Einseitig.?

E

Hallo Ihr Lieben,

beim Lesen von Susas Geschichte fiel mir einfach nur auf, dass es unheimlich vielen von uns so geht, dass wir unsere Beziehung als sehr schoen, sehr erfuellend empfunden haben, dass wir das Gefuehl hatten, dass wir in dieser Beziehung sehr viel empfangen und umgekehrt auch sehr viel geben koennen. Vor allem auch letzteres. Und so entsteht unheimlich oft der Gedanke, ob ER / SIE denn nicht irgendwann, wenn das erste Strohfeuer fuer seine/ihre neue Liebschaft (die meist Grund oder Ausloeser fuer die Trennung ist) erloschen ist, das auch so empfindet. Dass wir uns so viel zu geben hatten, was man im Laufe der Zeit dann vielleicht nicht mehr so zu schaetzen wusste, was aber ploetzlich fehlt. Dass dann das echte Bedauern, das Vermissen einsetzt, vielleicht auch das Zurueckkommen.

Nun frage ich mich, setzt das irgendwann ein? Oder geben wir uns da einer Illusion hin, der Illusion, dass wir wirklich noch von Bedeutung waeren fuer den anderen, dass wir ihm wirklich noch das geben koennten, was er braucht. Nicht nur die Annehmlichkeiten des Alltags, sondern seine Seele beruehren koennten. Ich denke, das ist ein Wunsch, der in vielen von uns lebt.

Da ich den Kontakt zu meinem Ex ganz abgebrochen habe, weiss ich nicht, was in ihm vorgeht. Aber will ich es wissen? Wenn er mich vermisst, wuerde ich es gerne wissen, auch wenn ich nicht glaube, dass ein Neuanfang moeglich waere. Aber wenn ich nun erfahren wuerde, was immer da passiert in seinem Leben, er bedauert diesen Schritt nicht, den er da gemacht hat - will ich mir das antun? Denn es tut weh. Vielleicht will ich es eher nicht. Und trotzdem frage ich mich, wie es ihm geht. Ob das nun wirklich alles so viel besser ist ohne mich. Oder ob er sich nicht vielleicht doch auch etwas eingeredet hat, um seinen Schritt zu rechtfertigen vor sich. Dass da vielleicht doch noch etwas war, was er nicht wahrhaben wollte, weil er nun unbedingt SIE haben wollte - neu, spannend, eine echte Eroberung...

Da ich ihn nicht fragen kann, wollte ich Euch fragen - setzt irgendwann ein Bedauern ein? Oder eher nicht? Diejenigen, die auf das Zurueckkommen Ihrer Liebsten hoffen - hoffen sie umsonst?

Meine Erfahrung ist, dass man sich dieser Erfahrung nicht hingeben sollte, sie frisst nur unnoetig Energie, die man besser in den Aufbau eines neuen Lebens stecken wuerde. Aber es verlaeuft auch nicht jede Trennung gleich... In manchen Faellen mag es berechtigt sein, mag es funktionieren. (Ich kenne zumindest einen Fall einer langjaehrigen Beziehung, die urploetzlich zerbrach, irgendwann wieder zusammenkam und nun seit ca. 10 Jahren haelt. Aber ich bin mir in dem Fall auch nicht so sicher, was sie wieder zusammengebracht hat bzw. zusammen haelt. Denn es klingt alles recht wenig nach Liebe, was ich da z.T. so gehoert habe...)

Aber zurueck zur Trennung: Meint Ihr, es tut ihm nicht doch ab und an leid?

Nachdenklich:

Illa

14.11.2001 17:20 • #1


E
Hallo Illa!

Ich denke, wenn man eine tolle und erfüllte Beziehung hatte, wo jeder der beiden Partner seine Liebe und seine Kraft reingesteckt hat, dann tut eine Trennung beiden weh.
Ich werde nur manchmal das Gefühl nicht los, dass es sich oft so verhält, dass sich ein staker und ein schwacher Pol anziehen. Nach allem was ich hier im Forum gelesen habe und auch aus meiner momentanen Situation heraus, sieht es für mich so aus, daß jeder der beiden Partner die Trennung anders verarbeitet. Das soll heissen der eine trennt sich und zieht seine Entscheidung durch und der Verlassene ist verletzt und versucht zu kämpfen.


Gruß Dirk

14.11.2001 18:30 • #2


A


Einseitig.?

x 3


E

Hallo Dirk,

stimmt, wenn es eine beidseitig erfuellte Beziehung war, tut die Trennung beiden weh. Jedenfalls hatte ich doch durchaus das Gefuehl, dass es ihm weh getan hat.

Und daraus waechst dann auch ein Teil meiner Frage - wie verarbeitet er das? Du sagst, die Verarbeitung ist unterschiedlich, der eine trennt sich, der andere kaempft.
Jein. Zunaechst mal ist die Position unterschiedlich. Ob verarbeitet wird, ist eine andere Frage.
Und da frag ich mich: verarbeitet er? Ist das wirklich alles bewusst und gewollt und reflektiert. Es hat ihm weh getan. Tut es jetzt immer noch manchmal weh? Und wenn ja - wie geht er damit um?

Denn das waere nun ein Punkt, wo ich finde, dass ich als Verlassene es im Grunde leichter habe: mich schmerzt es sicherlich mehr, aber wenn es mich schmerzt, so kann ich den Schmerz bekaempfen, indem ich die Situation als eine nicht aenderbare akzeptiere und versuche, mir ein neues Leben aufzubauen.
Wenn es ihn schmerzt (schmerzen sollte...) - er ist derjenige, der diese Situation verursacht hat. Wie geht man (Mann oder Frau) mit einem solchen Gefuehl um? Flieht man jegliche Auseinandersetzung? Setzt man sich mit dem Gefuehl und dem vorausgegangenen und dem daraus folgenden Tun auseinander?
Oder treten diese Schmerzen einfach nicht auf...? Das ist eigentlich etwas, das fuer mich kaum vorstellbar ist, nach allem was war. Und gleichzeitig etwas, das mir Angst macht, trotz allem aus und vorbei - dass ich ihm nun dermassen wenig bedeute (und damit bedeutet habe), dass da ueberhaupt nichts zurueckbleibt.

Es ist im Grunde ein schizophrener Zustand. Denn ich weiss, dass es keinen Neuanfang geben kann. Ich will, dass er gluecklich wird. Und doch will ich, dass er mich vermisst. Ich denke, ich koennte es nicht. Gluecklich sein, obwohl ich jemanden vermisse und ich weiss, dass ich selbst ihn verstossen habe. Aber das ist vielleicht auch der Unterschied, dass ich naemlich eben noch liebe und er vermutlich nicht mehr. Das ist der eigentliche Knackpunkt, um den sich immer alles dreht und was der Quell fuer so unendlich viele Traenen hier im Forum ist.

Vermutlich muessiges Rumspinnen. Aber man spinnt halt so viel rum, wenn man an den Bruchstuecken seines Herzens rumpuzzelt...

Viele Gruesse,

Illa

14.11.2001 23:12 • #3


E
Hallo Illa,

es gibt so unendlich viele Möglichkeiten an Ursachen, die zu einer Trennung führen. Die Menschen sind so unterschiedlich und gerade eine Liebesbeziehung ist die komplizierteste und empfindlichste aller Beziehungen zwischen Menschen.
In manchen Fällen denke ich auch, ist der Partner, der die Trennung ausspricht und vollzieht nicht zwangsläufig auch der Verlasser. Er ist nur derjenige, der eine Entscheidung trifft oder glaubt, treffen zu müsssen. Die Ursachen für die Trennung müssen nicht zwangsläufig auch auf seiner Seite liegen. Meist ist es ja so, dass beide Teile ihren Teil zur Beziehung beigetragen haben, die gescheitert ist. Liebe und Beziehungsfähigkeit bzw. Kompatibilität sind zweierlei. In meiner gescheiterten Beziehung halte ich weniger die fehlende Liebe für die Ursache. Vielmehr die zu unterschiedlichen Charaktere und persönlichen Defizite von letztlich beiden. Der eine konnte mit den Defiziten des anderen nicht so umgehen, wie es für eine harmonische Beziehung nötig gewesen wäre. Und es fehlte der notwendige Entwicklungsprozess.
Wenn tatsächlich die Liebe nicht mehr da ist, haben es die Verlasser sicher nicht schwer, eine neue Beziehung aufzubauen. War die Beziehungsfähigkeit/Kompatibilität die Ursache für die Trennung, kann es anders sein. Da hängt es von der Persönlichkeit des Verlassers ab, wie er damit umgeht. Manche Menschen sind konstruktiv und fördern ihren eigenen Entwicklungsprozess. Andere wiederum blocken alles ab, was schmerzlich oder mühsam ist und fangen lieber von ganz von vorn an, um früher oder später wieder an ihre persönlichen Grenzen zu stossen, die schon mehrmals in ihrem Leben dazu geführ haben, dass alles, was sie sich aufgebaut haben, zerbrochen ist.

Hubi

15.11.2001 09:24 • #4


E
hallo illa

ich habe soeben in deinen beiträgen gelesen... ich finde, du hast eine wirklich gute und feine art, die dinge zu sehen und anderen bei zu stehen.
du fragst dich in deinem beitrag: wie verarbeitet er das? und du hättest gerne, dass er mich vermisst.
deine frage rührt an etwas, was mich selber in meinem trennungsprozess auch sehr beschäftigt und die mich teilweise fast krank gemacht hat: ich war mit meinen gedanken immer wieder bei ihr - wie geht es ihr? was macht sie wohl gerade? teilt sie mit IHM das, was zwischen uns nicht mehr sein wird können (lachen, liebe s., zärtlichkeit, reden... aslo alles!!!)? leidet sie zumindest auch ein bisserl? und viele ähnliche fragen.
wenn ich heute zurück gucke, kann ich alles ein wenig besser begreifen: diese fragen, das-bei-ihr-sein und wissen-wollen-wie-es-ihr-geht und ähnliches waren für mich sehr wichtig - ich bin da immer wieder aufs neue in schmerz und ratlosigkeit, enttäuschung und hoffnung und ... und... und... hineingeraten und bin letztendlich immer wieder damit konfrontiert worden, dass es unsere beziehung nicht mehr gibt #8211; ich habe also scheibchenweise und immer mit viel herzweh von unserer beziehung abschied genommen... (illa - mir kommt übrigens trennung vor, wie ein #8222;kleiner tod#8220;: die beziehung gibt es nicht mehr, alles was war und woran das herz gehangen ist, hat keine chance auf zukunft.. bloß jeder #8222;lebt#8220; für sich selber weiter...).
letztendlich hat sich vieles in meinem leben und meiner energie um SIE gedreht - so geht es wohl so vielen, die uns hier an ihren erfahrungen teil haben lassen.
und ich frage mich immer wieder aufs neue: gibt es einen guten/richtigen weg, sich zu trennen und vom ex / der ex zu lösen? weiß ich nicht?
bloß glaube ich - und damit bin ich wieder am anfang meines beitrages -, dass die gedanken und gefühle von mann/frau nach einer trennung in langen schleifen (ähnlich wie der mond um die erde) um die expartnerInnen kreisen - ja, kreisen müssen! und ich glaube, hier ist es für alle in trennung lebenden von großer bedeutung, sich dieses um die exes kreisens (prozesses) bewusst zu werden. vielleicht fällt es dann leichter, die eine oder andere #8222;umlaufbahn#8220; zu verlassen, vielleicht auch auf eine größere distanz zu gehen... sich auch vom kreisen um den / die ex und deren #8222;anziehungsfeld#8220; zu verabschieden. ich möchte hier ein anderes bild bemühen: es ist wichtig, sich vom ex / von der ex zu verabschieden, sich von ihnen ab zu wenden, von ihnen weg zu gehen #8211; von ihnen nichts mehr zu wollen...
ich kenne ein traditionelles lied (in dialekt) #8211; ein teil des refrains lautet:

i drah mi um
und um
und geh
(ich dreh mich um
und um
und gehe)

ich glaube, dass bei einer trennung das ein ganz wichtiges tun ist: die trennung an sich selber wahr zu machen, die trennung selber in die hand zu nehmen und sich ab zu wenden und weg zu gehen #8211; indem man das selber in die hand nimmt, gewinnt man ein stück weit unabhängigkeit und fühlt sich weniger als spielball des trennungsgeschehens...

liebe illa #8211; wenn ich jetzt meinen beitrag so anschaue, glaube ich, dass ich selber jetzt ganz schön rumgesponnen habe (gehört wohl zum leben!? )#8211; möchte ihn so lassen und an dich absenden.

ich wünsche dir alles gute in deinem leben

ciao manta

15.11.2001 10:17 • #5


E

Hallo Manta,

danke fuer Deine lieben Worte (Dir auch Hubi!).

Ob es einen richtigen Weg gibt, um sich zu trennen und zu loesen, fragst Du. Ja, gibt es, aber DEN richtigen Weg gibt es wohl nicht.

Ich fuer mich bin den bestmoeglichen gegangen, denke ich mir. Ein bewusstes Abschiednehmen und ein voelliges Trennen unserer beiden Leben ab da. Jeder Kontakt wuerde wieder mehr in mir zerreissen. So aber habe ich die Chance auf ein neues Leben. Ein Leben, das ich zwar nicht haben wollte, aber da ich nun nicht gefragt wurde, was ich will, will ich es wenigstens nehmen wie es kommt und versuchen, das beste daraus zu machen.

Es scheint Menschen zu geben, die koennen sich tatsaechlich trennen und in Kontakt bleiben, manchmal sogar Freunde. Voellig undenkbar fuer mich. Aber fuer sie vielleicht der richtigere Weg. Ich glaube, jeder muss da in sich gehen und suchen, was am besten ist. Ob das fuer alle leicht ist, weiss ich nicht.

Ich glaube, ich bin ein sehr widerspruechlicher Mensch. Auf der einen Seite kann ich sehr intensive Gefuehle entwickeln, sehr intensiv lieben, auf der anderen Seite aber auch mich sehr rational verhalten. Und so hab ich in all meinem Elend erstmal analysiert, ob ich wirklich weiterleben will. Und dann, wie ich das umsetzen kann. Im Rueckblick halte ich die Schritte, die ich gemacht habe fuer richtig. Dennoch muss ich sagen, faellt es mir nach wie vor schwer, an die ersten 9 Wochen der Trennung zurueckzudenken. Ich dachte nicht, dass ich die Kraft habe fuer all das. Und es tat alles dermassen unendlich weh, dass ich auch jetzt noch innerlich zusammenzucke.

Es ist ein kleiner Tod, ja, aber doch auch etwas ganz anderes. Beim Tod wird uns der geliebte Partner von aussen entrissen und es gibt ihn nicht mehr. Aber man kann Blumen legen auf sein Grab.
Verlaesst er/sie uns, so ist uns jede Moeglichkeit genommen, sich noch mit ihm verbunden zu fuehlen. Im Gegenteil: man hat offensichtlich nicht genug geben koennen, nicht das richtige. Die Liebe wird weggeworfen, mit Fuessen getreten. Man fuehlt sich selbst wertlos, ungenuegend. Das ist eine andere Situation als ein Tod.
Und dennoch: dafuer lebt er/sie. Wandelt weiter ueber die Erde. Es gibt ihn noch. Er kann weiter gluecklich sein. Ist einfach noch da. Man musste ihn nicht leiden sehen (Krankheitsfall o.ae.)
Ich habe mir vor vielen Jahren gewuenscht, wenn denn unsere Beziehung keine Zukunft haben darf, so ist es mir lieber, er verlaesst mich als dass ihm etwas zustoesst, er krank wird. Wirklich bewusst, mit allen Konsequenzen, war mir natuerlich nicht, was das heisst. Und dennoch, denke ich, stehe ich dazu. Es ist mir lieber, dass er da draussen noch rumlaeuft, auch wenn es ohne mich ist, als dass er irgendwo im Grab liegt. Auch wenn das Weggeworfenwerden so weh tut. Ich denke, wenn ich mit all dem, was ich jetzt weiss, nochmal diese Weiche stellen koennte, ich wuerde wieder so entscheiden.

Mein wissen wollen, was er fuehlt ist wie oben von mir schon diskutiert, nicht ganz ehrlich. Denn wenn er nun supergluecklich ist und mich ueberhaupt nicht vermisst, dann will ich das gar nicht so genau wissen, denke ich. Ich will es vielleicht schon wissen, aber nicht genau... Denn es tut weh. Viel lieber will ich hoeren, dass ich ihm fehle. Was unfair ist. Denn es gibt kein Zurueck in unbeschwerte Zeiten. Aber es ist vielleicht menschlich...

Warum all diese Gedanken machen? Du meinst, es ist noetig? Ich versuche mir zu sagen, dass ich es mir abgewoehnen muss. Es muss mir egal werden, was er macht. Ich muss mich loesen. Wirklich loesen. Im Moment habe ich das Gefuehl, dass er mir sehr nahe ist. Ich weiss nicht wieso. Gar nicht mal, dass ich ihm jetzt hinterherheulen wuerde und mal wieder in der naechsten Krise bin. Nein, aber irgendwie ist es, als sei er unsichtbar in meiner Naehe. Deswegen muss ich wieder viel an ihn denken. Deshalb hab ich auch diese Frage im Forum gestellt.

Ich weiss nicht wieso das so ist und was das heisst und ob das nun eine weitere Phase ist, die ich in meiner Abloesung durchlaufe. Eine weitere Umlaufbahn, wenn ich Dein Bild aufgreifen will. So ein bisschen stehe ich jetzt da, muss ich gestehen, und lasse geschehen. Ich habe rein aeusserlich alles fuer mich getan, was ich tun konnte. Nun muss ich eben sehen, dass ich auch innerlich irgendwann den Berg ueberwinde...

Viele Gruesse,

Illa

15.11.2001 21:15 • #6


E
Hallo Illa,

wir müssen im Laufe der Trennung alle Phasen durchlaufen, die dazu gehören. Und ich denke, es ist ein Zeichen von wahrer Liebe, dass wir einen Menschen vermissen und an Ihn denken, obwohl er uns verlassen hat - uns nicht mehr liebt. Es ist so, wie wenn uns ein Bein amputiert wird und wir dennoch manchmal das Gefühl haben, dass uns die Zehen jucken. Als wäre das Bein noch da.
Wie oft habe ich schon geträumt, sie wäre wieder da oder auch noch da. Wie früher. Alles war nur ein Streit oder auch nur ein Traum. Doch dann wacht man auf und die Realität ist da. Auch wenn es mein Verstand besser weiss - mein Herz will es nicht verstehen. Und nicht akzeptieren. Warum der geliebte Mensch nicht mehr da ist. Alle Erinnerungen werden versiegelt. Aber ich hoffe, dass all das irgendwann aufhören wird, weh zu tun. Irgendwann wird uns wieder ein Meinsch begegnen, der unser Herz berühren wird und der uns so liebt, wie wir sind. Gerade, weil wir so sind, wie wir sind. Ohne das Gefühl von Erpressung und dem Druck, genau einer Vorgabe entsprechen zu müssen und bei Abweichung verlassen zu werden. Diese Angst hatte ich zu lange ! Ich bin froh, sie nicht mehr zu haben.

Hubi

16.11.2001 09:19 • #7


E

Lieber Hubi,

danke fuer Deine lieben Worte. Das mit dem Amputieren ist im Grunde eine mehr als passende Analogie... Zuerst, im Moment des Abschneidens (ohne Betaeubung!), da tut es so weh, dass man meint, man kann es nicht ueberleben. Und dann kommt die Zeit ohne Bein. Man moechte es so gerne noch benutzen, man ist gewohnt, dass es da ist, dass man damit gehen kann. Und schmerzlich stellt man fest, dass es nun nicht mehr da ist. Daran gewoehnt man sich irgendwann und dann weiss man, dass man eben nur noch ein Bein hat und hickelt damit. Trotzdem bleibt die Sehnsucht, laufen zu koennen. Und immer wieder kommt der Schmerz, den so eine Narbe laesst. Vor allem, wenn das Wetter wechselt...

Was den Druck angeht... ich hab nie den Druck empfunden, jetzt genau irgendwie sein zu muessen, ich hab nie damit gerechnet, dass er mich verlaesst. Nicht jedenfalls in den letzten Jahren. Als es dann passierte, gab es nichts mehr, wie ich noch haette sein koennen. Er wollte nur noch SIE und da hatte ich keine Chance mehr.
Gespuert habe ich aber den Druck, dass ich ihn verlieren koennte. Durch Unfall, Krankheit und dergleichen. Das ist die einzige Erleichterung, die ich jetzt spuere. Dass ich nicht mehr diese Angst um ihn haben muss. Ansonsten habe ich eine Freiheit gewonnen (netter Trost der vielen Freunde: du hast jetzt wieder mehr Freiheit!), die ich gar nicht haben wollte...

Es ist schon verrueckt, auf der einen Seite habe ich intensiv nachgedacht, auch in meinen schlimmsten Zeiten des Kummers und bin zu dem Schluss gekommen, dass es das wert war. Dass wir uns soviel zu geben hatten und dass wir so schoene Zeiten miteinander verlebt haben, dass ich mir nicht wuenschen wuerde, es haette nie stattgefunden. Andererseits empfinde ich die innere Abwehr, dass ich das nie, nie wieder durchmachen will, nie wieder so sehr lieben, nie wieder so sehr leiden... Heisst: die Angst vor dem Verbrennen ist vielleicht noch schlimmer als das Verbrennen selbst. Angst laehmt... Dennoch denke ich, dass man sich gegen die Liebe nicht abschotten kann. Wenn sie kommt, kommt sie. Und denn manchmal mit Macht. Ich wollte mich zu Beginn auch nicht auf unsere Beziehung einlassen, erst recht nicht mit zu intensiven Gefuehlen, weil ich den Eindruck hatte, dass ich ihm nicht viel bedeute. Was konnte ich gegen meine Gefuehle tun - nichts! Von daher denke ich nicht, dass meine jetzige Angst irgendwie meine kuenftigen Gefuehle direkt beeintraechtigen. Aber was sicherlich bleiben wird, ist die Unsicherheit, das Misstrauen, ob ER, wer auch immer vielleicht noch kommen wird, nicht irgendwann abends nach Hause kommt und sagt Es ist vorbei. Aber auch das ist ein Gefuehl, gegen das sich rational nicht angehen laesst. Das gehoert zur Narbe, die bleibt.

Liebe Gruesse,

Illa

22.11.2001 18:23 • #8


E
hi illa,
nachdem ich hier mittlerweile einiges gelesen habe (dein beitrag war der erste) komme ich wieder zu deiner frage zurück. denn das ist das was mir jetzt im moment auch im kopf rumspukt.

wieso glauben wir alle, dass wir die richtigen für unsere ex-partner sind? wieso tragen wir alle, oder jedenfalls die meisten diese hoffnung in sich? warum fällt uns das loslassen so schwer? und verdammt nochmal warum schreiben hier nur leute die verlassen wurden?

ich glaube dass wir für unsere ex-partner genauso wichtig waren und sind wie diese für uns. der unterschied ist der, das diese menschen sich ein leben mit uns nicht mehr vorstellen können. das das was wir ihnen geben wollten, konnten nicht das ist was sie sich vom leben erwarten. das die liebe in ihnen leider verwelkt ist.

ich habe mich gestern mit meiner ex-freundin (man fällt es mir schwer dieses wort in verbindung mit ihr zu gebrauchen) getroffen. wir haben einiges geredet. ich habe sie gefragt ob ich ihr noch etwas bedeute. sie sagte ja. und ich fragte weiter, und sie fing an aufzuzählen was sie von mir gelernt hat, was sie als eine positive erfahrung mitnimmt, wie sehr sie mich als menschen sätzt. ich war glücklich.

heute denke ich, dass das was sie aufgezählt hat aber nichts mit dem zu tun hat was ich ihr vor allem geben wollte. das gefühl zuhause zu sein wenn sie in meiner nähe ist, egal wo, egal wann. und vor allem nichts mit dem was ich zu hören hoffte. nämlich dass sie mich schrecklich vermisst, mich liebt und begehrt, mehr denn je.

zurück also zu deiner frage. ja, ich denke unsere partner werden auch in 20 jahren ab und zu zurück denken und sich fragen wieso sie das gemacht haben. denn die meisten haben genauso ihre zweifel, es tut ihnen genauso weh wie uns. sie fragen sich genauso wie es uns geht, ob wir gelernt haben mit ihrer entscheidung zu leben. es versetzt ihnen genauso einen stich wenn sie irgendwann mal merken, das wir einen neues ziel im leben haben.

ob sie darüber nachdenken zurückzukommen? ja, mache tun das. viele verbieten es sich. viele rufen sich die gründe für die trennung immer wieder ins gedächnis. denn eines dürfen wir nicht vergessen. anscheinend haben wir diese menschen auch verletzt. in ganz vielen fällen wohl unbewust, weil wir eben die menschen sind die wir sind.

gibt es eine allgemein gültige antwort auf diese frage? nein. aber die tatsachen, nämlich dass diese menschen trotz aller liebe, zweifel, wünsche nicht mehr mit uns zusammen leben möchten, sprechen ihre eigene wahrheit.

hmm, jetzt ist das alles so lang und irgendwie philosophisch geworden. ich stelle es trotzdem rein, vielleicht kann ja einer von euch damit was anfangen.

bis dann
stony

22.11.2001 22:41 • #9


E
Ich will es kurz machen. Ich stimme dem Bericht oder Kommentar von Stony absolut zu!
Natürlich machen sich die Ex-Partner Gedanken, was die Verlassenen tun. Nur, und das ist der Punkt, die Gründe für die Trennung haben die Oberhand bekommen. Und diese werden immer wieder hervorgezaubert! Nach einer längeren Beziehung fällt es keinem Menschen leicht einen Schlußstrich zu ziehen. Diese Schritte sind schon vor langer Zeit in Erwägung gezogen worden und wurden dann ausgeführt. Und wenn man sich einmal zu diesem Schritt entschlossen hat, wird dieser konsequent durchgezogen, so hart es klingt. Vergesst Die Illusionen, der Partner kommt mit großen Liebesaugen zurück und will Dich wieder!
Ich bin auch in dieser Situation des Abwartens. Aber es ist umsonst. (Zugegeben, diese Worte fallen mir auch nicht einfach) Aber letzendlich wird es so sein, alle Gedanken und Hoffnungen auf einen Neuanfang bringen nichts!
Gruß
Thomas

23.11.2001 01:13 • #10


E
Bedauern? Leid tun? Ich glaube, man kann Deine Frage nicht mit 'ja' oder 'nein' beantworten. Gerade gestern hab' ich diese Fragen mit meiner Ex drei Stunden :-/ am Telefon diskutiert. Meine Freundin hat sich von mir vor ein paar Monaten getrennt, ruft jetzt aber immer öfter an und mail und simst. Aber sie bedauert nichts und meint, dass es die richtige Entscheidung war. (Wenn ich ehrlich bin, glaube ich das übrigens auch.) Aber sie vermißt eben manchmal die alten Zustaende und schoenen Gewohnheiten und auch mich (zusammen lachen, weinen, tanzen, tralala) und dann fragt sie sich, ob es das alles wert war. Und genau so vermisse ich das auch alles. (Hm, ist das eigentlich Liebe? Oder ist es nur das Fehlen der alten Gewohnheiten, das schmerzt????)

Ausserdem ist es ja immer eine laengere Entscheidung gewesen, die natuerlich nicht 100%ig ist: Manchmal werden die Dinge, die eben eigentlich gegen die Beziehung in die Waagschale geworfen wurden, ziemlich unwichtig und man denkt ploetzlich nur noch an das Schoene. Daran muss man irgendwie arbeiten: Fest steht, ES GAB AUCH VIELE SCHWACHPUNKTE, nicht wahr?

Ach, was weiß ich. Man darf auch nicht so viel drueber nachdenken. Wird einem ja ganz schwummrig dabei.

KolloGoro

23.11.2001 16:21 • #11


E

So viele Stellungnahmen und ich melde mich erst so spaet...

Ja, warum glauben wir, dass wir die Richtigen waren? Ich kann es natuerlich nur fuer meinen Fall beurteilen. Ich denke deshalb, weil wir uns gegenseitig viel zu geben hatten. Weil es 10 sehr harmonische Jahre waren, ohne groessere Reibereien. Da kann ich den Satz Ich kann mit Dir nicht gluecklich sein nicht so recht nachvollziehen, wenn doch auf der anderen Seite das Eingestehen Doch, es waren glueckliche Jahre ist.

Auch das Suchen von Schwachpunkten endete bei mir eigentlich immer wieder mit einer Bilanz, die weiss Gott nicht gegen die Beziehung sprach.

Und das macht eben auch das Losloesen schwer. Wenn so unklar ist, was denn nun eigentlich nicht gestimmt hat. Wenn das Gefuehl der Liebe eben einseitig voellig ungetruebt ist. So entstand eben auch meine Frage... sind all diese Gefuehle ploetzlich einseitig?

Ihr sagt nein. Aber auch: es gibt keine Antwort.

Letztlich sollte diese Frage ohne Bedeutung sein. Ich muss nun mein eigenes Leben leben, in dem der Partner nicht mehr da ist. Warum quaele ich mich also immer wieder mit den Fragen. Ja, letztlich hat Stony recht: warum faellt es so schwer loszulassen? Vielleicht, weil es so tief geht. Nicht tief genug, um daran zu sterben. Leider. Aber viel zu tief, um einfach ein Pflaster darauf zu kleben und weiterzugehen.

Illa

05.12.2001 01:59 • #12


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