Hallo,
da sich meine Situation immer verfahrener anfühlt, versuche ich mich an einer Kurzversion meines Problems:
Mein Mann und ich sind seit mehr als elf Jahren verheiratet und haben ein Kind. Unsere Beziehung war in der Vergangenheit extrem schwierig. Obwohl wir unsere Familie gewünscht gegründet haben, lehnte er seine Rolle als Vater und sein Kind ab und verhielt sich sehr verletzend (emotional) und abwertend gegenüber mir und unserem Kind. Er ließ mich alleine mit der Verantwortung und war sehr eifersüchtig auf unser Kind, wenn ich ihm Aufmerksamkeit schenkte - was ich natürlich trotzdem tat und mein bestes gab. Ich hab 200% gegeben, um meinen Ansprüchen an mich als Mama und als Partnerin eines zumindest stark narzisstisch geprägten Partners gerecht zu werden.
Ich habe Jahre an seiner Seite gelebt und akzeptiert, dass ich mich unterordnen muss. Dachte auch lange, ich hätte es verdient, weil ich am holprigen Anfang unserer Beziehung - da war ich ca. 20 - während einer Pause (Er wollte sich klar werden, ob er seine vorherige Partnerin oder mich will. Er hatte sich in mich verliebt, ich wollte aber nichts mit ihm anfangen, während er noch in einer Beziehung war. Er wollte wohl eher einen warmen Wechsel, das lehnte ich aber ab. Dann trennte er sich, ich kam in sein Leben, er vermisste die Ex und wir pausierten, weil ich wollte dass er entweder zu mir steht oder zu ihr geht.) eine Nacht mit einem gemeinsamen Freund verbracht. Wir waren da zwar nicht zusammen, hatten uns aber auch nicht zu 100 Prozent aufgegeben. Jedenfalls hatte ich ihm nicht jedes kleine Detail darüber berichtet, sehr wohl aber schon, DASS da was war und auch wie weit es ging, weil ich keine Beziehung mit einer Lüge anfangen wollte. Der andere meldete sich dann Jahre später und legte Details (keine krassen Sachen oder so) aus dieser Nacht offen, was eine extreme Wut bei meinem Mann auslöste, die sich gegen mich richtete.
Und auch wenn ich diese gemeinsame Nacht von Anfang an gar nicht verschwiegen hatte, brach nach der Kontaktaufnahme durch den anderen eine jahrelange Katastrophe los. Ich begab mich in die Rolle der reumütigen Lügnerin weil ich ihn ernstnehmen wolte und tat meine Buße, ließ mir alles mögliche gefallen, gab mich im Grunde auf und war irgendwann emotional und mental fertig. Es gab trotzdem noch einen Kampf um die Beziehung, aber es war schwer. Bis mein Mann nach acht Jahren Ehe eine andere Frau kennenlernte, es zur Trennung kam und er sich danach sofort in eine Beziehung mit ihr stürzte. Er hatte sich schon vorher mit ihr getroffen, aber laut seiner Aussage lief da nichts. Zumindest nicht körperlich, aber emotional hatte er sich natürlich eingelassen. Sie waren beruflich zusammen essen etc., während ich zuhause saß.
Die Beziehung lief nicht gut, er näherte sich mir währenddessen schon wieder an, irgendwie war es eine Art Parallelding, er hielt uns beide warm. Irgendwann zeigte er sich mir gegenüber extrem reumütig und einsichtig. Erkannte all seine Fehler und die emotionalen Verletzungen, die er mir zugefügt hatte, an und gelobte, eine 180Gratwende gemacht zu haben. Ich willigte in einen neuen Versuch ein.
Einige Monate später zeigte sich, dass sich seine Haltung doch nicht geändert hatte und sein Verhalten war wieder ähnlich verletzend, wenn auch weniger krass als früher. Trotzdem stürzte ich mental in ein Loch, weil mir meine Hoffnung darauf, doch noch zu bekommen, was ich mir immer gewünscht habe, verlorenging. Ich hatte depressive Episoden und entwickelte Ängste. Zum Glück hab ich das inzwischen ganz passabel im Griff.
Und jetzt sitzen wir so da, ich kann Nähe nicht gut zulassen, er will aber meine Nähe und dass ich in die Beziehung investiere und für sie kämpfe. Ich weiß nicht, ob ich ihm das alles vergeben kann, was mal war und wie er zu mir/uns war, ich bezweifle es. Und das weiß er. Ich habe Jahre verloren, wahrscheinlich die besten meines Lebens, habe die Kindheit meines Kindes nur halb erfüllt erleben können, weil ich so unter Druck stand und konnte meinen Traum von einer größeren Familie nicht verwirklichen. Es ist gefühlt so viel kaputt und ich leide noch immer unter den Verletzungen der Vergangenheit.
Er versucht jetzt gerade, sich zu bemühen, aber ich merke, dass in mir so viel Wut und Trauer über all das Vergangene und Verlorene ist, dass ich nicht vorankomme. Und ich traue dem Frieden nicht, weil dieses Mühegeben schonmal gescheitert ist. Und ich weiß nicht, ob ich ihm als Partnerin geben kann, was er braucht. Wahrscheinlich nicht.
Ich treffe keine anderen Männer, ich würde auch nach einer eventuellen Trennung erstmal lange keine neue Beziehung wollen, weil ich überhaupt erstmal alles verarbeiten müsste. Es geht mir also nicht darum, ausbrechen zu wollen, obwohl ich mir Liebe wünsche und es sicher Chancen gäbe, eine bessere Beziehung zu beginnen.
Aber ich weiß nicht, ob ich mich nicht doch einfach zusammenreißen sollte. Ich weiß, dass auch in kriselnden Beziehungen nicht nur einer alleine schuld ist, kann aber nicht einschätzen, wie groß mein Anteil ist. Habe ich mir einfach zu viel gefallen lassen und bin selbst schuld? Bin ich vielleicht doch die Böse und hätte damals jedes kleine Detail erzählen müssen und ist diese eine Nacht Wurzel allen Übels? Übertreibe ich, wenn ich mich verletzt fühle von der Vergangenheit? Sollte ich lieber schätzen, was ich habe, weil ja doch nichts besseres kommt in der Zukunft? Ist es nicht sowieso schon egal, weil so viele Jahre verloren sind?
Ich stecke jetzt schon vier Jahre in einem riesigen Strudel aus Fragen und einem Hin und Her aus Hoffnung verlieren und nochmal Energie schöpfen und komme nicht voran.
Natürlich erhoffe ich mir hier keine Lösung, aber ich würde mich über Anregungen freuen, über die ich nachdenken kann und die mich dann vielleicht voranbringen.
Danke!
Vor 3 Stunden •
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