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Die Gefühle sind nicht die, die sie sein sollten

N
Hallo,

ich habe nun die letzten Tage viel als Gast hier rumgewuselt und viele Themen und Ratschläge gelesen.
Jedoch jede Situation ist anders und deswegen habe ich all meinen Mut zusammen genommen und möchte wildfremden Menschen meine Geschichte mitteilen.

Was ich mir davon erhoffe? Vielleicht ein Stück weit loszulassen und Wege für mich zu finden, damit umzugehen.

Mein Ex-Freund (32) und ich (33) haben uns vor etwa 2,5 Jahren kennengelernt und waren etwa 2 Jahre zusammen. Vor etwa 2 Wochen (Freitag, der 17.März) schrieb er mir: ... dass er nach der Arbeit in seine Wohnung fahren würde und dort auch bleiben. Er hatte gehofft, dass er sich wieder in den Griff bekommt und seine Gefühle für mich. Ich habe die Woche über gemerkt, wie sehr er sich von uns und unserem Leben in L. (meiner Heimatstadt) entfernt hat. Er kriegt es nicht hin, alles andere wäre gelogen und er will mich nicht anlügen
Ich hatte darauf wahrscheinlich, wie die meisten emotional reagiert und ihn gefragt, warum er das entscheidet ohne mir eine Chance zu geben oder zur reden, denn für mich war es mehr oder minder aus der Kalten heraus.

Um die ganze Situation vielleicht besser zu verstehen, möchte ich euch einen kleinen Abriss unserer gemeinsamen Zeit geben.

Wir lernten uns auf der Arbeit kennen. Er hatte frisch in der Firma nebenan angefangen. Wir redeten in den Pausen und fingen an zu flirten. Alles super und wie man es sich vorstellt. Er war gerade frisch nach L. gezogen für diesen Job. Mitte letzten Jahres hat er dann ein Job-Angebot (Außendienst) in einer etwa 200km entfernten Stadt bekommen und angenommen. Man muss dazu sagen, dass ich ebenfalls dafür war, da ich in diese Liebe vertraute und von Anfang an eine Option gab nach der Probezeit ins Home-Office zu gehen. Nun gut, bis dahin alles gut und schön. Die Arbeit machte ihm Spaß und wir sahen uns jedes WE, planten eine kleine Familie und ein Eigenheim.

Anfang des Jahres eröffnete seine Mom ihm, dass bei Ihr Brustkrebs diagnostiziert wurde. Er war und ist ein Familienmensch, der an seiner Heimatstadt und seinen Verwandten hängt, was ich auch wahnsinnig gut nachvollziehen kann. Ich habe mich direkt in die kleine Stadt G. verliebt und seine Familie ist toll. So kam es, dass er immer öfter nicht nur von K. (seinem Arbeitsplatz) nach L. zu mir oder nach G. zu seiner Familie fuhr. Der Stress der Fahrerei und die Verantwortung für seine Familie da zu sein und für mich wurde von Woche zu Woche größer. Er schlief schlecht, hatte Kopfschmerzen und Rückschmerzen. Ich dachte, dass ich ihn daraus helfen kann, indem ich ihm zeigen, das ich für ihn da bin und ab und an in sein Gewissen rede - sich nicht selbst zu verlieren-. Auf der anderen Seite baute ich auch unbewusst eine Menge Druck für ihn auf, was ich ihm Nachgang ziemlich bereue. Ich wollte eine Familie mit ihm, wollte mit ihm alt werden, denn ich wusste, dass er der Mann für mich ist. Im Nachhinein glaube ich, dass ich ihn dadurch von mir weg getrieben habe. Ich wollte eine Familie mit ihm, aber nicht um jeden Preis. Auch merkte ich, dass ich mit der Situation ebenfalls unzufrieden war, da die Entscheidung HomeOffice oder nicht immer noch ausstand. Ich drängte ihn dieses Thema endlich zu klären. Alles vermutlich zu viel für ihn. Die Option würde dann vor etwa einem Monat zerschmettert, da die Geschäftsführung nicht wollte.

Anfang März versuchte er den ersten Ausbruchsversuch - er nahm sich eine Auszeit und verschwand nach G. ohne mir Bescheid zu sagen, außer dass er momenatn nicht klar kommt und merkt wie sich irgendwas in ihm dagegen wehrt, wenn es um Kinder geht. Ich reagiert verletzt und emotional - nicht zwingend meine Glanzleistung. Kurzum warf ich ihn vor, dass er sein Leben ohne mich plant und wenn ich nicht das Gefühl in ihm auslöse, dass er genau das mit mir will, dann bin ich vielleicht nicht die Richtige. Es tat so unglaublich weh. Er fuhr dann Sonntag von G. nach L. (etwa 250km) um mit mir zu reden. Ich hatte mich auf das Schlimmste gefasst gemacht, aber es kam anders. Er nahm mich in den Arm, sagte unter Tränen, dass es ohne mich noch schlimmer gewesen ist und das er mich liebt. Wir redeten darüber, über unsere Plänen in G. eine gemeinsame Wohnung zu suchen, damit auch er öfter und näher an seiner Familie ist. Ich erklärte ihm, dass ich mir ja Kinder wünschte, aber nicht um jeden Preis und vor allem nicht, wenn ich ihn dadurch verlieren würde. Ich dachte wirklich, dass es bei ihm angekommen ist und wir gemeinsam an der Beziehung arbeiten können.

Nun kam 2 Wochen später der erneute Hammer. Ich war sprachlos, geschockt und konnte nicht verstehen, warum er mir das Ganze nochmal antun konnte. Obwohl ich dachte wir hätten den ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht. Diesmal blieb ich relativ sachlich (außer der kleine Ausbruch direkt danach). Ich packte seine Sachen und bat ihn diese zeitnah abzuholen. Dies tat er dann auch am nächsten Dienstag. Es war ein merkwürdiges Aufeinandertreffen. Er kam mit seinem Schlüssel in meine/unsere Wohnung, weil es sich anders für ihn komisch angefühlt hat. Zur Begrüßung hatte ich das Gefühl er wolle mich umarmen und sich neben mich zu setzten. Ich sah, dass es ihm nahe geht und das die letzten Wochen Spuren hinterlassen haben. Ich versuchte sachlich ohne Vorwürfe seine Sichtweise zu verstehen und stellt ihm eigentlich nur die Frage, ob er mit der Aussage seine Gefühle sind da irgendwo auf der Strecke geblieben meinte, dass er mich nicht mehr liebte. Ich wollte und konnte einfach nicht verstehen, wie so starke Gefühle von jetzt auf gleich verschwinden können. Seine Antwort war für mich in dem Moment nicht nachvollziehbar Die Gefühle sind nicht die, die sie sein sollten - war das jetzt ein ja oder ein nein? Ich konnte es nicht einordnen. Nachdem wir uns dann irgendwie unangenehm angeschwiegen haben, bat ich ihn zu gehen. Er packte seine Sachen zusammen und verließ nach einigem Hadern und Zögern die Wohnung.

Ich schrieb ihm in den nächsten Tagen noch zwei Nachrichten: Die erste, dass es unglaublich schmerzt, aber ich dadurch spüre, dass ich ihn geliebt habe/liebe. Das ich ihm für die gemeinsame Zeit danke und das ich ihm wünsche, dass er seinen Weg und sen Glück findet.

Dann starb mein Lieblings-Opa etwa eine Woche nach der Trennung. Ich war fertig mit der Welt und ich spürte nur diesen unbändigen Drang ihn bei mir zu haben. Er war in der ganzen Zeit mein bester Freund und meine Liebe. Ich sagte ihm nichts. Ich trauerte mit meiner Familie und vermisste ihn. Am nächsten Tag auf dem Weg zu der Beerdigung meiner Oma schrub ich ihm, dass das Leben zu kurz sei um nicht nach einer klitzkleinen Chance zu greifen und wenn er irgendwo noch Gefühle für mich haben sollte, würde ich mir wünschen dass wir über einen Neuanfang nachdenken über die vielleicht bestehende Möglichkeit sich neu ineinander zu verlieben. Ich wollte diese Möglichkeit nicht jetzt und nicht in näherer Zukunft, da ich die vergangen Situationen für mich ebenfalls einordnen muss und mich selbst wieder finden, nach diesen Rückschlägen.
Seitdem herrscht kein Kontakt mehr, dass ist 5 Tage her.

Ich habe geflennt, geschrien und konnte nicht schlafen oder essen - kurzum ich war eine wandelnde Leiche.

So langsam verstehe ich aber, dass er mich nicht verletzen wollte um mir weh zu tun, sondern die Trennung wollte um sich selbst zu schützen. Er war in der ganzen Jahren der perfekte Freund und ich kann und will einfach nicht diese Zeit in schlechter Erinnerung haben.

Ich bin noch lange nicht soweit, dass ich überzeugend behaupten kann, dass ich keine Hoffnung auf einen Neuanfang habe. Aber ich weiß, dass er und ich die letzten Monate ersteinmal für uns selbst reflektieren müssen um daraus gestärkt hervor zu gehen.

Ich werde demnächst anfangen mit joggen (mal sehen, ob das was für mich ist), habe Mittwochs immer Training und der Friseurtermin ist auch schon gemacht.

Ich möchte wieder die Frau werden, in die er sich damals verliebt hat, nicht nur für ihn, sondern vor allem für mich! Das Leben ist zu kurz um die Tage ungenutzt und in Trauer verstreichen zu lassen.

...und dennoch hoffe ich jeden Tag auf ein Lebenszeichen von ihm , möchte ihn fragen, wie es ihm geht und möchte mit ihm reden. Er ist und war ein sehr sehr wichtiger Teil meines Lebens.

Liebe Grüße
Rya

PS.: Entschuldigt, wenn das ein Roman geworden ist, aber es tat gut das alles aufzuschreiben und vielleicht liest es ja doch jemand.

29.03.2017 07:38 • x 2 #1


E
Erstmal Drücker für den Kummer .
Insgesamt klingst du sehr aufgeräumt. Das ist gut. Joggen und Friseur auch.

Hoffe nicht auf einen Neuanfang. Kümmer dich nur um dich. Das machst du ja schon.

Suche keine Ausreden mehr bei ihm. Es ist wie es ist.

29.03.2017 07:52 • #2


A


Die Gefühle sind nicht die, die sie sein sollten

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N
Hey ,
danke für deine Antwort. Irgendwie ist gestern beim Lesen hier ein Schalter umgestellt worden, keine Ahnung was oder wie.

ich fühle mich gerade auch sehr aufgeräumt und ich genieße jede Sekunde davon. Der erste Tag seit der Trennung, wo ich Licht am Ende des Tunnels sehe.

Du hast natürlich Recht und ich sollte mir keine Hoffnungen machen, aber wenn das mal so einfach wäre. Das wird mit der Zeit hoffentlich auch weniger.

Am Anfang habe ich noch versucht alles zu deuten und seine Worte zu analysieren, nach einem Schlupfloch zu suchen. Ich werde aber auf meine Fragen nie eine zufriedenstellende Antwort erhalten und kann nur darauf vertrauen bzw. weiß ich, dass er diese Entscheidung nicht leichtsinnig getroffen hat.

29.03.2017 08:36 • x 4 #3


N
Naja, vielleicht bin ich doch noch nicht so abgeklärt, wie ich hoffte/dachte.

Gerade habe ich nur das Gefühl in einem bösen Traum gefangen zu sein. Ich vermisse ihn gerade...sein Lächeln, das Leuchten in seinen Augen und seine Stimme. Ich bin nicht verzweifelt, wie die letzten Tage, aber ziemlich traurig...er war nicht nur mein Partner, sondern auch mein bester Freund...

Ich habe den Wunsch ihn zu kontaktieren, ihn zu fragen, wie es ihm geht, aber ich weiß, dass ich mir bei einer Antwort nur Hoffnungen machen würde. Es fällt mir im Moment nur sehr schwer. Die letzten Tage waren bis jetzt die längste Zeit ohne ihn (Nachricht, Anruf, gemeinsame Zeit)...

29.03.2017 17:50 • #4


N
Tag 8 der KS...die letzten Tage waren mit vielen Höhen und Tiefen verbunden. Ich habe viel mit mir gekämpft, ihm nicht zu schreiben. Ich habe versucht mich auf mich zu konzentrieren, mit mehr oder minder mäßigen Erfolg. Ich ziehe wie geplant mein Sportprogramm durch. Die ungeklärten Fragen sind zwar weiterhin in meinem Kopf, aber ich versuche ihnen keinen Raum zu geben. Ich arbeite daran, die Deutungen und Vermutungen...was er zwischen den Zeilen vielleicht hätte sagen können...zu unterlassen.

..und heute kam Sie dann....die Nachricht:

Zitat:
Hi...ich wollte dir sagen, dass ich deine Nachricht nicht ignoriert habe...nur wüsste ich nicht, wie ich darauf antworten kann/soll, ich hab sie mir bestimmt 100 mal durchgelesen...
Doch...ich habe Schuldgefühle...und ja...ich muss zu mir selber finden, und ich weis, dass du vieles erst verarbeiten musst. Das braucht Zeit...es ist mir nur wichtig, dass du das weißt...du bedrängst mich damit nicht, mir ist meine Schuld an der Situation bewusst...vielleicht können wir in näherer Zukunft noch mal reden...


Natürlich war mein erster Gedanke...yay, alles andere wäre gelogen. Jetzt wo ein paar Stunden vorbei sind, denke ich mir: er will seine Schuldgefühle beruhigen.

Vielleicht bin ich gerade auch emotional zu sehr involviert.

Was denkt ihr? Was würdet ihr antworten, wenn überhaupt und wann?
Ich vertraue meinem Bauchgefühl und meinem Köpfchen gerade nicht. Ich kann ehrlich nicht einschätzen, was ich aus meinem Schmerz oder Sehnsucht heraus antworten würde.

Ein paar kühle Köpfe müssen her

01.04.2017 14:12 • #5


E
Mein kühler Kopf sagt mir, dass da jemand sehr beschäftigt mit sich ist und dich sanft auf Abstand hält.
netterweise.

Zum Trost sogar ein Gespräch in Aussicht stellt.

Spüre in dich hinein was du tun möchtest.

01.04.2017 14:16 • x 1 #6


N
Ich wollte gar keine Antwort auf meine letzte Nachricht...

Ich bin gerade an dem Punkt, wo ich gar keine Antworten auf meine offenen Fragen möchte. Ich will auch kein Gespräch, welches auf Schuldgefühle zurück zu führen ist. Dafür bin ich m.M.n. Noch zu labil und auch zu schade dafür.

Ich meine, ER hat sich getrennt und jetzt soll ich ihm seine Schuldgefühle nehmen? Neeee!

Ich hätte mir gewünscht im Tiefsten meines Herzens, dass er die Tage nutzt um darüber nachzudenken, was schief gelaufen ist und entweder einen Weg mit mir oder ohne mich findet...zumindest nutze ich die KS dafür.

Sollte ich ihm antworten? Oder einfach die Nachricht registrieren und gut... Das ich sie gelesen habe, weiß er ja - dank moderner Technik.

01.04.2017 14:23 • #7


E
Null Reaktion

01.04.2017 14:35 • #8


N
Das war auch mein erster Gedanke...

01.04.2017 14:41 • x 1 #9


C
Zitat:
ja...ich muss zu mir selber finden, und ich weis, dass du vieles erst verarbeiten musst.


Hallo,
für mich klingt es auch danach, dass er die Trennung wirklich will.
Dass du ihn willst, weiß er durch deine Aktionen. Du kannst aber gerade nichts erreichen in seine Richtung. Lass ihn!
Ob du nochmal schreibst oder nicht, ist nicht von so großer Bedeutung, aber ich würde es lassen.
Versuche wütend zu sein.
Alles Gute!

01.04.2017 14:41 • x 1 #10


E
Ja..sei wütend..
Geh Pfandflaschen werfen oder laufen ..

Triff dich mit Freunden. Flirte. Tanz dich frei..

Iwas , was für gut tut

01.04.2017 16:24 • #11


N
Ich denke auch, wenn er dich gewollt hätte, so sehr wie du ihn, hätte er sich nicht auch räumlich von dir getrennt.
Vielleicht wäre er in L geblieben? So wie ich es verstanden habe, hattet ihr in L jeder seine Wohnung. Somit waren vermutlich durch seinen Umzug nach G. die Würfel gefallen.

14.01.2020 17:37 • #12


M
Ich denke, dass der Thread nun bald 3 Jahre alt ist...

14.01.2020 17:40 • #13


VictoriaSiempre
Der Thread ist von 2017, @Nifilalo221

14.01.2020 17:42 • #14


N
Es gibt Dinge im Leben die sind zeitlos :0)

14.01.2020 18:27 • x 1 #15


A


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