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Depressionen meines Freundes - was kann ich noch tun

Vanilla42
Hallo ihr Lieben,

vielleicht liest jemand was ich hier schreibe. Momentan geht es mir gar nicht gut. Ich hatte eine dreijährige Beziehung mit einem Mann der damals schon unter Depressionen litt. Er hatte früher einen schlimmen Autounfall und eine Enzephalitis, auch einen Selbstmordversuch hinter sich.
Ich lernte ihn kennen da ging es ihm gar nicht gut, doch er war der erste Mann der mich mit seinem Wesen in den Bann gezogen hat. Da ich mit 17 ausziehen musste und eine Tochter bekommen habe, war ich es nur gewohnt alleine im Leben zu bestehen. Plötzlich musste ich nach 28 Jahren umlernen was es bedeutet einen Menschen in sein Leben zu lassen. Ich konnte viel daraus mitnehmen und habe mich kräftig nach vorne entwickelt. Leider gab es in den schönsten Zeiten auch die schlechten Zeiten.
Er hatte viele Momente in denen ihn seine Depression heimgesucht hat und konnte in denen wenig Liebe schenken. Vor mir hatte er eine schlimme Beziehung und man spürte regelrecht wie seine Streitkultur dadurch gelitten hat.
Auf jeden Fall zogen wir nach einem Jahr zusammen in ein Haus und ab da wurde unsere heile Welt nur noch von seinem grauen Nebel heimgesucht.
Er hat sich oft bemüht es zu verbergen, aber da er seine Antidepressiva selbstständig abgesetzt hatte, kam seine dunkle Seite immer mehr zum Vorschein. Ich gehe stark davon aus dass er manisch depressiv ist. Eine Weile ist er extrem euphorisch und dann wieder antriebslos. Er gab mir oft die Schuld an Streitereien, obwohl er manchmal einfach nicht verstanden hat was man ihm mitgeteilt hat. Er drehte sich seine Gefühlswelt wie es ihm passte.
Natürlich ist er ein wunderbarer Mensch, liebevoll, zuvorkommend, mit dem Herz bei mir und meiner Tochter gewesen.
Aber seine andere Seite ist unberechenbar, kalt und verletzend, zurückgezogen.
Nach einem halben Jahr wurde es wirklich schlimm, er war nicht mehr wieder zu erkennen und trennte sich von mir, gepaar mit Wut, Ausrastern und ständigem Psychoterror dass ich ausziehen soll, fast jeden Tag! Obwohl er weiß, wie schwer es ist eine Wohnung zu finden als Alleinerziehende.
Als es ihm besser ging, kam er zu mir zurück und ich freute mich, denn ich habe ja mein Leben für ihn aufgegeben und bin mit ihm hierher gezogen wo auch seine Familie viel um uns herum ist.

Ich spüre seit einigen Monaten wieder wie sehr er sich abkapselt, er zieht sich zurück, ist antriebslos, alles ist ihm zu viel, doch vor seiner Familie zeigt er es nicht ein bisschen. Ich übernahm sehr viel seiner Aufgaben im Haushalt und versuchte ihm eine gute Freundin zu sein. Sein Anblick aber machte mir immer mehr Sorgen. Mein Fehler war, dass ich ihn angesprochen habe auf seine Depression, es hat viele Stunden gebraucht um ihm die Augen zu öffnen. Menschen wollen dass nicht hören, es ist viel leichter gewesen mir die Schuld an allem zu geben und ich musste viel Schuld ertragen. Als Strafe für meine Worte trennte er sich von mir, sagte mir wieder, er will alleine sein, hat keine Lust auf dieses Familienleben. Er hat mich komplett zurückgestoßen von sich, unseren Urlaub abgesagt und meinte ich bin daran Schuld wie es ihm geht.
Klar ich bin nicht immer einfach, trotzdem würde ich behaupten dass ich eine Frau bin, wo sich jeder Mann glücklich schätzen kann.
Menschen die noch was von Treue, Loyalität, Liebe und gemeinsam stark sein halten, würden sich genauso einen Part vorstellen an ihrer Seite. Als er in seinem Bett lag, mit durchgeschwitzen Klamotten, bin ich laut geworden und habe ihm gesagt er muss damit aufhören. Er soll aufstehen und duschen! Ich sorgte dafür dass er sein Zimmer aufräumte, dass voller Müll am Boden lag.
(Da wir in einem Haus leben hat jeder die Möglichkeit gehabt auf seinen Rückzugsraum). Er hatte sich finanziell auch übernommen, so dass ich ihm Geld leihen musste, damit er durch diesen Monat kommt, dabei habe ich selber kaum was. Ich war da, weil man dass doch so macht und nicht geht wenn es einem schlecht geht.
Er ist leer momentan, er fühlt nichts. Ich höre nur dass er nichts für mich fühlt, dass er alles mit mir nicht mehr möchte. Aber sein Zustand hat sich nach der Trennung auch kein bisschen gebessert. Jeden Abend Alk., verbarrikadieren im Zimmer, einen Tag baut er ganze Dinge auseinander und kocht, den anderen ist er abweisend und stellt sich tot.
Diesmal will er gar nicht dass wir ausziehen was mich sehr wundert. Er sucht immer wieder Nähe zu mir, bringt mir was Leckeres zu meinem Zimmer was er gekocht hat, aber sobald ich Hoffnung schöpfe, ist er nicht mehr greifbar.
Die Momente in denen er was fühlt, da merkt man dass er mich noch liebt. Ich weiß nicht wie ich es anders erklären soll.
Habe Worte gehört wie: wenn wir wieder zusammen wären dann nur damit du nicht unglücklich bist, ich weiß dass ist irre!
Oder: Du bist eine tolle Frau, so eine wie dich finde ich nie wieder? Ich hab dich doch auch sehr gern!
Es wechselt und ihm fehlt die Erdung.
Depressionen nehmen einem die Liebe, das Denken wird anders, man fühlt nicht mehr viel, zumindest er nicht. Nur was soll ich jetzt tun? Er wird nicht zu einem Arzt gehen, er will nicht mehr, hatte all dies schon lange hinter sich gebracht. Ich kann hier nicht sofort raus. Ich sehe ihn leiden, sehe Liebe zu mir und den Wunsch dass ich fort gehen soll. Schlimm ist auch dass er mir sagte dass alles so sein soll wie ich es will, dabei habe ich alles getan damit es ihm gut geht und mich ganz hinten angestellt, so weit hinten dass mir momentan alle Kraft fehlt. Da er vor seinen Eltern immer so tut als wäre alles in Ordnung, kann ich nicht mal auf deren Hilfe hoffen. Mir tut mein Herz weh, weiß nicht was richtig oder falsch ist, bin selber so verletzt worden, jeden einzelnen Tag. Was soll ich tun?

14.08.2020 14:10 • x 1 #1


Q
Da kannst du nix tun. Der Partner kann niemals auch ein Therapeut sein. Beende es, und hinterfrage mal genau, warum du dich auf Ihn eingelassen hast. Helfersyndrom?

14.08.2020 14:23 • x 1 #2


A


Depressionen meines Freundes - was kann ich noch tun

x 3


Vanilla42
Das ist ja das Verrückte, ich habe nie einen Mann in mein Leben gelassen, bis auf ihn! Bin sonst sehr selbstbestimmt durchs Leben gegangen! Helfersyndrom nicht, nein! Liebe!

14.08.2020 14:47 • #3


B
Du bist nicht seine Therapeutin und als Partnerin sind deine Einflussmöglichkeiten sehr begrenzt, vorallem wenn er sich immer wieder entscheidet, die Medikamente nicht zu nehmen.Es ist seine Entscheidung.
Auch verstärkt er durch die Alk.die Problematik. Auch leider seine Entscheidung und es gibt nichts, was du unter diesen Umständen machen kannst, du bist auch keine Betreuerin.

14.08.2020 14:59 • #4


F
Zitat von Vanilla42:
Das ist ja das Verrückte, ich habe nie einen Mann in mein Leben gelassen


Und warum nicht? Wegen eigener schlechter Erfahrung? Ich kann mich nicht des Eindrucks verwehren, dass Du die Hoffnung hast ihn zu heilen, vielleicht um Dich selbst zu heilen?

Rational wirst Du die Rolle der Partnerin und Therapeutin nicht erfüllen können.

14.08.2020 18:58 • x 1 #5


R
Zitat von Vanilla42:
Vor mir hatte er eine schlimme Beziehung und man spürte regelrecht wie seine Streitkultur dadurch gelitten hat.


Grüß Dich!
Woher willst du wissen, dass das nicht einfach seine streitkultur ist und schon immer war?
Ist es das was er Dir erzählt hat?

14.08.2020 19:01 • x 1 #6


F
Zitat von Revell:
Woher willst du wissen, dass das nicht einfach seine streitkultur ist


Ich vermute mal, wenn die Schilderung der TE stimmt, dass er gar keine Streitkultur kennt. Bei Depressionen ist es fast unmöglich von rationalen Handlungen zu sprechen. Die Frage stellt sich eher für Partner, warum sie sich das antun. Das wird ogt mit Liebe gerechtfertigt. Es können aber auch eigenen Defizite sein, denen man sich nicht stellen möchte und die eigenen Probleme auf den Anderen projeziert. NAch dem Mottowenn ich es schaffe ihn zu heilen,bin ich auch geheilt.

Ich möchte hinzufügen, dass ich das jetzt einfach mal so in den Raum werfe, ohne anspruch auf die wahrhaftige Wahrheit zu stellen. Es ist einfach nur Brainstorming. Gedanken in alle Richtungen zualssen und ich bitte darum, es nicht als Angriff auf die TE zu werten.

14.08.2020 19:09 • x 1 #7


R
Zitat von fitzgerald71:
Ich vermute mal, wenn die Schilderung der TE stimmt, dass er gar keine Streitkultur kennt. Bei Depressionen ist es fast unmöglich von rationalen Handlungen zu sprechen. Die Frage stellt sich eher für Partner, warum sie sich das antun. Das wird ogt mit Liebe gerechtfertigt



Hätte es zwar schön gefunden wenn die TE mir diese Frage hätte beantworten können ohne dass eine Antwort vorweg genommen wurde, die Vermutung teile ich aber absolut auch.
Nämlich dass verdammt viel mit der Depression begründet wurde oder schlimmen Erfahrungen in der Vergangenheit.

14.08.2020 19:12 • #8


F
Zitat von Revell:
Hätte es zwar schön gefunden wenn die TE mir diese Frage hätte beantworten können ohne dass eine Antwort vorweg genommen wurde,


Sorry...aber es ist ja nur eine Mutamßung, die eventuell völlig daneben liegt

14.08.2020 19:13 • x 2 #9


Vanilla42
Zitat von fitzgerald71:

Und warum nicht? Wegen eigener schlechter Erfahrung? Ich kann mich nicht des Eindrucks verwehren, dass Du die Hoffnung hast ihn zu heilen, vielleicht um Dich selbst zu heilen?

Rational wirst Du die Rolle der Partnerin und Therapeutin nicht erfüllen können.


Ich musste mich sehr darauf konzentrieren meine Tochter groß zu bekommen! Hatte wenig Zeit, hab alles alleine gestemmt! Klar hat jeder seine Vergangenheit, aber ich sehe alles was mir im Leben passiert ist als richtig an, und irgendwann kam auch mal bei mir der Moment

14.08.2020 20:06 • #10


Vanilla42
Zitat von Revell:

Grüß Dich!
Woher willst du wissen, dass das nicht einfach seine streitkultur ist und schon immer war?
Ist es das was er Dir erzählt hat?


Naja weil seine Ex eine Borderlinerin war und er dadurch zml durch die Mühle gedreht wurde!

14.08.2020 20:08 • #11


Vanilla42
Ich denke auch wenn man jemanden kennenlernt und er zu der Zeit noch Antidepressiva genommen hat, dann kommt so ein Prozess schleichend. Ich gehe stark davon aus, dass er dachte ich könnte ihn so glücklich machen, dass er die Tabletten nicht mehr braucht. Natürlich war das leichtsinnig und grob fahrlässig von ihm. Denn so hat er sich selbst vom stabilen Part in einen unstabilen Part verwandelt, mit Sicherheit habe ich zuviel Last auf mich genommen. Aber es kam ja nicht von heute auf morgen. Wir haben in der Kennenlernphase in der gleichen Arbeit gearbeitet und da war dass nicht absehbar. SIcher werdet ihr mit einigen Thesen Recht haben und man sagt ja immer wieder, man bekommt den Partner den man sich zutraut. Nur finde ich es falsch jemanden der so in ein Loch gefallen ist, wortlos stehen zu lassen. Eine Depression ist kein Spaß, den Menschen tut es oft gut zu wissen dass jemand da ist. Leider ist man als Partnerin oder jetzt Expartnerin zu nah dran. Er hat auch keine Freunde mit denen er über sowas sprechen würde. Da ist es eher oberflächlich. Er ist wirklich ein toller Mann! Aber dass was diese Krankheit mit ihm gemacht hat, ist traurig und zerstört sein Leben, mein Leben und ein gemeinsames Leben. Diese Bild was er vor seiner Familie aufrecht erhält erschreckt mich auch immer. Bei Familienfeiern ist er immer gespielt gut drauf, aber sobald unsere Tür zugeht, sackt er in sich zusammen. Ja ich bin keine Therapeutin und auch keine Betreuerin, nur kann ich doch niemanden so alleine stehen lassen. Durch mich haben wir wenigstens einen minimalen normalen Ablauf, sei es nur dass man regelmäßig zusammen isst.

14.08.2020 20:21 • #12


CL4P-TP
Zitat von Qwarks:
Da kannst du nix tun. Der Partner kann niemals auch ein Therapeut sein. Beende es, und hinterfrage mal genau, warum du dich auf Ihn eingelassen hast. Helfersyndrom?


Mich hat auch mal jemand gefragt warum ich mich auf eine Frau mit Depressionen eingelassen habe. Fande Ich ziemlich respektlos die Frage, zumal die Antwort ja auch relativ einfach war. Weil ich sie geliebt habe. Und sie mich. Nicht wegen einem Helfersyndrom.

Ein Partner kann kein Therapeut sein, das habe ich auch gelernt. Aber er kann den Verlauf einer Therapie positiv beeinflussen. Nicht umsonst gibt es in den großen Reha- und Tageskliniken auch immer Angebote für Angehörige. Einerseits um die Partner zu unterstützen, andererseits um zu verhindern, dass man selbst abrutscht.

Meine Ex-Freundin hat ihre Mirtazapin-Tabletten auch mal selbstständig abgesetzt, weil sie davon zugenommen hat. Als das rauskam, haben Ihr Therapeut, ihre Familie und ich ihr ordentlich den Marsch geblasen. Jetzt nimmt sie andere Tabletten, die ihr Körper besser verträgt.

14.08.2020 20:30 • x 2 #13


Vanilla42
Danke für deine Worte! Ja ein Mensch der Depressionen hat, ist ja kein wertloser Mensch!
Ihn hat die Zeit mit Ärzten, Tabletten etc so sehr negativ geprägt, dass ich nicht viel Macht habe ihn zum Arzt zu schleifen. Seine Familie sieht es einfach nicht, weil er sich dort komplett verstellt. Es hat mich so viele Stunden gekostet ihn überhaupt dazu zu bewegen sich zu hinterfragen und es zuzugeben. Von alleine wird es sicher nicht besser werden und mir tut es einfach weh seit 3 Wochen keinen Kuss mehr bekommen zu haben, kein Kuscheln, nichts dergleichen. Eine Umarmung ist höchstens drinnen aber auch dann nur widerwillig. Wie lange diese Phase jetzt noch so intensiv negativ bleibt, kann ich schlecht beurteilen. Ich wage zu bezweifeln dass er irgendwann versteht, dass gerade ich die jenige war die ihn nicht eine Sekunde im Stich gelassen hat und er mich trotzdem vertrieben hat.

14.08.2020 20:39 • #14


CaveCanem
Zitat von fitzgerald71:
Bei Depressionen ist es fast unmöglich von rationalen Handlungen zu sprechen.


Das ist absolut FALSCH! Um Gotteswillen, woher kommen immer diese Binsenweisheiten?! Ein Mensch mit Depressionen ist doch nicht geisteskrank oder persönlichkeitsgestört, hör mal!

Depressionen machen, dass man abstumpft. Man ist wenig .... berührbar.

Man friert ein. Innerlich.

Man fühlt sich wie das Michelinmännchen Bibendum: mit einem dicken unflexiblen Panzer umgeben. Fast unbeweglich.

Wieder zurück in's Leben kommt man manchmal nur medikamentös.

Als Starthilfe. Dann nur durch eigenes Wollen. Eigene Bewegung.

Du als Partnerin KANNST nichts tun!

Und Du DARFST nichts tun!

Du bist seine Frau!

Nicht seine Mama!

Nicht seine Pflegerin!

Nicht seine Therapeutin.

Das kommt aus ihm heraus.
Es hat eine Ursache.
Es hat einen Grund!

Vor allem aber ... ist dieser Mensch unter Umständen einfach derzeit nicht für eine Beziehung verfügbar.

Dir bleibt nichts anderes, als das zu akzeptieren.

Und für Dich herauszufinden, was das für Dich bedeutet.

14.08.2020 20:42 • x 1 #15


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