Hallo Sara,
ich schalte mich einfach mal ein. Nicht über die Uhrzeit wundern, ich habe Nachtschicht und gerade ein wenig Leerlauf, wo ich in gleicher Sache im Netz herumsurfe und bei Deinem Post hängen geblieben bin.
Warum bin ich hängen geblieben? Weil ich genau das - wie Du und wohl sehr viele andere auch - auch mitgemacht habe und mitmache. Bei mir war es nur etwas anders herum. Ich (Mann) (35) wurde vor genau 2 Monaten von meiner Freundin ( 28 ) nach 10 Jahren stehen gelassen. Ohne Vorwarnung, ohne Bugschuss (obwohl sie ja nach eigenem Bekunden schon mehrere Zaunpfähle gesetzt hatte ) und in meinem Fall sogar ohne persönliches Gespräch. Nein, eine SMS und eine Email taten es hier auch. Sie hat mich gegen eine 6 Wochen alte Bekanntschaft aus Facebook eingeauscht. Nochmal
Kurze Erzählung, damit Du Dir ein Bild verschaffen kannst. Wir haben 10 Jahre eine Fernbeziehung (400km) geführt, uns nur einmal alle 1 bis 2 Monate sehen können, dann meist für eine gute Woche. Ansonsten haben wir jeden Abend telefoniert. Aufgrund meines beruflichen und finanziellen Werdegangs war der Wechsel zu ihr erst dieses Jahr möglich.
Natürlich bedurfte die Beziehung einer intensiveren Pflege, was uns auch all die Jahre sehr gut gelungen war. Sicherlich gab es auch die ein oder andere Diskussion, auch um die gemeinsame Zukunft. Aber unter dem Strich hatten wir die Beziehung recht gut im Griff. Und sie wußte, dass es dieses Jahr losgeht. Vor zwei Monaten kam dann die Trennung aus heiterem Himmel.
Umgezogen bin ich jetzt trotzdem. Zum einen, weil es schon in der Planung soweit fortgeschritten war und ich eh schon immer in diese Gegend ziehen wollte. Habe ich es also trotzdem durchgezogen (mit Überzeugung) Das wäre also meine Geschichte in groben Zügen.
Gut, Deine und meine Beziehung unterschieden sich also zwar, aber unsere Phasen gleichen sich trotzdem. Daher kann ich trotzdem gut nachfühlen, was in Dir vorgeht und was Du durchmachst. Und Du siehst, mögen die Beziehungen noch so verschieden sein, die Phasen sind stets die selben. Deswegen entbehrt sich auch die Frage, ob andere sich in die Lage von einem einfühlen können. Ja, an dieser Stelle sind wir eine große Familie
Also, ich kann Dich insoweit beruhigen, als ich genau Deine Phasen auch durchgemacht habe. Vielleicht in einer etwas anderen Reihenfolge. Erst kam die Trauer, dann die Wut und jetzt das Think positive und Nach-Vorne-Schauen, natürlich noch mit dem ein oder anderen Rückschlag versehen. Ich (Mann) habe auch abende heulenderweise bei mir zuhause verbracht, versucht mich abzulenken, mit vielen Freunden geredet - stundenlang und trotzdem nie richtig ihre wahren Beweggründe nachvollziehen können und immer an sie gedacht. Und der Beweggrund Deines Kerls könnte auch ihrer gewesen sein, denn ich war auch ihr erster richtiger Freund.
Also unter dem Strich hatte auch ich erst das Gefühl, dass sie mein Leben kaputt und meine Lebensplanung mit einem Schlag zunichte gemacht hat. Ja, Im Nachhinein kann ich Dich aber beruhigen. Das hat sie denn dann doch nicht geschafft.
Ja, wo fange ich an. Lustigerweise habe ich meine Situation auch mit dem zitierten Käfer verglichen. Hilflos, wehrlos und kampflos. Einfach nur Unverständnis für ihre Entscheidung. Wie konnte sie einfach diese lange Zeit mit mir wegwerfen? Gerade jetzt, wo ich kommen wollte. Für immer. Wegwerfen für etwas neues? Egal ob neuer Freund oder Singleleben. Doch irgendwann schoss es mir ein Die muß Gaga geworden sein. Vielleicht Panik, es könnte jetzt das stupide alte Leben anfangen. Traute Zweisamkeit, demnächst Hochzeit, dann Kinder. Auch sie ist wohl der Meinung, es könnte ja noch was besseres rumlaufen. Also nochmal umschauen. Wenn nichts besseres da ist, dann kehre ich einfach wieder zurück. Kriege ihn schon wieder. Ich könnte mir vorstellen, dass dies ihre Einstellung ist. So etwas in der Art äußerte sie sogar gegenüber einem Freund von mir. Aber der Flurfunk funktioniert
Irgendwann - nachdem bei mir die Trauer und die Wut vorbei waren - (ja, das scheint bei mir schon nach 2 Monaten der Fall zu sein) kehrt jetzt so langsam bei mir die Energie wieder zurück. Und zwar stetig. Sicherlich habe ich noch den ein oder anderen Rückschlag zu verdauen, da ich noch sehr viel an sie denke. Aber unter dem Strich habe ich für mich beschlossen, mich nur noch auf mich zu konzentrieren. Klar, auch ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich sie wiedergewinnen könnte. Denn nach 10 Jahren gehören wir doch zusammen. Die kann man doch nicht so einfach wegwerfen. Aber das scheint sie ja anscheinend anders zu sehen.
Aber mittlerweile stehe ich auf dem - vielleicht zwar egoistischen aber eigennützigen - Standpunkt, sie ziehen zu lassen und nur noch um mich und meine Bedürfnisse zu kümmern. Gut, meine Einstellung darf egoistisch sein, denn ihre ist es ja auch. Hat sie bei ihrer Entscheidung wirklich gründlich über diese 10 Jahre nachgedacht, vorallem vor dem Hintergrund, dass der Umzug ja unmittelbar bevorstand? Mehrere meiner Freunde haben es unabhängig auf den Punkt gebracht: Vor dem Hintergrund des Alters, in dem man nunmal langsam in die finale Lebensplanung (Ehe, Kinder, etc) einbiegt, scheint ihre geistige Reife doch nicht auszureichen, den gesteckten Lebensweg mit mir gemeinsam zu gehen, wenn sie in - ich zitiere - pubertäre Wesenszüge zurückgefallen ist. Ich möchte niemandem - auch Deinem Ex nicht - auf die Füße treten, aber Du und ich, wir beide scheinen in unserer Planung schon etwas weiter zu sein, und zwar über den Punkt hinaus, an dem es auf einen verlässlichen Partner ankommt, der auch selbst zu seiner Entscheidung für eine zweisame Zukunft bis ans Lebensende selbst voll dahinter steht und nicht kurz vor Ultimo einen so übereilten und unfairen Rückzieher macht. Genau dieser geschah in unseren Fällen hier rein aus purem Eigennutz seiner- bzw ihrerseits. Und da hinterfrage ich weiter, wo denn da der Respekt und die Verantwortung dem dann verlassenen Partner gegenüber war und ist? Hat sie bzw. bei Dir er auch nur eine Sekunde nach meinen bzw. Deinen Wünschen gefragt und diese in die Überlegung mit einbezogen? 8 Jahre Beziehung bzw 10 Jahre sind doch eine Zeit, in der man über das Stadium des Ausprobierens hinweg ist. Das ist doch eigentlich eine schon mehr oder weniger für die Ewigkeit gefestigte Beziehung, wo man sich seiner sicher ist. Oder? Da arbeitet man an der und pflegt die Beziehung, bespricht man Probleme, und ignoriert sie nicht mehr a la Wir-sammeln-alles-auf-der-payback-Karte, um diese dann in eine Trennung einzutauschen. Auch bei mir geschah die Entscheidungsfindung komplett hinter meinem Rücken. Bis sie dann nach einer Diskussion diese SMS schrieb.
Ich für meinen Teil bin aus heutiger Sicht nicht unglücklich, dass sie aus der Kurve geflogen ist, noch ehe wir/ich den großen Schritt in Richtung Familie endgültig angegangen sind. Denn im Nachhinein hat ihr Verhalten mir gezeigt, dass sie das für unseren ursprünglich anvisierten gemeinsamen nächsten Lebensabschnitt erforderliche Vertrauen, die Verantwortung sowie den Respekt dem Partner gegenüber wohl doch (noch) nicht aufbieten kann. Ich für meinen Teil habe mich dadurch gut von ihr distanzieren können. Ich sogar soweit, dass ich selbst kein Interesse mehr an einer Zweitauflage mit ihr habe.
In Deinem Fall ist Dein Ex in jedem Fall nun in der Bringschuld, wenn er an einem weiteren gemeinsamen Weg mit Dir interessiert ist. In der Bringschuld insofern, als auch er Dir gegenüber diese o.g. Eigenschaften unter Beweis stellen muss. Denn Deine Zukunftsplanung steht trotzdem. Und die solltest Du Dir auch nicht kaputt machen lassen. Verfolge sie weiterhin. Ich werde meine Planung konsequent weiterverfolgen. Das bin ich zuletzt mir selbst schuldig. Wer dann irgendwann auch daran - an meiner Seite - teilhaben wird, das entscheidet die Zeit und das Schicksal.
Ich kann Dir nur den Tipp geben, nimm - so wie wir alle aus der Familie - Dein Leben jetzt wirklich selbst in die Hand, setze Deine eigene Person an die oberste Priorität, setze ihn unter-ferner-liefen (natürlich darfst Du Dich an die Beziehung gerne erinnern, sie ist immerhin ein nicht unwesentlicher Teil in Deinem bisherigen Leben - jedoch nur als ein Kapitel) und lebe Dein Leben. Wenn er wieder daran teilhaben will, kann er dieses nur tun, wenn er sich neu bewirbt. Du bist im Recht darüber zu entscheiden, seine Bewerbung anzunehmen oder auch eben abzulehnen. Wie jede zukünftige Bewerbung übrigens. Er hat sich mit seiner Entscheidung und seinem Verhalten selbst ins Aus geschossen. Diese Konsequenz ist unmittelbar aus seiner Entscheidung erwachsen. Diese muss er er tragen. Nicht Du!
Das ist sein rein selbst verschuldetes Problem. Du stehst mit Deiner Einstellung zu Deiner Zukunft eindeutig und weit über der Deines Ex. Diese wollte er nicht (mehr) mittragen. Sein Problem. Nicht Deins!
Aber die Entscheidung zur Neubewerbung kann nur Dein Ex treffen. Da kann ihn keiner zu drängen und beeinflussen, denn diese muß aus seiner innigsten Überzeugung kommen. Anderenfalls ist die neu geschaffene Basis eh nichts wert.
Also warte nicht auf ihn, sondern auf Deinen Traumprinzen generell. In welcher Person dieser auch kommen möge.
Insofern wünsche ich Dir die Stärke und Willenskraft, Dein Wohlbefinden nun über alles andere zu stellen und Deinen gesteckten Lebensweg stringend weiterzuverfolgen. Absolut unabhängig von ihm.
Alles liebe
Flo