Ein Abend mit mir allein .

E

Es gab schon viele in den letzten Wochen, vor allem Samstage und Sonntage ... Es fühlt sich immer noch komisch an und auch heute wieder gedankenvoll und leer, bitter und traurig, unerheblich, unglücklich, unbefriedigend, lieblos, ungeborgen, unaufgehoben ... Aber es ist nicht mehr so, als würde die Welt untergehen. Dass sie sich weiterdreht habe ich ja nun schon gemerkt, ich habe alles überlebt... irgendwie. Meistens habe ich stundenlang telefoniert, dann wieder Löcher in die Luft geguckt, versucht zu schreiben oder zu lesen ... und jetzt wird es auch noch so früh dunkel, die Abende noch länger

Dabei müsste ich jetzt nicht allein sein... Es ist nicht so, dass mir im Moment gar niemand einfiele, der mir gerne ein bisschen was geben würde, ein bisschen Aufmerksamkeit, ein bisschen Nähe, ein bisschen Zärtlichkeit vielleicht auch ... Ich habe alles abgesagt. Kann es nicht ertragen, weil ich doch immer wieder spüre, dass es nur ein kläglicher Trost ist. Es sind nicht DIE Augen, DIE Hände, DIE Worte, DIE Berührungen ... Dazu kommt die Angst, verletzt zu werden, die Angst, enttäuscht zu werden. Bin eine Mimose, ein Angsthase, haue lieber ab, bevor es wieder wehtut. Mir ist völlig klar, dass kein Mensch mir im Moment das geben kann, wonach ich mich gerade am meisten sehne. Werde ich irgendwann mal wieder normal???

Vorerst bleiben mir wohl hauptsächlich die Abende mit mir. Immerhin kann ich jetzt schon besser lesen als noch vor ein paar Wochen. Ich esse auch wieder mehr, auch wenn es nur Brot oder Fertig-Menüs sind, weil die Lust zum Kochen nur für mich allein einfach fehlt. Dafür habe ich mir heute einen Kuchen gebacken - den kann ich im Büro verteilen, wenn er nicht alle wird ...

Und morgen wieder ein Treffen mit ihm, der mich mal so verzaubert hat, der mich so desillusioniert hat... Der Zauber hat dem Leben nicht standgehalten. Was waren das für Gefühle... da war ich noch ganz, lebend, liebend, hoffend ... Werde ich jemals wieder so fühlen? Und er, was fühlt er? Was war das nur mit uns, es kam doch nicht von ungefähr. Es gibt so viele und es passiert so selten...

Wo sind jetzt unsere Träume und unsere Hoffnungen? Gestorben oder nur auf Eis gelegt? Werden sie wieder lebendig? Und mit wem könnte es so sein? Wer könnte mich so beflügeln? Ich selbst? Da kommt bis jetzt nur ein flaches Flattern zustande, es reicht gerade, um nicht ganz abzustürzen. Wie komme ich nur allein in den Himmel ? Und möchte ich es überhaupt? Denn mit wem teile ich das Glück, wenn es mir gelingt?

Für heute Abend habe ich meine Couch und meine Kuscheldecke... Es ist ein bisschen einsam aber auch besänftigend hier mit den Kerzen und dem Glas Rotwein und mit dem Kuchen – hmmh - hoffentlich bleibt mein geplagter Magen heute mal friedlich :/

Ich wünsch Euch einen guten Samstag Abend!


Gia

28.09.2002 20:46 • #1


J
Liebe Gia,

ich habe gerade mit ganz viel unterschiedlichen Emotionen Deinen Beitrag gelesen. Er hat sehr viel in mir aufgewühlt, weil Du so sehr schön und einfühlsam mein ganzes seelisches Erleben niedergeschrieben hast.
Ich hätte es niemals geschafft, das in solch klaren und gehaltvollen Worten auszudrücken.
Dafür möchte ich Dir danken.
Dir dafür danken, dass Du meinen Gefühlen und Gedanken geholfen hast, sich in Worte zu verwandeln, die mir leider fehlen.

Liebe Grüsse
Jacki

28.09.2002 21:18 • #2


A


Ein Abend mit mir allein .

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E
Liebe Gia,

als ich gerade deinen Beitrag las, mußte ich doch schlucken, so aufgewühlt hat es mich. Jedes Wort trifft auch auf mich zu. Ich hätte es nicht besser schreiben können.

Ich bin heute sowieso in einer traurigen und depremierten
Stimmung. Hab letzte Nacht so gut wie gar nicht geschlafen, weil ich ständig an meinen Mann, aber auch an meine Zukunft ??? ohne ihn, denken mußte. Hab auch viel geweint. Ich weiß nicht, was noch werden soll.
Manchmal denke ich, ich wäre auf dem Weg der Besserung und dann im nächsten Moment ist das wieder vorbei.

Ich hatte ihm Anfang der Woche mein Gedicht Verzweiflung, was ich unter meinem Thema Ich kann ihn immer noch nicht loslassen ins Forum gesetzt hatte, mit der Post geschickt. Ich weiß auch nicht, warum ich das tat. Hoffte aber wohl auf ein Nachdenken, eine Reaktion von ihm, obwohl ich sie auch gleichzeitig nicht erwartet hatte. Es kam auch bis jetzt noch keine. Und da wird wohl auch nichts mehr kommen, denke ich.

Ich schließe mich dem Dank von Jacki an, das du die Worte gefunden und geschrieben hast, die meine Gefühle und Gedanken widerspiegeln.

Alles liebe
Wolfsfrau


28.09.2002 23:13 • #3


E
Hallo,

ich kann gut nachfühlen, wie das ist. Dieses Gefühl, das man am Wochenende allein zuhause sitzt. Das Gefühl zu wissen, es wird auch niemand kommen, das Gefühl zu wissen, es wird auch nächstes Wochenende wieder so sein.
Ja, so ging es mir auch - mittlerweile geht es mir besser.
Ich denke man fühlt so, weil die Trennung so überraschend kam, man war noch in dem Glauben, das es ein Wir gibt, ja und plötzlich steht man ganz alleine da.

Aber das Singleleben ist gar nicht so schlecht, bei mir hat die Erkenntnis 7 Monate gedauert

Ich denke man braucht einfach eine gewisse Zeit um sich an sein neues Leben, seine neuen Pläne zu gwöhnen, bzw. um welche zu entwickeln.

Ich mache jetzt in der Woche wieder sehr viel, hab mich in einem Verein angemeldet, mache demnächst einen Tanzkurs usw.

Ja an den Wochenende geht es mir manchmal auch noch so, dass ich mich einsam fühle, vor allem wenn man am Sonntag die ganzen Pärchen sieht - da war man auch mal dabei, naja aber das war mal.
Ich denke mich persöhnlich hat die Trennung so stark getroffen, weil ich mir mit meinem Ex eine Zukunft ausgemalt hatte. Die Trennung kam total plötzlich, naja und alles viel wie ein Kartenhaus zusammen und ich saß auf meinem Scherbenhaufen.

Aber glaubt mir, es wird besser, irgendwann will man auch nicht mehr so traurig sein, es dauert zwar aber die Zeit kommt, und irgendwann kommt der richtig Partner!!

Schönen Sonntag!

29.09.2002 13:14 • #4


E
liebe gia, liebes forum,

jetzt habe ich mich den ganzen tag zusammengerissen und versucht, meine tränen zu unterdrücken; dein beitrag hat meine schleusen endlich geöffnet ... ich hocke hier und weine, was das zeug hält.... september-blues! er wollte heute anrufen .... wir haben keine uhrzeit ausgemacht ... der tag ist ja noch lang .... ich hätte so gerne einen herbstspaziergang gemacht ... bin moralisch angeschlagen (schei.' menstr.!), fühle mich klein mit hut und habe mir eine badewanne mit selbstmitleid eingelassen. traurig sitze ich dadrin und plansche lustlos ... schei.!

29.09.2002 18:34 • #5


S
Liebe Gia,

auch ich kann mich den anderen nur anschließen. Du hast wirklich schöne und treffende Worte gefunden um diesem Zustand der Leere zu beschreiben...auch bei mir laufen sie...die Tränen...

Ich habe das WE hinter mir und diesmal war ich nicht eine einzige Minute ohne Beschäftigung. Ich war nur unterwegs...nur die Gedanken an ihn waren für jeden Moment an meiner Seite... :'(

Immer wenn wieder ein WE naht bin ich hin und hergerissen zwischen zu Hause bleiben, allein sein oder sich mit irgendetwas zu beschäftigen das mich nicht annährend so erfüllt wie es seine Liebe getan hat.. Die Entscheidung fällt häufig auf einen Abend zu Hause, alleine mit meinen Erinnerungen und Gefühlen, mit Kerzen und seinen ganzen Geschenken um mich herum (man kann sagen alles was ich habe ist von ihm).
So liege ich oft da auf meinem Bett (das wir zusammen aufgebaut haben, in dem wir zusammen aufgewacht sind), weine und frage mich...warum?

Ich wünsche Dir weiterhin die Kraft solche Momente zu überstehen und stark zu sein...auch wenn Du im Moment wohl genauso wenig wie ich weißt....wofür??

Liebe Grüsse
Sara

30.09.2002 12:12 • #6


M
Hallo Gia,

Ich kenne das Gefühl,dass du beschrieben hast, nur zu gut!
Kurz nach der Trennung von meinem Ex-Freund war ich oft unterwegs und habe viele Leute kennengelernt,aber trotzdem konnte mir keiner dieses scheussliche Gefühl des Schmerzes nehmen.Also habe ich die Wochenenden auch mehr und mehr alleine verbracht,habe viel geweint und auch Löcher in die Luft gestarrt.Zum lesen hat mir am Anfang auch noch die Konzentration gefehlt.Auch das Gefühl Hungerkannte mein Körper nicht mehr,doch um die Magengeräusche zu besänftigen,habe ich mich dann in die Küche geschleppt und mir was schnelles zum Essen gemacht.Wie gesagt zu allem hat die Lust gefehlt-alles war so anstrengend!Aber diese Phase hat mir auch sehr geholfen.Manchmal ist es besser die Trauer rauszulassen,statt ständig stark sein zu müsen.
Irgendwann wird es dann besser,glaube mir,du wirst dann merken,dass der Schmerz langsam nachlässt und du wirst alltägliche Dinge wieder mit mehr Freude machen können!
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft und Glück!

Marie

01.10.2002 07:59 • #7


E
Liebe Gia,
auch ich kann dieses Gefühl der Einsamkeit - gerade am Wochenende - so gut nachempfinden. Du hast es so wunderschön und treffend ausgedrückt! Auch ich habe das Gefühl, mich mehr schlecht als recht mit unermeßlicher Anstrengung über Wasser zu halten. Leider gehe ich doch noch hin und wieder unter und es kostet mich meine ganze Kraft, nicht zu ertrinken, wieder an die Oberfläche zu kommen ... und zu bleiben.
Doch der Gedanke, daß ich nicht die einzige bin, die sich am Samstagabend allein in eine Sofa-Ecke kuschelt, tröstet ein bißchen.
Ich versuche zwar immer, am Wochenende viel unterwegs zu sein, und meistens gelingt es mir auch. Die Traurigkeit vertreibe ich damit nicht.

Gerade letztes Wochenende wollte ich unbedingt irgendwohin und bloß nicht zu Hause bleiben, weil ich wußte, daß mein Ex auf eine Geburtstags-Party eingeladen war, auf der wir eigentlich beide hätten sein sollen. Ein Freund von ihm wurde 30 und es stieg eine Riesen-Fete, die am Sonntag noch weitergehen sollte. Leider ergab es sich, daß alle meine Freunde am letzten Samstag keine Zeit hatten, so daß ich doch allein zu Hause geblieben bin. Es war dann letztlich doch nicht so schlimm, was aber wohl eher daran lag, daß ich mir eine Erkältung eingefangen habe, und es mir körperlich viel zu schlecht ging, um traurig zu sein.

Es gibt immer wieder Tage, an denen ich es ganz gut ertrage allein zu sein, ohne ihn zu sein. Dann gibt es wieder Tage, an denen alles über mich hereinbricht und ich die Welt nicht mehr verstehe. Die Stimmungswechsel gehen manchmal ganz schnell, von einer Minute zur anderen sozusagen. Und bei jedem Tief habe ich Angst, wieder von vorn anfangen zu müssen.

Naja, die Abende verbringe ich jetzt überwiegend allein bzw. allein mit meinen beiden Schmusetigern. Und bald steht ja wieder ein WE an ...

Ich wünsche Dir und mir und allen anderen im Forum ganz viel Kraft und Zuversicht für die kommenden Tage - bis wir das Gehen, Fliegen, Schwimmen wieder gelernt haben.

Shannon

01.10.2002 23:09 • #8




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