13

Ehe führen nach einer Affäre?

V
Hallo,

ich habe vor einiger Zeit im Affären Topic meine Geschichte niedergeschrieben, nur um kurz nochmal zusammenzufassen:

Meine Frau (31) und ich (36) sind seit 12 Jahren zusammen, haben sehr früh geheiratet und haben 2 Kinder (9 und 3). Letztes Jahr im Juni beichtete mir meine Frau, dass sie die letzten 20 Monate eine Affäre mit einem anderen Mann hatte, den sie auf einer Flirt/Chat Website kennengelernt hatte. Wie der dumme Zufall es wollte, trafen sich die beiden zufällig mal in der Stadt und da ging die Sache los. Alle 4-8 Wochen ein kurzes Treffen im Parkhaus, dazwischen wurde viel per Handy geschrieben. So ging das dann knapp 2 Jahre. Klar kamen Gefühle auf. Meine Frau erklärte es im Nachinein mit fehlender Zuneigung meinerseits, fehlendem Interesse an ihrer Person und dem Gefühl, dass sie und die Familie mir einfach nicht mehr wichtig sei...und dass sie wieder als Frau, als Einzelperson wahrgenommen wurde, nicht als Rolle der Ehefrau, Mama, etc.
Sie hat die Affäre dann spontan beendet, weil sie innerlich zerissen war. Das schlechte Gewissen plagte sie und es ging so nicht weiter, sie wollte keine Affärenfrau sein. Sie sehen sich auch nicht mehr - zumal seine Frau kurz danach ebenfalls von der Affäre ihres Mannes erfuhr. Da habe ich auch keine Bedenken mehr.

Klar war der Schock groß, ich hatte nicht ansatzweise eine Ahnung, was hinter meinem Rücken vorging (die Treffen waren immer gut geplant, bspw. nach einem Mädelsabend oder nachdem sie mit Kollegen was Trinken war und ich keinen Verdacht schöpfte, wenn sie dann etwas später heimkam). Aus irgendeinem Grund habe ich an ihr festgehalten. Meine Kinder waren mir sehr wichtig in dieser Zeit, ohne sie hätte ich gleich das Handtuch geworfen. Aber ich habe auch eine starke Zuneigung zu meiner Frau, denn mit ihren Anschuldigungen hatte sie ja irgendwie schon recht (ich habe sie immer geliebt, aber irgendwann vergessen, wie man es zeigt. Die Ehe dümpelte halt so vor sich her...)
Wir gehen auch seit ihrer Beichte zu einer Eheberaterin, die uns sehr viel über uns selbst gezeigt hat. Und es gibt Tage, Stunden, Momente, in denen ich weder über die Affäre nachdenke, noch das sie mir weh tut. Aber an anderen Tage weine ich sogar vor Trauer und Wut, auch jetzt noch nach einem 3/4 Jahr. Familienmäßig läuft wieder alles in seinen geordneten Bahnen und ich möchte das eigentlich auch nicht mehr missen. Allerdings kommen immer wieder Stimmen in mir auf, die mich fragen, wieso ich noch bei meiner Frau bleibe? Wieso ich mir den Schmerz antue? Aber allein die Gewissheit, dass ich meine Kinder nicht ständig um mich haben kann und dass ich meinen Lebensstandard nicht halten kann, bringen mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Und immer wenn ich mit meiner Frau streite und ihr verletzende Sachen an den Kopf werfe, tut mir das schnell sehr leid und wir weinen während wir uns einander festhalten...

Ich bin oft unglücklich über die Situtation in der ich mich befinde. Aber dann bin ich auch wieder glücklich und gelöst, wenn die dunkle Wolke für eine Weile weg ist. Erschwerend kommt hinzu, dass ich merke, dass wir zu früh Eltern geworden sind, zu früh Verantwortung trugen und dass ich in meinen jüngeren Jahren zuwenig erlebt habe. Ich hatte vor meiner Frau nur 2 Freundinnen, nur mit einer war ich überhaupt intim. Ich bin fast als Jungfrau in die Ehe gegangen, weil ich es für das richtige damals hielt. Heute mit 37 schaue ich zurück und bedauere meinen Lebensweg. Jetzt kommen zusätzlich die Gedanken auf, wieso nicht trennen und dann alles nachholen...? Irgendwo habe ich das Gefühl, sie hat es nicht anders getan (wenngleich aus anderen Gründen). Es gäbe keinen besseren Zeitpunkt als nach dem Mist, den meine Frau mir angetan hat. Niemand würde mir Vorwürfe machen, wenn ich sie verlassen würde. Aber es sträubt sich in mir. Ich habe das meiner Frau auch erzählt, sie meinte, ich solle mich austoben, wenn ich das bräuchte. Aber ich will das irgendwie nicht. Es fühlt sich falsch an.

Jetzt hadere ich mit meinen Gedanken. Bleiben und Durchstehen? Weiterziehen und auf neues Glück hoffen? Kann man eine Ehe nach so einer Belastung wieder kitten? Ich weiß es nicht...

Tat gut, mal meine Gedanken loszuwerden

06.03.2017 12:25 • x 2 #1


Sabine
@Verdünnung

Nun, wir können ebenso wie du in die Zukunft schauen. Eine Antwort können wir dir auch nicht geben, nur dich unterstützen, dass du eine Antwort dafür findest.

Zum einen die Frage, ob du sie noch liebst? Und auch die Fragen, wie du dir jetzt Leben vorstellst und worin sie und eure Kinder darin Platz haben können.

Dazu stelle dir doch einmal folgende Fragen:

Was erwartest du von dir? Was wünscht du dir? Was magst du an ihr? Was geht noch zusammen und was nicht?

Diese Fragen musst du dir ja indirekt schon gestellt haben, sonst würdest du keine Zweifel haben.

Sie hatte eine Affäre. Okay. Entweder man verzeiht, oder kann es eben nicht. Dazwischen gibt es kein gemeinsam, zwischen erhofftes Glück und Vorwürfe.

Den Eindruck etwas im Leben verpasst zu haben, den holt jeden irgendwann ein. Das ihr zu früh geheiratet habt, jetzt 12 Jahre später zu sagen, ist kein Gedanke wert. Die Zeit kann man nicht zurückdrehen. Es geht leider nur nach vorn. Also, bin schon seit meinem 19 Lebensjahr Mutter. Das zurückdenken zu wollen, kam mir irgendwie nie in den Sinn. Es hilft auch nicht, weil man es nicht mehr ändern kann.

Es geht nur ein Blick nach vorne. Auf das, was du noch von deinem Leben erwartest.

Ziehe eine ggf. 4 wöchige Auszeit in Betracht. Eine Ehepause. Fahre zu Freunden oder gehe in ein Kloster . Finde dich selbst, erfinde dich neu, nehme dir einmal die Zeit für dich allein und gebe sie, diese Zeit vielleicht auch einmal ihr. Sprecht darüber.

Wenn du dich fragst, wegen der Verantwortung und so, und sie mal alleine lässt. Es ist doch besser, einmal in sich reinzuhören, statt alles einfach hinzuschmeißen, ohne zu wissen, was man selbst wirklich will.

Mir hat es gut getan, meinem Mann hat es gut getan, und nun wird es irgendwie wieder schön.

Wir Menschen haben einen Verstand, den wir ab und zu eben auch einmal gebrauchen sollten.

LG Lilly

Du wirst dich wundern, wie das auch neuen Schwung in die Ehe bringen kann.

06.03.2017 12:46 • x 1 #2


A


Ehe führen nach einer Affäre?

x 3


unbel-Leberwurst
Als erstes finde ich nicht, dass ihr zu früh Eltern geworden seid.

Es scheint das Übliche zu sein: Es wurde in der Ehe zu wenig geredet.
Und wenn sie jemanden auf einer Flirtseite kennenlernt, war es ja auch kein blosser Zufall. Warum hat sie nicht versucht, die Defizite innerhalb der Ehe zu beseitigen?
Gab es keine Hilferufe? Oder das auch typische Sender-Empfänger-Problem zwischen Mann und Frau?

06.03.2017 12:59 • x 1 #3


machtlos
Der TE hadert mit sich, weil er sich vor Beginn der Ehe nicht die Hörner abgestoßen hat und dann wird ihm hier der Tipp gegeben, mal vier Wochen ins Kloster zu gehen.....

06.03.2017 16:14 • x 1 #4


G
Zitat:
Ich hatte vor meiner Frau nur 2 Freundinnen, nur mit einer war ich überhaupt intim. Ich bin fast als Jungfrau in die Ehe gegangen, weil ich es für das richtige damals hielt. Heute mit 37 schaue ich zurück und bedauere meinen Lebensweg.


Soetwas sollte niemand bereuen. Hättest du 10 Frauen gehabt, was hätte es denn geändert an der jetzigen Situation.?
Du fühlst dich gerade versetzt, abgestellt, uninteressant, denn deine Frau suchte sich nach anderem um.
Lass es so stehen. Ich finde es gut, wenn man sich im Leben zurückhält. Es gibt nämlich kein Hörner abstoßen.
Es gibt nur durch die Gegend v*****n, nichts anderes ist das, wenn man viele intime Partner hatte. Als Frau ist das noch schlimmer. Das was heute vorgelebt wird von Werbung, etc. ist totaler Blödsinn und sorgt nur dafür, dass die Gesellschaft immer mehr und mehr verkommt. Wer nicht mehr als 2 Partner hatte ist ein Loser
Sich einem anderen aufheben, der es zu schätzen weiß ist der richtige Weg.

Was willst du nun tun? Ist deine Frau bereit mit dir weiter an der Ehe zu arbeiten? Wollt ihr denn weiter machen?

Sie hat es dir gebeichtet. Sie bereut.
Wenn sie und die Ehe / Familie dir wichtig sind, dann solltet ihr kämpfen.
Und du solltest dir immer vor Augen halten, so wie es ist, ist es im Moment okay. Es wird besser

07.03.2017 13:59 • x 1 #5


V
Erstmal danke für die Antworten.

Zitat:
um einen die Frage, ob du sie noch liebst?


Hm, als ich diese Frage meiner Therapeutin (bin seit dem ich es erfahren habe in Behandlung) stellte, lächelte diese nur müde und meinte Was ist denn Liebe?. Dieses Wort zu definieren ist so unendlich schwer und für jeden anders, daher kann ich diese Frage momentan nicht wirklich beantworten. Ich mag meine Frau noch sehr. Ich begehre sie mehr als je zuvor. Im Bett ist es besser, als es je zuvor war. Wir reden inzwischen absolut offen über Probleme, manchmal auch bis einer weint.

Ich für meinen Teil möchte wieder glücklich und unbeschwert sein. Nicht immer wieder an das erinnert werden, was vorgefallen ist. Nicht daran erinnert werden, wie sehr mich meine Frau enttäuscht hat. Wie arglistig sie vorging, was sie dabei dachte und all diesen Mist. Aber ich fürchte, dass ich dieses Päckchen noch sehr sehr lange mit mir tragen werde. Ob ich ihr wirklich verzeihen kann, weiß ich nicht. Bis jetzt jedenfalls geht es nicht. Dafür war das Geschehene zu heftig und kommt zu sehr immer wieder hoch (der AM arbeitet in der gleichen Firma wie ich, hat den teilweisen gleichen Arbeitsweg...). Das alles auszublenden und einfach nur nach vorne zu schauen, erscheint in manchen Momenten unmöglich.

Eine Auszeist ist beruflich und familientechnisch quasi unmöglich, wir sind beide Vollzeit-Arbeiter im Schichtdienst. Da ist man einfach auf den anderen angewiesen. Eine Woche Urlaub alleine ginge schon, aber ich komme mir irgendwie dumm dabei vor. Obwohl auch meine Frau mir das mal vorgeschlagen hat. Vielleicht mit einem Freund, mal schauen.

Komischerweise waren wir immer der Meinung, das wir extrem viel miteinander geredet haben. Leider nicht über Gefühle und das, was uns im Innersten beschäftigt. Vor allem meine Frau hatte große Probleme, ihre Gefühle mir gegenüber zu vermitteln. So kam es, dass ich die Probleme um uns herum gar nicht erkannte. Meine Frau meint, sie hätte mit oft genug gesagt, was los sei. Ich für meinen Teil habe das nicht so wahrgenommen oder nicht verstanden, wie schlimm es für sie ist.

Ich empfinde immer eine Art Neid, wenn ich sehe, wie sehr und oft sich deutlich jüngere Menschen vergnügen und denke immer Mensch, hättest Du nur auch.... Und jetzt steh ich da, verheiratet, betrogen. Nichtmal eine tolle Ehe kann ich mehr vorweisen, woran ich mich früher immer geklammert habe.

Meiner Frau ist nach einiger Zeit, nachdem sie mir alles gesagt hat, Bewusst geworden, dass sie definitiv mich als Partner will und auch dass sie darum kämpfen will. Die Monate, bis sie für sich selbst zu dieser Entscheidung kam, war sehr steinig und bitter. Inzwischen ist sie da sehr positiv gestimmt und tut alles mögliche, um mit mir wieder bessere Zeiten zu erleben. Uns fällt es beiden immer wieder schwer, mit dem Geschehenen klar zu kommen. Ihre Schuldgefühle sind natürlich unendlich groß, sie bereut nichts mehr, als diesen Fehler begangen zu haben.

Ich denke, wir brauchen einfach mehr Zeit. Vielleicht hilft das, ich weiß es nicht. Natürlich kämpfen wir, aber an manchen Tagen ist einfach keine Kraft mehr da. Dann kommt halt die dunkle Wolke wieder...

07.03.2017 14:55 • x 1 #6


Z
Hallo Verdünnung,
was ich deiner Frau hoch anrechne ist, dass sie es dir von sich aus gebeichtet hat. Sie hat sich somit mit der Situation und ihrem Gewissen auseinander gesetzt und festgestellt, dass es so nicht weiter geht.
Bei mir und meinem Ex war das anders - alles kam nur per Zufall raus und selbst dann wurde noch gelogen und runtergespielt. Wenigsten dann hätte ich von ihm Ehrlichkeit erwartet. Trotzdem habe ich noch 4 Jahre um uns gekämpft - auch der Kinder wegen. Aber der Stachel saß, Misstrauen begleitete mich und ich habe Seiten an mir gefunden, die ich nicht kannte. Der Stachel saß und mein Vertrauen war hinüber. Ohne Vertrauen ging dann auch die Liebe...Schritt für Schritt. Nach 21 Jahren ist dann unsere Beziehung daran gescheitert.
Dass ihr so gut über alles reden könnt und euch auch körperlich wieder so nah sein könnt, ist ein großer Vorteil. Nutze es und versuche wieder zu vertrauen. Wenn du dich von ihr geliebt fühlst, dann habt ihr eine gute Chance, dass das Vertrauen sich wieder aufbaut.

Alles Gute und viel Kraft
Zwerg

08.03.2017 08:16 • x 1 #7


machtlos
Ich habe in meinen jungen Jahren nichts ausgelassen und wirklich eine Menge erlebt. Aber eines kann ich Dir sagen, befriedigende Zweisamkeit hatte ich immer nur in festen Partnerschaften. Vieles was man sich total scharf und aufregend vorstellt, ist in der Realität lange nicht so spannend.

Auch in eine lange Beziehung kann man wieder Feuer bringen. Geht offen miteinander um und sagt Euch gegenseitig, auf was Ihr Lust habt. Vieles kann man sicher umsetzen. Auch S exualtherapeuthen können wirklich helfen, wenn man nur noch Langeweile zu Hause hat.

Beste Grüße,
Jens

08.03.2017 17:32 • x 2 #8


V
Zitat:
wenn man nur noch Langeweile zu Hause hat.


Das ist garnichtmal das Problem. Wie gesagt, es ist besser denn je. Trotzdem kommt danach in mir die Frage auf, ist es besser als das was meine Frau mit ihrer Affäre erlebt hat? Kann ich diesen Grad an Aufregung überhaupt irgendwie erreichen? In meinem Kopf spiele ich immer noch zweite Geige und komme nicht gegen das an, was sie mit dem AM hatte.
Meine Frau kann ich ja schlecht fragen - natürlich ist es mit mir besser (was soll sie auch sonst sagen...).

Mich zieht immer wieder ins Loch, dass die Sache so lange lief (fast 2 Jahre) - jeder unwillkürliche Blick auf einen alten Kalender bringt alles hoch. Da fragt man sich, was hat sie an diesem oder jenem Abend gemacht... Und die Tatsache, dass sich die Affäre gegen Ende hin massiv intensiviert hat, macht es nicht einfacher, das zu verzeihen. Ich sehe halt eine Seite meiner Frau, die ich früher nicht kannte oder von der ich niemals angenommen habe, dass sie existiert. Ich habe eigentlich eine hervorragende Menschenkenntnis, aber bei der eigenen Frau versagt zu haben, tut einfach sehr weh

08.03.2017 17:46 • x 1 #9


K
Ich möchte hier mal dem Verein bibeltreuer Christen, der hier offenbar mit am Werk ist, was entgegensetzen. Lebenslange Monogamie ist ein frommer Wunsch, der aber meistens zu nichts anderem führt als Unzufriedenheit, Unglück, Betrug und dergleichen mehr.

Da Du noch immer leidest unter dem, was Deine Frau getan hat und Du sagst, Du kannst ihr nicht verzeihen - was genau brauchst Du denn für Dich, damit Du ihr verzeihen könntest? Es gibt zum Beispiel eine Möglichkeit, das Verzeihen im Rahmen eines gemeinsamen Rituals zu tun. Ganz wichtig dabei ist, dass man die Sache mit diesem Ritual dann auch endgültig abschließt, denn nichts anderes bedeutet Verzeihen. Heißt - keine Gedanken mehr daran, keine Vorwürfe (auch keine stummen), das Ding ist mit dem Ritual beerdigt, begraben und verziehen. Könntest Du Dir so etwas vorstellen?

Dein plötzlicher Wunsch nach Hörner abstoßen klingt für mich eher nach Gerechtigkeitsausgleich. So nach dem Motto: na toll, was Du darfst, darf ich schon lange. Die Gerechtigkeit wird aber nicht dadurch wiederhergestellt, dass Du es Deiner Frau nun gleich tust. Der Gedanke liegt nahe (Auge um Auge ... geht aber meistens nach hinten los.

Aber eventuell wäre für Euch zu überlegen, nach einer gewissen Zeit, wenn die Vertrauensbasis wiederhergestellt ist, Eure Ehe vorsichtig zu öffnen. Denn vielleicht hat auch Deine Frau das Gefühl, dass ihr etwas fehlt. Die leidenschaftliche Liebe erlebt man halt nur am Anfang einer Beziehung, nach allerspätestens vier Jahren ist sie dort auch verglüht und weicht dann entweder der partnerschaftlichen Liebe, die eine langjährige Beziehung trägt wie bei Euch, oder eben einer Trennung. Trotzdem gibt es Menschen, die besonders leidenschaftlich sind, die diese Gefühle dann in einer Dauerbeziehung irgendwann vermissen. Was auch durchaus verständlich ist. Der übliche Weg ist dann - Trennung, auf ins Getümmel und auf in das nächste Gefecht um die Leidenschaft. Bis auch dort nach ein paar Jahren ... und so weiter.

Es gibt viele Wege. Welche für Euch die richtigen sind, kann ich Dir nicht sagen. Nicht richtig ist jedenfalls der Weg, jahrelang Bedürfnisse und Sehnsüchte zu unterdrücken, nur weil man das so macht. Der führt nämlich geradewegs ins Unglück (meistens über den Umweg einer Affäre).
Menschen verändern und entwickeln sich, und das gilt erst recht für Beziehungen. Eine Beziehung, die statisch ist, ist tot. Und nur, weil man sich vor 17 Jahren mal ewige Treue versprochen hat, muss das nicht für ewig gelten, denn auch Bedürfnisse verändern sich. Und wenn ich meinem Partner die nicht mehr stillen kann, kann ich mal darüber nachdenken ob ich ihn genug liebe, um ihm das anderweitig zu gestatten. Ohne ihn gleich ganz gehen lassen zu müssen.

08.03.2017 21:28 • x 1 #10


B
Verdünnung, mich interessiert auch, woher der Gedanke auf 6 mit anderen gerade kommt. Ich glaube, an diesem Symptom kannst Du ganz gut ablesen, wo Du gerade stehst und was Dir fehlt.

Gab es den Gedanken schon vor der Entdeckung des Betrugs? Hast Du damals den Gedanken an andere Frauen oder mehr Erfahrung oder andere Erfahrungen mit dem, was Du in der Ehe hast, abgewogen und bewusst verzichtet?
War damals die Ehe qualitativ höherwertig als dieser Wunsch? Und ist sie es jetzt, durch den Betrug, nicht mehr?

Würdest Du bei einer anderen Frau wissen wollen, ob Du im Bett gut bist und dadurch mehr Sicherheit gewinnen wollen, was den Vergleich mit dem AM angeht? Hast Du also echte Sorge um Deine Platzierung im Bett-Ranking oder ist das die allgemeine Demütigung des Betrugs, die Dich so klein fühlen lässt?
Würden Dich Erfahrungen mit anderen Frauen wirklich größer fühlen lassen?

Ist da auch ein Anteil von auf die Augenhöhe Deiner Frau aufschliessen mit dabei? Stimmt also etwas an dem Machtgleichgewicht zwischen euch noch nicht, das ja jeder Betrug zugunsten des Fremdgegangenen verrückt? Oder hast Du keine Impulse es ihr gleich zu tun?

Gibt es den Gedanken, dass die Ehe durch den Betrug so entwertet würde, dass Deine Treue auch nicht mehr absolut sein muss?

Möchtest Du von einer anderen Frau nur die Betterfahrung oder geht es auch darum, als Mann gesehen und begehrt zu werden?

Wieviel Anteil hat die Sehnsucht nach einer unvorbelasteten Beziehung, die jetzt mit dieser Frau ja für Dich erstmal nicht möglich ist?

Und wieviel Anteil ist wirkliches Bereuen, etwas nicht gemacht zu haben, das Du Dir jetzt eben auch versagst.

Ich plädiere weder für Treue noch für Erfahrungen mit anderen, weder für Festhalten an der Ehe, noch für Aufgeben. Es geht mir nur darum, dass Du mit dem, was Du tust, auch wirklich das erreichen kannst, was Du brauchst, um wieder glücklich zu werden.

Eine 4wöchige Auszeit fände ich für Dich auch gut. Vielleicht geht es ja mit einer Kur? Es gibt gute Beratungsstellen, die Dir die richtigen Stichworte nennen, mit denen eine Bewilligung in Deinem Fall funktioniert. Und ich glaube, auch Deiner Familie und der Gemeinschaft der Versicherten ist sehr damit gedient, wenn Du Dir jetzt mal eine Auszeit nimmst, Dich auf Dich selbst besinnst und Dich selbst pflegst und Dir klar wirst, was genau Du brauchst, damit Du über den Betrug Deiner Frau nicht in eine chronische Krankheit abrutschst, sondern voller Überzeugung Deinen Weg gehen und wieder glücklich werden kannst.

Alles Gute!

08.03.2017 22:00 • x 1 #11


V
Wow, so langsam kommen wir zum Kern des Themas!

@kaetzchen: Die Idee mit dem Ritual finde ich an sich gut, glaube aber nicht, dass ich das so tun könnte. Wir haben schon so oft miteinander geredet und ich habe mir gesagt, ich mache keine Vorwürfe. Nach einigen Tagen kommen sie aber im Stillen wieder und finden nach und nach ihren Weg nach außen.

Ich weiß auch, dass es mit Fremdgehen meinerseits nicht getan wäre. Ich fürchte eher, das kompliziert das Ganze nur noch mehr. Obwohl mir meine Frau gesagt hat, dass ich das tun soll, wenn es mir hilft. Solange sie nichts davon mitbekommt, ist es ihr weitgehend egal. Auch wenn es ihr natürlich weh tut, hat sie Verständnis für mein Problem. Aber genau mit dieser Einstellung kann ich das eben nicht - ich bin ein zu guter Mensch, ich will und kann ihr nicht weh tun - auch nicht, wenn sie es nicht erfährt. Bisschen flirten, chatten - ja, ok, aber wirklich fremdgehen, ich glaube nicht, dass ich dazu in der Lage bin. Trotz meiner gefühlten Defizite.

Eine (in engem Rahmen) offene Ehe lehnt meine Frau strikt ab - diesen Vorschlag habe ich schon gebracht. Wie gesagt, sie würde mir ein paar Fehltritte durchgehen lassen. Aber dann auch nur inoffiziell, indem sie von nichts weiß. Wir sind zuhause im Bett natürlich nicht wirklich spießer und haben uns schon überlegt, mal Sachen wir Dreier oder Partnerwechsler auszuprobieren, aber diese Gedanken kommen und gehen auch wieder. Bisher hat sich da nichts ergeben.
Und ja, unsere Ehe war sehr statisch, fast jeder Tag gleich. Im Fall meiner Frau war nicht S. der entscheidende Faktor, sondern das Gefühl, als Frau beachtet zu werden. Und in diesem Dilemma befinde ich mich momentan auch - ich möchte als Mann wahrgenommen werden, nicht als Papa oder gehörnter Ehemann.

@bekannte:

Zitat:
Gab es den Gedanken schon vor der Entdeckung des Betrugs? Hast Du damals den Gedanken an andere Frauen oder mehr Erfahrung oder andere Erfahrungen mit dem, was Du in der Ehe hast, abgewogen und bewusst verzichtet?
War damals die Ehe qualitativ höherwertig als dieser Wunsch? Und ist sie es jetzt, durch den Betrug, nicht mehr?


Genau so ist es, besser hätte ich es nicht schreiben können. Klar hatte ich auch mal den Gedanken von Seitensprung (so rein theoretisch, ohne an eine bestimmte Person zu denken, einfach der Spannung wegen), habe meine Erfüllung aber immer in der Ehe gesehen und bewusst jeglichen Kontakt zu anderen Frauen gemieden - nichtmal geflirtet oder gelächelt habe ich. Durch den Betrug ist diese Seifenblase zerplatzt - mir wird klar, dass das Leben eben mehr bietet als ewige Treue, gepaart mit Langeweile im Bett.

Zitat:
Würdest Du bei einer anderen Frau wissen wollen, ob Du im Bett gut bist und dadurch mehr Sicherheit gewinnen wollen, was den Vergleich mit dem AM angeht? Hast Du also echte Sorge um Deine Platzierung im Bett-Ranking oder ist das die allgemeine Demütigung des Betrugs, die Dich so klein fühlen lässt?


Beides würde ich sagen. Aufgrund fehlender Erfahrung muss ich mich auf die Aussage meiner Frau vertrauen, dass ich gut im Bett bin...und das ist nach dem Geschehenen für mich nichts wert. Sie würde ja sicher lügen, um mich zu schonen. Aber die Demütigung seht natürlich auch im Raum. Beim S. sehe ich mich sehr oft in der Rolle des AM und frage mich, wieviel anders ich bin, hat er dieses oder jenes gemacht, etc.

Zitat:
Würden Dich Erfahrungen mit anderen Frauen wirklich größer fühlen lassen?

Zitat:
Möchtest Du von einer anderen Frau nur die Betterfahrung oder geht es auch darum, als Mann gesehen und begehrt zu werden?


Nein, aber vielleicht würden sie mir ein Gefühl der Sicherheit bieten. Ich weiß es nicht. Sicher ist, dass ich gerne mehr Mann wäre, einfach um Anschluss an meine Frau zu finden. Sie war auch vor der Ehe schon etwas erfahrener im Bett, aber durch die Affäre ist die Lücke leider deutlich größer geworden.

Zitat:
Ist da auch ein Anteil von auf die Augenhöhe Deiner Frau aufschliessen mit dabei? Stimmt also etwas an dem Machtgleichgewicht zwischen euch noch nicht, das ja jeder Betrug zugunsten des Fremdgegangenen verrückt?


Das definitiv. Darauf sind wir in unseren Gesprächen auch schon gekommen, dass ihre Reife als Frau damit einen enormen Sprung nach vorne gemacht hat, während ich unerfahren zurückbleibe. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass meine Frau durch die Affäre allgemein sehr viel Reife gewonnen hat, sie wirkt auf mich nicht mehr wie das Mädel das ich geheiratet habe, sondern eine echte Frau. Leider habe ich das Gefühl, hinterher zu hinken. Ich habe mittlerweile mein Kleidungsstil völlig geändert, um reifer und attraktiver zu wirken. Leider sehe ich mit knapp 37 aus wie 26/27, was nicht gerade mein Selbstwertgefühl verbessert.

Zitat:
Gibt es den Gedanken, dass die Ehe durch den Betrug so entwertet würde, dass Deine Treue auch nicht mehr absolut sein muss?


Ja, das auch. Treue gibts nur einmal in der Beziehung und unsere ist einfach weg. Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen...

Zitat:
Wieviel Anteil hat die Sehnsucht nach einer unvorbelasteten Beziehung, die jetzt mit dieser Frau ja für Dich erstmal nicht möglich ist?


Einen nicht zu kleinen. Für mich war unsere Ehe immer was Besonderes, auch wenn sie nicht immer glücklich war. Ich war zufrieden, glücklich mit dem, was ich hatte. Alle Sehnsüchte und Wünsche waren nur Spinnereien, Kopfkino.

Ich weiß nicht, ob das mit einer Kur funktioniert. Ich habe, seit ich davon letztes Jahr im Sommer erfahren habe, immer nur einzelne Tage in der Arbeit gefehlt, wenn es psychisch garnicht ging. Ansonsten funkioniere ich ja, wie ich soll. Klar, ich bin in der Arbeit oft nicht bei der Sache, aber bisher merkts kaum einer. Gesundheitlich geht es mir bis jetzt hervorragend. Nur irgendwie ist das Gefühl, Glück zu empfinden, abhanden gekommen. Egal was ich mache, bei dem ich immer Spaß hatte - die Freude, wenn sie überhaupt kommt, ist von kurzer Dauer und kurz danach fühle ich wieder eine Leere und Lustlosigkeit.

08.03.2017 22:51 • #12


B
@ Verdünnung: Das nennt sich schon Depression und kann noch schlimmer werden, wenn Du nicht auf Dich aufpasst und Dir Gutes tust.

Geh mal zu einer freien Kurberatung (nicht die der Kassen) oder ruf da an. Die werden sehen, obs da ne Möglichkeit für Dich gibt. Wenn organisch sich nichts anbietet, gibt es immer noch, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben. Und die kann durch Depression oder posttraumatische Belastungsstörung eingeschränkt möglich bis unmöglich sein. Die Kurberatung sagt Dir dann, welchen Zettel mit welcher Behandlungsempfehlung welcher Arzt unterschreiben muss. Und den Arzt möchte ich sehen, der einem schichtarbeitenden Familienvater mit depressiven Schüben nach einer existenziellen Krise keine Kur gegenzeichnet.

Dein AG erfährt übrigens nicht den Grund der Kur. Meine männlichen Kollegen, die wegen Burn-Out dringend mal länger raus müssen, lassen im Flur immer Gelenkprobleme kursieren, um ihre nächste Beförderung nicht zu gefährden.

Also wenn Du die Auszeit willst und nur nicht weißt, wie umsetzen, kann das ein Weg sein.

Eine kürzere Auszeit wäre der Bildungsurlaub. Da kotzen die meisten AG zwar, wenn man den anmeldet. Aber in nicht wenigen Bundesländern kannst Du den gesetzlichen Anspruch von zwei Jahren zusammen nehmen und Dich dann für 10 Arbeitstage (2 Wochen) erstmal in ein entlegenes Seminarhotel zurückziehen und wahlweise was zu Achtsamkeit, Stressbewältigung oder die Demokratiebewegungen des Kongo lernen. Und dabei Mal aus allem raus sein und zu Dir selbst kommen.
Die Kosten müsstest Du da aber selbst tragen. Also nur zweite Wahl. Aber immer noch besser als weiter so und Dein Leid verlängern oder gar Deine innere Leere verschlimmern.

08.03.2017 23:32 • #13


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag