Depressiver Freund macht am Telefon schluss

Hallo,

ich bin seit 5 Jahren mit meinem Freund zusammen. Die Beziehung war zu 88% sehr anstrengend, weil er nie authentisch war und häufige depressive Rückzugs hatte. Ich habe mich nie richtig als seine Partnerin gefühlt. Seit 2 Jahren macht er eine Psychoanalyse. Leider habe ich nicht erkannt, wie schlecht es ihm ging, da er seine Gefühle immer elegant überspielen konnte. Wenn es mir mit seiner unauthentischen Art auf die Nerven ging, habe ich ihm immer ordentlich Gegenwind gegeben und ganz klar ausgesprochen, was ich an ihm wahrnehme. Solche Situationen konnte er gar nicht gut aushalten und wurde ganz klein - er hatte kaum Eigenliebe. Gab sich für alles die Schuld. Er fühlte sich oft eingeengt, an seinem Leben ließ er mich nur partiell teilnehmen. Da ich nicht wollte, dass meine 12jährige Tochter unter seiner Depression leidet, wohnen wir seit 4 Monaten in getrennten Wohnungen. Ich hatte die Hoffnung, dass etwas mehr Distanz, wieder mehr Nähe bewirkt. Leider was dem nicht so! Er packte seine Sachen und war in seiner neuen Wohnung verschwunden. Ich gönne ihm sein eigenes Reich, und er fühlte sich sehr wohl in seinen eigenen 4 Wänden. Leider wurde die Distanz noch größer. Wenn wir Streit hatten, reagierte er mit Kontaktabbrüchen. Wenn ich ihn darauf angesprochen habe, dass ich die emotionale Nähe zu ihm so vermisse, kam von ihm, dass er sich unter Druck gesetzt fühlt und die Distanz braucht. Wir haben uns nur noch ganz selten gesehen. S. gibt es schon lange nicht mehr. Gestern habe ich ihn darauf angesprochen, dass ich wahrnehme, dass er nur noch lustlos bei mir ist und alles nach Pflichterfüllung klingt. Darauf schrieb er mir eine WhatsApp, in der er mir sagte, dass er die Liebe als Druck empfinden würde und die Beziehung gern mit den sehr seltenen Treffen auf Dauer weiterführen möchte. Mehr könne er mir nicht versprechen.
Daraufhin habe ich ihn von der Pflichterfüllung befreit und ihm angeboten, dass wir uns nur noch sehen, wenn er es wirklich will. Wenn unsere Wege sich dadurch trennen, wäre es ok.
Heute rief er mich an und sagte, dass er mich nicht mehr lieben würde und mich nie mehr wieder sehen möchte. Ich bin gerade komplett zusammengebrochen und weiß nicht, wie ich mich wieder in den Griff bekomme. Die 12% mit ihm waren immerhin wunderschön, aber leider nur seltene Momente.
Ich fühle mich so entsetzlich schlecht.

Hallo Britta,

Ich weiß was Du meinst.
Mein Ex hätte auch Depressionen bekommen und dann musste ich rausfinden das er ein Narzisst ist.
Ich war auch immer die ,,Belastung... ich enge ihn ein (ich wollte 2x wöchentlich ihn sehen) und er kann niemand lieben... er meinte auch er wäre beziehungsgestört und was weiß ich. Ich fühlte mich sehr lange als würde ich emotional ausbluten.
Du musst Dich nur für Dich fragen, wie Du dir dein Leben in Zukunft wünscht? Trauere, schreie, weine. Lass Dich aber nicht unterkriegen!
Mach dir doch mal eine Pro und Kontra Liste für Dich.
Ich wünsche Dir viel Kraft, fühl dich gedrückt!
Lg Hermine

Hey Du,

fühl dich erstmal gedrückt ich mache zurzeit das gleiche durch. er war auch depressiv und hat sich oft zurück gezogen. die schönen zeiten waren wirklich toll aber sie wurden immer weniger zum schluss nicht mal küssen. s. war ganz normal. man schwankt immer zwischen liebe und totaler distanz. auf dauer geht man daran kaputt

er hat vor 5 wochen den kontakt komplett abgebrochen und mich überal blockiert. vor 2 wochen dann entblocken und schreiben. nun schreibt er mir ab und an mal. ich habe die hoffnung noch nicht ganz aufgegeben und das empfehle ich dir auch.

mach dir aber trotzdem ein paar notizen wie dein leben in 5 jahren mit ihm aussehen würde und ohne ihn. das hat mir sehr geholfen

lg sarah

Hallo Britta,

Fühl Dich mal unbekannterweise gedrückt. Es gibt so Menschen, die vermitteln Dir im Kontakt, dass Du Pflichterfüllung bist. Und lässt Du sie dann da raus, dann erst merken sie es selber.

In meinem Leben gab es auch so einen Spezialisten. Und wie gerne hätte ich es gesehen, dass es nur mein Gefühl ist, was mich täuscht. Dass der andere aus der Freiheit heraus sich mir vielleicht öffnen könnte.

Tut mir leid, dass Du nun Liebeskummer hast. Doch hast Du es alles genau richtig gemacht. Denn wenn er so weit von Dir schon weg war innerlich, war da nichts Gutes mehr für Dich zu erwarten. Du hattest da nur die Wahl zwischen Liebeskummer in oder ohne die Beziehung.

Ich glaube, auf längere Sicht ist letzteres zu bevorzugen, weil nur darin die Chance liegt, dass der Liebeskummer dann auch irgendwann wieder endet.

Liebe Grüße

@ Tiefes Meer,

Das hast du sehr schön geschrieben

Ich danke dir so sehr! Ich hatte auch die Hoffnung, dass er sich bei mir öffnen kann und alles gut wird. Sicherlich hatten wir viele Momente, in denen er sehr offen über seine emotionalen Schwankungen und Gefühle sprechen konnte. Im Gegensatz zu meinem Leid ist es bei ihm aber so, dass er in diesen Situationen eher keine Gefühle spürt. Keine Liebe, keinen Hass, allerdings ganz viel Angst.
Man kann froh sein, nicht diese Störung haben zu müssen.

Dennoch....Es geht mir so schlecht und er fehlt. Hab schon alles aus dem Haus geräumt, was mit ihm in Verbindung gebracht wird.

Ich glaube Du bist auf einem guten Weg. Gefühle durchleben ist immer eine schwere Hürde.
Du bist nicht allein! Wenn etwas ist, melde Dich hier einfach

Ich fühle mich heute am 3. Tag so schlecht. Habe heute mit ihm gemailt. Er ist auf Rückzug und ich habe ihn immer wie einen Gesunden behandelt. Das hätte ich nicht tun sollen. Ich mach mir so große Vorwürfe weil ich, wenn ich wütend bin, immer so impulsiv bin.
Es ist aber so anstrengend einen Freund zu haben, der so wenig aushält.
Mir tut alles weh. DIE Sonne hat mich noch depressiver gemacht. Ich hoffe, das hört bald auf.
Liebe ist echt asozial!
Warum spricht hier keiner mit mir?

Warum schreibst du mit ihm?
Dann geht es dir nur wieder schlecht?!
Aber mach dir nix draus, ich hab heute auch wieder was geguckt und bin jetzt fertig. Ich hoffe es ist bald vorbei und das irgendwann der kommt, der es verdient hat

Zitat von BrittaHB:

Er ist auf Rückzug und ich habe ihn immer wie einen Gesunden behandelt. Das hätte ich nicht tun sollen.

Falsch. Er ist ein erwachsener Mann, der professionelle Hilfe bekommt. Er hat eine Erkrankung, ja, aber er ist _nicht diese Erkrankung. Wenn ihm etwas zu viel wird - ob nun in beruflicher Hinsicht, privat, beziehungstechnisch oder sonst wie - ist es seine Verantwortung, sich entsprechen zu äußern und entsprechend zu handeln: seine Probleme so gut als möglich zu verbalisieren und um Rücksicht bitten. Das muss allerdings von ihm kommen, auch, um einen möglichst gesunden Umgang mit sich selbst etablieren zu können. Auch das lernt man in der Therapie (wobei ich eine Verhaltenstherapie bei einer Depression angemessener fände, zumindest als Ausgangspunkt, zur ersten Stabilisierung, Alltagsfallen erkennen, usw.).
Anyways - letztlich sollte es um dich gehen.
Was brauchst du gerader?

Zitat von BrittaHB:

Warum spricht hier keiner mit mir?

Den Austausch mit anderen Betroffenen?

@Kontra
Rein kognitiv teile ich deine Gedanken, aber ich Idiotin nehme gerade ganz viel Schuld auf mich, weil ich ihn getriggert habe und denke, dass wir noch zusammen wären, wenn ich anders reagiert hätte.

Mir geht es gerade körperlich so schlecht. Hab es nicht geschafft, heute in die Sonne zu gehen.
Morgen steht wieder Arbeit auf dem Plan und weiß nicht, wie ich das hinbekommen soll.
Er hat mir gerade geschrieben, dass er mir wünscht, dass ich neue Menschen ohne nennenswerte Macken kennenlerne. Dabei hätte ich mir gewünscht, dass er schreibt, dass er mich noch lieb hat.
Ich bin so blöd! Ich weiß alles, aber tu genau das Gegenteil.

Das war bestimmt ein starker Rückschlag für Dich oder?

DU BIST NICHT FÜR IHN VERANTWORTLICH!
Die ziehen sich zurück und du sollst wissen was sie denken... ich verstehe dich!

Noch mal die Frage: was brauchst du gerade?
Du schreibst, es geht dir körperlich schlecht - das ist doch ein Ansatzpunkt, unabhängig von ihm. Hast du genug gegessen und getrunken? Was ist mit Schlaf? Kannst du ein Bad nehmen, dich ein wenig liebevoll um dich selbst kümmern?

Ich bin schon froh, dass ich nochmal mit ihm reden und die Gründe für seine krasse Reaktion erfahren durfte. Aber man steht trotzdem ganz allein im kalten Regen. Das schlägt bei mir immer sofort auf meinen Körper. Meine Kraft ist heute, wie nach einer Woche Grippe.

@BrittaHB

Depressive Menschen leben in einer anderen Welt. Sie leben nicht ihr ich, sind nie autentisch und nehmen andere Menschen emotional in Haft. Brechen ihre Therapien ab, finden vieles Gutgemeinte sinnlos, bedauern sich ständig selbst.

Du merkst doch, dass dir diese Beziehung eigendlich nicht gutgetan hat und deine Tocher versuchtest du davor zu schützen. Was fehlt dir denn nun genau, dass du ihn so vermisst? Kann es die Gewohnheit sein, für ihn da zu sein?

Wenn du ihn wie einen Kranken behandelst, tust du ihm nix Gutes! Ihn wie einen gesunden Menschen zu behandeln fast vollkommen richtig. Warum? Weil er was dafür tun muss, an sich zu arbeiten, an seiner Gesundung. Es liegt an ihm ob er dort bleibt oder da raus will. Dafür gibt es einiges an Medikamente, Therapien und Reabilitationen, Selbsthilfegruppen. Wenn man da raus will, gibt es Hilfe. Gibt es keine Hilfe, werden sie idR. verrentet.

Sie haben keinen Grund etwas für sich zu ändern, wenn man sie darin unterstützt dort zu bleiben, wo sie sind.

Ich wünsche dir bald eine bessere Zeit.

Gehe zu einer Selbsthilfegruppe.