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Ehe retten nach Affäre

Paulaner88
Ahoi!

ich bin hier gestrandet weil ich aktuell etwas Hilfe von außen brauche.

Letztes Jahr habe ich mir einen ziemlich üblen Fehler erlaubt, der mich womöglich meine Familie kosten wird. Damit ihr das alles besser einordnen könnt, hole ich mal etwas weiter aus.
Meine Frau und ich sind Mitte 30 und seit 8 Jahren ein Paar, wir sind verheiratet und haben 2 Kinder. Nach außen schien alles perfekt, aber in mir wuchs die Unzufriedenheit wegen meines Jobs und ich sah kein Licht am Ende des Tunnels. Ich sah mich gefangen in meinem Hamsterrad, wollte den Arbeitgeber nicht wechseln aus Angst vor dem Ungewissen, war aber auf der anderen Seite super unzufrieden und dadurch freudlos, in mich gekehrt, oft müde und energielos. Meine Frau wollte ich damit nicht belasten obwohl wir all die Jahre eine innige tiefe Verbundenheit hatten und über alles sprechen und uns auch mal nur aushalten konnten, falls einer sich nicht sofort öffnen konnte. Doch seit Ende 2019 wurde ich zunehmend und schleichend unzufriedener beim langjährigen Arbeitgeber, fühlte mich verschlissen und ausgebrannt, dadurch verstummte ich zu Hause und distanzierte mich.

Mit Beginn des Jahres 2020 hatten wir noch einen tollen Familienurlaub bevor der ganze Pandemiewahnsinn über uns hereinbrach. In diesem Urlaub fasste ich den Entschluss mir irgendwo Hilfe zu suchen, denn wenn ich nicht gehen will/kann muss ich zumindest lernen damit klar zu kommen. Diese neue Energie trug mich einen Moment. Der Psychologentermin lag damals 8 Wochen in der Zukunft. Im März fasste ich den Entschluss mich zumindest mal umzusehen, was es Jobtechnisch so gibt.

Vor lauter neuem Enthusiasmus verpasste ich den Termin beim Psychologen (hatte mir ein falsches Datum in den Kalender eingetragen). Die Jobsuche flaute dann wieder etwas ab, weil ich mit einem neuen Projekt betraut wurde und bei einer Stelle die Rahmenbedingungen nicht stimmten und eine andere Firma sich für einen Mitbewerber entschied.
In dieser Zeit verschloss ich mich weiter ließ meine Frau oft gegen eine Wand laufen. Es tat mir furchtbar leid und gleichzeitig konnte ich nichts dagegen tun. Teilweise schob ich ihr unterbewusst den Miesepeter zu, da ich ihre Ansprüche mitverantwortlich machte für mein Hamsterrad (es war nur eine verquere Denke, das entspricht nicht meinen realen Gedanken zumal es unsere Ansprüche sind).

Durch viele Gespräche im Nachgang weiß ich, die Zeit war für meine Frau sehr schwer. Auch während dieser Zeit, gab es Phasen wo ich mich zumindest insofern öffnen konnte um ihr zu sagen wie leid es mir gerade tut das alles so ist aber ich es nicht ändern kann.
In dieser Phase lernte ich eine neue Kollegin kennen. Wir arbeiteten gemeinsam auf diesem Projekt und verbrachten dadurch viel Zeit miteinander. Wir waren uns direkt zu Anfang sympathisch was ich aber als nichts ungewöhnliches bezeichnen würde. Von ihrer Seite entwickelte sich etwas, was mir erstmal gar nicht auffiel. Unser Kontakt intensivierte sich und die Ebene in den Gesprächen wechselte von rein beruflich auch zu privatem. Die Kommunikationskanäle ebenfalls. Kurz vor dem Ende des Projekts kamen wir uns dann so nahe, dass wir in der Kiste landeten.

Darauf bin ich wirklich nicht stolz! Aber nun war es geschehen und ich musste damit umgehen. 2 Tage später beichtete ich es meiner Frau. Zu Hause brach daraufhin, verständlicherweise, eine Katastrophe aus. Sie war unheimlich verletzt, enttäuscht und traurig und bat mich dann erstmal woanders unterzukommen.
Mit der Kollegin klärte ich alles offen und ehrlich. Meiner Frau gab ich zunächst etwas Luft. Wir kommunizierten zunächst nur die Kinder betreffend. Über die Zeit haben wir auch wieder mehr über uns gesprochen und uns angenähert. Nach insgesamt 4 Wochen zog ich wieder zu Hause ein in ein separates Zimmer.

Parallel habe ich allerdings immer nach einer neuen Position Aussicht gehalten, der Einstellungsprozess zog sich bis September 2020 bis ich unterzeichnete. Neuanfang war im April 2021.

Nun zu den Problemen, wir sind noch lange nicht über den Berg, der Vertrauensmissbrauch sitzt ziemlich tief bei meiner Frau. Habt ihr vielleicht Tipps, wie man mit dieser Situation besser umgehen kann? Auch über einen Erfahrungsaustausch von gleichgesinnten würde ich mich total freuen!

Paulaner

21.06.2021 20:57 • #1


Sonne72
Hej Paulaner,
Ich kann dir nur aus der Perspektive der betrogenen Frau was dazu sagen..
Was mir damals einfach gefehlt hat war die echte Aufarbeitung bzw. das Hinschauen meines Mannes. Ich wusste, dass ihm irgendetwas gefehlt haben musste, dass er 1 Jahr lang eine Affaire hatte. Doch er war der Meinung, er ist ja nun zurück und wir brauchen das Thema nicht mehr angehen. Ging dann natürlich nicht gut aus.. (nach 3 weiteren Jahren Ehe). Auch, dass er mir meine Verletztheit nicht zugestanden hat, hat mich sehr gekränkt.. ich hatte jedesmal, wenn die Wut/Trauer wieder einmal hochkam ein Dilemma, denn er wollte damit nichts mehr zu tun haben und ich wusste nicht, wohin damit. Irgendwie habe ich erwartet, dass er diese Gefühle mit mir gemein aushalten muss.
Aber wie schon oben erwähnt, das wichtigste wäre mir gewesen, dass er für sich herausgefunden hätte, wo sein Mangel in unserer Beziehung lag.
Vielleicht fragst du deine Frau direkt, welche Hilfe sie im Moment von dir am ehesten braucht..
Alles Gute!

21.06.2021 21:17 • x 4 #2


A


Ehe retten nach Affäre

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W
Hallo Paulaner,
dass Du es Deiner Frau gesagt hast finde ich richtig. Ich denke wie @Sonne72, frag Deine Frau, was sie von Dir braucht und halte das aus.
Der Vertrauensmissbrauch wiegt schwer und es kann lange dauern, bis das Vertrauen wieder da ist. So, wie es einmal war, wird es nicht mehr sein.
Für mich als Frau wäre es schwer zu verstehen, dass Dir die Zeit vor der Affäre zwar leid getan hat, Du es aber nicht ändern kannst, jedoch sehr wohl die Energie hattest, in ein fremdes Bett zu springen.

21.06.2021 21:47 • x 5 #3


I
Zitat von Paulaner88:
Ahoi! ich bin hier gestrandet weil ich aktuell etwas Hilfe von außen brauche. Letztes Jahr habe ich mir einen ziemlich üblen Fehler erlaubt, der ...



Hi
Du könntest deiner Frau auch zeigen, dass du es ernst mit ihr meinst, indem du offen mit ihr bist und ihr ggf in eine Paartherapie geht zur Festigung der Beziehung.

Auch kannst du ihr liebevolle Aufmerksamkeiten zukommen lassen, die Liste der möglichen Liebesbekundungen ist endlos.

Es geht darum ihr zu zeigen dass du sie liebst und eine Zukunft mit ihr möchtest und auch gewillt bist , ggf Dinge an dir zu ändern. So dass es nie nochmal zu solch einem Ausrutscher kommt, indem du jemand Fremdes nie nochmal so nah an dich lässt.

21.06.2021 22:00 • x 1 #4


T
Ich kann dir auch nur aus Sicht der betrogen Ehefrau versuchen, Tipps zu geben. Ich habe meinem Mann damals gesagt, dass er es aushalten muss, wenn ich immer wieder wütend werde und mich dann auch so verhalte oder zurück ziehe - kurz gesagt, er musste meine Stimmungsschwankungen akzeptieren. Auch wollte ich , dass er mir Antworten auf meine Fragen bezüglich der Affäre gibt . Und zwar zu dem Zeitpunkt, zu dem ich darüber reden wollte und wenn es ihm noch so unangenehm war. Er musste es auch akzeptieren, dass ich der AF gegenüber getreten bin . Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht weiß, wie es weiter geht aber dass er meinen Weg mitgehen muss , auch wenn es für ihn nicht einfach ist mit Launen / Fragen usw umzugehen. Aber für mich war es ja auch nicht leicht mit seiner Affäre.
Ehrliches Bereuen war mir auch wichtig, ein jederzeit zugängliches Handy und was auch sehr geholfen hat, war bewusste Zeit zu zweit, ohne Kinder- Essen gehen, regelmäßig übers Wochenende wegfahren (mit Corona war das im letzten Jahr natürlich schwierig) , viel reden und auch im Alltag bewusster und liebevoller miteinander umgehen - es war bei uns sehr eingefahren, jeder hat sein Ding gemacht und hat wenig auf den anderen geachtet ( schon kleine Geste , wie zum Beispiel was Kleines vom Einkauf mitbringen, einen Cocktail mischen, die Schultern massieren ) Vor allem ist wichtig : Du musst deine Frau den Weg bestimmen lassen, das Tempo und ihr müsst viel reden und euch Zeit für euch nehmen !

22.06.2021 17:44 • x 1 #5


paulaner
Zitat von Tini72:
Du musst deine Frau den Weg bestimmen lassen, das Tempo und ihr müsst viel reden und euch Zeit für euch nehmen !

Hallo Paulaner,
stimme dem Obigen zu 100% zu!

Und BITTE beantworte Fragen deiner Frau hundertprozentig ehrlich. Kein Kleinreden. Kein Weglassen. Kein Umschiffen von schwierigen Themen. Und bitte keine Fremgeher-Handbuch-Sätze

Paulaner

22.06.2021 17:51 • x 1 #6


tina1955
Ich würde es Dir gar nicht verzeihen.
Nicht unbedingt, weil Du mit der Kollegin in der Kiste warst, das könnte man aufarbeiten, wenn man es wollte.

Aber Du hast es vorgezogen, Deine Probleme mit Deiner Kollegin zu erörtern, hast mit ihr Freizeit verbracht.
Anstatt mit Deiner Frau offen und ehrlich zu reden.
Ein ich konnte nicht mit ihr darüber reden, würde ich nicht akzeptieren.

22.06.2021 18:00 • x 2 #7


E
Ich finde, dass was Du schreibst, klingt doch schon ganz gut. Du hast Ihr den Fehltritt gebeichtet, dafür gesorgt, dass Du die Kollegin nicht mehr triffst und hast versucht zu erörtern, wie es dazu kommen konnte. An dem Punkt sehe ich aber noch Luft nach oben - Du hast es eher von außen begründet mit Stress auf der Arbeit - ich glaube, dass Du da auch mal innen ran musst und schauen, was genau Dir in der Ehe gefehlt hat, dass Du eben nicht vollumfassend mit Deiner Frau über Deine Probleme sprechen konntest - ja ihr sogar noch die Schuld zugeschoben hast.
Ich denke, Ihr seid auf einem guten Weg, aber braucht jetzt einfach Geduld - vor allem Du!

23.06.2021 19:06 • #8


Paulaner88
Danke für Eure zahlreichen antworten, fühlt sich gut an irgendwo support zu bekommen!

Zitat von Sonne72:
Irgendwie habe ich erwartet, dass er diese Gefühle mit mir gemein aushalten muss.
Aber wie schon oben erwähnt, das wichtigste wäre mir gewesen, dass er für sich herausgefunden hätte, wo sein Mangel in unserer Beziehung lag.
Vielleicht fragst du deine Frau direkt, welche Hilfe sie im Moment von dir am ehesten braucht..


Das habe ich bereits versucht, sie weiß es nicht oder weiß es im Moment nicht.

Zitat von Woelkeline:
So, wie es einmal war, wird es nicht mehr sein.
Für mich als Frau wäre es schwer zu verstehen, dass Dir die Zeit vor der Affäre zwar leid getan hat, Du es aber nicht ändern kannst, jedoch sehr wohl die Energie hattest, in ein fremdes Bett zu springen.


Da hast du hast, es kommt mir jetzt auch verrückt vor. Ich glaube aber es lag daran, weil es eine völlig andere Geschichte war und ich zu dem Zeitpunkt das Gefühl hatte zu Hause wird mir Energie genommen und dort erhalte ich welche. Damit möchte ich meine Frau aber nicht als Energieräuber abstempeln, in die Situation habe ich mich schon selbst gebracht bzw. wir uns irgendwie gemeinsam.

Zitat von IDK:
Du könntest deiner Frau auch zeigen, dass du es ernst mit ihr meinst, indem du offen mit ihr bist und ihr ggf in eine Paartherapie geht zur Festigung der Beziehung.


Paartherapie würde ich gerne machen, habe ich ihr auch vor geschlagen. Sie weiß zurzeit nicht ob sie das möchte. Ich werde da einfach auf sie warten und weiterhin dafür offen bleiben.

Zitat von Tini72:
Ehrliches Bereuen war mir auch wichtig, ein jederzeit zugängliches Handy und was auch sehr geholfen hat, war bewusste Zeit zu zweit, ohne Kinder- Essen gehen, regelmäßig übers Wochenende wegfahren (mit Corona war das im letzten Jahr natürlich schwierig) , viel reden und auch im Alltag bewusster und liebevoller miteinander umgehen - es war bei uns sehr eingefahren, jeder hat sein Ding gemacht und hat wenig auf den anderen geachtet ( schon kleine Geste , wie zum Beispiel was Kleines vom Einkauf mitbringen, einen Cocktail mischen, die Schultern massieren ) Vor allem ist wichtig : Du musst deine Frau den Weg bestimmen lassen, das Tempo und ihr müsst viel reden und euch Zeit für euch nehmen !


Das sind gute Tipps, vielen Dank dafür! Manchmal reichen schon kleine Dinge aus, das vergisst man auf der Suche nach der rießen Geste oft.

Zitat von paulaner:
nd BITTE beantworte Fragen deiner Frau hundertprozentig ehrlich. Kein Kleinreden. Kein Weglassen. Kein Umschiffen von schwierigen Themen. Und bitte keine Fremgeher-Handbuch-Sätze


Was sind denn z.B. Fremdgeher-Handbuch-Sätze?

Zitat von Emma75:
An dem Punkt sehe ich aber noch Luft nach oben - Du hast es eher von außen begründet mit Stress auf der Arbeit - ich glaube, dass Du da auch mal innen ran musst und schauen, was genau Dir in der Ehe gefehlt hat, dass Du eben nicht vollumfassend mit Deiner Frau über Deine Probleme sprechen konntest - ja ihr sogar noch die Schuld zugeschoben hast.
Ich denke, Ihr seid auf einem guten Weg, aber braucht jetzt einfach Geduld - vor allem Du!


Irgendwie versuche ich da noch einen Zugang zu zu finden um wirklich daran zu kommen, nicht so einfach.

Die Quintessenz, die ich den tollen Beiträgen entnehmen konnte gehen in etwa in die selbe Richtung:
1. Wirklich tiefgehend herausfinden, woher der Mangel kam
2. Meiner Frau jederzeit für Fragen und Gespräche zur Seite stehen

Die letzten 2 Tage war ich beruflich weg, das ist aktuell besonders schwer für sie, das merke ich. Da versuche ich so transparent wie möglich zu sein und mich beim nach Hause kommen vollkommen auf meine Frau und die Kinder zu konzentrieren.

Nächste Woche fahren wir in den Urlaub, ich denke das wird uns gut tun

Paulaner

24.06.2021 09:23 • x 1 #9


paulaner
Zitat von Paulaner88:
Was sind denn z.B. Fremdgeher-Handbuch-Sätze?

Naja...ein paar Beispiele:
- Das hatte mit dir/uns nichts zu tun
- Ich habe dir ja nichts weggenommen
- Das war total unwichtig
- Ich kam da dann nicht mehr raus
- Es ist doch vorbei. Lass uns nach vorne schauen
usw.

das-grosse-trennungsschmerzen-affairenhandbuch-t63049.html

24.06.2021 12:14 • #10


E
Zitat von paulaner:
Naja...ein paar Beispiele:
- Das hatte mit dir/uns nichts zu tun
- Ich habe dir ja nichts weggenommen
- Das war total unwichtig
- Ich kam da dann nicht mehr raus
- Es ist doch vorbei. Lass uns nach vorne schauen
usw.

Da fehlt aber noch der absolute Klassiker: Es ist nicht so wie Du denkst.

24.06.2021 15:04 • #11


paulaner
Zitat von Emma75:
Da fehlt aber noch der absolute Klassiker: Es ist nicht so wie Du denkst.

Der kommt aber doch meistens beim Erwischen in flagranti.
Es ist nicht so wie es aussieht (Wir spielen nur Halma )

24.06.2021 15:39 • #12


E
Zitat von paulaner:
Der kommt aber doch meistens beim Erwischen in flagranti.

Ja - hat ne Freundin von mir exakt so erlebt. Ihre Antwort war aber Du steckst ja noch - später hat sie dann ewig bereut, dass das das letzte war, das sie nach 10 Jahren Beziehung zu ihrem Freund gesagt hat. Damals dramatisch aber im Nachhinein ne gute Story

24.06.2021 16:02 • #13


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