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Ende einer schwierigen Beziehung Depression

N
Hallo liebes Forum,
mich beschäftigen aktuell die Emotionen und Gedanken nachdem sich meine Partnerin von mir getrennt hat. Als Hintergrund um sich ein Bild zu machen erzähle ich mal einen kurzen Abriss unserer Geschichte und meiner jetzigen Lage.

Zu Beginn der Beziehung litt sie bereits seit mehreren Jahren unter starken Depressionen und hatte direkt zu Beginn der Beziehung einen heftigen Schub welcher zu einem stationären Aufenthalt in der Psychiatrie führte. Sie trennte sich von ihrem Expartner und startete ohne Pause in die Beziehung mit mir (wir kannten uns da schon drei Monate und aus einer Freundschaft entwickelte sich mehr). Ich war zuvor lange Single. Von meiner Seite hatte Sie von Anfang an das Commitment, dass eine Beziehung für mich bedeutet, für den anderen dazusein und auf Dauer ausgelegt ist. Dementsprechend habe ich sie nicht aufgrund der Erkrankung und ihrer eigenen Probleme direkt verlassen sondern harte Monate mit ihr durchgestanden. Viel für sie gemacht, halt gegeben und sie unterstützt wieder in ein normales Leben zu kommen. Natürlich mit vielen Konflikten die oft durch ihre Instabilität aber auch meine Ungeduldigkeit und Anspruch an eine Partnerin entstanden sind. Dies zog sich durch die gesamte Beziehung. Nun war es so, dass ich mich ab einem gewissen Punkt selbst überfordert gefühlt habe und zugleich immer weniger das Gefühl hatte, dass sie mir geben kann was ich mir wünsche - Zuverlässigkeit, Aufmerksamkeit, Konzentration für tiefe Gespräche und auch Verantwortung. Dennoch blieben wir zusammen und zogen in eine gemeinsame Wohnung, sortierten alte Dinge aus und richteten uns komplett neu ein. Auch hier blieb viel an mir hängen was einerseits den generellen Fortschritt beim Renovieren und Einrichten angeht aber auch generell gemeinsame Pläne nur müßig umzusetzen waren. Sie entwickelte sich so langsam wieder zu einer stabilen Person jedoch bleiben (unschöne) Charakteristika zurück die ich auf die Depression geschrieben hatte. Sie hatte wieder Kapazität aber nutzte diese mehr und mehr für Arbeit und Studium. Das fand ich gut. Jedoch wuchs nicht die Kapazität für mich und meine Bedürfnisse sondern sie suchte einerseits neue Kontakte und wollte häufig Wochenenden bei ihrer Familie oder mit Freunden verbringen. Das ist nicht schlecht nur war dies eben der Teil der Zeit der uns in der Beziehung gefehlt hat.

Nun ging es mir auch einmal schlecht durch eine schwere Erkrankung und ich konnte nicht mehr so viel Kompensieren. Ich brauchte Unterstützung und wurde trotz der aktiven Bitte um Hilfe relativ wenig umsorgt. Nicht garnicht aber ich konnte mich nicht sicher und geborgen fühlen. Meine gesundheitlichen Ängste wurden als Pessimismus ausgelegt, eine drohende Arbeitslosigkeit als Unattraktivität. Ich musste auf Reha fahren und dieser Zeit lernte sie einen anderen Mann kennen während ich nicht daheim war und ich mich auch isoliert habe in meiner Verletzung / Enttäuschung. Ich hatte ein beklemmendes Gefühl.

Bei einem Wochenendbesuch daheim (während meiner Reha) beendete sie nun die Beziehung. Zu viele Konflikte, zu viel Kritik meinerseits und Dinge aus der Vergangenheit die sie nachhaltig verletzt hätten. Ich kann verstehen, dass Aussagen von mir verletzend waren, jedoch sind diese aus der Dynamik der Konflikte entstanden und nicht in einem böswilligen Gedanke. Und zum großen Teil auch aus berechtigter Kritik für die sie keine Verantwortung übernehmen wollte. Der neu kennengelernte Mann (Freund) wird von ihr als emotional viel Reifer als ich betitelt und sie wollte/will mit ihren gepackten Sachen direkt zu ihm gehen.

Nun fühle ich mich komplett fallen gelassen, ausgenutzt und ausgetauscht. Ich habe mich aufgeopfert im Glauben und Vertrauen sie braucht nur noch etwas Zeit. Nun stehe ich da ohne den Mensch, den ich trotz allen Schwierigkeiten liebe und muss meine Reha fern von daheim weiterführen.

Mir fällt es unsagbar schwer das zu verkraften und ich weiss gerade nicht wie ich sie loslassen kann und wie ich mit dem Betrug, der verachtenden Art und Weise und dem Trümmerhaufen zur Ruhe finde.

Ich hoffe auf den ein oder anderen Kommentar oder Austausch mit Euch.

04.03.2024 21:20 • #1


Libellenfrau
@nordur Der Emotional Reife Mann wird dann auch so ausgetauscht. Wenn es so weit ist, interessiert es dich aber hoffentlich nicht mehr. Die Erkenntnis, dass man sich Liebe nicht verdienen kann, sollte dir allerdings bewusst bleiben.
Es gibt Menschen, die nichts zu geben haben. Dies könnte bei ihr auch von den Depressionen oder Medikamenten kommen. Das ändert für dich aber nichts, weil du halt auch Bedürfnisse hast. Ich würde mich an deiner Stelle mal neu justieren: Muss es eine Frau mit nicht verarbeiteter Beziehung und Erkrankung sein? Hast du ein Helfersyndrom? In eurer Anfangssituation war auch sicher keine Augenhöhe, vielleicht hat sie dich als Retter gesehen?

04.03.2024 22:00 • x 2 #2


A


Ende einer schwierigen Beziehung Depression

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N
Ich denke mir eher, dass der emotional reife Mann sie eher schneller durchschauen wird als ich und sie dann diejenige ist die verlassen wird.

Ob ich ein Helfersyndrom habe weiss ich nicht. Es ist aber schon so, dass ich bei Bedarf sehr viel in meine nahestehenden Menschen investiere und erst recht in meine Partnerin. Weil ich möchte, dass es ihr gut geht, dass ich sie bereichere und eben auch einfach weil ich gern gebe. Das Problem an dieser Beziehung ist wahrscheinlich eher, dass von ihr zu wenig Resonanz kam. Zu wenig für mich.

Medikamente nimmt sie schon länger nicht mehr. Das war eher besser als sie, sie noch nahm. Ich denke aber auch, dass das keine Rolle (mehr) spielt. Auch mit einer Krankheit oder auch mit Medikamenten sollte man seinen Partner weder ausnutzen und erst recht nicht betrügen.

Über den Punkt mit der Augenhöhe zu Beginn der Beziehung habe ich noch nicht nachgedacht. Danke für diesen Impuls. Als Retter wahrscheinlich nicht aber als jemand der ihr Aufmerksamkeit gegeben hat ihren Selbstwert gefüttert hat. So wie das jetzt der neue tut und sich alles leicht anfühlt ohne eine Geschichte, Kritik und Erfahrungen.

In Zukunft werde ich natürlich genau darauf achten, dass die Frauen keine Großbaustelle sind. Ich habe da auch nicht bewusst nach jemand schwachem gesucht.

04.03.2024 22:59 • x 2 #3


Libellenfrau
@nordur Dann mache dir mal ein paar Gedanken, ob es ein bislang unbewusstes Muster gibt. Das du schon Überlegungen für dein zukünftiges Beuteschema machst, finde ich gut. Aber gib dir Zeit, wenn du dies hier abgeschlossen hast, ist ein Platz frei für eine Frau, die eine wertschätzende Partnerschaft mit dir haben möchte.

04.03.2024 23:20 • x 2 #4


W
Nordur, man geht nur selten eine so offenkundig schwierige Bezoehung ein, wenn sie einen nicht reizt. Die Frage ist, was dich an ihrer Krankheit gereizt hat. War es das Gefühl helfen zu können und gebraucht zu werden? Oder vielleicht die Unvorhersehbarkeit, die eine psychische Erkrankung mit sich bringt? Es ist wichtig zu verstehen, dass ein psychisch krankdr Mensch eine zweite Dimension mitbringt, die ein psychisch gesunder Mensch nicht hat, weil der mit sich übereinstimmt. Wer sich in einen psychisch kranken Menschen verliebt, der verliebt sich oft in die Auswirkungen der Krankheit mit. SDeine Ex ist ein Opfer dieser zweiten Dimension und handelt so wie es die Krankheit vorgibt.Du kannst sie nicht mit normalen Maßstäben messen. Deshalb bist du ebenfalls das Opfer ihrer Krankheit geworden, nicht aber weggeworfen. Sie kann wahrscheinlich keinem geben was er braucht. Dem Next auch nicht.

04.03.2024 23:36 • x 1 #5


N
@Libellenfrau Muster gibt es und diese sind auch schon vor, während und jetzt nach der Beziehung von mir reflektiert. Auch hier kümmere ich mich um Hilfe diese besser zu verstehen und zu verändern. Die Gedanken für eine zukünftige Frau sind garnicht konkret, aktuell möchte ich auch nicht an Beziehung und eine erneute tiefe zwischenmenschliche Beziehung denken. Erfahrungsgemäß braucht das viel Zeit bei mir.

@wiederda In der Zukunft nicht. Allerdings wusste ich nicht was da konkret auf mich zukommt und welche Ausmaße diese Erkrankung annehmen kann - vor allem diese welche nicht offensichtlich sondern sehr subtil sind. Dennoch war da schon der Wille zu helfen - allerdings nicht des Helfens wegen. Ich muss aber auch sagen, dass Du sicher Recht damit hast mich (mit) in die Erkrankung verliebt zu haben. Welchen Maßstab setzt man dann an? Die Entscheidung zu gehen und sich woanders zu vergnügen - uns und mich fallen zu lassen - hat sie ja getroffen.

05.03.2024 12:26 • x 1 #6


W
@Nordur

Nicht ganz. Eine psychische Erkrankung ist selten plötzlich da und dann für immer weg. Deine Ex kommt und geht wenn der Partner plötzlich selbst Hilfe benötigt oder Bedürfnisse äußert. Aber das tut ein guter Krankenpfleger nicht

So wie du es schreibst, ist hier eine egozentrische Frau unterwegs, der egal ist, wer untdr die Räder kommt. Mir tut es leid, dass du dadurch geschreddert wurdest. Gleichzeitig aber bist du von ihren Wünschen und Bedürfnissen befreit und musst nicht mehr das Gros der Beziehungslast tragen. An deiner Stelle würde ich vielleicht eine plus und minus Liste machen und mal aufschreiben, was an der Beziehung ein Gewinn war, und was Belastung. Dann siehst du evrntuell klarer. Und trauere ihr nicht nach. Sie lässt bestimmt den Next jetzt schon an den Fäden tanzen.

05.03.2024 21:22 • x 1 #7


alleswirdbesser
Zitat von nordur:
Auch mit einer Krankheit oder auch mit Medikamenten sollte man seinen Partner weder ausnutzen und erst recht nicht betrügen.


Zitat von nordur:
Sie trennte sich von ihrem Expartner und startete ohne Pause in die Beziehung mit mir (wir kannten uns da schon drei Monate und aus einer Freundschaft entwickelte sich mehr).

Hast du das am Anfang euerer Beziehung auch so gesehen wie im ersten Zitat?

05.03.2024 22:19 • x 1 #8


N
@wiederda Ich erinnere mich, dass ich am Anfang einmal zu Freunden sagte. Es fühlt sich an als rutsche ich manchmal in die Rolle des Therapeuten anstatt des Partners. Wahrscheinlich hat mir da die Wahrnehmung einen Streich gespielt, denn es wurde nicht besser sondern ich habe mich daran gewöhnt und irgendwann nicht mehr gemerkt was ich mir aufgeladen habe. Danke für diesen Denkanstoß.

Auf der Plusliste stehen für mich rückblickend (leider) in erster Linie das nicht allein sein, das Teilen von den seltenen schönen Momenten, finanzielles Teilen und auch irgendwie sich nicht mit dem Kennenlernen von anderen Frauen beschäftigen zu müssen. Selbst bei der S. stelle ich nun fest, dass ich zwar durchaus meinen Spaß mit ihr hatte aber wenig Leidenschaft dabei war. Ich konnte so ziemlich alles bekommen aber das wichtigste hat gefehlt - das Gefühl dafür gebraucht zu werden. Ich konnte es haben wenn ich wollte aber es kam ganz selten vor, dass es von ihr ausging. Auf der Belastungsliste stehen dagegen eine Menge Punkte.

Ich trauere ihr auch nicht wirklich nach. Mir tut es aktuell aber wirklich nicht gut ihre gepackten Sachen zu sehen und erst recht nicht, wie sie sich im Bad zurechtmacht, sich schön anzieht und nun plötzlich die Kapazität hat viele Stunden mit einem anderen Mann zu verbringen. Es wirkt sogar richtig provokant als wolle sie mich leiden sehen. Ende März ist sie dann hoffentlich ausgezogen bzw. ist das eine Deadline die ich ihr Gesetz habe da sie bereits die Miete bezahlt.

05.03.2024 23:39 • #9


N
@alleswirdbesser Sagen wir so. Ich wusste sie war in einer Beziehung und deshalb hielt ich mich lange bedeckt, dass von meiner Seite mehr als nur Freundschaftliche Gefühle dabei sind. Wollte da niemanden auseinander bringen. Währenddessen stellte sich aber heraus, dass sie extrem viel Zeit in Telefonaten mit mir verbachte und mich häufiger fragte ob ich zu einem Kaffee vorbeikommen will. Über ihre Beziehung hat sie da nicht gesprochen und ich wollte es halt auch nicht wissen weil mir das dann auch weh getan hätte. Damals ahnte ich nicht, dass sie mit mir offensichtlich die Trennung von ihrem Ex vorbereitet hat. Die parallelen zu jetzt sind schon recht deutlich.

Also zur eigentlichen Frage: Ja, ich finde egal ob Krank oder nicht - wer eine Beziehung eingeht trägt die Verantwortung den Partner nicht zu betrügen oder generell zu verletzen.

05.03.2024 23:45 • #10


alleswirdbesser
Zitat von nordur:
Ja, ich finde egal ob Krank oder nicht - wer eine Beziehung eingeht trägt die Verantwortung den Partner nicht zu betrügen oder generell zu verletzen.

Wenn du hier ein bisschen mehr liest, zum Beispiel die Affärenthreads, wirst du feststellen, dass Fremdgeher den Partner zum Teil dafür verantwortlich machen, dass sie ihn betrügen „mussten“, weil sie von ihm nicht alles bekommen Haben, was sie haben wollten. Ist Jetzt nicht wirklich auf deinen Fall bezogen, aber so sieht die Realität aus. Man nimmt sich, was man braucht.

06.03.2024 07:46 • x 1 #11


W
@Alleswirdbesser

Das sehe ich auch so. Irgendwer ist am eigenen Fehlverhalten natürlich Schuld. So ist es am einfachsten.

Ich vermute nach der Beschreibung, dass sie gefühlskälter als der Durchschnitt sein könnte. Menschen mit geringer Empathie scheren sich nicht nur wenig um die Gefühle anderer, sie benötigen auch sichtbare Reaktionen, um zu wissen wie es jemandem geht. Deshalb scheinen sie oft zu provozieren - das tun sie nach ihrem Verständnis aber nicht, sondern glauben, das wäre normal.

06.03.2024 08:43 • x 1 #12


N
@wiederda

Bei der Empathie bin ich mir da nicht so sicher bei ihr. Betrachte ich, wie sie beispielsweisen mit Freunden und Familie umging war da schon Empathie ihrerseits vorhanden. Betrachte ich, wie sie mir oft entgegnete, habe ich das Gefühl relativ wenig Mitgefühl entgegen gebracht bekommen zu haben.

Dieses provozieren und denken das Verhalten sei normal war ständig an der Tagesordnung.

Aktuell bin ich total verunsichert, was richtig und was falsch ist weil für alles eine Erklärung oder Rechtfertigung da war. Ich kann total verstehen, dass wir uns beide verdammt weh getan haben aber ich von meiner Seite sagen kann, es war nie meine Absicht. Dennoch ist da ein Schuldgefühl vorhanden und der Wunsch zukünftig anders zu Handeln. Aber wie finde ich heraus was wann ich einen falschen Standpunkt hatte und wann ich total zurecht Kritik geübt habe?

06.03.2024 21:50 • #13


W
@Nordur

Was du beschreibst ist das typische Gefühl von Menschen, die aus einer Beziehung kommen, in denen der Partner nicht greifbar war. Du beschreibst, dass sie provoziert hat, das aber als normal abtat. Dass sie verfügbar war, jedoch keine eigenen Antrieb gezeigt hat, dir fühlbare Liebe, Gespräche und Empathie entgegenzubringen. Sie hat warm zu dir gewechselt und wechselt warm zum nächsten Partner. Sie hat deine Unterstützung in Krisenzeiten angenommen, war in deiner schwierigen Zeit für dich nicht da.

Du kannst dich jetzt fragen, ob dir solch eine Beziehung genügt. Du kannst dich auch fragen, ob du solch ein Verhalten als für dich bekannt und normal bewerten würdest. Zuletzt frag dich, ob du sie zurückhaben wolltest - so wie sie ist.

Generell ist es so, dass normal empathische Menschen sich Zeit zur Selbstreflexion nehmen. So wie du in diesem Forum. Es ist auch normal eigene Fehler einzugestehen und an ihnen zu wachsen.
Was du beschreibst ist die Ratlosigkeit, die Menschen beschleicht, nachdem sie einen Menschen mit abweichendem sozialen Verhalten getroffen haben. Man versteht und versteht es einfach nicht, weil man selbst nie so handeln würde und die Leute, die man sonst so kennt auch nicht. Es ist die Ratlosigkeit nach Beziehungen mit Narzissten - ganz platt gesagt.

07.03.2024 13:27 • x 2 #14


E
Hallo @nordur,

Hast du schon in frühere Beziehungen den Eindruck gehabt, dass deine Partnerin zu wenig fürsorglich ist? Dass sie dich zu wenig beachtet? Oder deine Eltern in deiner Kindheit?

Meiner Erfahrung nach sind Menschen sehr verschieden, auch hinsichtlich was sie brauchen, aber auch was sie geben. Es geht so gut wie nie 1 : 1 auf. Aber dennoch sollte jemand, dem ich (angeblich?) was bedeute, sich un behaglich und wohlwollend fühlen, wenn ich Mangel an Fürsorge und Geborgenheit melde.

07.03.2024 13:49 • #15


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