Der Kummer haut mich um

Hallo ihr Lieben,

Nun bin auch ich hier gelandet und das hätte ich bis vor vier Wochen nicht für möglich gehalten.

Ich war sechs Jahre in einer sehr problembeladenen Beziehung - ich habe diesen Mann am Tag seiner Scheidung kennengelernt und von diesem Tag an waren wir ein Paar. Die Liebe war wie ein Kometeneinschlag, ich war ausser mir vor Glück und er ist umgehend zu mir von Basel nach Berlin gezogen und hat alle Zelte dort abgebrochen.
Ich habe mich aus meiner zwanzigjährigen Beziehung offen und ehrlich gelöst und mir freiwilligem Verzicht auf alles.

Meinem Ex Partner habe ich damals mit meiner Entscheidung sehr weh getan, heute ist er mein bester Freund.

In meiner neuen Beziehung ( wie kannten uns praktisch überhaupt nicht ) setzten sich ziehmlich bald Schwierigkeiten fest. Dabei ging hauptsächlich um seine Vergangenheit, die Probleme mit der Ex Frau, die Kinder, die Mutter etc......
Da gab es so viele Spannungen, ungelöste Konflikte in der Familie - er war immer und ausschliesslich das arme Opfer. Er ist ein brillianter Redner und hat mir seine Ehe als 16jährigen Albtraum verkauft, den er nur aus Verantwortungsgefühl den Kindern gegenüber aufrecht erhalten hat und ich habe ihm geglaubt.
Er hatte Probleme mit Alk. ( alles eine Folge dieser schrecklichen Ehe ) liess er mich glauben, er konnte hier beruflich nicht Fuss fassen, es kamen unkontrollierte Wutausbrüche hinzu, er war sehr launenhaft und irgendwie sass ich in der Klemme.
Treue, ein geteiltes Miteinander, Verantwortungsgefühl, in guten wie in schlechten Zeiten, sind für mich keine Worthülsen, sondern ich habe das mit ihm durchgezogen. Seinen Alk. hat er besiegt, wir kauften uns ein Haus und zogen dort ein. Da es beruflich für ihn hier kein Fortkommen gab, haben wir beschlossen, dass er wieder in die Schweiz zum arbeiten geht. 8 Monate im Jahr und alle 2 Wochen nach Hause kommt und 4 Monate ständig hier ist.
Das machten wir jetzt seit 2 Jahren so und es funktionierte ganz gut, allerdings änderte sich nichts an seinem Verhalten. Er konnte nicht über Probleme reden, alles blieb ungeklärt, es wurden nie Dinge aus der Welt geräumt - man konnte einfach über nichts mit ihm reden. Auch das Verhältnis seinen Kindern gegenüber war hoch explosiv, da waren immer so viele Verkrustungen, diese ewigen nicht, ausgeräumten Spannungen haben mich gelähmt.
Entschuldigt bitte, das war die Kurzzusammenfassung der Vorgeschichte, denn jetzt kommt das brutale Ende:

Vor ca. 4 Wochen starb mein heissgeliebter Hund, ich war komplett in Trauer um das arme Tier, er hielt es nicht für nötig mal einen Tag zu kommen. Irgendwie hatte ich zu meinem Kummer das Gefühl,. irgendwas stimmt nicht und ich fing an zu spionieren.
Wir haben einen gemeinsamen Handyvertrag und ich schaute, mit wem er so telefoniert und da fiel ins Auge, dass es seit ein paar Wochen zu jeder Tages- und Nachtzeit immer die gleich Nummer kontaktiert und zwar in einem ungeheuren Ausmass. Unzählige Male flogen die Anrufe und SMS hin und her, es kamen durch die Auslandsverbindung eine Zusatzsumme von über 1000€ zusammen....in drei Wochen.
Ich rief die Nummer an und es war eine sehr fröhliche Frau dran.....und für mich brach in diesem Moment die Welt zusammen.
Ich konfrontierte ihn umgehend damit, dann kam das Allerschlimmste. Er entsorgte mich mit einer Kaltschnäuzigkeit, die ich nie für möglich gehalten habe, wie ein Stück Müll...es gab nichts, nicht den Hauch einer Erklärung, kein es tut mir leid, nichts! Ich gebe zu, danach bin ich völlig ausgeflippt, ich habe den Boden unter den Füssen komplett verloren, habe ihn sogar bedroht ( ich weiss, lächerlich ) und habe mich aufgeführt wie eine Wahnsinnige......2 Tage später durfte ich mir anhören, wie schlimm die 6 Jahre für ihn waren, alles war nur schlecht und die Fehler lagen ausschliesslich bei mir. Worte, die ich identisch von ihm schon in einem anderen Zusammenhag hörte.
Seitdem leide ich wie - ich weiss nicht was - der Kummer erdrückt mich, es tut so unsäglich weh, es wühlt zu jeder Zeit in meinem Innersten, ich kann nicht mehr schlafen, ich kann nicht mehr essen, ich konnte meinen Job nicht mehr vernünftig ausführen, ich habe zuviel Alk. getrunken, die Erkenntnis lähmt mich und es wird einfach nicht besser. Gestern bin ich in den Armen meines völlig verdutzten Hausarztes zusammengebrochen und er hat mich umgehend krank geschrieben.
Mein Körper hat mit Gürtelrose reagiert - ich finde einfach die Hintertür nicht, ich bin völlig gefangen in meinem Schmerz - ich weiss nicht mehr weiter.......
Natürlich habe ich Freunde, die mir zuhören, aber wer nicht in dieser Lage ist, was soll der sagen?

Es ist lang geworden, aber vielleicht wisst ihr was - Danke für's lesen!
LG Martina

Niemand, auch Freunde können den Schmerz nicht lindern, wichtig ist das du aber nicht allein bist im moment!

Was für eine gruselige Geschichte und erstmal einen dicken Drücker für dich.
Es ist ganz normal, dass du erstmal zusammenbrichst und heftig reagierst. Du warst völlig ahnungslos, du hast geliebt, du hast vertraut. Und von jetzt auf gleich liegt deine Welt in Scherben. Da weint man nicht eben mal eine Woche und dann ist alles wieder gut. Es kommen Selbstzweifel auf und dummerweise sucht man die Schuld irgendwie bei sich. Und als brillanter Redner hat er es sicher auch geschafft, dir einzureden, er konnte garnicht anders, als sich von dir zu trennen, weil du so furchtbar bist.
Deine Seele ist schmerzhaft verwundet und sie wird Zeit brauchen, zu heilen. Das ist bei jeder Wunde so – auch bei seelischen. Nimm dir die Zeit um dich selbst zu bemitleiden, heul, wein und schrei dich aus. Du darfst traurig sein und du darfst alles rauslassen. Aber versuche bitte, die Schuld nicht bei dir zu suchen. Du hast viel für ihn getan, ihn geliebt, ihm vertraut – du warst loyal, fair, rücksichts- und liebevoll. Du hast einzig und allein auf den Falschen gesetzt. Sei froh, dass du es erkannt hast, dass du ihn ertappt hast, dass er seine Lügen nicht weiter mit dir spielen konnte. Er ist ein Mensch, der nie zu so tiefen Gefühlen fähig sein wird, wie du es kannst. Und somit hat er einen Menschen wie dich nicht verdient. Du hast etwas Besseres verdient als diesen Menschen.
Trotz all deinem Schmerz musst du jetzt auf dich achten. Du musst all deine Kraft nehmen um dir Gutes zu tun. Du bist schließlich krank geworden dadurch. Zwinge dich, regelmäßig zu trinken, zwinge dich gesund zu essen (trink wenigstens einen Smoothie), zwinge dich, jeden Tag aus dem Bett zu kriechen und ein wenig an die Luft zu gehen. Versuche Dinge zu finden, die dich ablenken. Geh ins Tierheim, lauf mit den Hunden oder noch besser, verlieb dich in so eine arme Seele, die du mitnimmst und die viel Aufmerksamkeit von dir fordert. Du wirst den Schmerz nicht verdrängen können, aber es wird besser werden. Hab Mut, steh auf und sag dir, wegen dem Typen lass ich mir mein Leben nicht ruinieren, dass ist er nicht wert. Und ganz ehrlich, dein Köpfchen weiß es auch, dass der Typ es nicht wert ist. Er ist ein Loser, der sein Leben nie auf die Reihe bekommen wird, ein Mensch, der nie wirklich wissen wird, was es heißt, glücklich zu sein, zu lieben, wahre Gefühle zu empfinden. Aber du - du kannst das alles! Und wenn du das so siehst - wer hat dann das erfüllendere Leben von euch? DU - auch wenn du gerade eine Zeit voller Kummer und Leid durchmachst!

Hallo Skorpion,
schön wie Du hier alle Geschichten durchmischt um Dein Wille durchzusetzen. Denkst Du dabei auch an ihn? Nein, sonst würdest Du ihn nicht mit Deine Geschichten weiter stören.

Zitat von Gast777:

schön wie Du hier alle Geschichten durchmischt um Dein Wille durchzusetzen. Denkst Du dabei auch an ihn? Nein, sonst würdest Du ihn nicht mit Deine Geschichten weiter stören.

Kannst du für uns alle mal erklären, was du meinst? Ich verstehe nicht ganz

Zitat von Gast777:

Hallo Skorpion,
schön wie Du hier alle Geschichten durchmischt um Dein Wille durchzusetzen. Denkst Du dabei auch an ihn? Nein, sonst würdest Du ihn nicht mit Deine Geschichten weiter stören.

Hä? hast du dich m Thread vertan?

Ihr Lieben,

Erstmal ganz herzlichen Dank für die netten Worte, das Gefühl zu haben, nicht alleine zu sein hilft mir ungemein.
Nun ist fast wieder eine Woche vergangen und ich wollte mal aufschreiben, was alles passiert ist und wie es mir ergangen ist.
Nach meinem ersten Post hatte ich das Gefühl, an einem Tiefpunkt angekommen zu sein, wie ich ihn nie für möglich gehalten habe.
Mein Ex Mann rief mich an und teilte mir knapp mit, dass er am WE nach Berlin kommt um seine wichtigsten Sachen abzuholen. Ich sagte zu, ich habe nicht die Absicht ihm seinen Besitz vorzuenthalten.....

Nach dem Gespräch, bei dem ich übrigens sehr ruhig und höflich war, ging bei mir gar nichts mehr. Ich wurde von dermassen unerträglichen Attacken heimgesucht, ich dachte, ich werde verrückt, ich ertrage es nicht mehr.....die vergangenen vier Wochen waren ein Horrorfilm in Endlosschleife und nun soll ich ihm gegenüber stehen?
Ich wusste nicht: bin ich stabil genug, kann ich ruhig bleiben? werde ich mich lächerlich machen? werde ich ausflippen? werde ich ihn anbetteln zu mir zurück zu kommen? werde ich ihm mit der Bratpfanne den Schädel einschlagen?.........
So sagte ich diese Treffen am nächsten Tag wieder ab. Er reagierte ungehalten und sehr kalt - seine Kaltschnäuzigkeit ist mir bekannt, aber natürlich rechnete ich niemals damit, dass sich das einmal gegen mich richtet.
Ich blieb aber weiterhin ganz ruhig und sagte ihm dass ich das zum jetzigen Zeitpunkt nicht könnte, weil ich noch aus viel zu vielen Wunden blute und bat ihn das um ein paar Wochen zu verschieben - da war er dann ganz still....
Ausserdem muss ich zugeben, dass die letzten Wochen mich äusserlich arg in Mitleidenschaft gezogen haben - ich habe ca. 15 Kilo Gewicht verloren, wenn ich in den Spiegel blickte, dachte ich: wer ist diese fremden Frau mit fettigen Haaren und tiefen Augenringen in meinem Bad......diesen finalen Triumpf mich als optischen Scheiterhaufen zu sehen, wollte ich ihm nicht geben.

Eine Stunde später erfuhr ich ungefragt über Bekannte, dass er bereits in Berlin ist - mit der Neuen um sie den Kindern und dem Bekanntenkreis vorzustellen.
Das war erneut wie ein Schlag in die Magengrube, der mir die Sinne raubte.

Aber irgendwie - ich kann es wirklich nicht erklären - hat das etwas in mir ausgelöst. Mir wurde klar, ich muss was tun.....dieser Mann vernichtet mich sonst restlos, nur was?
Der Höhepunkt war einfach erreicht, mehr ging nicht mehr.....
Nun lese ich hier schon die ganze Zeit mit und war verzweifelt am überlegen, was ich nur tun könnte, damit einfach nur mal ein Hauch von Besserung, Hoffnung....was weiss ich...einfach ein winziger Lichtschimmer am Ende des Tunnel auftaucht.
Langer Rede, gar kein Sinn - ich fing wieder an zu joggen. Das habe ich früher schon gerne gemacht, aber in letzter Zeit vernachlässigt. Der Antrieb es wirklich zu tun hat mich fast den ganzen Tag gekostet, aber irgendwann habe ich es mit ungeheurer Anstrengung geschafft die Turnschuhe anzuziehen und bin los - ich bin gerannt, bis mir die Lungenflügel flatterten, aber was soll ich sagen, es tat so unglaublich gut.....
Das mache ich jetzt seit 5 Tagen und zusätzlich noch Yoga. Ich habe irgendwo im Netz gelesen, dass es Übungen speziell gegen Trennungsschmerz gibt und es ist wirklich so - es hilft mir klarer zu denken und ich habe das Gefühl, langsam das Ende des verlorenen Fadens wieder zu finden.
Ich tue sehr viel für mich, pflege mich wieder - gestern musste ich mir was neues zum Anziehen kaufen, weil nichts mehr passt und das was ich im Spiegel gesehen habe, gefällt mir......
Ich weiss, dass es noch ein weiter und steiniger Weg ist, aber ich glaube, der Anfang ist gemacht.

Ich würde mich sehr über eure weitere Hilfestellungen / Anregungen usw. freuen.

Liebe Grüße

Hallo,
du bist auf dem richtigen Weg und wie wahrscheinlich die meisten hier,die sich im Trennungsschmerz befinden,erkenne ich mich in deinem Verhalten wieder.
Als mein Ex-Partner die Trennung( per Whatsapp!) nach dreijähriger Beziehung besiegelt hat,ist mein Leben für ein paar Wochen ein riesengroßer Trümmerhaufen gewesen,ich war ein Trümmerhaufen.Er wollte die Trennung,gab mir aber die Schuld dafür.Er wollte einfach nicht als das Ar. dastehen,die Opferrolle stößt ja auch bei anderen auf mehr Verständnis.So viel Unehrlichkeit und Feigheit habe ich einfach nicht erwartet und letztendlich stellt man dann zwängsläufig alles in Frage.Den Ex-Partner,die komplette Beziehung und natürlich auch sich selbst.Es steht außer Frage,wenn er ehrlich gewesen wäre,mir gesagt hätte dass da keine Liebe mehr ist,ich ihn nur noch nerve,hätte das auch wehgetan,aber so wie es tatsächlich abgelaufen ist,ist es einfach nur feige und ein ganz schäbiges Verhalten.Obwohl sein Grund für die Trennung erstunken und erlogen war,habe ich mir in ganz dunklen Momenten Schuldgefühle eingeredet.Absolut Selbstzerstörerisch!Ich bin die ersten Wochen verzweifelt durch die Gegend gerannt,habe nach Erklärungen gesucht.Habe gehofft das er sich meldet und mir sagt dass das alles ein riesengroßer Irrtum war.Das ist natürlich nicht passiert.Ich muss sagen das wir uns nach der Trennung,und die ist 3 Monate her,nur zweimal gesehen bzw.gesprochen haben,das letzte Mal vor 2 Monaten.Ich habe keine verzweifelten Versuche gestartet um mit ihm im Kontakt zu bleiben.Fazit ist:Nach 4 Wochen hat dieses Gefühl der Ohnmacht nachgelassen.Ich konnte wieder relativ normal essen,schlafen...
Es ist eben jeden Tag ein auf und ab.
Ich für meinen Teil weiß das ich geduldiger mit mir sein muss.
Zeitweise denke ich nämlich was ich für sinnlose Gedanken denke,wie es so weit kommen konnte,was ich nicht bemerkt habe und ja,ich denke auch heute noch darüber nach,ob er mich vermisst.Ich weiß das ich meinen Gefühlen Zeit geben muss,auch wenn ich nichts lieber möchte als dieses Kapitel zu schließen.
Aber irgendwann,möglichst zeitnah,muss man sich zu Auszeiten zwingen wie z.B. Sport,mit Freunden treffen.
Das macht den Kummer vielleicht nicht weniger aber für einen Moment erträglicher.
Und ich bin davon überzeugt,die Zeit wird alles richten!