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Endlich muss ein Schlussstrich her

M
Ich lese hier nun seit 1 1/2 Jahren mit und nun ist es auch soweit, dass ich einfach nicht mehr weiter weiß.
Hier meine Geschichte: mein Ex und ich waren 2 1/4 Jahre zusammen. Nach etwa 1 1/2 Jahren sind wir zusammengezogen. Ich hatte am Anfang lange Zweifel, ob ich ihn wirklich liebe und habe das aber immer offen kommuniziert. Er hat mich laut ihm mehr geliebt als jemals jemanden zuvor. Er hat immer gesagt, dass ich der wichtigste Mensch für ihn bin und er sich ein Leben ohne mich nicht vorstellen kann. Für mich war es sogar manchmal zu viel. Aber dieses geliebt werden hat mir unglaubliche Sicherheit gegeben und er war der erste Mensch, bei dem ich mich vollkommen fallen gelassen habe und einfach ich selbst war. Ich habe in der Beziehung vielfach den Ton angegeben und er hat sich stark mir angepasst.
Was ich zu dem Zeitpunkt, als wir uns kennengelernt haben, nicht wusste: er war gerade erst mit seiner Freundin auseinander, mit der er 8 Jahre zusammen war.
Er war in der Beziehung immer sehr fürsorglich, ich habe ständig Geschenke gekriegt und er war immer für mich da. Nachdem wir zusammengezogen sind, änderte sich bei mir einiges. Ich hatte im Job unglaublich viel zu tun und mein Vater ist schwer krank geworden. Mein Freund hat sich zu der Zeit extrem in den Sport gestürzt und es war so, dass wir weniger zusammen gemacht haben. Ich fand das jedoch gar nicht schlimm, weil ich finde, dass man in ner Beziehung auch sein eigenes Ding machen muss.
Dann kam unser Urlaub: wir sind zusammen in den Urlaub gefahren und eigentlich war es gut, aber er hing die ganze Zeit am Handy und ich war auch zunehmend genervt davon. Ich habe ihn auch 2 mal abgewiesen, als er mit mich schlafen wollte, aber es war schon immer so, dass er mehr S** wollte, als ich. Während wir im Urlaub waren, kriegte mein Vater die krebsdiagnose und ich war entsprechend einen Abend vollkommen fertig. Wir hatten aber trotzdem nen schönen Urlaub, hatten viel S**, waren wandern, haben ein anderes paar kennengelernt und auch über die Zukunft geredet.
Auf dem Rückweg war er dann irgendwie schon ganz anders und sehr distanziert. Ich bin am nächsten Tag direkt zu meinen Eltern gefahren um mich um meinen Vater zu kümmern, dort war ich auch mehrere Tage. Er kam auch einen Tag noch vorbei.
Ein paar Tage später kam mein Vater ins Krankenhaus und ich bin zurück zu meinem Freund gefahren. Und dann kam der große Schlag: er sagte mir, er sei mit allem unzufrieden und auch nicht mehr sicher, was seine Gefühle für mich angehe. Ich war total geschockt und habe versucht ihn davon zu überzeugen, dass das nur ne Phase ist und einfach ganz normal ist, dass die Gefühle mal weniger werden. Naja, ich bin dann wieder zu meinen Eltern und die nächsten Tage waren echt schlimm, mein Vater wäre fast gestorben und ich stand total neben mir. Sonntags dann das Gespräch, wo er sagte, dass er keine Zukunft mehr sehe. Ich hab ihn auch gefragt, ob es eine andere gebe und er hat das aber verneint. Ich war total am Ende, konnte nicht essen, nicht schlafen, gar nichts.
Einen Tag später kam der nächste Schlag. Ich hatte plötzlich Blutungen und bin zum Arzt, der mir sagte, dass ich schwanger war und eine Fehlgeburt hatte.
Ich war ein totales Wrack, habe es aber irgendwie geschafft mir ne wg zu suchen und irgendwie weiter zu machen. Da wir nicht aus dem Mietvertrag rauskamen, hatten wir noch 4 Monate die gemeinsame Wohnung und in der Zeit hat er sich um nichts gekümmert. Ich hab irgendwann gemerkt wieso: ich brauchte ne Info von ihm und sah dann sein Profilbild: ein Urlaubsfoto mit seiner neuen. Auch das hat mich total fertig gemacht.
Ich habe in den letzten 1 1/2 Jahren echt gelitten, aber habe mir wieder was aufgebaut, ich habe einen neuen Job, werde promovieren, mache Sport und bin vor 3 Wochen in eine neue Wohnung gezogen. Ich mache auch eine Therapie, weil ich solche Ängste vor dem Alleinsein entwickelt habe.
Letztes Wochenende war ich auch das erste mal so richtig zufrieden mit allem, obwohl ich Single bin und alle Freunde vergeben sind.
Und dann habe ich Rosenmontag die Ex von meinem Ex getroffen und die hat mir dann erzählt, dass er noch mit ihr zusammen war, als ich ihn kennen gelernt hab, mich wohl auch mit seiner jetzigen Freundin betrogen hat und die nächsten Monat heiraten.
Ich bin in ein totales Loch gefallen. Wie kann er, 1 1/2 Jahre nachdem er mir erzählt hat, dass ich die Frau fürs Leben bin, eine andere heiraten? Wie soll ich nun damit umgehen, dass er einer anderen die Liebe fürs Leben schwört? Wieso schafft er es mit ihr und nicht mit mir? Ich weiß, ich müsste ihn hassen, da er mich betrogen hat und ich müsste sie bemitleiden, da er sich bestimmt nicht ändern wird, doch im Moment bin ich nur noch verzweifelt. Ich habe Angst alleine in meiner Wohnung zu sein, ich habe Angst raus zu gehen und ihn zu treffen, ich kann nicht essen, nicht schlafen. Meine Freunde und meine Eltern kümmern sich auch alle um mich, aber am Ende muss ich das endlich abhaken, aber ich weiß nicht, wie.

06.03.2019 11:02 • #1


W
Zitat von Maike88:
Letztes Wochenende war ich auch das erste mal so richtig zufrieden mit allem

Und genau da solltest Du wieder ankommen, liebe Maike.
Was hat sich denn objektiv verändert? Du hast etwas erfahren, was schon da war. Du kannst stolz drauf sein, was Du Dir aufgebaut hast. Und da ist es völlig wurscht, was der Typ macht.
Das heißt nicht, dass ich Dich nicht verstehe, dass so eine Info einen erstmal kurzzeitig aus der Bahn werfen kann. Ich vermute, Du zweifelst nun alles an - weil wenn es doch wirklich die tiefen Gefühle für Dich waren, wie kann er nur... Ich fürchte, Du wirst darauf nie eine Antwort erhalten, so sehr Du auch grübelst.
Wenn er zu Dir warm gewechselt ist und von Dir zur Next warm gewechselt ist - dann hat der Typ vermutlich ein Problem, dass er nicht allein sein kann, oder seinem Gegenüber aufrichtig auch unangenehmes sagen kann. Ich vermute, sein Selbstwertgefühl ist nicht das Beste. Letztlich gilt hier aber: es ist nicht mehr Dein Problem.Du kannst allein sein. Du kannst alleine glücklich sein. Das hast Du Dir schon bewiesen, und das ist sehr viel wert. Du musst nicht von einer BEziehung in die nächste hüpfen und dort etwas nachjagen, weil Du Dir selbst genug sein kannst.
Besinn Dich auf Deine Stärken.

06.03.2019 11:49 • x 1 #2


A


Endlich muss ein Schlussstrich her

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M
Ich weiß das alles und trotzdem schaffe ich es einfach nicht ihn loszulassen. Die Vorstellung, dass er wirklich einer anderen verspricht sie für den Rest ihres Lebens zu lieben, bringt mich um den Verstand.
Und trotz allem lässt mich das Gefühl nicht los verloren zu haben, er ist glücklich und denkt nicht einmal mehr an mich. Und ich muss immer noch jeden Tag kämpfen

06.03.2019 12:51 • #3


W
Zitat von Maike88:
er ist glücklich und denkt nicht einmal mehr an mich

Ja, er denkt vermutlich wirklich nicht an Dich.
Weil er sich direkt kopfüber in die nächste Beziehung gestürzt hat. Das ist in sofern bequem, als dass man sich nicht mit dem eigenen Anteil des Scheiterns der Beziehung auseinandersetzen muss. Man kann sich direkt mit was neuem beschäftigen, ohne die Vergangenheit zu beleuchten und evtl was draus zu lernen.
Für Dich mag er glücklich aussehen. Ich tippe darauf, dass er vor sich selbst weg läuft. Nicht den Mut hat, über eigene Fehler nachzudenken. Und diese daher immer wieder machen wird.


Zitat von Maike88:
dass er wirklich einer anderen verspricht sie für den Rest ihres Lebens zu lieben

Naja. Ich bin geschieden. Mein Freund ist geschieden. (nicht voneinander ) Meine Mutter läßt sich gerade das zweite Mal scheiden. Ich glaube, in Deiner Situation solltest Du dieses Ehe-Versprechen als ein Stück Papier betrachten. Es sagt nichts darüber aus, ob das tatsächlich bis zum Tod hält. Es sagt nichts darüber aus, dass man miteinander glücklich wird.
Wenn man dauerhaft glücklich werden möchte ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, zu sich selbst z stehen. Eigene Fehler zu erkennen, anzunehmen und an sich zu arbeiten. Erst danach kann man an einer Beziehung arbeiten. Er arbeitet nicht an sich. Er erkennt seine Muster im Verhalten nicht. Er flüchtet vor der Verantwortung, sich auseinandersetzen zu müssen.

Zitat von Maike88:
lässt mich das Gefühl nicht los verloren zu haben

Ich versteh Dich.
Versuch mal, ob Du richtig wütend auf diesen A* sein kannst. Dafür, dass er Dich verarscht hat. Dafür, dass er Dich schon zu Beginn verarscht hat, weil er da noch mit seiner Ex zusammen war. Dafür, dass Du wegen ihm so lange trauerst und Dich schlecht fühlst.
Kannst Du das?

06.03.2019 13:01 • x 1 #4


M
Danke, deine Nachrichten helfen echt. Ich muss ihn wirklich aus meinem Leben streichen. Aktuell lasse ich mir immer noch mein Leben von ihm diktieren.

Aber leider ist es grad für mich viel einfacher in die Vergangenheit zu gucken als nach vorne.

Ich weiß wirklich nicht, wie ich das schaffen soll

06.03.2019 18:50 • x 1 #5


DieSeherin
weißt du, was ich mir für dich wünsche? dass du nach dem ersten schock über das, was dir die ex erzählt hat, so richtig stinksauer wirst! aber so richtig richtig!

in die vergangenheit zu schauen, mag in maßen gut für die verarbeitung sein, aber dann straffst du bitte deine schultern, erinnerst dich an dieses gefühl hey, mir geht es mittlerweile echt gut! und schaust genau in diese richtung!

06.03.2019 18:58 • x 1 #6


W
Zitat von DieSeherin:
weißt du, was ich mir für dich wünsche? dass du nach dem ersten schock über das, was dir die ex erzählt hat, so richtig stinksauer wirst! aber so richtig richtig!


Denn Du hast allen Grund dazu!

06.03.2019 19:07 • x 1 #7


V
Zitat:
Wie kann er, 1 1/2 Jahre nachdem er mir erzählt hat, dass ich die Frau fürs Leben bin, eine andere heiraten? Wie soll ich nun damit umgehen, dass er einer anderen die Liebe fürs Leben schwört? Wieso schafft er es mit ihr und nicht mit mir?


Ääääähhhhmmmm .... schon mal darüber nachgedacht, dass Heiraten auch andere Gründe als Liebe haben kann?

Nur mal so als Beispiel:
Vielleicht ist das nur der klägliche Versuch eines unsicher-abhängigen Menschen, das Objekt seiner Begierde noch stärker an sich zu binden, um etwa dauerhaft versorgt zu sein. - Nicht umsonst wird jede dritte Ehe wieder geschieden (inklusive meiner).

Als ich mich nach der Trennung mal ernsthaft und vorbehaltlos gefragt habe, warum ich geheiratet habe, kam eine rational-egozentrische Liste von Gründen dabei heraus. War keine besonders schöne Erkenntnis, aber eine heilsame ...

06.03.2019 19:23 • x 1 #8


K
Ich gehe mal kurz in die Chronologie des Geschehens:
Zitat:
Auf dem Rückweg war er dann irgendwie schon ganz anders und sehr distanziert.

Du kannst mit großer Gewissheit davon ausgehen, dass zu dem Zeitpunkt die andere Frau in seinen Gedanken schon eine wesentliche Rolle gespielt hat.
Zitat:
Ein paar Tage später kam mein Vater ins Krankenhaus und ich bin zurück zu meinem Freund gefahren. Und dann kam der große Schlag: er sagte mir, er sei mit allem unzufrieden und auch nicht mehr sicher, was seine Gefühle für mich angehe.

Da war er sogar ehrlich, denn durch die Gefühle zu der anderen Frau war alles, was mit dir zu tun hat, in den Hintergrund gerückt. Die Neue fühlte sich besser an. Denn zu Beginn der Verliebtheit erlebt man ja wundersame Dinge. Man wird unglaublich wertgeschätzt und verglichen damit war eure Beziehung blass. Das ist normal, das ist immer so, wenn man sich neu verlieben will. Und das wollte er offensichtlich.
Zitat:
Ich war total geschockt und habe versucht ihn davon zu überzeugen, dass das nur ne Phase ist und einfach ganz normal ist, dass die Gefühle mal weniger werden. Naja, ich bin dann wieder zu meinen Eltern und die nächsten Tage waren echt schlimm, mein Vater wäre fast gestorben und ich stand total neben mir. Sonntags dann das Gespräch, wo er sagte, dass er keine Zukunft mehr sehe. Ich hab ihn auch gefragt, ob es eine andere gebe und er hat das aber verneint.

Nun, das war wohl unwahr. Aber nicht ungewöhnlich. Interessanterweise meinen viele, es wäre für den Verlassenen einfacher, wenn keine neue Liebe im Spiel ist. Das sehe ich anders.
Zitat:
Ich war total am Ende, konnte nicht essen, nicht schlafen, gar nichts.

Das ist zwar sehr traurig, aber leider bei solchen plötzlichen Trennungen die Normalität. Allerdings nur für eine sehr begrenzte Zeit.
Zitat:
und sah dann sein Profilbild: ein Urlaubsfoto mit seiner neuen. Auch das hat mich total fertig gemacht.

Das war der Zeitpunkt, um innerlich eine Wende anzustreben. Denn sein Lügengebäude war offen, man konnte hinein schauen. Und was du da gesehen hast, gab so viel Klarheit, dass der Blick nach vorne gehen konnte.
Zitat:
Ich habe in den letzten 1 1/2 Jahren echt gelitten, aber habe mir wieder was aufgebaut, ich habe einen neuen Job, werde promovieren, mache Sport und bin vor 3 Wochen in eine neue Wohnung gezogen. Ich mache auch eine Therapie, weil ich solche Ängste vor dem Alleinsein entwickelt habe.

Klasse. Alles richtig gemacht.
Zitat:
Letztes Wochenende war ich auch das erste mal so richtig zufrieden mit allem, obwohl ich Single bin und alle Freunde vergeben sind.

Noch besser. Und das ist der Stand, aus dem du vor wenigen Tagen warst und zu dem du nun zurückkehren musst. Auch wenn es schwer fällt, das ist deine Aufgabe. Es ist eine Herausforderung, aber sie ist zu schaffen, denn es geht nur um wenige Tage und wenige Informationen, die nichts, aber auch gar nichts mehr mit dir zu tun haben.
Zitat:
Ich bin in ein totales Loch gefallen. Wie kann er, 1 1/2 Jahre nachdem er mir erzählt hat, dass ich die Frau fürs Leben bin, eine andere heiraten? Wie soll ich nun damit umgehen, dass er einer anderen die Liebe fürs Leben schwört? Wieso schafft er es mit ihr und nicht mit mir?

Woher weißt du das? Er heiratet sie vielleicht, weil sie das will? Oder warum auch immer. Ein Trauschein ist ohne jede Auswirkung auf die Dauer der Beziehung.
Zitat:
Ich weiß, ich müsste ihn hassen, da er mich betrogen hat und ich müsste sie bemitleiden, da er sich bestimmt nicht ändern wird, doch im Moment bin ich nur noch verzweifelt.

Du musst ihn natürlich nicht hassen, denn das würde dich ja noch mehr an ihn binden. Es geht ja gerade darum, die Bindungen aufzuheben. Auf diesem Weg hattest du schon ein gehöriges Stück geschafft, aber seit den jüngsten Ereignissen ist die Bindung an ihn wieder eklatant. Aber wütend kannst du sein, das kann helfen. So richtig sauer.
Zitat:
Ich habe Angst alleine in meiner Wohnung zu sein, ich habe Angst raus zu gehen und ihn zu treffen, ich kann nicht essen, nicht schlafen. Meine Freunde und meine Eltern kümmern sich auch alle um mich, aber am Ende muss ich das endlich abhaken, aber ich weiß nicht, wie.

Du stellst da zwei Extreme gegeneinander. Einerseits ein geradezu pathologisches Angstverhalten bis hin zu Schlafstörungen andererseits der lapidare Wunsch, das abzuhaken Die Wahrheit liegt mitten dazwischen.
Du kannst ihn nicht abhaken, aber du kannst VERARBEITEN, was die neuen Informationen mit dir gemacht haben. Es ist nicht schlimm, dass dich das so getroffen hat, es gehört zu deinem Wesen, dich so davon treffen zu lassen. Aber du musst da ja nicht stehen bleiben. Du kannst das, was da geschehen ist bejahen. Du kannst sagen: Ja, das ist so, dass er glaubt, mit einer anderen Frau glücklicher werden zu können als mit mir! er darf das. und du darfst auch ja dazu sagen, ohne dich aufzugeben.
Du hast zwar ihn nicht mehr an deiner Seite, aber das hast du ja wenn ich das richtig verstehe schon seit 1,5 Jahren nicht mehr. Aber du hast DICH, dein Leben, deine Ziele, deine Leistungsfähigkeit. Du hast deine Bewältigungsfähigkeit und du hast sogar einen professionellen Helfer in der Therapie.
Du hast also alles, was du brauchst, um den Mann, der dir so viel Kummer bereitet hast, zurück zu lassen. Genau genommen hast du dir diesen Kummer übrigens selber bereitet, er hatte das nur ausgelöst. Und weil du das selber getan hattest, kannst du auch selber damit aufhören. Und das nicht im nächsten Monat, sondern vielleicht Morgen? Oder Übermorgen? Jedenfalls in absehbarer Zeit.
Mach dich auf den Weg und schau in die Richtung, wo deine Zukunft liegt. Mit einem nach hinten gedrehten Kopf kann niemand geradeaus laufen.

06.03.2019 21:09 • x 5 #9


C
Hallo Maike88,

von mir mein aufrichtiges Mitgefühl für deine Situation. Das was du momentan fühlst, kann ich vollkommen nachvollziehen. Aber das ist genau der Prozess, den du jetzt durchlaufen musst, um das Geschehene zu verarbeiten. Sei nachsichtig und geduldig mit dir, erlaube dir zu trauen. Nimm deine Emotionen an und lass sie raus, aber wehre dich nicht dagegen. Das schlimmste hast du schon längst hinter dir gelassen.

Meine Ex-Beziehung ist mittlerweile auch schon über ein Jahr her und ich habe bis hier hin so vieles in meinem Leben geändert. Auch wenn ich hin und wieder kleine Rückschritte machen musste, geht es trotzdem immer wieder vorwärts. Nimm dir alle Zeit der Welt. Du bist niemanden etwas schuldig. Vertrau auf dich!

@KPeter: dein Beitrag ist wirklich klasse !

06.03.2019 21:55 • #10


M
Zitat von Camouflage_net:
@kpeter: dein Beitrag ist wirklich klasse !

Das finde ich auch, es ist total toll, wie viel Verständnis man hier kriegt, aber auch, dass Leute von außen die Situation betrachten.

Zitat von KPeter:
Du kannst mit großer Gewissheit davon ausgehen, dass zu dem Zeitpunkt die andere Frau in seinen Gedanken schon eine wesentliche Rolle gespielt hat

Ja, das habe ich lange nicht wahr haben wollen, weil ich wohl auch das Bild von der letzten schönen gemeinsamen Zeit nicht zerstören wollte, aber jetzt muss ich lernen das zu akzeptieren. Es passt leider gar nicht zu dem Bild, das ich von ihm hatte und dem, was er mir vorgespielt hat.

Zitat von KPeter:
Nun, das war wohl unwahr. Aber nicht ungewöhnlich. Interessanterweise meinen viele, es wäre für den Verlassenen einfacher, wenn keine neue Liebe im Spiel ist. Das sehe ich anders.

Ich auch, ich habe so viele Fragen an ihn gehabt und es nicht verstanden, das wäre zumindest eine Erklärung gewesen.

Zitat von KPeter:
Du musst ihn natürlich nicht hassen, denn das würde dich ja noch mehr an ihn binden. Es geht ja gerade darum, die Bindungen aufzuheben. Auf diesem Weg hattest du schon ein gehöriges Stück geschafft, aber seit den jüngsten Ereignissen ist die Bindung an ihn wieder eklatant. Aber wütend kannst du sein, das kann helfen. So richtig sauer.



Selbst das wütend sein schaffe ich grad nicht: ich liege hier wieder seit 2 Uhr wach und grübele drüber nach, was ich falsch gemacht hab.
Wenn ich mich anders verhalten hätte, ihn mehr zu würdigen gewusst hätte und mir mehr Zeit für ihn genommen hätte, dann wären wir jetzt verheiratet. Ich habe ihn wirklich manchmal abgewiesen und hatte zeitweise den Kopf für ihn nicht frei. Aber das ist doch in ner Beziehung phasenweise auch normal. Und er hat nie was gesagt, außer einmal zwischendurch ein: es wäre schön, wenn wir wieder mehr ausgehen würden was wir danach auch gemacht haben.
Ich weiß auch selbst, dass ich am Ende nicht mehr 100% ig glücklich war, trotzdem habe ich jetzt das Gefühl meine große Liebe verloren zu haben. Treffe ich jemals wieder jemanden, der so für mich da ist? Jemanden, der so romantisch ist und mich so vergöttert?
Diese Gedanken sind so bescheuert, aber ich habe ein so verklärtes Bild von ihm entwickelt und davon komme ich grad kaum los.
Zitat von KPeter:
Mach dich auf den Weg und schau in die Richtung, wo deine Zukunft liegt. Mit einem nach hinten gedrehten Kopf kann niemand geradeaus laufen.


Ja, ich weiß, dass ich genau das machen muss, aber das fällt mir so schwer. Ich habe scheinbar die letzten 1,5 Jahre immer noch nicht wirklich realisiert, dass das aus ist. Ich habe mich direkt darein gestürzt jemand neuen zu finden, habe mit meiner Angst vor dem Alleinsein gerungen, aber die Vergangenheit hab ich immer noch nicht losgelassen.

Falls irgendjemand von euch durch dieses mitten in der Nacht-Gefühlschaos durchblicken sollte: Respekt

07.03.2019 05:57 • #11


K
Zitat von Maike88:
Die Vorstellung, dass er wirklich einer anderen verspricht sie für den Rest ihres Lebens zu lieben, bringt mich um den Verstand.


Die Vorstellung bringt mich ebenfalls um den Verstand .
Und zwar aus Mitleid , weil sich seine jetzige Freundin die Zukunft ruiniert hat im offensichtlichen Unwissen was sie sich Mittel- langfristig mit ihm eingebrockt hat.

07.03.2019 07:30 • x 1 #12


K
Guten Morgen Maike.
Schön, dass du detailliert auf meine Bemerkungen eingehst, dann kann es im Dialog weiter gehen.

Zitat:
Ja, das habe ich lange nicht wahr haben wollen, weil ich wohl auch das Bild von der letzten schönen gemeinsamen Zeit nicht zerstören wollte, aber jetzt muss ich lernen das zu akzeptieren. Es passt leider gar nicht zu dem Bild, das ich von ihm hatte und dem, was er mir vorgespielt hat.

Es ist nicht wichtig, was er dir tatsächlich vorgespielt hat, denn auch das muss nicht bösartig gewesen sein. Eine Zeit lang das ist zu Beginn der Beziehungen fast immer so wollte er gern so sein, wie du es dir wünschst. Und daraus, wie du ihn dabei gesehen hast, ist ein Bild entstanden, das du möglichst lange bewahren wolltest. Dieses Bild geistert immer noch in deinem Herzen herum, hat aber nichts mit der Realität zu tun. Und mittlerweile glaube ich, dass du es auch als Projektionsfläche für all die wunderbaren Dinge benutzt, die man in der romantischen Vorstellung von Liebe erwartet.

Zitat:
Ich auch, ich habe so viele Fragen an ihn gehabt und es nicht verstanden, das wäre zumindest eine Erklärung gewesen.

Ja, aber eine Erklärung, die ihm SCHULD gegeben hätte. Wer fremd geht und ausbricht, ist Schuld. Wer eine Beziehung einfach nur beendet, fügt sich dem Umstand, dass die Liebe gegangen ist. Vor diesem Hintergrund verschweigen viele, die eine Beziehung beenden, dass ein neuer Partner im Spiel ist.

Zitat:
Selbst das wütend sein schaffe ich grad nicht: ich liege hier wieder seit 2 Uhr wach und grübele drüber nach, was ich falsch gemacht hab.

Das ist normal aber nur in den ersten 2-4 Wochen nach einer Trennung. Nach so langer Zeit halte ich das wirklich für bedenklich. Du versuchst geradezu verzweifelt, DIR die SCHULD für die Trennung zu geben. Bei Trennungen hilft aber die Anwendung des Begriffes SCHULD überhaupt nicht. Es ist sinnvoll festzustellen, dass man selber zu den Ursachen beigetragen hat. Aber das sollte ein Teil des Abschließens sein und nicht ein Start in eine Orgie von Hätte-Sätzen:

Zitat:
Wenn ich mich anders verhalten hätte, ihn mehr zu würdigen gewusst hätte und mir mehr Zeit für ihn genommen hätte,

Hätte-Sätze sind eine Katastrophe im Zusammenhang mit Trennungen. Sie lassen völlig außer Acht, dass der Anteil der für dich unsichtbaren Gründe bei 80-90% liegt. Und all dieses Unsichtbare versuchst du auf deine Schultern zu legen, du willst dir selber vormachen, dass DU das alles hättest ändern können. Solche Hätte-Orgien finden ausschließlich in der Vergangenheit statt, das Leben ist aber in der Gegenwart und die Gestaltungsmöglichkeiten in der Zukunft. Klug ist es dagegen, aus dem, was du an eigenen Anteilen entdeckt hast, Lehren für die nächste Beziehung zu ziehen. Aber auch das in Maßen, denn jeder Partner ist anders.

Zitat:
dann wären wir jetzt verheiratet.

Erstens ist das reine Spekulation. Und zweitens: Was wäre daran erstrebenswert, jetzt mit einem Mann verheiratet zu sein, der nicht ernsthaft versucht, die bestehende Beziehung zu verbessern, sondern stattdessen sich eine neue Liebespartnerin sucht? Glaubst du wirklich, ein Stück Papier hält ihn davon ab?

Zitat:
Ich habe ihn wirklich manchmal abgewiesen und hatte zeitweise den Kopf für ihn nicht frei. Aber das ist doch in ner Beziehung phasenweise auch normal. Und er hat nie was gesagt, außer einmal zwischendurch ein: es wäre schön, wenn wir wieder mehr ausgehen würden was wir danach auch gemacht haben.

Was lernen wir daraus: Ihr habt die Kommunikationseben nicht gefunden, die notwendig war, um eure Beziehung auf den richtigen Weg zu bringen und zu halten. Das beginnt normalerweise direkt nach der Verliebtheit also nach 4-8 Monaten und zieht sich dann bestenfalls durch die ganze Lebensbeziehung. Permanent und immer wieder mit neuen Ideen. Dazu braucht man eine Kommunikationsebene, auf der sich niemand angegriffen fühlt und auch niemand angegriffen wird. Wenn das von Anfang an nicht gelingt, schlingert eine solche Beziehung durch die ersten zwei Jahre. Jeder wünscht sich irgendetwas anders, aber man kann es nicht kommunizieren. Und dann kommt man an die Sollbruchstelle. Gerade nach dieser Zeitspanne werden die meisten Beziehungen aufgegeben, weil man gar nicht erst den richtigen Modus gefunden hat.

Zitat:
Ich weiß auch selbst, dass ich am Ende nicht mehr 100% ig glücklich war, trotzdem habe ich jetzt das Gefühl meine große Liebe verloren zu haben. Treffe ich jemals wieder jemanden, der so für mich da ist? Jemanden, der so romantisch ist und mich so vergöttert?

Jemanden zu finden, der dich nach zwei Jahren betrügt und wegen einer anderen verlässt, scheint mir gar nicht so attraktiv. Der Mann war nicht der Heilige, für den du ihn hältst. Und zu Beginn sind alle Beziehungen wunderbar.

Zitat:
Diese Gedanken sind so bescheuert, aber ich habe ein so verklärtes Bild von ihm entwickelt und davon komme ich grad kaum los.

Genau. Darum gebe ich dir noch mal eine Metapher an die Hand. Stell dir bitte die Zeit mit deinem Exfreund als ein großes farbiges Bild vor. Du kennst es noch nicht ganz, darum spricht nichts dagegen, es dir immer mal wieder anzuschauen. Und wenn du genau hinschaust, siehst du etliche trübe Stellen in dem Bild, es können sogar mehr und mehr davon werden. Und jetzt das Entscheidende: Das Bild ist hinter einer Glasscheibe. Man kann nicht mehr darauf malen. Man kann die trüben Stellen nicht nachzeichnen. Mit deinen vielen Hätte-Sätzen versuchst du aber genau das. Und weil das nun mal nicht geht, kannst du auch getrost mal Pause machen beim Bilderbetrachten. Das Bild bleibt ja. Du kannst es immer wieder anschauen, musst das aber nicht. Und aus den trüben Stellen kannst du Lehren für weitere Beziehungen ziehen.

Irgendwann wirst du das Bild in den Keller bringen und einpacken. Es ist nicht weg, es ist immer noch irgendwo da. Die alte Beziehung ist nicht weg, sie ist Teil deiner persönlichen Geschichte. Aber mehr nicht. Du kannst sie jederzeit anschauen, aber sie spielt für die Gegenwart und Zukunft keine wichtige Rolle mehr.

Zitat:
Ja, ich weiß, dass ich genau das machen muss, aber das fällt mir so schwer. Ich habe scheinbar die letzten 1,5 Jahre immer noch nicht wirklich realisiert, dass das aus ist. Ich habe mich direkt darein gestürzt jemand neuen zu finden, habe mit meiner Angst vor dem Alleinsein gerungen, aber die Vergangenheit hab ich immer noch nicht losgelassen.

Das ist nicht zu übersehen und ich wiederhole, dass das eine ungesund lange Zeitspanne ist. Es mag darum sein, dass auch die Akzeptanz und das Verarbeiten dessen, was da geschehen ist, jetzt länger dauert als im Normalfall. Das weiß ich aber nicht. Du wirst es heraus finden, wenn du endlich mal ernsthaft damit beginnst.

Zitat:
Falls irgendjemand von euch durch dieses mitten in der Nacht-Gefühlschaos durchblicken sollte: Respekt

Das fand ich jetzt gar nicht mal so schwierig.

07.03.2019 09:06 • x 2 #13


W
Zitat von KPeter:
Wer fremd geht und ausbricht, ist Schuld.

Insbesondere, wenn er vorher nicht in einen ernsthaften Dialog geht. Was ihn/sie stört. Was er/sie braucht, um glücklich zu sein. Beziehung ist gaaanz viel Kommunikation. Er hat Dir nicht diese Chance gegeben.
Und da rede ich nicht darüber, dass man hier und da mal sagt, laß uns wieder mehr ausgehen -das ist normale alltags-Kommunikation und packt eine Unzufriedenheit nie an der Wurzel.

@kpeter: Wirklich toller Beitrag, danke

07.03.2019 11:56 • x 1 #14


D
Hallo Maike

ich bin auch vor kurzem verlassen worden und es nagt noch massiv an mir.
Die schlimmsten Momente sind die, in denen man sich in den Gedankenstrudel verfängt: hätte ich anders gehandelt, hätte ich anders reagiert in bestimmten Situationen, dann wären wir noch zusammen, dann hätte er mich nicht verlassen.
Mir hat hier im Forum am allermeisten ein Tipp auf Youtube weitergeholfen. Hier gibt es einen Iraner namens mehran dadbeh (sein Kanal heisst Break Up Cures You).
Falls Du englisch kannst, so schau Dir einmal ein paar Videos von ihm an. Er geht sehr analytisch von der psychologischen Seite an die Sache ran und gibt wirklich wertvolle Tipps. Es hat mir sehr geholfen!

Alles Gute für dich!
Drealine

07.03.2019 12:34 • #15


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