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Entfremdung in der Beziehung - Rückzug eines Vaters

E
Liebes Forum,

Ich bin in der Not und wünsche mir wertvolle Tips und Anregungen. Der Eingangspost wird länger. ich muss natürlich erstmal erzählen, was los war und ist.

Mein Partner und ich waren jetzt reichlich 8 Jahre zusammen. Wir hatten uns damals in einer online Partnerbörse kennen und lieben gelernt. Wir waren uns sehr ähnlich. Es war sehr schnell dieses wahnsinnig tiefe Verliebtsein da, dieses tiefe Vertrauen in diesen Menschen. Unsere Liebe begann sehr unbeschwert. wir hatten sehr viele Gemeinsamkeiten, haben intensiv gelebt und vieles erlebt, es war alles unbekümmert und unbeschwert. Es war dieses tiefe Urvertrauen da und ich hatte sehr schnell das Gefühl, angekommen zu sein und mit diesem Menschen mein Leben zu leben. Da waren von meiner Seite nie Zweifel. Nach den ersten Monaten und dem ersten Verliebtsein lernte ich natürlich auch andere Seiten kennen, mit denen ich jedoch lernte, umzugehen. Er war - anders als in meiner vorherigen Langzeitbeziehung - ein sehr freiheitsliebender Mensch. Seine vorherige Beziehung war eine langjährige Fernbeziehung. Er hatte sich in dieser Zeit einen großen Freundeskreis aufgebaut und konnte aufgrund der Fernbeziehung diesen auch intensiv pflegen. Das war ihm auch weiterhin sehr wichtig. Das war für mich zwar erstmal ungewohnt aber ich habe ihm jederzeit vertraut und ihm diesen Freiraum gewährt. Das Zusammenleben im Alltag - ich bin recht schnell zu ihm gezogen, hatte aber immer noch meine Einliegerwohnung bei meiner Mama als Backup - gestaltete sich auch etwas holprig, aber das wunderte mich nach jahrelangem Alleineleben in der Fernbeziehung nicht.

Nach ein paar Monaten traten erste Probleme mit meinen Schwiegereltern ans Licht. Die waren zwar nach außen hin super nett, jedoch stimmten da einige Dinge für mich nicht. Der Vater hat zu Wendezeiten ein Autohaus aufgebaut und ist damit zu Wohlstand gelangt. Die Eltern meines Freundes waren sehr jung, der Vater verließ Mutter und Sohn, als das Kind im gleichen Alter war, wie unseres jetzt, wohl auch, weil er mit der Familiensituation nicht klar kam. In der Zeit danach baute er das Autohaus auf, hatte eine neue Frau und Kind, keinen Kontakt zu seinem ersten Sohn, meinem Freund. Der lebte erst mit seiner Mutter allein, dann später mit Ziehvater (Choleriker, Alk., aber wohl liebevoller Vater). Als mein Freund etwa 17/18 war, bekam er wieder Kontakt mit seinem Vater. ein paar Jahre später kamen seine Eltern wieder zusammen und sind es noch heute. Sie leben in Wohlstand, Außenwirkung, materielle Dinge, Prestige werden dort als Ideale hochgehalten. Ich bemerkte oft in den letzten Jahren, dass mein Freund bei seinen Eltern ein anderer Mensch war, ich hatte das Gefühl, er kämpft dort immer noch um Liebe und Anerkennung, möchte seinen Eltern gefallen, kämpft um Liebe, lässt sich lenken. Jahrelang stand da ganz viel Druck im Raum. Er hat Lehramt studiert und ist leidenschaftlicher Lehrer. Seine Eltern wünschten sich, dass er die Nachfolge im Autohaus antritt. Er konnte dem Druck kaum standhalten und ich sah einen Menschen in der Not, der Angst hatte, er selbst zu sein. Ich unterstützte ihn, dem nachzugehen, was sein Herz sagt. Er hat es jedoch nie klar geschafft, seinen Eltern zu kommunizieren, was er selbst möchte. Er hat sie hingehalten, gewartet, dass die Zeit für ihn arbeitet, hat versucht dem Druck auszuweichen. Und er Druck wurde größer. Meine Schwiegereltern spürten, dass ich ihn ermutigte, seiner Leidenschaft nachzugehen und schließlich entlud sich der Konflikt in die Richtung, dass die Schuld auf mir abgeladen wurde und das Verhältnis zu den Schwiegereltern kippte. Man gab mir zu verstehen, dass ich nicht richtig zur Familie gehöre, dass meine Ansichten nicht respektiert werden, dass ich unbequem bin, dass ich mich nicht in Familienangelegenheiten einmischen solle. Mein Freund geriet zwischen die Fronten, es begann unsere Beziehung massiv zu belasten. Ich wusste keinen Ausweg, wollte eigentlich die Probleme mit seinen Eltern klären aber er wollte nicht, verbot es mir gar. Aus Angst, dass noch mehr kaputt geht und mit der Aussage, dass seine Mutter sich nie entschuldigen würde oder einsichtig wäre und im Streit wies er mir auch sehr viel Schuld zu, konnte sich nie wirklich zu mir positionieren vor seinen Eltern.

Zeit ging ins Land, wir waren dennoch sehr glücklich, meisterten viele Herausforderungen Hand in Hand. Ich unterstützte ihn beim Referendariat, beim Staatsexamen, sah wie glücklich er als junger Lehrer seinen Weg ging - sehr erfolgreich. Ich schloss mein Studium ab, bewarb mich eine ganze Weile in meiner Branche, bekam auch nach 1 Jahr einen befristeten Job. Der lief super aber ich merkte, dass mein Studium und die Branche für mich aus vielen Gründen keine Zukunft hat. Gemeinsam träumten wir von einer kleinen Familie mit 2 Kindern und ich wurde schwanger, perfekt getimt gegen Ende meines befristeten Arbeitsvertrages. Die Schwangerschaft war schwierig - ich musste wegen vorzeitiger Wehen 1 Monat ins Krankenhaus und danach zu Hause viel liegen. Wir hielten zusammen und unterstützten uns gegenseitig. Vom Bett aus suchte ich für uns eine schöne neue Wohnung - 35km entfernt von der, in der wir bisher lebten (seine Junggesellenbude auf dem Grundstück seiner Eltern im Autohaus). Wir wollten in Zukunft mein kleines Familienhaus ausserhalb der Großstadt von meiner Mama übernehmen und sanieren. ein kleiner Traum im Grünen. Ich freute mich auf meinen eigenen Garten, er träumte von seiner Schrauberwerktstatt in der Scheune und einer kleinen Miniatureisenbahn im Garten. Unsere Wohnung wählten wir daher nur 3km von diesem Häuschen entfernt, um von dort aus alles angehen zu können. Wir waren glücklich. Trotzdem fiel mir schon ab der Geburt unseres Sohnes auf, dass er große Schwierigkeiten hat, sich in die Vaterrolle und Familiensituation einzufinden. Er konnte mich wenig unterstützen, fand irgendwie nicht richtig Zugang.

Wir waren umgezogen. Die Monate meiner Elternzeit gingen ins Land. Viele Dinge hatten sich verändert und nicht zum Positiven. Ich hatte das Gefühl, er kam nicht gerne nach Hause. Er war sehr lange arbeiten, ganz oft nochmal in Dresden in seiner Junggesellenbude Mopeds schrauben, oft mit Freunden unterwegs. Ich schimpfte am Anfang oft und viel, fühlte mich alleingelassen. Wir stritten wegen der üblichen Dinge, die junge Eltern oft ereilen: Der eine ist zuhause alleine, der andere sieht seine Arbeit außerhalb als anstrengender an und denkt, der in Elternzeit zu Hause sitzende könne ja nicht noch Unterstützung im Haushalt erwarten. Jeder sah nur seinen Zuständigkeitsbereich. Frust begann sich breit zu machen. Ich hört irgendwann auf, ständig zu meckern, weil das zu nix führte. Das Zerwürfnis mit meinen Schwiegereltern wurde schlimmer. Sie gaben mir das Gefühl, ich würde mit dem Kind alles falsch machen. Unsere Einstellungen und Ansichten sind/waren da absolut kontra - ich erziehe sehr bindungs- und bedürfnisorientiert, meine Schwiegereltern sehr streng und hart, wenig liebevoll. die gute alte Schule mit der Angst vorm verwöhnten Kind. Ich wurde kritisiert, bekam sehr verletzende Spitzen. Das führt dann dazu, dass ich nicht mehr gerne hinging. Nur noch 5-6 Mal im Jahr zu besonderen Anlässen, mein Kind versuchte ich zu beschützen vor diesen Menschen, es ging mir tagelang vorher nicht gut wenn ein Besuch wieder anstand. Meinen Freund belastete das natürlich massiv. Er litt darunter, es war ja seine Familie, und er saß zwischen den Stühlen. Dieser Konflikt schwebte zwischen uns.

Nach meiner Elternzeit veränderte ich mich beruflich. Eigentlich wollte ich auf Lehramt umschulen, die Möglichkeit war da jedoch noch nicht gegeben. Da mir die Arbeit mit Kindern gut tat und mich erfüllte, begann ich als Tagesmutter zu arbeiten. In unserer Wohnung tagsüber, das ging nicht anders. So wirklich zufrieden war mein Freund damit nicht. Er hat sich ein Stück weit in seiner Lebensqualität eingeschränkt gefühlt, empfand die Arbeit als nicht geeignet für jemanden, der studiert hat (da seh ich aber klar auch den Einfluß der Schwiegereltern). Es gab Streit um Geld, er hat Karriere gemacht und wir haben bis zum Schluß getrennt gewirtschaftet. Ich habe von meinem geringeren Gehalt für unseren Sohn und mich alles alleine finanziert, wirtschaftete ohne Rücklagen, er bezahlte zwar 2/3 der Wohnkosten aber konnte nebenbei noch viel Geld ansparen. Ich konnte mich damit arrangieren, weil wir ja das Hausprojekt angehen wollten und da wäre dann der Löwenanteil der Finanzierung auf ihn entfallen - für mich war das also im Sinne unserer Familie.

Unser Alltag wurde immer distanzierter. Er begann eine Schulleiterlaufbahn anzustreben, arbeitete tageweise bei der Schulaufsichtsbehörde, machte Karriere. Er kam sehr spät immer nach Hause (selten vor 22Uhr), kümmerte sich intensivst um Arbeit, Freundeskreis, hielt noch einige Hobbys aufrecht. Ich war zuhause mit unserem Sohn allein, wuppte alleine das Familienleben, den Haushalt, meinen Job. Die Spannungen wurden größer. Im 2. Lebensjahr unseres Sohnes waren wir noch zusammen im Urlaub, im 2. LJ kam eine Hochzeit von Freunden dazwischen und da er Leiber auf die Hochzeit wollte und ich in den Urlaub, der damals schon fix war, fuhr ich alleine in Urlaub. Das Jahr drauf hatte er gar kein Interesse mehr an Familienurlaub. Er flüchtete sich immer mehr. Familienzeit gab es so gut wie nie, am Wochenende lag er bis Mittag/früher Nachmittag im Bett, weil er von der Woche so fertig war. Wir unternahmen selten was als Familie, nie als Paar. Urlaub machte er 1-2 Mal im Jahr ein paar Tage zum Wandern und Gecoachen mit Kumpels. Es kamen zwischendrin immer wieder Monate, in denen er psychosomatische Symptome hatte und antriebslos auf dem Sofa lag und von einem Arzt zum Nächsten rannte, auf der Suche nach organischen Ursachen. Er lag auch spät abends immer sehr lange im Wohnzimmer vor dem Fernseher, kam immer erst ins Bett, wenn ich schon seit 2-3 Stunden schlief. Er hatte keine Bindung zu seinem Kind, der Kleine ist absolut auf mich fixiert und ich habe traurigerweise in letzter Zeit auch gar nicht mehr aktiv versucht, meinen Freund als Vater in das Familienleben einzubeziehen und ins Bott zu holen. Bewusst geworden ist mir das auch jetzt erst, ich war halt enttäuscht und bemüht hat er sich um sein Kind auch meist sehr selten und nur, im Beisein anderer Leute. Er hat also in dieser Familie auch kaum noch einen Platz gehabt und das muss ihn massiv verletzt haben. Ich habe halt irgendwann alles an mich gerissen.

Unsere Paarbeziehung hatte auch kaum noch Raum. Gemeinsame Aktivitäten alleine ohne Kind beschränkten sich auf Serien und Filme schauen abends, zusammengenuschelt auf dem Sofa. Ab und zu gingen wir eine Stunde Badminton spielen. S. wurde seltener, zum Schluß über 1 Jahr nicht mehr. er wollte nicht mehr. Küssen nur oberflächlich und kurz. Wir stritten nicht ständig, es war aber alles angespannt. Situationsbedingt haben wir jeweils unserem Ärger Luft gemacht aber traurigerweise kam es nie zu konstruktiven, klären Gesprächen oder Lösungsversuchen. Er entzog sich komplett, schien mir auf der Flucht. Wir haben uns und unsere Bedürfnisse komplett aus den Augen verloren, Probleme schienen unlösbar und standen zwischen uns und vergruben Gefühle der Liebe. Ich habe mich immer mal wieder rückversichert, er beantwortete mein Nachfragen nach Liebe mit Ja, sehen konnte ich das allerdings nicht mehr. Das letzt halbe Jahr wurde wieder etwas besser, wir näherten uns an. Wir sprachen über unser Häuschen und ein zweites Kind, wir wollten uns wieder zusammenraufen und gemeinsam vorwärts gehen, von seiner Seite wurden da auch keine Zweifel geäußert. Und ich dachte, dass uns diese Projekte wieder näher bringen.

Vor einem Monat jedoch kam es zu einer Schlüsselsituation: Ich wollte mich ihm - nach einem tollen gemeinsamen Samstag - körperlich nähern und er wies mich zurück. Ich war am Boden zerstört und suchte das Gespräch. Und in diesem Moment gestand er mir, tief getroffen, dass er sich schon sehr lange, über Jahre, emotional in dieser Beziehung distanziert hatte. Dass die Liebe weg war. Dass er sich leer und ausgebrannt fühlt, dass er nichts mehr geben kann. Dass er sich immer gewünscht hätte, dass es wieder besser wird. Dass er mir jahrelang etwas vorgespielt und für unser Kind versucht hat aufrecht zu erhalten. Ich war am Boden zerstört. Ich für meinen Teil habe ihn immer geliebt, habe immer gedacht, es sieht in ihm aus wie in mir: wir lieben uns, haben gemeinsame Träume und kommen aber aus unserer festgefahrenen Situation nicht raus. Er war mit dieser Situation auch sehr überfordert und erleichtert und schockiert zugleich, dass er sich jetzt offenbart hatte. Wir sprachen dann über unsere Möglichkeiten, ich wollte die Beziehung nicht kampflos hinwerfen, ich wollte uns Hilfe holen, jemand der uns hilft, unsere Probleme, die nun endlich auf dem Tisch liegen, anzugehen. Er räumte sich Bedenkzeit ein, blieb bei uns. Er kam 2 Wochen lang eher nach Hause, war aufmerksam, beteiligte sich am Familienleben. Wir schienen auf dem richtigen Weg. Enge Freunde klinkten sich ein. Wir näherten uns an. Ich bemühte mich in der Zeit, wieder die Partnerin zu sein, die ich mal war. Ich kümmert mich um uns und seine Bedürfnisse. Und an dem Punkt, an dem wir uns wieder nahe kamen, machte der dann einen Cut. Er sagte, er wär kein Typ für Therapien, er sieht auch keinen Sinn dahinter, er fühlt nix mehr, er kann mir nicht mehr das geben, was ich verdiene und brauche und zog aus in seine alte Wohnung.

Ich ließ ihm erstmal Raum. Ich dachte, er bräuchte vielleicht Zeit um runterzukommen und seine Gedanken und Gefühle zu sortieren. Eine Woche später meldete er sich an und wollte noch ein paar Sachen holen. Er nahm alle Klamotten, Schuhe, Kosmetiksachen, persönliche Dinge mit. Ich suchte das Gespräch. Er wirkte sehr abgeklärt, ging in Abwehrhaltung. Ich versuchte an ihn heranzukommen, bat ihn sich jetzt Zeit zu nehmen, sich Gedanken zu machen. Uns nicht abzuhaken und wegzuwerfen. Ich zählte ihm auf, welche Probleme ich nun sehe und brachte ihm Vorschläge, wie wir sie angehen könnten. Auch dass ich der Meinung bin, dass unsere Gefühle aufgrund des jahrelangen Nebeneinanderherlebens und der aufgetauten Konflikte verschüttet sind. Dass wir doch wenigstens nach der räumlichen Trennung schauen könnten, was passiert, wenn wir die größten Probleme lösen, wir uns vielleicht wieder annähern in ein paar Monaten. Aber er sagte, er hätte viel zu viel Respekt vor mir, um mich nicht auf ein Wartegleis zu stellen. Dass da keine Liebe mehr ist. Dass wir beide unser Leben leben sollten und wieder glücklich werden sollten und nach vorne schauen. Endgültig. Ich ließ ihn ziehen.

Noch eine Woche später - vor 3 Tagen - kam er wieder vorbei, um noch mehr Sachen zu holen. Ich wollte die Situation ehrlich gesagt sachlich und abgeklärt meistern und nicht weinen. Vor allem in Hinblick auf sein distanziertes Verhalten und die Aussagen in der Vorwoche. Aber er kam an und war ganz anders. Traurig, niedergeschlagen, in sich gekehrt, nachdenklich. Er trug einen Gegenstand nach dem anderen hier raus. Irgendwann sprachen wir über das Finanzielle und den Umgang mit unserem Kind. Er will hier weiter seinen Mietanteil zahlen, damit wir nicht unser Zuhause verlieren. Er will sein Kind hier nicht rausreißen sondern ihm nur das eine Zuhause lassen. Er will ihn besuchen und mit ihm mal was unternehmen, wenn dann eine Bindung mal da ist. Als er weiterhin schwer atmend und tief bedrückt seine Sachen hier raus trug, konnte ich auch nicht mehr standhaft bleiben. Ich sprach mit ihm. Ich erklärte ihm, was ich sehe. Dass wir uns in der Beziehung nicht mehr wahrgenommen haben, nicht achtsam mit uns umgegangen sind, nicht über unser innerstes gesprochen haben und wie traurig das ist. Und dass ich nach wie vor der Meinung bin, dass Liebe wieder wachsen kann, wenn wir anfangen, die Chance zu nutzen und unsere Probleme zu bearbeiten. Dass wir uns das wert sein sollten. Er hörte tief betroffen zu, ging in sich, es berührte ihn tief. Er sagte, er fühle es nicht, dass wir die Chance dazu noch haben. Ich habe ihm versichert, dass ihm diese Tür noch lange offensten wird, dass ich uns nicht angegeben habe, dass er nicht zu stolz oder beschämt sein soll, mit mir zu sprechen, wenn da noch irgendetwas sein sollte, was hoffen lässt. Dass er sich Zeit nehmen soll, um in sich hinein zu hören. Er meinte, leichter gesagt als getan. . Nun ist er erstmal im Urlaub mit seinen Kumpels, wandern.

Ich habe solchen Liebeskummer, dass es mir schwer fällt, meinen Alltag mit Kind zu bewältigen. Ich kann uns nicht abhaken. Ich kann ihn noch nicht loslassen. Ich habe mir Hilfe bei einer Psychotherapeutin geholt. Und ich kann ganz schwer tatenlos sein. Ich möchte jetzt eigentlich von mir aus versuchen, Probleme zu lösen. Ich weiß, ich kann ihn zu nichts zwingen und er muß es von selbst wollen. Aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass wenn ich mich jetzt auch ganz zurückziehe, wir uns noch mehr verlieren. Ich bin schon über meinen Schatten gesprungen und möchte mich am Wochenende mit meiner Schwiegermutter treffen und endlich unseren Konflikt bearbeiten. Das entlastet mich seelisch genauso wie ihn. Und ich möchte ihn in unser Familienleben aktiv einbeziehen. Er soll eine Bindung zu seinem Kind aufbauen. Ich habe das Gefühl, er ist verletzt und hatte auch gar nicht mehr das Gefühl, in dieser Familie Platz zu haben, gebraucht zu werden und geliebt zu werden. Macht es jetzt Sinn, ihm das zu zeigen? Wie seht ihr die Situation?

05.05.2019 17:41 • #1


K
Tut mir Leid, dass das so gelaufen ist, aber ich glaube nicht, dass du noch etwas retten kannst, ihr habt euch ja schon seit Jahren distanziert.

Zitat von Evelyn82:
Ich bin schon über meinen Schatten gesprungen und möchte mich am Wochenende mit meiner Schwiegermutter treffen und endlich unseren Konflikt bearbeiten.
Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Wenn du jetzt gegen seinen erklärten Willen versuchst, einen Konflikt mit seinen Eltern auszudiskutieren, dann machst du es wahrscheinlich noch schlimmer.

Du zeigst damit, dass du seinen Willen nicht respektierst.

05.05.2019 19:07 • x 1 #2


A


Entfremdung in der Beziehung - Rückzug eines Vaters

x 3


E
Zitat von KGR:
Tut mir Leid, dass das so gelaufen ist, aber ich glaube nicht, dass du noch etwas retten kannst, ihr habt euch ja schon seit Jahren distanziert.


Aber können nicht zwei Menschen mit ein paar Monaten Abstand wieder zusammenwachsen? Ich kann mit der Endgültigkeit nicht umgehen. Ich wünsche mir so sehr, dass wir noch einmal die Chance bekommen. Gibt es hier im Forum auch positive Erfahrungen?

06.05.2019 12:33 • #3


vilrum
Wow, du schreibst so reflektiert, so klar und besonnen. Dass hat enorme Potential. Aber es ist auch schwer zu akzeptieren, dass der andere bereits weiter weg war, als man dachte. Ich kenne dieses Gefühl sehr gut, bei mir waren die Affären meiner Frau in den schwierigen Jahren, die ich mit großen zeitlichen Abstand erst erfahren habe, die meine Augen geöffnet haben. Dein Bild von eurer Beziehung ist eine andere, als seins. Du glaubst noch daran, er nicht mehr. Er hatte es schon aufgegeben.
Ich habe eine Idee für dich. Versuche sein Standpunkt als Wahrheit zu betrachten. Denke um. Eure Beziehung ist tot, und es schon lange. Es ist nicht mehr zu retten. Aber es ist gut möglich, eine neue aufzubauen, die Grundlage wäre noch da. Wenn du so an die Sache herangehst, mit deiner erstaunlichen Klarsicht und (Selbst-)Reflexion, könnte es gelingen.
Mein Bauchgefühl.

06.05.2019 13:48 • #4


E
Zitat von vilrum:
Wow, du schreibst so reflektiert, so klar und besonnen. Dass hat enorme Potential. Aber es ist auch schwer zu akzeptieren, dass der andere bereits weiter weg war, als man dachte. Ich kenne dieses Gefühl sehr gut, bei mir waren die Affären meiner Frau in den schwierigen Jahren, die ich mit großen zeitlichen Abstand erst erfahren habe, die meine Augen geöffnet haben. Dein Bild von eurer Beziehung ist eine andere, als seins. Du glaubst noch daran, er nicht mehr. Er hatte es schon aufgegeben.
Ich habe eine Idee für dich. Versuche sein Standpunkt als Wahrheit zu betrachten. Denke um. Eure Beziehung ist tot, und es schon lange. Es ist nicht mehr zu retten. Aber es ist gut möglich, eine neue aufzubauen, die Grundlage wäre noch da. Wenn du so an die Sache herangehst, mit deiner erstaunlichen Klarsicht und (Selbst-)Reflexion, könnte es gelingen.
Mein Bauchgefühl.


Das sind tollte und berührende Worte.....aber wie setze ich das praktisch um? Ich hatte die Idee, ihn auf der Familienebene langsam mit ins Boot zu holen und schauen, was daraus wächst. Aber eigentlich denk ich auch, wir bräuchten erstmal Zeit...Zeit zum Verarbeiten und Setzenlassen. Ich weiß einfach nicht, wie ich es angehe....

06.05.2019 13:54 • #5


DieSeherin
oh je, lass dich erst mal drücken - liebeskummer ist was ganz grässliches

gerne würde ich dir was aufbauendes zu deiner frage antworten...

Zitat von Evelyn82:
Aber können nicht zwei Menschen mit ein paar Monaten Abstand wieder zusammenwachsen?


... was mir aber bei euch auffällt, dass eure gesamte beziehungsdauer sehr im zeichen der kindheitseinflüsse deines mannes gestanden hat. zwischen den zeilen (was natürlich bei dir auch am rückblick liegen mag) lese ich wahnsinnig viel an rum-psychologisierei heraus. du betonst sehr, dass du ihn immer unterstützt hast. ein wenig kommt es mir vor, als habest du dir viel mehr seinen kopf zerbrochen, als er selber das getan hat!?

kann es sein, dass du ihn mehr zwischen die stühle getrieben hast, als dass du ihm hilfe warts?

(verzeih, wenn das so negativ klingt, so meine ich es gar nicht. oft sieht man aber als partner/in probleme für den anderen, die er vielleicht gar nicht hat)

06.05.2019 15:07 • #6


E
Zitat von DieSeherin:

... was mir aber bei euch auffällt, dass eure gesamte beziehungsdauer sehr im zeichen der kindheitseinflüsse deines mannes gestanden hat. zwischen den zeilen (was natürlich bei dir auch am rückblick liegen mag) lese ich wahnsinnig viel an rum-psychologisierei heraus. du betonst sehr, dass du ihn immer unterstützt hast. ein wenig kommt es mir vor, als habest du dir viel mehr seinen kopf zerbrochen, als er selber das getan hat!?

kann es sein, dass du ihn mehr zwischen die stühle getrieben hast, als dass du ihm hilfe warts?

(verzeih, wenn das so negativ klingt, so meine ich es gar nicht. oft sieht man aber als partner/in probleme für den anderen, die er vielleicht gar nicht hat)


Das ist schwer zu sagen. Natürlich sucht man sich - erst recht, wenn der andere sich zurückzieht, verschließt, nicht redet - Erklärungen für sich selbst. Und die sucht man oft in Zusammenhängen, die man selbst sieht. Die müssen natürlich nicht zwangsläufig der Wahrheit entsprechen.

06.05.2019 15:15 • #7


DieSeherin
Zitat von Evelyn82:
Und die sucht man oft in Zusammenhängen, die man selbst sieht. Die müssen natürlich nicht zwangsläufig der Wahrheit entsprechen.


oft sieht man ja als außenstehender ganz viel und kann das auch vielleicht besser interpretieren, als das der drinsteckende kann. was man aber daraus macht, ist eine irre gratwanderung. ich habe bei meinem exmann auch ganz oft versucht, ihm meine erkenntnisgewinne unterzujubeln... er hat sich das aber meist im ansatz schon verbeten und sich selber in seine themen geschmissen.

bei deinem scheint das nicht so gewesen zu sein... weswegen er wohl so ausgebrannt war/ist. er musste sich ja nicht nur seinen eltern gegenüber positionieren, sondern auch dir gegenüber rechtfertigen, warum er was, warum (nicht) macht!?

an deiner stelle würde ich vielleicht jetzt erst mal wirklich respektieren, was er gesagt hat und tatsächlich ein leben aufbauen, in dem er nicht mehr der mittelpunkt ist. also, mit der trennung umgehen lernen. ob er vielleicht irgendwann die neue frau in dir entdeckt und ihr eine ganz neue chance bekommt... wer weiß. aber ein zurück würde ja für ihn bedeuten, dass er sich zurück begibt in die lebenssituation, die er nicht mehr ertragen hat.

06.05.2019 15:22 • #8


E
Zitat von DieSeherin:

an deiner stelle würde ich vielleicht jetzt erst mal wirklich respektieren, was er gesagt hat und tatsächlich ein leben aufbauen, in dem er nicht mehr der mittelpunkt ist. also, mit der trennung umgehen lernen. ob er vielleicht irgendwann die neue frau in dir entdeckt und ihr eine ganz neue chance bekommt... wer weiß. aber ein zurück würde ja für ihn bedeuten, dass er sich zurück begibt in die lebenssituation, die er nicht mehr ertragen hat.


Weise Worte....

06.05.2019 15:25 • #9


K
Ich lese da jedenfalls raus, dass die Beziehung schon vom Anfang an nicht gut war.

Von dem klärenden Gespräch mit seinen Eltern würde ich jedenfalls abraten, denn das könnte er als Vertrauensbruch empfinden, wenn er wollte, dass du dich nicht bei seinen Eltern einmischt und du es trotzdem tust. Vor allem aber ist die Beziehung aus seiner Sicht endgültig vorbei, es gibt also für ihn nichts mehr zu klären.

06.05.2019 16:38 • x 1 #10


E
Zitat von KGR:
Ich lese da jedenfalls raus, dass die Beziehung schon vom Anfang an nicht gut war.


Oh okay...woran liest du das? Manchmal ist man ja betriebsblind....

07.05.2019 11:21 • #11


E
Ich geb mal ein update: Ich kümmern mich jetzt um regelmäßige, psychotherapeutische Hilfe. Ich habe das Gefühl gerade, dass ich da alleine nicht weiterkomme. Ich falle abends bzw am Wochenende so dermaßen in Löcher, dass ich nur noch Weinkrämpfe habe und es mir schwerfällt, meinen Alltag aufrecht zu erhalten bzw mich um mein Kind kümmern kann. Ich habe dann auch echt böse Gedanken, die mir Angst machen.

Ich zerbrach mir in jeder freien Minute den Kopf, ob wir vielleicht nochmal zueinander finden. Es ist ganz schlimm. Ich hatte ja schonmal Trennnungssituationen - einmal war ich auch die, die gegangen ist - und in allen Fällen haben wir es nach 6-12 Monaten nochmal probiert bzw kam mein Ex dann zurück (gut, beim letzten Mal wollte ich dann aber nicht mehr). Und das sind Dinge, an die sich mein Herz hysterisch klammert.

Ich sehe aber wenigstens, dass ich mein Leben jetzt alleine neu aufstellen muss. Ich überlege, das Tagesmuttergeschäft gegen Jahresende aufzugeben. Es ist ohne Partner, der finanziell mal was abpuffern kann, einfach zu riskant. Wegen dem Geschäft muss ich in der großen, teuren Wohnung bleiben. Ich zahle nur auf den geringen, zu versteuernden Anteil meiner Einnahmen Rentenversicherung....auf Dauer geht das nicht. Nicht ohne Partner, auf den ich mich verlassen kann. Ich wollte ja immer den Seiteneinstieg ins Lehramt, wenn unsere Familienplanung abgeschlossen und die Kinder aus dem gröbsten raus sind. Krümel wird in 2 Wochen 4 und könnte ab Herbst in den Kindergarten. Vielleicht trau ich mich und probier den steinigen Weg allein. Vielleicht hab ich auch Glück, und mein Ex unterstützt mich dabei? Er ist ja Lehrer und arbeitet auf dem Schulamt tageweise....er hatte es mir immer versprochen. Und das wäre das Mindeste, was er jetzt tun könnte, wenn er uns schon so sitzen lässt.

Morgen habe ich den Ex gebeten, abends 2h unser Kind zu betreuen hier zuhause. Ich will zu einem beruflichen Vernetzungstreffen.

07.05.2019 16:01 • #12


DieSeherin
Zitat von Evelyn82:
Und das wäre das Mindeste, was er jetzt tun könnte, wenn er uns schon so sitzen lässt.


und wenn er es nur aus schlechtem gewissen und egoismus tut!

07.05.2019 16:33 • #13


K
Zitat von Evelyn82:
Oh okay...woran liest du das? Manchmal ist man ja betriebsblind....

Sehr freiheitsliebend, Freunde an erster Stelle, gegenüber den Schwiegereltern hat er nicht zu dir gehalten usw...

Freiheitsliebend ist ja nichts schlechtes, so lange es bei beiden gleich ausgeprägt ist, aber wenn du ein Typ mit größerem Nähebedürfnis bist, dann passt es eben nicht.

07.05.2019 16:38 • #14


E
Zitat von KGR:
Sehr freiheitsliebend, Freunde an erster Stelle, gegenüber den Schwiegereltern hat er nicht zu dir gehalten usw...

Freiheitsliebend ist ja nichts schlechtes, so lange es bei beiden gleich ausgeprägt ist, aber wenn du ein Typ mit größerem Nähebedürfnis bist, dann passt es eben nicht.


Also ich kann mit freiheitsliebend sehr gut umgehen. Wenn ich aber auch sehe, dass ich bzw wir als Familie nicht NACH allen anderen angesiedelt sind. Und da kann ich leider gar nicht mehr genau sagen, inwieweit das erst ab dem Zeitpunkt so war, als wir ein Kind hatten. Den Sprung ins Familienleben hat er tatsächlich dann nicht geschafft und ich hab irgendwann tatsächlich alles an mich gerissen und ihn nicht mehr aktiv ins Boot geholt (auch wenn das nicht meine alleinige Aufgabe war).

Das Problem mit den Schwiegereltern war tatsächlich schlimm. Da habe ich erwartet, dass ich es entweder selbst klären darf oder er mal Stellung bezieht. Keiner erwartet, dass jemand mit seinen Eltern bricht. Aber zumindest seine Mutter dezent darauf hinweisen, dass ihr Verhalten nicht geht, habe ich erwartet. Aber es kann natürlich sein, dass sie auch das ausgesprochen hat, was er oft gedacht hat. Sie hat ja oft meine Erziehungsentscheidungen kritisiert. Er ja auch. Ich hab die ja irgendwann auch alleine getroffen, weil ich mit der ganzen Verantwortung auch immer allein war. Aber ich weiß, dass er viele Dinge lieber so gehabt hätte, wie er erzogen wurde.

Ach es ist traurig alles. Heute Abend kommt er her und kümmert sich um sein Kind. Mal schauen, wie er so drauf ist.

08.05.2019 15:55 • #15


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