Einsamkeit, Therapie und Veränderung

ich glaube ich muss hier mal was loswerden, da mir dieses forum sehr freundlich vorkommt.

ich denke ich habe echt ein krasses problem.
ich habe das gefühl mich ständig in gedanken fertigzumachen, da ich viele emotionale probleme habe
und somit mein leben anders verläuft als ich es immer erwartet hatte. ich dachte immer, würde ich beruflich
erfolgreich sein, ginge es mir bestimmt gut. und jetzt merke ich welche ilusion das war und wie unsicher ich
eigentlich bin, wenn ich auch nur auf die straße gehe.

ich komme in sozialen situationen zurzeit kaum klar, weil ich angst
habe, dass andere so über mich denken, wie ich über mich denke.
ich tue mir sehr schwer damit mir das einzugestehen, wie ich im moment bin.
ich flüchte mich am liebsten in irgendwelche aufgaben oder ausbildungen.
aber wirklich mal stehenzubleiben und zu fragen was los ist fällt mir einfach so schwer,
weil es so heftig ist und sich so traurig anfühlt.

ich glaube dass ich in dieser ganzen sache schon fortschritte mache, auch durch eine therapie in der ich mich
seit ca 3.5 jahren befinde jedoch ist der aufbau wirklicher freundschaften sehr schwierig für mich
im moment zumindest noch.

dabei sehne ich mich gerade sehr nach einer freundin, jedoch weiß ich dass ich viele probleme habe und
fühle mich nicht als vollwertigen mann und so ist es mir irgendwie peinlich mich in so eine beziehung zu
begeben. ich mag niemandem zur last fallen und vor allem mag ich kein patient sein sondern ernst genommen werden.

ich bin 27 und habe einfach angst, dass ich nicht mehr den anschluss zu den lebendigen menschen finden werde.
ich habe nicht wirklich was eigenes entwickelt in meinem leben, war wohl hauptsächlich damit beschäftigt, andere
von mir fern zu halten. jetzt merke ich wie diese mauer bröckelt, aber ich bin sehr sehr unsicher... vor allem
auch was nähe und liebesgefühle gegenüber frauen angeht.

oh gott, es kommt mir so seltsam vor, dass ich mir wirklich so schwer tue jemanden zu lieben, bzw geliebt zu werden.
aber es ist wahr. und auch ziemlich traurig.
jedenfalls möchte ich mein zimmer grade gar nicht verlassen, weil dann wieder mein schutz zum vorschein kommt
wenn ich unter leuten bin und das ist sehr anstrengend.

meine therapeutin schlägt mir vor für einen gewissen zeitraum medikamente zu nehmen um durch diese phase leichter
durch zu kommen. was haltet ihr von psychopharmaka? werden diese gefühle dann nicht eher verdrängt, statt verarbeitet?

ich besuche auch selbsthilfegruppen und das hilft mir nicht wenig, allerdings sind die leute dort meistens 35 jahre
und älter. es ist wirklich schwer für mich den anschluss an jüngere leute zu finden. ich denke mir, wenn ich
studieren würde, wäre ich unter leuten. aber ich würde es nicht schaffen, auch die themen wären ganz andere. ich
bräuchte eigentlich jemanden der mir hilft und dem ich vertrauen kann...

zu meiner therapeutin baue ich erst jetzt langsam vertrauen auf, das gibt mir schon hoffnung. aber mein leben
verläuft so anders als das meiner geschwister und früheren freunde, dass ich mir schon sorgen mache, ob ich
mit dieser andersartigkeit klarkomme. im prinzip habe ich eine psychische/emotionale störung und nur sehr wenig möglichkeit
mich darüber zu äußern.

danke erstmal an die plattform hier,

lg a, aus österreich

Hallo und willkommen im Forum!
Es stimmt, was ich bisher hier gelesen habe, waren immer nette und hilfreiche Beiträge. Die Leute hier sind sehr verständnisvoll und hilfsbereit. Das kann ich dir sicher sagen!
Was du schreibst, kommt mir bekannt vor. Ich kann kaum noch jemandem vertrauen, einfach, weil mein Vertrauen nur missbraucht wird (und ich bin jemand, der achtsam und vorsichtig ist). In der heutigen Zeit gibt es so viel Böses in der Welt ....das ist schrecklich. Ich kann mir gut vorstellen, wie es dir geht. Was die Medikamente angeht, habe ich selbst keine Erfahrung. Aber ich habe mir sagen lassen, dass die Medikamente nur bedingt helfen sollen (ist sicher bei jedem anders) ....vielleicht probierst du es einfach mal aus?
Liebe Grüße und vor allem viel Kraft, das durchzustehen

Zitat von A_aus_Ö:

meine therapeutin schlägt mir vor für einen gewissen zeitraum medikamente zu nehmen um durch diese phase leichter
durch zu kommen. was haltet ihr von psychopharmaka? werden diese gefühle dann nicht eher verdrängt, statt verarbeitet?

Selbst habe ich noch keine Psychopharmaka genommen. Stehe denen auch etwas skeptisch gegenüber, aber nicht komplett ablehnend. Ein Ex von mir hat zeitweise Antidepressiva (einen Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) genommen und gut darauf angesprochen. Nicht in dem Sinne, dass er dadurch ein für alle Mal geheilt gewesen wäre, sondern genau so wie Deine Therapeutin das gesagt hat - es hat ihm geholfen, durch diese Phasen leichter durch zu kommen. Er ist dann nicht ganz so tief gefallen und hatte mehr Zuversicht, diese Phase auch wieder überwinden zu können und wieder rauszukommen aus diesem Loch.

Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass in Deinem Fall Medikamente helfen könnten, Dir etwas die Angst zu nehmen und Dein Selbstbewusstsein und Deine Zuversicht zu stärken. Ich geb Dir schon recht, das geht dann eher in Richtung Verdrängen als Verarbeiten. Nach meiner (laienhaften) Vorstellung ist die Idee dahinter wohl die, dass Du durch die Medikamente und das Verdrängen in die Lage versetzt wirst, selbstbewußter aufzutreten und gelassener auf Menschen zuzugehen, und dadurch auch mal Erfolgserlebnisse hast und positive Erfahrungen machst.
Dadurch könnten Situationen, die für Dich bisher unangenehm und angstbesetzt waren, in Deinem Gehirn neu eingeordnet und mit positiven statt negativen Gefühlen verknüpft werden. Durch diesen Lerneffekt würde mit der Zeit das zunächst nur künstlich durch die Medikamente erzeugte Selbstbewusstsein quasi umgewandelt werden in ein natürliches, aus Dir selbst heraus kommendes Selbstbewusstsein, das auch dann bestehen bleibt, wenn Du die Medikamente wieder absetzt.

So mal meine Theorie... villeicht meldet sich ja noch jemande, der direkte persönliche Erfahrung mit dem Thema hat.