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Der erste Tag in der neuen Wohnung

A
Hallo zusammen. Habe mich heute erst registriert, aber u. a. dieses Forum hat mir über die schlimmsten Momente nach meiner Trennung hinweg geholfen.

Ich bin vor 6 Wochen nach 16jähriger Beziehung verlassen worden. Er mag mich, aber er liebt mich nicht mehr, sagt er. Für mich ist er die große Liebe. Ich wollte mit ihm alt werden. Wir waren so ein gutes Team, auch wenn es nicht immer einfach war. Unser ganzes Umfeld ist geschockt, niemand hat das kommen sehen. Er hat immer viel gearbeitet, war im letzten Jahr dann auch noch beruflich viel unterwegs - und irgendwie haben wir uns in dieser Phase verloren. Ich wollte kämpfen, eine Paartherapie machen, aber das wollte er nicht. Es ist einfach alles nur so traurig, alles, was wir hatten zu verlieren.

Die letzten 6 Wochen waren die reinste Achterbahn. In meinem emotionalen Ausnahmezustand musste ich mich plötzlich um eine neue Wohnung kümmern und alles was damit zusammenhängt, organisieren, nebenbei ja auch noch im Job funktionieren. Hat alles geklappt, gestern bin ich ausgezogen. Und als dann gestern alle wunderbaren Helfer weg waren, war sie wieder da, diese unfassbar schmerzhafte Einsamkeit. Dieses Gedankenkarussell, das einen wahnsinnig macht - vielleicht merkt er ja, dass er einen Fehler gemacht hat? Er hat doch die reinste Midlife Crisis! Aber nein, du kennst ihn doch - wenn er mal eine Entscheidung getroffen hat, zieht er das auch durch!

Und ich sitze hier auf dem Sofa, zwischen Umzugskartons, und heule mir die Augen aus dem Kopf. Und weiß mir in meiner Einsamkeit nicht anders zu helfen, als das hier alles rauszulassen. Ich weiß gar nicht, mit welcher Erwartungshaltung. Vielleicht einfach nur, um mich abzulenken, um mit anderen Menschen Kontakt zu haben, wenn auch nur virtuell.

08.03.2020 14:57 • x 5 #1


Schnubbilein
Oh jee. Da hast du wirklich eine schlimme Zeit hinter dir.
Immer wieder erstaunlich, wie man funktionieren kann.
Es sind erst 6 Wochen und nach dem ganzen Stress kommt jetzt erst bei dir an, dass du alleine bist.
Alleine bist du natürlich nicht, aber du weißt, was ich meine.
Ich finde, du kannst stolz auf dich sein! Du hast schon viel geschafft. Die Trauerarbeit wird natürlich noch viel Zeit in Anspruch nehmen.
Vielleicht suchst du dir ein neues Hobby?

Und bist du dir sicher, dass es kein Zurück gibt?

08.03.2020 15:06 • x 3 #2


A


Der erste Tag in der neuen Wohnung

x 3


A
Vielen Dank, Schnubbilein. Hobbies habe ich reichlich, dadurch dass ich in der Beziehung schon immer viel allein war, habe ich mir Beschäftigung gesucht. Ich kann mich nur gerade auf nichts konzentrieren. Werde aber morgen mein Lauftraining wieder aufnehmen, raus an die Luft und den Puls hoch treiben wird mir gut tun.

Kein Zurück mehr? Ich weiß es nicht. Ich möchte mir diese Hoffnung eigentlich verbieten, damit ich nach vorne schauen kann. Und doch sehe ich bei meinem Ex einen Mann, der auch sich selbst und damit den Kontakt zu sich selbst verloren hat. Der auch Schmerz über diese Trennung empfindet. Der mir sagt, dass er nicht weiß, ob er vielleicht einen Fehler macht. Aber ich kann ja nicht hier sitzen und hoffen, dass das alles nur ein böser Traum war.

Heute sehen wir uns nochmal, ich muss noch unsere Katze abholen. Danach ist Kontaktsperre angesagt. Wir werden uns spätestens in einem halben Jahr auf der Hochzeit eines gemeinsamen Freundes wiedersehen, ich hoffe bis dahin sind wir beide klar über unser Verhältnis.

Aber im Moment es tut einfach nur so weh...

08.03.2020 15:23 • x 2 #3


Schnubbilein
Dein Plan hört sich gut an! Ich bin auch immer sehr dafür, sich keine Hoffnungen zu machen. Es bringt einen zu diesem Zeitpunkt einfach nicht weiter. Hobbys wieder aufnehmen, Bude fertig machen, Katze knuddeln... Und denke nur von Tag zu Tag. Irgendwann wird es leichter und der Schmerz wird weniger.

08.03.2020 15:29 • x 3 #4


Babs54
An dieses Gefühl kann ich mich noch sehr gut erinnern:(
Viele andere hier auch.
Du machst vieles schon richtig. Du hast Hobbys, Arbeit, bist beschäftigt. Deine Katze kommt zu dir (meine musste ich wegen der Trennung nach fast 17 Jahren weggeben!) Sie wird dir Trost geben.
Was auch gut ist: das Frühjahr naht.
Wünsche dir viele Schultern zum Anlehnen

08.03.2020 15:34 • x 2 #5


A
Ich danke euch. Die Katze abzuholen war jetzt gerade nochmal richtig schlimm. Es ist jetzt wirklich endgültig. Das ist nicht mehr mein Partner, das ist nicht mehr mein Zuhause. Verdammt, das tut so weh.

08.03.2020 18:08 • x 1 #6


S
Wenn ich das hier lese, ist das genau mein Thema was ich gerade noch vor mir habe. Mein Freund hat sich vor 4 Wochen getrennt und meine Gefühle fahren Achterbahn. Aus diesem Grund habe ich mich heute hier angemeldet, weil ich diesen Schmerz kaum aushalte.

Du hast es wenigstens schon geschafft auszuziehen und das ist ein grosser Schritt. Deinen Plan finde ich gut. Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe das bald wieder glückliche Tage auf dich zukommen.

08.03.2020 19:14 • #7


A
Sonnenschein, du schaffst das! Ich schicke dir viel Kraft! Es ist eine beschissene Situation, aber es bleibt einem nichts anderes übrig, als die Aufgaben, die vor einem liegen, anzugehen. Das lenkt auch ab. Und was mir wirklich in dieser Zeit hilft: heulen, drüber reden und Hilfe annehmen. Ich war völlig überrascht, wie viele Leute für einen da sind in so einer Situation. Und das kann man dann auch annehmen. Und ich überlege auch, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vielleicht hilft das zu verstehen, warum die Beziehung nicht funktioniert hat und vielleicht gibt das auch Impulse für das neue Leben. Ich hoffe, du hast genug Leute um dich, die dich auffangen können.

08.03.2020 19:27 • x 1 #8


E
Liebe @aibhlin, Du hast die erste Trauerstufe (es wahr haben wollen) schon geschafft, der Umzug ist gestemmt und klar kommt jetzt die Trauer mit voller Wucht! Lasse sie zu und heul Dir ruhig mal die Seele aus dem Leib, das ist jetzt eine normale Reaktion und darf sein. Auch wenn Du es morgen vielleicht doch nicht schaffst los zu joggen - verzeihe Dir das. Alles ist noch so frisch! Gut ist, dass Du schon immer auf eigenen Füßen gestanden hast und nicht alle Freizeitaktivitäten etwas mit ihm zu tun hatten - das wird Dir helfen, wenn Du langsam wieder aus dem Loch hervorkriechst, in dem Du gerade steckst. Und 'die lieben Helfer', die Deine Kisten geschleppt haben, werden sicher auch Deine verletzte Seele ein wenig 'schleppen', so dass Du wieder glücklich werden kannst. Ich wünsch Dir dabei ganz viel Erfolg!

08.03.2020 19:29 • x 1 #9


A
Zitat von Babs54:
Deine Katze kommt zu dir (meine musste ich wegen der Trennung nach fast 17 Jahren weggeben!)


Das tut mir so leid, ich mag mir das Gefühl gar nicht vorstellen... Für meinen Ex war das jetzt auch nicht leicht. Ach, es ist doch einfach nur sch*** so ein gemeinsames Leben auseinander dröseln zu müssen.

08.03.2020 19:31 • x 1 #10


A
Zitat von Emma75:
Und 'die lieben Helfer', die Deine Kisten geschleppt haben, werden sicher auch Deine verletzte Seele ein wenig 'schleppen', so dass Du wieder glücklich werden kannst.


Oh, das hast du schön gesagt, danke! Das ist ein tolles Bild, das wird mir sehr helfen!

08.03.2020 19:34 • x 2 #11


Mienchen
Ja, das Gefühl kenne ich sehr gut. Man schwankt dann zwischen Hey, ich hab ne eigene Wohnung jetzt cool und zwischen verdammt, ich will aber nicht, ich will ihn zurück und bin einsam

Die gute Nachricht ist, daß Gefühl der Leere geht vorbei, das ist jetzt ein neuer Abschnitt in deinem Leben und der muß erst mal verarbeitet werden.

Es wird besser mit der Einsamkeit, und je eher du beginnst nach vorne zu blicken, desto eher wirst du deine EIGNEN vier Wände abgöttisch lieben.

Kopf hoch, es geht vorbei

08.03.2020 19:40 • x 1 #12


E
Hallo,

die Trennung ist bei dir erst 6 Wochen her und du hast es geschafft, so schnell auszuziehen. Das finde ich sehr gut!

Ich kann mich bei meiner Trennung noch erinnern, dass ich anfangs morgens immer kurz mit einem guten Gefühl aufwachte, bis ich im nächsten Moment realisierte, dass ich Single bin. Das war echt hart! Der richtige Absturz kam aber erst, nachdem meine Ex nach 3 Monaten endlich ausgezogen ist. Ich hatte das schon befürchtet, hätte aber nie gedacht, dass es so heftig wird. Wohnt man nämlich noch zusammen, ist man nur am Funktionieren u kann Gefühle nicht wirklich ausleben - jedenfalls ging es mir so..... Wahrscheinlich werden dir jetzt auch ein paar Wochenenden bevor stehen, an denen du viel weinen wirst. Oder auch, dass du nach der Arbeit auf dem Nachhauseweg plötzlich weinen musst. So ging es mir jedenfalls.

Ablenkung - schön und gut. Aber ich glaube, Gefühle treffen einen dann besonders plötzlich und hart, sobald dann doch mal Leerlauf da ist. Und ohnehin macht alles nicht mehr so viel Spaß wie vorher. Ich denke, es ist ein schmaler Grat zwischen gesunder Ablenkung und gesunder Trauer. Will sagen: Trauer ist sehr wichtig! Und ich denke, du musst dich darauf einstellen, dass diese erst jetzt so richtig kommen wird. Es wird aber weniger, das kann ich dir versprechen!

Und sei froh, dass du deine Katze hast u ihr euch nicht um sie streitet. Es kann übrigens passieren, dass auch deine Katze trauert. Meine eine Katze stand, nachdem meine Ex ausgezogen war, Nachts immer um 2 Uhr auf und lief kläglich mauzend durch die Wohnung. Das zog sich über 2 Monate hin. Außerdem bist du umgezogen und auch darauf können Katzen sehr, sehr sensibel reagieren.

Liebe Grüße!
Zebra

08.03.2020 19:40 • x 2 #13


A
Hallo Zebra, danke für deine ausführliche Antwort! Ich gebe dir recht, das mit der Ablenkung ist ein schmaler Grat, aber ich glaube das kriege ich hin.

Ja, vor den Wochenenden habe ich auch Angst, aber es hilft ja nix. Getrauert habe ich schon heftig. Hier war dann von Vorteil, dass mein Ex beruflich viel weg ist - ich konnte in den letzten Wochen schon viel heulen und die Wände anschreien. Aber durch bin ich mit der Trauer natürlich noch längst nicht, wie mir der Tag heute gezeigt hat.

Der Job war auch der Grund warum wir uns mit dem Kater schnell einig waren - er könnte sich gar nicht angemessen um das Tier kümmern. Aber das wird jetzt wirklich schlimm. Der Kater ist ein totales Sensibelchen und dem ging das Gewusel in den letzten Wochen schon ziemlich auf die Nerven. Und dann heute durch die halbe Wohnung gejagt und in eine Kiste gesperrt zu werden und dann mit völlig neuen Gerüchen und in einem völlig neuen Revier zu landen - der ist fertig mit der Welt. Ich habe ihm jetzt eine Höhle unter seiner Kuscheldecke gebaut, mit Futter und Wasser versorgt und schaue mal was passiert. Ich schätze, ich verbringe die Nacht auf dem Sofa...

08.03.2020 20:22 • x 1 #14


A
Zitat von Mienchen:
Ja, das Gefühl kenne ich sehr gut. Man schwankt dann zwischen Hey, ich hab ne eigene Wohnung jetzt cool und zwischen verdammt, ich will aber nicht, ich will ihn zurück und bin einsam


Genau so!

08.03.2020 20:27 • #15


A


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