Der Alltag als Liebeskiller?

U
Ich habe nun viel hier rumgelesen und nach einer gescheiterten Ehe auch viel nachgedacht.

Bei meinem Ex und mir war es neben dem Alltag eine problematische Kommunikation.
Als Beispiel: ich will immer alles ausdiskutieren, mein Ex war öfter so drauf, dass er sagte: du, ich hab keinen Bock auf das Thema, lass mich in Ruhe. Ich dann: ja, aber mir ist daa wichtig. Er: ja, mir ist aber wichtig, dass ich da nicht drüber reden will.
Das führte über Jahre hinweg immer wieder zu heftigem Streit. Ich war in 90% diejenige, die ihren Ärger runter geschluckt hat und wieder einen Schritt getan hat - bis es eben reichte.

Der Alltag, die Organisation mit vier Kindern, verlangt einem Paar alles ab.
Spontane Leidenschaft? Fehlanzeige.
S. war uns beiden zu wenig, auch Unternehmungen außer Haus - aber oft sind wir abends einfach komplett ko auf dem Sofa eingeschlafen, die Kinder waren krank oder oder oder....
Geld war immer knapp, Babysitter für vier Kinder rar, Familie haben wir beide nicht in der Nähe gehabt. Putzhilfe o.Ä. war finanziell auch nie drin.
Bis zum zweiten Kind gings ganz gut. Danach sind wir als Paar auf der Strecke geblieben und mich hat meine Geduld und Sanftmütigkeit verlassen.

Und auch hier lese ich ähnliches oft. Da kommt dann eine Affäre ins Spiel oder einer verliebt sich neu, in jemanden, der eben mit diesem Stress nichts zu tun hat.

Ich will mich mit dem nächsten Partner nicht ebenso auftreiben, sehe aber kaum Luftlöcher oder Spielräume.

Wie organisiert ihr euch?
Ist das einfach ein naturgemäßer Verlauf?

16.07.2015 17:35 • #1


F
Hallo Ursela!
Entschuldige aber wieso 4 Kinder? Bei Kindern, vor allem so vielen ist doch klar, dass man als Paar auf der Strecke bleibt. Alle unterschiedlich alt, jedes hat seine eigene Probleme in einem Altersbereich. Wie soll man da auch noch an den Partner denken, wenn man sich nur noch Sorgen um die (richtige) Erziehung der Kinder macht.

In einer Beziehung ist es fast schon überlebenswichtig (für die Beziehung), dass man offen über alles reden oder diskutieren kann und niemand sich aus der Verantwortung flüchtet. Vertrauen gehört da ganz klar mit auf die Rangliste ganz nach oben.

Ich kann dir keinen Rat geben, wie du das in Zukunft handhaben könntest, da ich keine Ahnung habe, wie das mit Kindern ist. Aber eins kann ich sagen:

Der Alltag muss kein Liebeskiller sein. Beide müssen nur jeden einzelnen Tag mit voller Kraft und vor allem mit vollem Willen für die Beziehung arbeiten. Das ist von vorne herein Arbeit und mit Familie noch viel mehr. Wer für so etwas keinen Nerv oder keine Kraft hat, muss für sich eben einen anderen Lebensweg finden und sich das vorher bewusst werden.

LG

16.07.2015 18:12 • #2


A


Der Alltag als Liebeskiller?

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L
doch, ganz gleich wie achtsam man ist. Der Alltag ist ein Liebeskiller.

16.07.2015 18:58 • #3


F
Also war er für mich noch nie. Auch in 4 jahren Beziehung nicht.

16.07.2015 19:08 • #4


L
Ja in 4 Jahren und vor allem ohne Kinder bleibt die Liebe, besser die Verliebtheit meistens noch erhalten. Ich will auch nicht sagen, dass die Liebe komplett verschwinden muss aber gewisse Entwicklungen sind mit den Jahren einfach unvermeidbar, sozusagen naturgegeben. Schau dir die großen Liebenden der Geschichte an...teilweise hatten sie beste Voraussetzungen...aber sie alle scheiterten mehr oder weniger an diesem Thema...Jedes Paar löste es auf seine Weise. Simone de Beauvoir und Sartre sind ein mögliches Beispiel. Schmerzfrei war es gewiss nicht. Und sie hatten keine Kinder...

16.07.2015 19:14 • #5


U
Ich habe ja nichts gegen ein paar Routinen, die helfen ja auch.
Und dann entsteht ja auch eine große Vertrautheit und Gewohnheit miteinander - gleichzeitig macht es genau das für mich schwer, noch Lust und Leidenschaft zu entwickeln.
Ehrlich, das letzte Kind ist aus dem einen Mal S. in sechs Monaten entstanden.

Anderes Thema, Gleiches Problem: es ist ein unheimlicher Akt, dann noch Zeit für mich zu haben.
Ich fühle und fühlte mich immer zerrieben zwischen notwendigen Pflichten (Hausarbeit und Co), Kindern und Partner....und am leichtesten ist es natürlich, die Zeit bei sich selbst zu streichen.

Was macht dann am Ende noch den Unterschied zwischen einer langen Partnerschaft und sehr engen Freunden?

16.07.2015 19:53 • #6


F
Warum hast du nicht verhütet? Oder war es gewollt?
Deswegen möchte ich keine Kinder haben und auch eigentlich nicht mit meinem Partner zusammen ziehen.
So habe ich Zeit für mich, Zeit für meinen Partner und wir können uns nur einander widmen und Probleme bewältigen, weil es nur um uns geht.

17.07.2015 12:04 • #7


R
Glücklicherweise denken nicht alle so - sonst könnte tatsächlich irgendwann der letzte Mensch das Licht ausschalten ...

Der Alltag kann ein Liebeskiller sein . Meiner Frau und mir ist gerade noch gelungen , die Kurve zu kriegen . Dazu muss man sich als Paar erst einmal bewusst werden, dass man als Paar nicht mehr stattfindet . Ist auch ein Prozess ... Und dann kann man - auch und ganz prima mit Kindern - die richtigen Schritte zu den nötigen Veränderungen einleiten ...

17.07.2015 12:19 • #8


M
Glücklicherweise denken nicht alle so - sonst könnte tatsächlich irgendwann der letzte Mensch das Licht ausschalten ...


davon sind wir bei dieser überbevölkerung ...
aber seeeeeeehr weit entfernt......

17.07.2015 12:29 • #9


U
Tja,...wieso? Weil ich wegen den paar Mal S. im Jahr nicht die Pille nehmen wollte, wir keine Gummis im Haus hatten und ich erst am 6. Zyklzstag war.
Wir haben uns auch beide gefreut, trotz allem.

@ Ratlos: ja, was habt ihr denn gemacht?! Das würde ich gerne wissen.

Wisst ihr, das wechselt bei mir echt nach Stresslage. Mal fühle ich mich gut, und dann kann ich meinen Mann auch wieder so sehen wie früher und ihn küssen wollen.
Öfter aber bin ich genervt von seinem... So sein wie er ist halt. Oder etwas macht mich wütend und ich merke selber, dass ich ungerecht urteile (Kopf), dennoch bleibt das Gefühl.
Manchmal denke ich: ja, können wir denn eigentlich noch einen ganzen Abend einfach reden? Wie früher? Ohne Sorgen und Probleme wälzen oder Kram zu organisieren?

18.07.2015 01:18 • #10


R
Hallo Ursela,

sorry für die Funkstille...

Also, was haben wir gemacht ...

Vielleicht zum Hintergrund ...

Wir sind seit 18 Jahren ein Paar und seit 14 Jahren verheiratet. Herausgekommen sind - nach zahlreichen Fehlgeburten - zwei Kinder ... Der Alltag hat uns so in den Griff bekommen, dass wir beide nahezu tagleich - sie morgens , ich abends - fremdgegangen sind .... Dinge gibt's ... Dann hat uns gedämmert, dass es so nicht weiter geht ...

Lektion 1

Beide Partner müssen a) für sich erkennen, dass etwas in der Beziehung erheblich schief läuft. Und beide müssen b) den Willen haben, daran etwas zu ändern . Ist das nicht gegeben, ist alles vergebliche Liebesmühe

Lektion 2

Man muss festlegen, dass man wieder als Paar stattfindet . Das bedeutet in erster Linie gar nicht mal S. ( war bei uns zu Beginn der Wiederannäherung schwierig, weil meine Frau hormonelle Probleme hatte ).
Meine Frau ist selbständig. Ich bin in leitender Position angestellt. Wir beide arbeiten mehr als 100 % ( sie auch gleich nach Ende des Mutterschutzes ). Wir haben jetzt fest verabredet ( und halten das durch ), dass der Samstag tagsüber nur der Familie und der Abend nur uns als Paar gehört. Wir schauen dann angekuschelt Filme . Oder sitzen auf der Terrasse und trinken Wein und quatschen. Oder haben mal einen Babysitter und gehen aus . Fällt der Samstag aus, weil wir eingeladen sind oder etwas anderes anliegt, wird der Paarabend auf den Freitag oder den Sonntag verschoben . Er fällt niemals aus ...

Es klingt banal, aber war der Türöffner für so viel. Aber wie gesagt : beide müssen mitziehen . Und beide müssen sich aufeinander einlassen und viele miteinander reden . Und man muss Kompromisse eingehen und lernen, mit dem Zufrieden zu sein, was man hat ...
Beispiel: ich könnte und würde gerne täglich S. mit meiner Frau haben. Bei ihr ist es aber so, dass sie mal tagelang ( auch mal gerne zwei, drei Wochen ) gar keine Lust hat, man dann aber einen Tag kaum aus der Kiste kommt... Mittlerweile reicht es mir und ist als Nähe total schön, sie abends einfach im Arm zu halten ...

Man darf schlicht keine Erwartungen an den Partner stellen. Man muss ihn - und er muss einen - so nehmen , wie er / man ist. Am Ende fließen alle Dinge zusammen - und aus ihrer Mitte entspringt der Fluss ...

22.07.2015 21:24 • #11


D
Was ist der Alltag?

Das tägliche zur Arbeitgehen? Das Kochen des Mittagessens? Tägliches Joggen? Gemeinsames ins Bett gehen? Kinder in die Schule bringen? Tägliche Körperpflege? Das Gutenmorgensagen? Geld ausgeben?

Wieviel Freiraum haben wir Normalsterblichen den Alltag nicht zu leben?

Aus allem wird doch irgendwann mal ein Alltag, egal in welcher Ausführung. Ich möchte jemanden treffen, der keinen Alltag hat.

22.07.2015 22:01 • #12


A


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