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Depressionen meines Freundes - was kann ich noch tun

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Zitat von CaveCanem:
Ein Mensch mit Depressionen ist doch nicht geisteskrank


Hab ich das behauptet? Lass Dir die Binsenweisheiten nochmal durch den Kopf gehen

14.08.2020 20:45 • #16


F
Hallo Vanilla42,

Ganz schwierige Situation. Und ich finde, du bist großartig so. Du gehst damit um und schmeißt nicht gleich die Flinte ins Korn.
Wenn ich das schon lese, nur weil Dir ein Mensch mit Depressionen wichtig ist, wird dir gleich ein Helfersyndrom unterstellt. Ich frag mich oft, wie es Menschen mit Depressionen geht, wenn sie hier so manche Kommentare lesen. Als wären sie keine Menschen, sondern Monster.
Pass nur auf Dich auf. Das weißt du aber selbst, setz deine Grenzen. Du brauchst vielleicht für dich Kontakte zu Leuten in ähnlichen Situationen, hast du mal nach einer Selbsthilfegruppe gesucht? Für Angehörige?
Ich drück dir die Daumen. Dass er vielleicht selbst zu der Erkenntnis kommt, wieder Medikamente zu nehmen.

14.08.2020 23:38 • x 3 #17


A


Depressionen meines Freundes - was kann ich noch tun

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K
Zitat von FranziMarc:
Ich frag mich oft, wie es Menschen mit Depressionen geht, wenn sie hier so manche Kommentare lesen. Als wären sie keine Menschen, sondern Monster.


Ich habe Depressionen. Dazu möchte ich sagen, dass diese sich in vielfältiger Weise äußern können. Aber bei mir war es eben auch so, dass das Bemühen anderer um mich eine weitere zusätzliche und nicht händelbare Belastung darstellte. Das überforderte mich. Alles überforderte mich. Das kann man sich wahrscheinlich als nicht Betroffener nicht vorstellen. Aber jede Nettigkeit oder Maßnahme von anderen ist ja auch immer verbunden mit der Erwartung, dass diese zumindest als solche gesehen, erkannt und angenommen werden. Es wohnt aber der Krankheit inne, dass Betroffene das oft nicht können. Es ist nicht so, dass sie es nicht wollen. Sie können es nicht. Wenn man geliebt wird und liebt, kann auch das eine immense Belastung darstellen, weil es einfach nicht geht, das zu leben. Alles, wirklich alles, ist Überforderung.

Für mich ist die Konsequenz, dass ich in einer Partnerschaft beim kleinsten Anzeichen einer neuen Phase sofort professionelle Hilfe suchen würde, um die Partnerschaft nicht gegen die Wand zu fahren. Ich habe aber mittlerweile auch Erfahrung mti dem Thema und kann das einschätzen.

Der Partner der TE ist offenbar an einem Punkt, an dem er keine Hilfe annehmen kann oder will. Darum der partnerschaftliche Rückhalt in allen Ehren, aber er könnte auch in anderen Modellen bestehen.

Zum Beispiel: Ich bin an Deiner Seite, aber ich kann so mit Dir nicht leben und Dir nicht auch nicht helfen. Ich bin nicht Deine Therapeutin und sehe, dass Du professionelle Hilfe brauchst. Du musst diese jedoch auch annehmen wollen. Darum ziehe ich mich raus / zurück und wenn Du so weit bist und meine Unterstützung und Hilfe wieder annehmen kannst, melde Dich bei mir.

Es kann sein, dass das dann passiert (oder eben nicht). Aber einen Depression ist für Angehörige eben nicht wie eine Windel, die man wechselst oder ein Pflaster das man aufklebt und dann ist erstmal alles gut. Eine Depression hat ihre eigenen Geseetze. Nichts als der Antrieb des Depressiven kann dazu etwas beitragen, dass es besser wird.

Eien Selbsthilfegruppe ist tatsächlich auch eine gute Idee.

15.08.2020 07:37 • x 4 #18


Gwenwhyfar
Was hier vielleicht einige mit Helfersyndrom meinen:

Du zahlst in einen Menschen und in eine Partnerschaft ein (Geld, was kaum übrig ist, Zuwendung über das normale Maß hinaus etc). Du wirst, nicht nur mit diesem Mann, feststellen, dass Du dafür nicht das zurück bekommst, was Du erwartest.

Es ist Dein Schrei nach Liebe, der Dich das tun lässt. Für Leistung muss es doch Liebe geben. Nein, das ist eine alte Fehlannahme aus der Kindheit. Wenn ich gute Noten bringe und dies und das tue, dann wird Mama/Papa doch.... taten sie nicht. Und Partner tun das erst nicht.

Das Gegenteil ist eher der Fall. Deine Attraktivität sinkt massiv, wenn Du einen Partner derartig bemutterst. Damit nimmst Du ihm auch die Freiheit selbstbestimmt zu leben. Er ist volljährig und darf sich sogar selbst schaden. Du hast die Wahl, ob Du Dir das anschaust oder nicht. Du hast nicht zu entscheiden, was für ihn am besten ist.

Du arbeitest mit Sicherheit an ihm ein eigenes Thema ab. Das darfst DU angehen.

15.08.2020 08:12 • x 2 #19


Vanilla42
Nein das tu ich nicht! Denn er hat mir damals auch Halt gegeben obwohl ich ihn nicht wollte! Ich arbeite nichts ab, ich sehe einen Menschen der in seiner Depression feststeckt, in seinem Zimmer weint, keine Kraft für irgendetwas hat. Ich bin ein Mensch und lasse niemanden alleine wenn es einem schlecht geht. Das habe ich ihm heute auch gesagt! Ich habe ihm gesagt dass ich nicht seine Therapeutin bin, dass ich ihn aber drei Jahre mehr als gut kenne. Ich sehe wie es ihm geht, dass er sich professionelle Hilfe holen muss und wenn er es nicht kann ist das Leid nicht groß genug! Die Johanniskraut Tabletten die seine Tante empfohlen hat (sie arbeitet in einer Psychatrie), schlagen auch nicht an, denn die helfen nur bei leichten Depressionen. Meiner Meinung nach wurde ihm die Depression auch vererbt. Sein Opa hat sich damals durch Depressionen sein Leben genommen. Er hat nicht negativ reagiert, nur den Kopf geschüttelt bei den Tabletten. Seine Lebensgeschichte ist echt heftig, trotzdem hat er eine Familie die ihn immer aufgefangen hat. Keiner weiß auch was die Gehirnentzündung für Spätfolgen hatte! Manchmal muss man nichts aufarbeiten, denn ich habe schon eine Traumatherapie gemacht 5 Jahre lang, habe mich stabilisert und konnte dann endlich richtig durchstarten im Leben. Mir geht es doch gar nicht mehr wirklich darum ob wir noch eine Beziehung haben oder nicht, dass steht nicht in meiner Macht! Mir geht es nicht darum mich selbst zu heilen. Mir geht es gut und ich habe mein Leben seit ich 17 war bis 28, alleine gemeistert! Ich bin nicht abhängig von jemanden! Es geht mir momentan nur darum ihn aus dem Loch hochzuziehen, damit er seine Ausbildung zu Ende bringen kann. Manche Menschen können dass nicht verstehen und ich finde das ok, denn ich respektiere Meinungen anderer, dafür ist auch diese Seite da. Trotzdem hat keiner einen Tag dieser Beziehung mitbekommen und keinen Tag meines Lebens gelebt. Daher sind Vermutungen da die nicht immer korrekt sind. Aber auch dafür sage ich Danke!

15.08.2020 08:52 • #20


CaveCanem
Zitat von Vanilla42:
Manchmal muss man nichts aufarbeiten, denn ich habe schon eine Traumatherapie gemacht 5 Jahre lang, habe mich stabilisert und konnte dann endlich richtig durchstarten im Leben.


Du ja. Er grad nicht.

Und sorry... guck bei Dir genauer hin! Du redest an jemanden hin, der Dich nicht hört.

Und verweigerst ihm GENAU die Hilfe, die er jetzt braucht.

Ärzte machen Hausbesuche.

Er nicht Arzt? Fein. Arzt zu ihm.

Suizidgefährdung.

Was machst Du da?!

15.08.2020 08:55 • #21


Vanilla42
Was meinst du mit ich verweigere ihm genau die Hilfe die er jetzt braucht?
Als ich vor ein paar Wochen seine Tante um HIlfe gebeten habe und es ihm mitgeteilt habe, war er nicht böse. Er dachte freiverkäufliche Tabletten könnten ihm ja vielleicht helfen. Das ist doch schon mal ein Zeichen dass ich nicht falsch lag.

15.08.2020 08:58 • #22


Vanilla42
Du meinst ich soll einen Arzt herholen? Wie soll ich dass denn machen? Der würde sich dem nicht stellen! Suizidgefährdet ist er denk ich momentan nicht, er hatte ja schon vor vielen Jahren so einen Versuch hinter sich. Aber ich denke wenn ich jetzt von heut auf morgen weg bin und er komplett alleine ist, dann wird der Abgrund so extrem tief dass alles zu spät ist. Wir können uns hier aus dem Weg gehen, jeder hat sein Zimmer. Er legt Wert darauf dass wir alle zusammen essen, freut sich darüber wenn ich gekocht habe. Ich bedränge ihn zu nichts. Sage ihm aber jeden Tag, wenn er was braucht bin ich da.

15.08.2020 09:02 • #23


Heffalump
Zitat von Vanilla42:
Sage ihm aber jeden Tag, wenn er was braucht bin ich da.

Das kann aber auch zu viel werden. Müsste er schon durch deine Anwesenheit merken

15.08.2020 09:03 • x 2 #24


Vanilla42
Da gebe ich dir Recht!

15.08.2020 09:17 • #25


D
Zitat von Vanilla42:
ab da wurde unsere heile Welt nur noch von seinem grauen Nebel heimgesucht.

Diesen 'grauen Nebel kenne auch ich.
Man kann ihn selbst nicht beiseite schieben, dann und wann lichtet er sich, doch er umwabert einen stets and ständig. Es gibt gute Tage und es gibt die wirklich schlechten.
Zitat von Vanilla42:
Ich gehe stark davon aus dass er manisch depressiv ist. Eine Weile ist er extrem euphorisch und dann wieder antriebslos.

Das kann sein, muss es aber nicht. Depressionen hat viele Gesichter.
Deine Überlegung in allen Ehren aber deine Diagnose halte ich persönlich nicht für ausreichend. Hier ist meiner Meinung nach die Einschätzung und Hilfestellung von geschulten Leuten gefragt, die sich mit dieser Materie wirklich auskennen.
Zitat von Vanilla42:
Aber seine andere Seite ist unberechenbar, kalt und verletzend, zurückgezogen.

Wie ich schon schrieb, Depression hat viele Gesichter. In diesen Momenten habe ich z.B. nur Kraft für mich und für nichts anderes. Auf Außenstehnde mag das dann so wirken, aber ich selbst kann einfach nicht anders agieren.
Zitat von KBR:
Depressionen. Dazu möchte ich sagen, dass diese sich in vielfältiger Weise äußern könne

Genau das! Das Spektrum ist so breit angelegt.
Zitat von Vanilla42:
Meiner Meinung nach wurde ihm die Depression auch vererbt. [pid]2248049[/pid]

Das mag tatsächlich so sein.
Bei mir zieht es sich wie ein roter Faden durch die Familie und ja, bei mir ist es 'vererbt'. Die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken ist jedenfalls erhöht, wenn z.B. ein Elternteil damit schon zu tun hat.
Zitat von KBR:
Eine Depression hat ihre eigenen Geseetze. Nichts als der Antrieb des Depressiven kann dazu etwas beitragen, dass es besser wird.

Das hier empfinde ich als sehr wichtig.
Niemand sonst kann da helfen, nur der 'Erkrankte' selbst.
Wäre ich an deiner Stelle, so würde ich mir als Angehöriger erst einmal Hilfe suchen und mich beratschlagen lassen, was es für Möglichkeiten gibt and wie ich weiter vorgehen sollte.
Es gibt zum Glück heute viele Anlaufstellen; alleine ein Nachfragen beim Hausarzt kann helfen.
Aber bitte unterlasse es die Hilfe so zu gestalten, in dem du dir über die Tante Johanniskrauttabletten holst.
Johanniskraut ist auch nicht ganz ungefährlich und kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten hervorrufen oder Allergien auslösen.
Zitat von Vanilla42:
dass er sich professionelle Hilfe holen muss und wenn er es nicht kann ist das Leid nicht groß genug!

Hier ist meiner Ansicht nach wirklich Vorsicht geboten!
Das Ausmaß des Leids ist für einen Außenstehenden nicht ersichtlich. Das der Betroffene aber leidet ist keine Frage. Ebenso ist es keine Frage des Wollens, sondern des Könnens - es geht schlicht und ergreifend nicht and du alleine bist einfach nicht in der Lage an diesem Punkt zielgerichtet zu helfen.

15.08.2020 09:58 • x 2 #26


Vanilla42
Danke für deine Rückmeldung! Sind viele gute Aussagen dabei mit denen ich etwas anfangen kann. Die Tabletten hab ich nicht über die Tante geholt, die hat sie nur empfohlen da sie diese auch nimmt. Die gibt es rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen, da steht drauf für leichte Depressionen. Er wollte sie ja haben! Aber da hilft kein Johanniskraut. Depressionen sind mir nicht unbekannt. Ich habe viele Erfahrungen mit Menschen im Freundes- oder Bekanntenkreis gesammelt und gesehen wie es Menschen verändert, auch mein Vater leidet unter manischen Depressionen. Ja ich weiß jeder sieht darin wieder ein Muster. Nur hat mein Vater nichts gemacht dagegen und mein Freund hatte damals Tabletten, wo es nicht bemerkbar war. Somit bin ich geschult Veränderungen an den Menschen mitzubekommen und kann viele Verletzungen die er unbewusst von sich gibt so einsortieren, dass es mir nicht weh tut. Er hatte vor mir einige Jahre diese Tabletten, auch welche damit er schlafen kann, die sein Hirn ausklinken wie er immer sagte. In seinen Akten steht ja schon dass er damals schwere Depressionen hatte. Kurios ist auch wie er sie abgesetzt hat. Seiner Geschichte nach meinte der Arzt zu ihm, man könnte sie ja jetzt mal versuchen abzusetzen. Anderweitig erzählte er mir, dass er zu einem Psychologen müsste, damit der Arzt ihm die Tabletten weiterverschreiben könnte. Er hat es 100% nicht richtig abklären lassen. Auch wurde ihm gesagt er solle mal wieder einen MRT machen, aber aus mir unbekannten Gründen wollte er dies überhaupt nicht. Irgendwelche Ängste, die ich damals gar nicht so ernst genommen habe. Ich hab nicht richtig hingehört, denn als er seiner Familie offenbarte dass er keine Tabletten mehr brauch, er sei ja jetzt geheilt, hat niemand einen Freudentanz gemacht. Ich dachte ihm geht es wirklich gut, nur war er damals einfach noch stabil genug.
Langsam macht es auch Sinn dass sein Vater mal zu mir meinte, durch mich sei er wieder mehr in der Familie, ich habe sehr viel Gutes bei ihm bewirkt. Ja vielleicht kann ich einfach gar nichts tun und muss es hinnehmen wie es ist.

15.08.2020 10:32 • #27


Heffalump
Zitat von Vanilla42:
nur war er damals einfach noch stabil genug.

Die Einnahme der Medikamente machten ihn stabil, das Absetzen deren bringt einen Kreislauf in Schwung, dessen Ernte nun du säckeweise vor der Tür hast.

Leider ist ihm nicht bewusst, das er ohne Medikamente gegen starke Depression nicht stabil wird - und rezeptfreies Zeug hat gar nicht genug Wirkstoff für. Ein Teufelskreis, den nur er durchbrechen kann, wenn er denn jemals wieder genug Kraft für findet.

15.08.2020 11:23 • x 2 #28


Auchhier
Hallo Vanilla,

ich durfte und darf leider auch mehr als genug Erfahrungen mit Depressionen machen. Bis ich mich auf Medikation eingelassen habe, habe ich mehr als eine depressive Runde gedreht und es war fürchterlich.
Mittlerweile habe ich für mich klar, dass es ohne Medikation nicht geht und es ist in Ordnung so - bei einer anderen chronischen Erkrankung wie bspw. Diabetes käme auch niemand auf die Idee, das Insulin einfach so mal abzusetzen um zu schauen, ob es auch ohne geht.

Eine Freundin hat ihre Medikation (Trauma, Panikstörung) hart abgesetzt, weil yadda yadda, die Quittung kam schnell und ebenso hart und nun nimmt sie wieder Tabletten - chronische Erkrankung, es geht halt nicht ohne.

Auf den Trichter muss dein Freund auch kommen, das kann er aber nur aus sich heraus. Zum Arzt muss er auch aus eigenem Antrieb.

Es ist schwierig, dir konkrete Ratschläge zu geben, ich lebe nicht mit euch und kenne ihn nicht. Aber schütze dich und deine Tochter. Nicht, indem du ihn fallen lässt, aber achte darauf, dich nicht zu verlieren, denn aktiv kannst du momentan nichts machen - er ist am Zug.

15.08.2020 12:33 • x 3 #29


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