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Die Trennung holt mich nach einem halben Jahr ein

H
Guten Morgen Zusammen, bisher war ich eher passiver Leser dieses Forums aber seit etwa zwei Wochen holt mich meine Vergangenheit umso stärker ein. Ich schreibe einfach mal meine Geschichte runter.
Meine Exfrau und ich waren neuen Jahre zusammen. 2016 hatten wir geheiratet. Die neun Jahre waren sehr turbulent da wir uns gegenseitig durch persönliche Krisen chauffiert haben.
Ende 2015 wurde meiner Frau mitgeteilt auf natürlichem Weg nicht schwanger werden zu können. Natürlich ist für sie eine Welt zusammengebrochen. Ich war mir jedoch sehr sicher auch diese Krise mit ihr durchzustehen. Anfang Mai 2016 habe ich dann beschlossen ihr die wichtigste Frage im Leben zu stellen und ihr im gemeinsamen Urlaub im Juni einen Heiratsantrag gemacht. Unser Plan war es 2017 zu heiraten. Dann kam Ende Juni die Nachricht sie sei schwanger. Also haben wir uns entschlossen noch 2016 zu heiraten was wir dann auch getan haben. Die Schwangerschaft von ihr war nicht leicht da sie ständig Schmerzen aufgrund einer Symphysenlockerung hatte. Viel Streit aufgrund der angespannten Situation resultierte daraus. Im Januar 2017 sind wir dann noch in eine größere Wohnung gezogen. Ich denke aufgrund des ganzes Stresses kam es zu einer Frühgeburt in der 35. Woche. Danach mussten meine Frau und meine Tochter noch einige Zeit im Krankenhaus verweilen da eine Gelbsucht festgestellt wurde. Die Monate danach waren geprägt durch sehr viel Streitereien und Unverständnis für die Situation des Partners. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt sehr viel Stress auf der Arbeit und habe mich gleichzeitig nach einem neuen Job umgesehen in dem ich mehr Zeit für die Familie habe. In der Hoffnung als Familie zusammenwachsen zu können hatte ich zwei Monate Elternzeit genommen. Meine Familie hatte schon Mitte des Jahres zu mir gesagt wir hätten ein Eheproblem. Meine Frau meinte wir sollten eine Ehetherapie beginnen was ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht für nötig hielt. Im September kam es dann zu einen großen Streit und ich habe Dinge zu ihr gesagt auf die ich nicht stolz bin. Von Ihrer Seite aus war das Vertrauen zerstört und sie wurde sehr abweisend und kalt zu mir. Anfang Dezember hat mir meine Frau gesagt sie möchte sich von mir trennen. Ich habe dies nicht akzeptiert und überredet dass ich von meiner Seite nochmals alles versuchen werde um eine glückliche Familie zu werden. Wir hatten auch einen Termin bei der Eheberatung der unser Problem sehr gut auf den Punkt gebracht hat: wir sind wie zwei Schiffbrüchige die sich um den letzten Balken klammern, sich jedoch immer wieder gegenseitig unter Wasser drücken anstatt sich den Balken zu teilen. Auch habe ich bemerkt, dass meine Frau keine Lust mehr hatte und mir während der Sitzung ständig nur Vorwürfe gemacht hat anstatt konstruktiv zu arbeiten. Ich habe meine Frau niemals betrogen und hatte auch nie das Bedürfnis. Allerdings hat sich in dieser Zeit eine Tür bei mir geöffnet mit der ich nicht gerechnet habe. So konnte eine neue Frau in mein Leben treten und ich habe mich schlussendlich am 30.12 von ihr getrennt und bin zu meiner neuen Freundin gezogen.
Die ersten Monate nach der Trennung verliefen erstaunlich harmonisch da der Druck von beiden Seiten aus Weg war. Wir konnten uns sogar vorstellen ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen, auch aufgrund unserer gemeinsamen Tochter. Meine neue Beziehung läuft auch sehr gut und ich bin echt glücklich. Am 01.03 habe ich zudem einen neuen Job angefangen. Meine neue Freundin ist echt sehr einfühlsam da sie mir den Freiraum zu verarbeiten und mit der Vergangenheit abzuschließen. Ich hatte immer wieder Höhen und auch Tiefen durch die ich gegangen bin. Habe jedoch versucht meine Verarbeitung vor meiner neuen Freundin zu verbergen da sie klar die falsche Ansprechpartnerin ist. Häufig habe ich bei Ihr eine Maske auf und zeige meine wahre Gefühlslage nicht bei ihr. Ich stecke sehr oft in der Vergangenheit bei meiner Ehe anstatt im hier und jetzt zu sein und mich auf eine wunderschöne gemeinsame Zukunft mit meiner Freundin zu freuen. Auch hatte ich das Gefühl dass meine Exfrau viel weiter in Ihrem Verarbeitungsprozess ist als ich. Die macht einen entspannten und ausgeglichenen Eindruck.
Der Eklat kam dann Anfang Mai. Hier offerierte mir meine Exfrau sich mit einem anderen Mann getroffen zu haben. Die beiden haben sich bei diesem Date dann auch geküsst. In mir kamen sehr starke Gefühle wie tiefe Traurigkeit und Wut hoch. Ich hatte- und habe immer Bilder im Kopf wie sie und der Typ sich küssen. Seitdem ist das Verhältnis zu meiner Exfrau eher frostig einzustufen. Da ich ein Mensch bin der zunächst erstmal viel mit sich selbst ausmacht habe ich wenig darüber gesprochen und viel in mich hineingefressen. Nach einem gemeinsamen Treffen mit meiner neuen Freundin, meiner Tochter und meiner Exfrau, welches sehr gut verlief, da sich meine Ex und meine neue Freundin gut verstehen, sagt sie mir mit dem Typen geschlafen zu haben. Es zog mir dermaßen die Beine weg und ich habe ständig die Flashs im Kopf wie sie mit ihm schläft. Die kommen völlig unerwartet und ich den unmöglichsten Alltagssituationen. Mein Kopf sagt es ist ihr gutes Recht sich mit anderen Männern zu treffen und auch mit Ihnen zu schlafen. Allerdings merke ich auch wie schlecht es mir bei dem Gedanken geht. Das Problem ist. ich bin echt Glücklich in meiner neuen Beziehung und ich liebe meine neue Freundin. Allerdings scheine ich das letzte halbe Jahr nur verdrängt zu haben und erst jetzt beginne ich zu realisieren. Es ist ein ständiges auf und ab, ich habe ständig diese Bilder im Kopf, keinen Hunger, bin antriebslos (ich bin normalerweise Triathlet und mache sehr viel Sport- selbst hier fehlt mir die Lust), und launisch. All dies trage ich natürlich auch in die neue Beziehung was mir sehr leid tut. Meine Freunde und Familie sind zu parteiisch um mir Ratschläge geben zu können. Eine Kontaktsperre ist aufgrund unserer Tochter nur schwer umsetzbar. Obwohl wir derzeit nur das Nötigste kommunizieren- wenn es um unsere Tochter geht. Ich habe mich jetzt bei einer Psychologin angemeldet und habe einen 26. Juni den ersten Termin. Ich hätte im niemals gedacht, dass es nach einem halben Jahr mich so umhaut. Wer von Euch hat ähnliche Erfahrungen bzw. einen Ratschlag wie ich besagte Bilder aus dem Kopf bekomme und endlich abschließen kann?

14.06.2018 10:07 • #1


unbel-Leberwurst
Wie wäre es, wenn Deine Ex Dir einfach diese Details erspart?
Ihr seid getrennt - Du hast Dich sogar von ihr getrennt. Und jetzt kommst Du nicht damit klar, dass sie einen neuen hat, obwohl Du selber warm gewechselt bist?

14.06.2018 10:27 • #2


A


Die Trennung holt mich nach einem halben Jahr ein

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AllesAufAnfang
Hallo Harvey83,

ich denke, das hat einfach damit zu tun, dass Du Dir nicht die nötige Zeit genommen hast, zur Ruhe zu kommen, erst einmal alleine zu sein, dein Leben zu ordnen, zu reflektieren und die gescheiterte Beziehung zu verarbeiten.
Du hast Dich in die nächste Beziehung begeben, Dich bewusst oder unbewusst abgelenkt und getröstet, die Wunden mit einem neuen Pflaster zugedeckt. So werden sie aber nicht heilen.

Deine Ex-Frau hat sich wahrscheinlich mit der Trennung beschäftigt, hat getrauert, reflektiert und ein Stück weit mit der Vergangenheit abgeschlossen und im Idealfall sogar gestärkt aus der Krise herausgekommen.

Klingt hart, ich weiß. Ich habe genau das gleich erlebt wie Du, nur in umgekehrten Rollen. Meine Exi hat warm gewechselt, ich bin durch ein tiefes Tal gegangen. In der Retrospektive bin ich - so blöd es auch klingen mag - dankbar für diese harte Zeit, sie hat mich extrem weiter gebracht. Bin wieder bei mir und irgendwann auch offen für etwas neues.

Mein Rat. Sei ehrlich zu Dir und zu deiner neuen Freundin. Hinterfrage deine Gefühle, verarbeite Deine gescheiterte Beziehung und sei fair zu deiner neuen Partnerin. Kein Mensch hat es verdient, als Trostpflaster benutzt zu werden.

Alles Gute,

M

14.06.2018 10:48 • #3


H
Hallo M,

vielen Dank für Deine ehrliche Antwort. Es freut mich, dass Du es geschafft hast durch das tiefe Tal zu gehen und gestärkt aus der Sache rausgehst.
Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen: Meine neue Beziehung ist mir enorm wichtig und dienst nicht als Trostpflaster um etwas zu vergessen oder zu verarbeiten. Vielmehr versuche ich meine neue Freundin davor zu beschützen und bin sehr ehrlich mit meinen Gefühlen und Gedanken zu ihr. Sie ist was meine Vergangenheit anbetrifft aber klar der falsche Ansprechpartner.
Du hast sicher recht, wenn Du sagst meine Exfrau ist weiter als ich. Ich habe bisher einfach nicht die Zeit gehabt richtig zu trauern (ich führe derzeit einen Kampf an drei Fronten-alte Beziehung verarbeiten, im neuen Job durchstarten, meiner neuen Beziehung voll gerecht werden).
Am meisten stören mich halt diese Bilder im Kopf die ständig hochkommen. Das zieht mich dann unendlich runter. Und nur weil ich selbst warm gewechselt bin, heißt es nicht ich würde nicht trauern und hätte nicht zu verarbeiten.

Viele Grüße,

harvey83

14.06.2018 11:15 • #4


T
Warmwechsler werden hier im Forum gerne verteufelt, da es viele hier triggert. Lass dich davon nicht beeindrucken. Du bist kein schlechter Mensch deswegen.

Ich glaube, bei dir ist es einfach nur dein Ego, was dir zu schaffen macht. Wir Männer haben ja so eine Art Besitzdenken, was Frauen oft nicht nachvollziehen können und natürlich vergleichen wir uns permanent. Ein Beispiel dafür: Männer spielen ein Spiel (Fussball, Sport im allgemeinen oder Videospiele online) um zu gewinnen, Frauen spielen des spielens wegen.
Diese Grundlage ist wichtig, wenn du dich selbst verstehen möchtest. Unser Testosteron lässt uns eben anders ticken als Frauen und darum solltest du definitiv nicht mit deiner neuen Partnerin darüber reden. Sie würde es nicht verstehen können und wahrscheinlich falsche Schlüsse daraus ziehen, was eure Partnerschaft negativ beeinflussen würde.

Sie ist eben nicht mehr deine Frau, das muss auch dein Ego verstehen. Das kommt mit der Zeit. Es ist eine neue Situation und eine Frage der Gewöhnung. Warum erzählt sie dir eigentlich sowas? Fragst du nach? Grenze dich von Informationen dieser Art ab. Was du nicht weisst, macht sich nicht heiss.

14.06.2018 11:33 • x 1 #5


AllesAufAnfang
Hallo Harvey83,

es war nicht meine Absicht, Dich zu verurteilen. Jeder hat seine Geschichte, seine Gründe, sich zu trennen und seine eigene Art, mit der Trennung umzugehen.
Auch wenn ich persönlich Warmwechsler nicht nachvollziehen kann, weil ich selbst anders ticke. Ich brauche nach einer Trennung eine gewisse Zeit, bis ich wieder frei bin für was neues. Jeder Mensch ist anders.

Aber ich sehe es auch ähnlich wie tintin1980. Es ist zum Großteil ein Ego-Ding.

Meine Trennung zum Bsp. war einvernehmlich, trotz Liebe, da zu unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft.
Die ersten beiden Monate habe ich lediglich eine Erleichterung gefühlt, sonst nichts. Das hat mich und meine Umwelt schon sehr gewundert, da ich sonst ein sehr emotionaler Mensch bin.
Erst als ich mitbekam, dass Exi neu liiert ist, kamen die Trennungsschmerzen, dafür umso heftiger. Und da war mit Sicherheit auch ganz viel verletztes Ego dabei. Ich habe gelitten, getrauert und verarbeitet und jetzt, nachdem ich vieles verstanden habe, geht es mir wieder gut.

Im Nachhinein ist es auch sehr gut, dass es so kam. Auch hatte ich das Glück, dass wir keine gemeinsamen Kinder haben. Habe sie überall blockiert, gelöscht - nicht aus Hass, sondern aus Selbstschutz. Eine Kontaktsperre kann schon sehr helfen. Das geht leider bei Euch nicht, das ist mir klar. Aber Du kannst Dich von Informationen dieser Art abgrenzen. Mach Dir klar: Ihr Leben geht Dich nichts mehr an, ihr Liebesleben erst recht nicht. Im Idealfall findet Sie ihren Platz in deinem Herzen und Du wirst bald mit der Vergangenheit abschließen können und ihr bleibt gute Eltern und vielleicht sogar Freunde.

Ich kann Dir nur sagen, auch wenn es Dich jetzt sehr beschäftigt und auch eventuell verletzt, es wird mit der Zeit besser werden. Setze Dich damit auseinander und versuche es zu verstehen, bald geht es dann aufwärts.

Viele Grüße,

M

14.06.2018 11:50 • x 1 #6


H
Hey,

ich hatte auch nicht den Eindruck hier verurteilt zu werden weil warm gewechselt bin. Wie ihr schon geschrieben habt ist es individuell völlig unterschiedlich warum man sich trennt.
Und Ihr habt vollkommen recht, es ist auch ne Ego-Sache für mich. Ich bin nach außen ein sehr selbstsicherer Mensch bin der seine Sachen gerne regelt und Erfolg hat. Ich habe es jedoch nicht geschafft unsere Ehe zu retten. Dieser Stachel sitzt tief und ich sehe es als Niederlage.
Ich versuche derzeit wirklich die Kommunikation auf ein Minimalmaß runterzuschrauben. Eben gerade rief sie mich an um über die Übergabe unserer gemeinsamen Tochter am Wochenende zu sprechen. Hier frage ich mich dann direkt was sie wohl in der Zeit anstellt, ohne Kinder.
Diese Gedankengänge sind völlig überflüssig und mein Kopf sagt mir auch immer wieder: es geht dich nichts an. Deshalb rege ich mich dann auch über mich selbst auf. Bringt aber nichts:-) Diese Gedanken kommen einfach, ähnlich wie die beschriebenen Bilder

14.06.2018 14:22 • #7


D
Zitat von TinTin1980:
Ich glaube, bei dir ist es einfach nur dein Ego, was dir zu schaffen macht. Wir Männer haben ja so eine Art Besitzdenken


Erster Part vollste Zustimmung. Es ist mMn einfach nur sein Ego. Dem zweiten Teil möchte ich widersprechen. Wir Männer haben das nicht per se. Wenn ich mich trenne, trenne ich mich. Fertig. Ich kann wohlwollend verbunden bleiben, aber Eifersüchteleien bzgl. Ex-Liebschaften heißen für mich entweder man(n) ist nicht gefestigt im Leben und steht nicht eindeutig hinter den eigenen Entscheidungen oder man hat die falsche Entscheidung getroffen und bereut diese auf einer entsprechenden Metaebene.

Warmwechseln ist übrigens Zeitgeist und Gang und Gäbe. Meine Meinung dazu: ist wie bei den Äffchen - den einen Ast erst loslassen, wenn man den anderen fest im Griff hat. Spricht mE für eine noch nicht vollständig ausgebildete Persönlichkeit. Stichwort Integrität.

14.06.2018 14:32 • #8




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