahntest, dass es sie gibt im leben. aber du hälst trotzdem das steuer in der hand und ruderst gleichzeitig, auch wenn du das nicht merkst.

und lieber capricorn, es werden wieder tage kommen von denen du heute noch keine ahnung hast, die dir zeigen, dass leben hält auch noch für dich die ein oder andere überraschung parat. glaube mir, es werden menschen in dein leben treten, von denen du heute noch nicht mal weisst, dass sie auf dieser welt sind, die werden dein leben wieder bereichern. weisst du, für diese überraschungen und diese menschen lohnt es sich durch zu halten, jeden morgen aufzustehen, auch wenn es eine unendliche kraftanstrengung ist. du bist noch am anfang des tunnels und siehst keinen einzigen lichtstrahl, aber laufe weiter, es wird irgendwo ein kleines lichtlein kommen, das wird dir natürlich den dunklen tunnel noch nicht ausstrahlen und dich zum ausgang tragen, aber da kommt irgendwann noch eines und plötzlich wirst du neugierig und läufst und läufst, ohne dass du es merkst, weil du weisst, das ist der weg nach draussen. glaube mir, ich bin auch noch mitten drin, sehe auch noch nicht den ausgang, aber ich bin nicht gewillt sitzen zu bleiben und mich dieser dunkelheit auszusetzen. auch wenn ich oft noch hinfalle weil ich stolpere auf diesem weg, der gepflastert ist mit steinen, die knie wieder blutig geschlagen, erneute hoffnungslosigkeit spüre und denke, DAS schaffe ich nie. aber ich habe auf meinem weg zum ausgang schon das ein oder andere lichtlein gesehen, das plötzlich aus dem nichts auftauchte, so wimmere ich dann nach einem sturz vor mich hin, bemitleide mich ein wenig selbst (weil natürlich die frage auftraucht, WARUM ich....), es geht dann nach dem sturz nicht so schnell weil alles weh tut, aber was bleibt mir übrig. es gibt eigentlich nur 2 möglichkeiten, dort sitzen zu bleiben, jämmerlich zu verhungern und zu verenden oder aufzustehen, meine ganze kraft zusammen zu nehmen und weiter zu laufen. ich weiss, schei. spiel, wenn ich das mal anmerken darf, leider ist das leben eine ständige achterbahn auf der man hoch und runter fährt, mal weniger intensiv mal gehts ganz nach unten und dann wieder ganz nach oben.

lieber capricorn, ich hoffe ich konnte dir mit meinen zeilen, meinem erleben der dinge ein wenig mut machen um weiter zu gehen. wenn du morgens mit diesem *beep* gefühl aufstehst, ok dann ist es so, das gehört zur dunkelheit. wenn du jeden tag einen schritt läufst werden die dinge passieren, von denen ich gerade sprach - glaube mir!

ich umarme dich
sabs

15.08.2003 11:56 • #25


E
Tja, viel mehr gibt es zu sabs Ausführungen nicht mehr zu sagen:

Nach jedem Winter wird zwangsläufig der Frühling erwachen und nach jeder finsteren Nacht kommt eine neue Morgenröte (nicht von mir).

Aufstehen, capricorn, weitergehen, hinfallen, aufstehn... Zwei nach vorn, eins zurück. Es wird mit jedem Tag/jeder Woche besser... Gruß, Gerd

15.08.2003 12:08 • #26


C
Hallo Capricorn,

du musst dir immer nur wieder sagen:
Trotz meiner Trauer, ich bin froh, dass ich lebe und dass ich gesund bin
hört sich vielleicht naiv an
aber mir hilft es.

Ich persönlich aber glaube - egal, wie es einen getroffen hat,
dass ein gewisses Geführl von Traurigkeit, - dass die Beziehung die man geführt hat, keinen Bestand hatte -, zurückbleibt

das gehört - glaube ich - dazu

Zu der von dir erwähnten Kindergartenbeziehung, die ich angeblich geführt habe soviel:
War bei uns nicht so, wir haben uns zwar seit unserer Kindheit gekannt, aber zusammengekommen sind wir erst mit Mitte 20,
und du hast Recht, wir haben uns unterschiedlich entwickelt.
Aber glaube mir, gerade ich als Frau, die auch immer jemand um sich hatte (Beschützermäßig) - habe gedacht, ich packe das nicht, darüber hinwegzukommen, so allein und auf einmal soll ich alles selbst abchecken und meinen Mann stehen
Aber es geht (trotz der wiederkehrenden Traurigkeit, die ich jetzt aber akzeptiere)

Morgen habe ich einen miesen Tag vor mir:
Mein Bruder heiratet, genau an dem selben Platz, an dem ich vor 4 Jahren geheiratet hatte (fast auch noch mit den gleichen Leuen)
Da werden Erinnerungen hochkommen, dass muss ich hier wohl nicht noch beschreiben.
Aber was solls. Ich nehme es mal wieder an und denke mir, das macht mich noch stärker ...

Ach Capricorn, es tut mir leid,
dass Du so leidest und hoffe einfach, dass der größte Schmerz bald vorüber ist,
denke aber auch daran, dass nix so sein kann wie früher (sprich: Diese Unbekümmertheit)
Setz Dich morgens in Deinem Bett auf und denke, nachdem der Blues über Dich gekommen ist:
Mal sehen, was mir heute positives wiederfährt (und damit meine ich alles Positive: Auch den Vogel, den Du vor Deinem Fenster siehst)

Ich persönlich glaube, dass uns ein so großer Schmerz auch offener werden lässt, für viele schöne Dinge im Leben, die wir vorher so nicht wahrgenommen haben.

Positiv denken, dass ist das einzige, dass ich Dir immer wieder empfehlen kann

Tanja

PS: Und bloß nicht an eine andere Partnerschaft denken, die einen wieder aus seiner Traurikeit raus holt

16.08.2003 01:03 • #27


E
Hallo lieber Capricorn,

nach mehrwöchigem Lesen habe ich gestern den Mut gefasst, unter Sarah(17 Jahre Ehe) zu mailen.

Wollte eigentlich noch gar nicht auf andere Geschichten antworten, aber deine Geschichte und deine Gefühle sprechen mir so sehr aus dem Herzen.

Das Aufstehen ist das Schlimmste,insbesondere, wenn man den beiden Kindern Frühstück machen muss, die Ranzen packen,sich selber fertig machen, arbeiten...

Dachte, jetzt in den Ferien wird es besser, aber auch mich hat der Jahrhundertsommer voll im Griff.
Alle wirken glücklich, Familien machen Grillparties und ich sitze auf meiner Terasse und denke nur daran zurück, was es schön war, wie er noch bei uns war und wir sind abends so oft noch in den Wald und haben Glühwürmchen gesucht.

Rauche momentan wie ein Schlot, weil ich denke, ist eh alles egal, dann sterb ich halt.

Denke auch, ich werde nie wieder glücklich.
Dann lese ich allerlei gute Bücher(Mars und Venus neu verliebt von John Gray, blöder Titel, geht aber um Trennungen und ist sehr hilfreich).
Aber es geht nur eine Stunde besser und danach bekomme ich wieder diese Angst, diese Leere, das Gefühl, nie wieder mit jemandem glücklich zu sein.

Warum fällt es manchen Partnern nur so leicht, alles wegzuwerfen und einen so ersetzbar zu machen?
Aber was ich dir schreiben wollte,ist folgendes:

Wenn ich mich in unserer langen Ehe mal mit Männern auseinandergesetzt habe, war ich immer gefährdet mich in die zu vergucken, die schon leid gesehen hatten-sprich kaputte
Beziehungen, Krankheitetc.
Ich fand das erst perv. bei mir, aber jetzt verstehe ich, warum das so ist:
Sie sind einfach feinfühliger, offener,lebenserfahrener.
Also, so schlimm wir uns auch fühlen und gerade heute am Samstagabend(meine Mädchen zelten in unserem Garten und nächste Woche sind sie wieder bei ihrem Vater) fühle ich mich schei.(pardon)
Vielleicht sehen wir durch die Tränen irgentwann klarer und freuen uns mehr an den kleinen Dingen des Lebens.
Ich würde es dir, mir und allen anderen leidgeprüften so wünschen.
Schlaf gut und viel Kraft
Ulrike

16.08.2003 20:26 • #28


C
Hallo liebe Kummerer/Kümmerer, eins mal vorneweg. Ich bin froh, dass ich meine Geschichte hier ins Forum gestellt habe. Es gibt mir Kraft und Hoffnung meinen Kummer los zu werden und Antworten zu erhalten. Es ist schön, dass hier Menschen mit ihren Beiträgen helfen. Menschen die gleiches oder noch schlimmeres durchmachen. Nach einem durchwachsenem Wochenende welches mit einem Tief endete, habe ich heute morgen den Rechner eingeschaltet und mich sehr über die neuen Beiträge gefreut. Der Tag beginnt nun besser als ich beim Aufstehen noch gedacht hatte. Ich kann nur jedem empfehlen, der diese Zeilen liest, seine Geschichte hier zu erzählen. Eine Antwort kommt garantiert. Niemand ist alleine in diesen schweren Wochen (14 sind es jetzt bei mir). Die Kommunikationswerkzeuge Internet und Handy tragen meiner Meinung nach zu der Anonymität und Unverbindlichkeit der Gesellschaft bei, aber es gibt auch positive Beispiele. Und diese Homepage ist eins hiervon!
Hallo Gerd, dass mit dem Tagebuch ist eine gute Idee. Ich sehe dieses Forum im Moment als eine Art Tagebuch für mich. Besser noch als eine Tagebuch, da externe Ansichten und Kommentare mit einfliessen können. Ich lese immer wieder bereits Vergangenes durch und versuche eine gewisse positive Entwicklung zu erkennen. In einer momentanen Hochphase gelingt es, befinde ich mich jedoch in einem Wellental sehe ich keine Fortschritte. An deinem zitierten Spruch ist etwas Wahres dran. Leider hilft es mir nicht, auch wenn ich weiss, dass meine Ex mich wieder in einem positiveren Licht sehen wird, oder gar etwas bereut. Sie liebt mich nicht mehr; und das schmerzt.
Liebe Sabs, ich freue mich sehr, dass du immer wieder ein paar Zeilen, so wie du es sagst, für mich erübrigst. Es ist zu wenig zum Leben und zuviel zum Sterben. Das ist die treffende Beschreibung für meinen Zustand. Einen Suizidgedanken hatte ich noch nicht (habe zu viel Angst vor dem Tod), aber einen Sinn sehe ich in meinem Leben derzeit auch nicht unbedingt. Würde mich wie du eher zur sensiblen Spezies zählen, obwohl ich doch meinen Mann bis zum Gau wirklich gestanden hatte. Wirklichen Spass habe ich fast keinen. Ab und zu vermittle ich einen gequälten Humor an meine Umwelt, denke aber das dieser meistens durchschaut wird. Da ich bereits früher ein eher ernsthafter Typ war, hat sich das nicht unbedingt in das Gegenteil verkehrt. Wenn ich jedoch sehe, dass Trauernde wie du zusätzliche Probleme wie Arbeitssuche mit sich rumtragen, finde ich mich schnell als Weichei wieder. Auf der anderen Seite kann ich mich zu 100% quantitativ und qualitativ auf mein Trennungsproblem konzentrieren. Ist das nun einfacher? Ich weiss es nicht. Aber insgesamt kann Mann/Frau ja nur 100% leiden, zumindest physikalisch gesehen. Ich versuche mich jedoch an deinem Gesagtem festzuhalten. Aufzustehen und sehen was da neues kommt. Es werden doch auch positive Dinge dabei sein. Das muss doch allein statistisch betrachtet schon so sein. Dank dir noch mal für deine paar Zeilen und sei umarmt.
Dieses Wochenende, lieber Gerd, waren es zwei Schritte nach vorn und drei zurück.
Hallo Tanja, wie ich schon bei Sabs sagte, jeder Mensch hat eine bestimmte Leidensgrenze. Ob diese nun mit einem Problem oder dreien aufgefüllt wird, ist zwar nicht egal, aber die Intensität wird doch verteilt. Ich bin auch froh gesund zu sein, aber irgendwie kann ich es nicht schätzen. Irgendwie bin ich ja auch krank, jedenfalls in seelischer Hinsicht.
Zu meinem morgendlichen Blues hilft mir der Spruch, den ich auch hier im Forum gefunden habe, mal mehr und mal weniger. Ich rufe ihn aber fast immer in mein Gedächtnis, und lege ihn auch persönlich aus. Denn ich bin weder ein Kirchgänger noch ein Anhänger von hierarchisch aufgebauten Glaubensgemeinschaften.
Nur für Heute
Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.
Nur für heute werde ich etwas tun, wozu ich eigentlich keine Lust habe.
Nur für heute werde ich mich vor zwei Übeln hüten: vor der Hetze und der Unentschlossenheit.
Nur für heute werde ich glauben - selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten-,
dass Gott (/mein Glaube/liebe Menschen/mein ich) für mich da ist.
Ich will mich nicht entmutigen lassen durch den Gedanken, ich müsste dies alles mein ganzes Leben lang durchhalten.
Johannes XXIII
Du hast so sehr recht, dass wir durch unseren Schmerz sehr viel offener werden. Ich habe seit diesem Ereignis eine tiefere Beziehung zu meiner Mutter, meinem Bruder und zwei Freunden aufbauen können. Ferner hätte ich nicht gedacht meine Geschichte einer breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können.
PS: Und bloß nicht an eine andere Partnerschaft denken, die einen wieder aus seiner Traurigkeit raus holt.
Ja, also das ist echt ein Problem für mich. Kann mich immer noch nicht so recht von diesem Gedanken lösen, dass eine andere Frau in meinem Leben die Welt wieder in einem anderen Licht erscheinen lässt. Ausserdem wollte ich doch noch eine Familie gründen. Aber wie Sabs schon sagte, nur keine Eile. Sich nicht unter Druck setzen. Ich weiss, erst die Trennung verarbeiten und dann einen Neuanfang starten. Aber Wissen alleine hilft halt nichts, wenn der Bauch sich meldet und dir einreden will, dass eine Neue her muss. Auf Abenteuer habe ich jedenfalls keine Lust, muss sofort die neue Frau fürs Leben sein. Ich hasse diese innere Zwanghaftigkeit!
Hallo Ulrike, auch dir lieben Dank für dein Mitgefühl. Ich habe deine Geschichte gelesen. 17 Jahre ist eine lange Zeit. Ich hatte den gleichen Gedanken wie du, wie es manchen Partnern nur möglich ist, eine lange ,innige Beziehung zu beenden und nur noch nach vorne zu schauen. Objektiv gesehen ist es ja die richtige Verfahrensweise. Die Vergangenheit ist gewesen, im Hier und Jetzt bin ich nicht mehr glücklich, also ändere ich mein Leben für eine neue Zukunft. Wer weiss, vielleicht sind die Verlasser doch die helleren Menschen, weil sie das Leben aktiv gestalten und ihrem Unglück somit entrinnen. Energie, um an einer Beziehung zu arbeiten haben sie oft nicht. Das ist doch das einzige was den Verlassern vorgeworfen werden könnte. Diese Schwäche werfe ich jedenfalls meiner Ex vor. Und die Verlassenden hängen erst mal der Vergangenheit nach und haben ein langes Tal zu durchwandern.
Sollte ich doch irgendwann #8222;im Recht sein#8220; eine neue Beziehung einzugehen, so befürchte ich wie du, das nur Menschen, die schon Täler durchschritten haben, sensibel genug sind, unserer verletzten Seele wieder näher zu kommen.
Nochmals Vielen Dank für Euer Mitgefühl, Capricorn

18.08.2003 15:22 • #29


C
Hallo liebes Forum,

bei mir sind es jetzt 18 Wochen seit der Trennung. Seit 6 Wochen halte ich Kontaktsperre. Heute habe ich jedoch dem Drang nicht mehr stand halten können, meine Ex anzurufen. Das war diesmal gut für mich, weil ich jetzt endgültig auch meinen letzten Funken Hoffnung begraben konnte. Ich bete, dass dieses Gefühl jetzt anhält, und nicht wieder ein Körnchen das Glimmen anfängt. Dies ist nun mehr nur noch ein Kampf mit mir selbst. Immer noch fällt es mir schwer, morgens aufzustehen ohne dass meine Partnerin neben mir liegt, und ohne das ich sie am Abend wieder in die Arme schliessen darf.
Ich war sehr viel unterwegs, mit alten und neuen Freunden, aber zu mir selbst habe ich n.n. wieder gefunden. Das ist noch ein weiter Weg. Gerade im diesem Moment bin ich etwas stabiler, habe aber schon wieder höllisch Angst vor morgen Früh (Und täglich grüsst das Murmeltier...). Es fehlt halt einfach das Fundament in meinem Leben. Dies war nun mal meine Beziehung. Und dieses Fundament muss ich nun selbst ausfüllen. Für mich ist es so schwer alleine zu geniessen. Immer noch fühle ich mich als eine Hälfte von einem Ganzen. Es ist so schwer von einer Seelenverwanden los zulassen, aber es ist auch schwer Gewohnheiten aufzugeben. Aber das Leben ist eben so. Permanent verändert sich alles. Nie bleibt irgendetwas gleich. Das ist wiederum aber auch meine Hoffnung, denn es kann ja auch irgendwann wieder besser werden. Nur wann?
Wollte nur mal wieder meine Gefühle raus lassen. Und hierfür ist dieses Forum ein gutes Werkzeug.
Capricorn

16.09.2003 17:08 • #30


A


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