13

Ehe Aus nach 10 Jahren

S
Liebe Forums-Mitglieder,
vor 4 Wochen ist mir so ziemlich das Schlimmste passiert, was ich mir bis jetzt vorstellen konnte. Mein Mann hat sich nach 7 Jahren Ehe von mir getrennt. Seit 10 Jahren waren wir ein Paar - die richtig grosse Liebe.
Ich war schon in den 3 Monaten vor der Trennung fast nicht mehr in unserem gemeinsamen Zuhause, sondern wieder in meinem Elternhaus, dort gibt es eine Einliegerwohnung. Zunächst wegen einem Corona Verdachtsfall: Ich war im ganzen Jahr 2019 viel krank und wurde Ende Januar 2020 dann operiert. Mein Mann, selbst im medizinischen Bereich tätig, wollte es nicht riskieren, mich evtl. anzustecken und riet mir, mich aus der Schusslinie zu nehmen. In diesen knapp 3 Wochen wurden seine Nachrichten und unsere Telefonsgespräche von seiner Seite aus immer distanzierter und unpersönlicher, bis ich ihn dann direkt darauf angesprochen habe. Er meinte, dass die letzten Wochen und Monate für ihn sehr schwer gewesen seien und er Zeit bräuchte. Das Ganze ging dann 3 Monate so weiter, in denen er mir quasi die kalte Schulter gezeigt hat. Ich war zeitweise wieder kurz Zuhause, aber er wollte mich da nicht wirklich haben, was er mir durch sein Verhalten klar gezeigt hat. Wir sind auch noch ein paar Tage miteinander weg gefahren, haben viele Gespräche geführt etc. Letztlich hat er mir alles mögliche vorgeworfen, was ich falsch gemacht hätte - in den Jahren davor oder auch in der letzten Zeit hat
er nie gesagt, dass ihn etwas stört. Habe dann wirklich alles versucht, aber er ist mir fast nicht entgegen gekommen. Letztlich habe ich ihn gefragt, ob jemand anders im Spiel ist und er hat es vehement verneint und mir noch ein schlechtes Gewissen eingeredet, dass ich so etwas überhaupt frage. Ein paar Wochen später habe ich allerdings herausgefunden, dass meine Sorge berechtigt war. Er hat eine andere Frau kennen gelernt. und mir nichts davon gesagt. Als ich ihn direkt mit meinem Wissen konfrontiert habe, hat er trotzdem nicht versucht, mich zurück zu gewinnen oder um unsere Ehe zu kämpfen. Selbst den Vorschlag einer Eheberatung hat er abgelehnt. meinte, es bringt nichts, wenn nur einer (in dem Fall ich) kämpft.
Mich hat das alles aus heiterem Himmel getroffen, dachte, dass unsere Liebe stark ist und ihm etwas an unserer Ehe liegt. Zumindest soviel, dass es sich lohnt dafür zu kämpfen.
Jetzt ist das Wichtigste in Bezug auf Finanzen, Trennungsjahr etc. schon geregelt, ich bin ausgezogen. und stehe jetzt mit Anfang 40 vor einem riesigen Scherbenhaufen. Kinder sind keine da. Nur meine Katze, die habe ich zum Glück bei mir.
Ich wäre einfach dankbar für alle Tipps, Vor- und Ratschläge, die ich bekommen kann. Für mich ist das alles ganz neu, war noch 'die Verlassene' und bin so unendlich traurig.
Viele Grüße
Sunti

12.07.2020 15:01 • x 1 #1


E
Zitat von Sunti:
Ich wäre einfach dankbar für alle Tipps, Vor- und Ratschläge, die ich bekommen kann. Für mich ist das alles ganz neu, war noch 'die Verlassene' und bin so unendlich traurig.

Fühl Dich erst mal gedrückt. Gerade wenn es so überraschend kommt, ist es sehr schwer. Das wichtigste im Moment ist, dass Du nicht Deine Energie dafür verschwendest zu kämpfen, sondern um Dich irgendwie erst mal über Wasser zu halten und dann wieder aufzubauen. Du stehst nicht vor einem Scherbenhaufen, sondern ein Lebensabschnitt ist zu Ende gegangen, unfreiwillig, ja, aber das birgt auch Chancen für einen Neuanfang. Nicht in Bezug auf einen neuen Partner sondern in Bezug auf Dein Leben an sich.
Du beschreibst Deine Beziehung sehr harmonisch, aber in jeder langjährigen Beziehung schleichen sich Gewohnheiten ein, Bequemlichkeiten, Dinge die man früher gerne gemacht hat und jetzt irgendwie nicht mehr macht, weil man eben andere Dinge mit dem Partner unternimmt.
Diese Lücke ist jetzt wieder frei und Du kannst Dir Gedanken machen, wie Du sie füllst. Willst Du in Deiner Stadt wohnen bleiben? Mal beruflich was völlig neues wagen? Dich als Typ mal komplett verändern?
In einem Alter, in dem sich sowieso vieles im Umbruch befindet, ist ein solcher Cut nicht nur eine Katastrophe, sondern auch eine Chance, sich komplett neu aufzustellen und vielleicht sogar zufriedener mit dem Leben zu werden als vorher. Ich habe mit Ende 30 auch meine Ehe beendet (15 Jahre Beziehung, 10 Jahre Ehe), lebe heute alleine mit den Kindern und mein Leben hat sich total verändert im positiven Sinne.
Ich empfinde da gar nix als Scherbenhaufen, sondern als Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt. Du hast es in der Hand!

12.07.2020 15:16 • x 5 #2


A


Ehe Aus nach 10 Jahren

x 3


Gorch_Fock
Hey Sunti, willkommen hier. Was ich ziemlich bitter finde: Du warst jetzt 10 Jahre in einer Beziehung schreibst, dass nun keine Kinder da sind. Warum ist es nicht dazu gekommen? Dies ist insofern auch bitter da es nun mit 40 schon ziemlich schwierig und ggf. risikoreicher wird. Diese Entscheidung für Kinder hätte vor 7-8 Jahre aufkommen sollen. Für mich wirkt das so, als ob Dich Dein Ex irgendwie hingehalten hat. Wirkliche Bindung kann man nicht erkennen. Wer schickt bitte seine Partnerin aus der Wohnung? Auch das Du das alles hingenommen hast, zeigt schon an, dass hier etwas nicht gestimmt hat. Und das lag nicht nur an Corona.
Gut ist, dass ihr finanziell alles geregelt habt. Wenn ihr beide arbeitet und keine Kinder da sind ist so eine Ehe innerhalb von 15 Minuten geschieden.
Ich denke hier ist auch nichts mehr zu retten. Normalerweise sind es Frauen, die nach solchen langen Beziehungszeiten einen so harten cut einleiten. Er macht das, weil er bereits eine Neue an seiner Seite hat. Und darf ich mal was raten? Diese neue Frau ist Ende 20 und mit ihr dreht er jetzt die Zeit zurück.
Es ist wichtig dass Du dich hier ziemlich hart abgrenzt und Dein Leben wieder aufbaust. Ich würde hier in nächster Zeit auch rechnen, dass er eine Schwangerschaft der neuen Partnerin meldet. Warum? Weil er weiß das er Dich auch damit treffen kann.
P.S. Das Thema Krankheit eines Partners taucht auch immer mal wieder im Forum auf. Sehr oft ist es so, dass diese Krankheit offensichtlich als Schwäche des Partners wahrgenommen wird. Und meist endet so etwas in Affairen oder anderen Exit-Strategien.

12.07.2020 15:28 • #3


Löwin45
Liebe Sunti
Es tut mir sehr leid. Was du gerade erlebst und fühlst, ist schmerzhaft und schlimm.
Momentan werden vermutlich alle Versuche dich zu trösten ins Leere laufen.
Dafür ist es einfach noch zu frisch.
Aber die Zeit wird dir helfen.

Schau dir deinen Mann doch einmal genauer an und versuche sein Verhalten etwas rationaler zu bewerten.
Denn du trägst keine Schuld für sein Verhalten.
Diese Verantwortung muss er ganz alleine übernehmen.

Alleine die Tatsache, dass er dir Schuldgefühle einreden will, ist wirklich unverschämt und frech.
Zitat von Sunti:
Letztlich hat er mir alles mögliche vorgeworfen, was ich falsch gemacht hätte - in den Jahren davor oder auch in der letzten Zeit hat
er nie gesagt, dass ihn etwas stört.

Und er?
Hatte er auch etwas falsch gemacht?
Oder war er immer tippitoppi?
Eine Beziehung lebt immer durch beide.
Den letztendlichen Todesstoß hat er allerdings alleine versetzt.

Zitat von Sunti:
Habe dann wirklich alles versucht, aber er ist mir fast nicht entgegen gekommen. Letztlich habe ich ihn gefragt, ob jemand anders im Spiel ist und er hat es vehement verneint und mir noch ein schlechtes Gewissen eingeredet, dass ich so etwas überhaupt frage

Statt direkt ehrlich zu antworten, betrieb er Schuldumkehr und mauerte.

Zitat von Sunti:
Ein paar Wochen später habe ich allerdings herausgefunden, dass meine Sorge berechtigt war. Er hat eine andere Frau kennen gelernt. und mir nichts davon gesagt.

Somit waren alle Gespräche vorher blablabla.
Als er diese Affäre einging, wusste er doch genau, was er tat.
Er hätte auch nein sagen können.
Was soll das somit?
Warum versucht er jetzt auch noch dir eine Schuld anzudichten?
Nun, werte es eher als ein lächerlicher Versuch, einer Rechtfertigung.
In dem er dir die Schuld für die Schräglage eurer Beziehung anlastet, versucht er dir eine Mitschuld einzureden und fühlt sich somit etwas besser. Denn schließlich konnte er ja gar nicht anders?!?
Frechheit!

Schau jetzt auf dich.
Konzentriere dich nur auf dich.
Lass dir keine Schuldgefühle einreden.
Lass dich u.U. juristisch beraten.

Eines ist sicher, durch sein momentanes Verhalten hast du mehr von seinem wahren Ich kennengelernt, als all die Jahre zuvor.

Wenn er deinen Wert nicht erkennen mag, ist es nicht deine Schuld.
Denn, dass du wertvoll bist, ist eine unerschütterliche Tatsache!

12.07.2020 15:47 • x 2 #4


S
Liebe Forums-Mitglieder,

erstmal ganz lieben Dank für eure tröstlichen und konstruktiven Antworten. Ist das toll, so schnell Rückmeldungen zu bekommen! Ich bin wirklich ganz von den Socken und sehr dankbar dafür. Vielleicht für euch noch ein paar Antworten auf Fragen, die ihr mir gestellt habt:
Zum Thema 'Kinder': Versucht haben wir es schon, aber es ist leider 2mal schief gegangen und er wollte keinerlei Alternativen zu einem 'eigenen Kind' in Betracht ziehen. Hat auch mit mir über das Thema wenig gesprochen, wenn etwas dazu kam, dann eigentlich nur von mir... Denke, diese Thematik kann ich jetzt eh abhaken...das wird nix mehr werden.
Zum Thema 'Die Neue':
Ich weiss nicht wirklich viel über sie, will es auch gar nicht...aber ich habe Bilder gesehen. Wie Anfang/Mitte 20 sieht sie nicht aus. Habe aber tatsächlich keine Ahnung, wie alt sie wirklich ist. Sie kommt aus seinem beruflichen Umfeld und zu mir hat er gesagt, es sei 'nichts Ernstes'... Alles klar, das glaube ich natürlich gleich (NICHT!).
Juristisch hab ich mich schon beraten lassen, es dürften hier keine grossen Hürden bei einer Scheidung auf mich zukommen, zumal wir alles geregelt haben.
Mein Problem ist - neben der ständigen Traurigkeit - eher dieser Bruch in meiner Lebensbiografie, mit dem ich irgendwie auch nicht so recht klar komme. Bis jetzt hat alles, was ich mir so vorgenommen hatte geklappt. Aber das konnte ich einfach nicht beeinflussen. Diese passive Rolle bin halt nicht ich und die Situation zu akzeptieren fällt mir einfach unheimlich schwer. Hatte letztlich nie eine echte Chance, im Herz war er nicht mehr bei mir...und das macht mich so traurig. Man fragt sich dann schon, ab wann einem quasi Theater vorgespielt wurde...

12.07.2020 18:39 • #5


E
Zitat von Sunti:
Bis jetzt hat alles, was ich mir so vorgenommen hatte geklappt. Aber das konnte ich einfach nicht beeinflussen.

So ging es mir auch. Schnelle Karriere, alles immer erreicht, dann Heirat, Kinder, Haus und dann - Trennung. Der erste richtige Bruch in meiner Biographie. Aber wie ich schon schrieb: Im nachhinein die beste Entscheidung meines Lebens! Kann ich aber erst jetzt so sehen - direkt danach, fühlte ich mich hilflos und total fertig. Morgens nach dem Aufwachen zuerst der Gedanke: Oh Gott, das ist wirklich passiert?
Nach und nach auch mit professioneller Hilfe und vielen Freunden, die viele Taschentücher und einige Liter Wein an mich verschwendet haben, bin ich langsam aus meinem Loch gekrochen. Ein Freund hat mir damals den Satz gesagt: Es gibt immer ein davor, ein mittendrin und ein danach. Ich dachte erst, das sei ein billiger Kalenderspruch, aber es ist so wahr. Heute können wir genau mit diesem Freund und seinem Mann zusammen sitzen und über diese Zeit sogar manchmal lachen (ich war furchtbar!). Du bist jetzt mittendrin, Du brauchst Geduld, Deine Freunde auch, aber das danach kommt und es wird schöner als Du glaubst!

12.07.2020 20:53 • x 1 #6


Heffalump
Zitat von Sunti:
eher dieser Bruch in meiner Lebensbiografie, mit dem ich irgendwie auch nicht so recht klar komme.

Ein anderer Lebensabschnitt muss nicht der Bruch sein, im Nachhinein kann fast jeder sagen, das es das Beste war, was hätte passieren können. Doch jetzt fühlt es sich so unendlich an - somit für jetzt fühl dich gedrückt.

12.07.2020 20:58 • #7


S
Hallo Sunti,
was dir widerfahren ist, hört sich wirklich schlimm an ....
Die Art und Weise wie dein Mann Dich abserviert hat..... Ohne Worte!
Denke jetzt bitte nur noch an dich!
Hast du Menschen, mit denen du reden kannst?
Wie alt die neue Frau an der Seite deines Mannes ist völlig uninteressant...Nicht mehr dein Tanzbereich.
Fakt ist, bei Paaren deren Beziehungsweise Fundament tragfähig ist, kommt kein Dritter dazwischen. Bei euch müssen vor längerer Zeit die Grundfesten erschüttert worden sein. Lief es bei euch schon länger nicht mehr optimal?

12.07.2020 21:02 • x 1 #8


M
Liebe Sunti,
Fühl Dich gedrückt.
Du kannst Dich jetzt nur suf Dich konzentrieren, den Schmerz rausheulen, die Wut rauslassen (im
auto schreien, ins Kissen boxen), mit guten Freunden reden, reden, reden.... und dann an Dich denken. Tu Dir was Gutes, gönn Dir richtig was, sei liebevoll zu Dir! Irgendwann kannst Du anfangen, rauszufinden, was Dicj glücklich macht, Sport, malen, einen Hind zulegen, was immer DIR gefällt. Irgendwann wird es besser. Versuch erstmal jeden unnötigen Kontakt zu vermeiden und konzentrier dich ganz auf Dich

12.07.2020 21:29 • x 1 #9


S
Liebe Forummitglieder,

vielen lieben Dank für eure Vorschläge und für die aufmunternden Worte. Ja, es trifft die Sache ziemlich genau - man wacht in der Früh auf (sofern man überhaupt geschlafen hat) und sofort ist da dieser Schreck, der einem in die Knochen fährt: es ist passiert, ich bin getrennt... und allein. Erst so langsam kann ich mich an den Gedanken überhaupt gewöhnen.
Ich rede viel mit meinen Freunden und auch mit der Familie, will aber auch keinen übermässig belasten. Schliesslich haben die alle schon die 3 furchtbaren Monate davor mitbekommen...
Professionelle Hilfe nehme ich jetzt auch in Anpruch, vielleicht bringt das den ein oder anderen Denkanstoss oder auch Fortschritt im Verarbeitungsprozess.
Ich fühle mich einfach so aus dem Leben gerissen, abserviert, weg geworfen und hab das Gefühl, nie mehr wirklich glücklich sein zu können. Jeder sagt, dass das vergeht und die Zeit hilft - ich hoffe es... Zurzeit vergeht kein Tag ohne Tränen - und ich tu mir einfach auch schwer, emotional 'den Schalter umzulegen', schließlich habe ich meinen Mann ja geliebt.
Sport etc. mach ich, das ist so ziemlich das Einzige, neben der Arbeit, was mich momentan etwas ablenkt.
Möchte nur, dass dieses Gefühl der ständigen Traurigkeit und Verzweiflung aufhört. Manchmal gibt es schon bessere Tage oder Momente, aber im Hinterkopf ist es auch dann. Der Kontakt ist übrigens auf das Notwendigste beschränkt. Ich halt das auch durch, aber weh tut es trotzdem. Plötzlich hört man von dem Menschen, von dem man 10 Jahre lang mehrmals am Tag etwas gelesen/gehört hat, nichts mehr...ist eben hart.
Und ich fühl mich so allein...

13.07.2020 18:02 • x 1 #10


B
Sunti,bitte lass die Seelenwäsche (Tränen) zu. Ich habe dem Eindruck,dass es schon zum guten Ton gehört heutzutage schnell mit allem abzuschließen. Nimm dir die Zeit was du brauchst.
Irgendwann kannst du ohne Trauer auf die gute Zeit zurück denken. Und dann bist du offen wieder neu zu lieben.

13.07.2020 18:22 • x 1 #11


E
Zitat von Sunti:
Professionelle Hilfe nehme ich jetzt auch in Anpruch, vielleicht bringt das den ein oder anderen Denkanstoss oder auch Fortschritt im Verarbeitungsprozess.


Zitat von Sunti:
Sport etc. mach ich, das ist so ziemlich das Einzige, neben der Arbeit, was mich momentan etwas ablenkt.


Zitat von Sunti:
Der Kontakt ist übrigens auf das Notwendigste beschränkt.

Du machst das richtig gut! Es wird dauern, ja, aber Du bist auf einem guten und richtigen Weg. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft dabei!

13.07.2020 18:23 • #12


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag