Zitat von sallyxy: Du hast Recht. Hast du einen Tipp, wie ich das vielleicht (auch auf künftige Beziehungen bezogen) anders machen könnte? Mich hat dieses ganze finanzielle Thema bei ihm sehr belastet, da er jeden Tag zutiefst schlecht gelaunt war und mir immer wieder erzählt hat, dass er kein Geld hat und sich nicht mal mehr ein Brötchen kaufen könne. Natürlich habe ich mir das dann (zu) sehr angenommen.. :/
Hey Sallyxy,
in dem Fall wäre vermutlich tatsächlich die Lösung gewesen, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen :/
Also, in meinen Augen ist es sehr wichtig, und eine Frage des Respekts, wenn man Probleme beim Problembeseitzer läßt, und eine Frage der Augehöhe, dass man dem anderen auch zutraut, mit seinen Problemen klar zu kommen. Schließlich hat er das bis zu unserem Auftauchen auch. Und bestimmt hast du auch schon die Erfahrung gemacht, wenn Eltern/Freunde/Lehrer besser wissen, wie eines deiner Probleme zu lösen wäre, und weißt, wie unangenehm es ist.
Im Falle von Süchten oder gravierenden Problemen kann es darüberhinaus zu Coabhängigkeit kommen, wo es sich der Problembesitzer in seinen Problemen gemütlich macht, weil sich sein Umfeld ausreichend abrackert, damit es weiterhin umgeht. Von der Aufmerksamkeit, die ihm das Problem einbringt, ganz zu schweigen.
Wenn du allgemein zu sowas neigst, würde ich mir die Fragen stellen, warum du glaubst, Probleme besser lösen zu können, als der Problembesitzer? Und ob du es irgendwie brauchst, dich einem Partner überlegen zu fühlen? Vielleicht ist es nicht der erste Partner mit massiven Problemen, den du dir angest? Glaubst du vielleicht, dass du nicht liebenswert genug für einen Problemfreien Partner bist? Oder glaubst du, Beziehungen wachsen durch gemeinsam gelöste Probleme? Oder, mit Disney: Liebe überwindet alles?
Mein Freund z.B. war auch lange Zeit arbeitslos. Ich habe das ganz bewußt nur ganz selten, und wenn dann nur ganz kurz angesprochen, und mir selber verboten, mir deshalb Sorgen um ihn zu machen. Natürlich wäre ich ihm mit meinem Rat zur Seite gestanden, wenn er ihn gesucht hätte.
Aber ihn da zu drängen, nachzuhaken, was auch immer, da wäre ich in eine völlig falsche Rolle gerutscht, und hätte unsere Beziehung mindestens so sehr belastet, wie seine Arbeitslosigkeit. Genauso habe ich sehr darauf geachtet, ihm nur ganz selten und nur mit sehr wenig Geld auszuhelfen, wo er aber auch nicht einmal von sich aus gefragt hat.
Auf der anderen Seite war natürlich klar, dass er in dem Augenblick ein falscher Partner wäre, um z.B. eine Familie zu gründen, oder auch nur zusammenzuziehen. Wenn ich großen Wert auf ein teures Hobby oder sowas gelegt hätte, wäre auch schlecht gewesen.
Um wieder auf den konkreten Fall zu kommen:
Natürlich hat die Medaille wieder eine andere Seite: Der Partner darf nicht seine Probleme zu deinen machen. Wenn er nach Geld fragt, oder rumjammert, oder die Beziehung durch schlechte Laune belastet, dann verscht er ja, das Problem auf dich abzuwälzen. Da wiederum würde ich eine klare Grenze ziehen (im Zweifel durch Trennung), dass ich natürlich bereit bin, ihn bei der Lösung seines Problems zu unterstützen, aber weder willens noch in der Lage bin, sein Problem für ihn zu lösen, und auch nicht vorhabe, mir soweit reinziehen zu lassen, dass meine Lebensqualität futsch ist.
Als letzten Punkt, warum mir das so stark aufgefallen ist, wichtige Probleme und unwichtige unterscheiden.
Wenn er komplett überschuldet ist, das ist ein wichtiges Problem.
Wenn seine Wohung nach einem Saufgelage versifft ist, ist das ein komplett untergeordnetes Problem, da würd ich gar nix zu sagen.
Lass dich nicht in Nebenkriegsschauplätze verwickeln. Ganz abgesehen davon darfst du dir natürlich deinen Teil denken, wie das dann wohl in einer gemeinsamen Wohnung laufen würde...
Zu der Lügerei, und dazu, dass du dir das so zu Herzen nimmst, und Angst hast, dass dein Vertrauen in Menschen allgemein nachhaltig futsch ist:
Mach dir bitte klar, dass die Lügerei nur mit ihm, überhaupt nix mit dir zu tun hat.
Am Beispiel Impfen hast du ja gesehen, dass er auch lügt, wenn überhaupt kein sachlicher Grund dazu besteht.
Lügen ist einfach seine Problemlösungsstrategie. Urmel hat die Mechanismen dahinter ja ganz gut herausgearbeitet.
Dass es ein paar Lügner gibt, wußtest du auch vorher. Jetzt hast du einen hautnah erlebt, und weißt, wie du nächstes mal besser damit umgehen kannst.
Mit dir ist alles in Ordnung. Du hast mit gesundem Denken und Fühlen versucht, eine zutiefst ungesunde Situation aufzulösen. Hat nicht funtkioniert. Mehr ist nicht dahinter.